In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Baum für Baum, Strauch für Strauch entsteht gerade in Berlin-Britz ein urbaner Waldgarten: Ein Ort, wo Menschen und andere Lebewesen zusammenkommen und im Wechsel von Jahreszeiten und Stoffkreisläufen ein vielfältiges, nachhaltiges und mehrschichtiges Habitat erschaffen. Durch die Symbiose der vielen essbaren Pflanzen im Waldgarten entsteht also nicht nur ein wertvoller Ort für biologische Vielfalt, Nahrungsmittelproduktion und Anpassung an den Klimawandel, sondern auch für Begegnung und Bildung.
Für diesen besonderen Ort hat der Kurs „Urbane Waldgärten“ ein Heft erstellt, welches spielerisch und anregend die Funktionen, Vernetzungen und Zusammenhänge des Waldgartens für die Besucher:innen erlebbar macht. Unterteilt in die zentralen Themengebiete des Waldgarten – Klima, Boden, Pflanzen, Tiere und Ernährung – wird Umweltbildung mit kreative Aufgaben, Sinneswahrnehmungen und Rezepten ergänzt.
Während dem Semester haben wir uns in Gruppen theoretisch in die Themenbereiche eingearbeitet, Zusammenhänge visualisiert und sowohl die Gestaltung unserer Seiten als auch die Produktion in die Hand genommen, sodass am Ende ein fertiges Buch präsentiert werden konnte.
Unser Boden ist die wortwörtliche, aber auch tatsächliche Grundlage für fast alles.
Dennoch treten wir ihn Tag für Tag mit Füßen, ohne zu wissen, welche ungeahnten Superkräfte in gesundem Boden schlummern. Im Waldgarten spielt der Boden eine zentrale Rolle für die Gesundheit aller dort lebenden Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Aber auch wir Menschen profitieren massiv von gesundem Boden, wenn die Pflanzen besser wachsen und die Bäume mehr Früchte tragen, ohne mit künstlichen Stoffen gedüngt worden zu sein.
Bodenökosysteme filtrieren, speichern und regulieren Wasser, bieten Lebensraum für Bodenorganismen, stellen Wasser und Nährstoffe für Pflanzen zur Verfügung, können toxische Stoffe abbauen und CO₂ aus der Luft speichern.
Doch alles der Reihe nach.
Welche Funktionen hat denn nun der Boden im Waldgarten genau?
Ein gesunder Boden kann durch seine porenartige Struktur Wasser filtern und speichern – nicht nur wirkt dies als natürlicher Katastrophenschutz vor Überschwemmung, auch hat es positive Auswirkungen auf das Stadtklima, da die Wasseraufnahme eine Kühlungsfunktion hat. Und natürlich ermöglicht eine gute Wasseraufnahme die regulierte Wasserversorgung aller Pflanzen im Waldgarten, sodass diese optimal wachsen können.
Nicht nur Pflanzen profitieren vom Boden. Er ist auch Lebensraum für viele Bodentiere.
Von den kleinen Fadenwürmern, Springschwänzen und Asseln bis hin zu Wühlmäusen und Maulwürfen ist alles im Boden vertreten. Sehr wichtig sind vor allem die Regenwürmer. Sie durchwühlen die Erde im Waldgarten, lockern sie auf und schaffen so die Grundvoraussetzung für das Wasser- und Nährstoffangebot der Pflanzen. Ohne die Regenwürmer – die unermüdlich im Jahr bis zu 40 Tonnen Boden umgraben – wäre auch jene oben beschrieben Wasseraufnahme nicht möglich.
Nur durch die Arbeit der Bodentiere entsteht die porenartige Struktur mit Hohlräumen, durch die Wasser besonders gut im Boden aufgenommen werden kann. Aber auch die Wurzeln können den Boden dadurch leichter durchdringen und besser an Nährstoffe und wichtige Mineralien gelangen.
Als Humus wird die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz im Boden bezeichnet. Damit ist die Humusschicht im Waldgartenboden wohl der größte Unterschied zu herkömmlichem Boden z. B. aus der Landwirtschaft.
Doch wie entsteht Humus und warum ist er so wichtig?
Bodentiere wie Regenwürmer, Springschwänze, aber auch Bakterien und Pilze zersetzen tote organische Bestandteile z. B. Laub und befördern so ihre Nährstoffe in den Boden. Die entstehende Humusschicht macht die Nährstoffe für die Wurzeln verfügbar. So wird außerdem ein Teil des Kohlenstoffs der toten Pflanzen im Boden gespeichert.
Die Pflanzen im Waldgarten betreiben Fotosynthese und filtern das CO₂ aus der Luft. Während diesem Prozess wird Sauerstoff freigesetzt und Kohlenstoff sowohl in Pflanzen gebunden als auch durch sie hindurch in den Boden geleitet. Im Boden gehen die Pflanzen einen Tauschhandel mit Bakterien und anderen Mikroorganismen ein, die den Pflanzen für den Kohlenstoff in Form von Glukose wichtige Nährstoffe zugänglich machen, an die sie von alleine nicht herankommen.
Tote Pflanzenteile (bestehend aus Kohlenstoff) werden von Bodenteilen zu Humus zersetzt und werden so auch im Boden gespeichert. Der Boden ist also ein nicht zu vernachlässigender Faktor im Kampf gehen die Klimakrsie.
Klar ist nun: Boden ist wichtig – in vielerlei Hinsicht.
Doch leider macht die menschliche Nutzung, insbesondere die intensive Forst- und Landwirtschaft unseren Böden mit Monokulturen oder übermäßiger Düngung zu schaffen. Fruchtbare Böden erodieren zunehmend, was sich auch in abnehmenden Ernteerträgen widerspiegelt.
Erschreckend aber wahr: unter natürlichen Bedingungen entsteht 1 cm fruchtbarer Boden im Durchschnitt in 100 Jahren. Es scheint als wäre gesunder Boden als begrenzte Ressource … Doch mit aktivem Schutz und der Anreicherung von organischem Material, wie z. B. im Waldgarten, kann dieser Prozess deutlich beschleunigt und der Boden beschützt werden!
Zur Auftaktveranstaltung des Kurses urbane Waldgärten war Dr. Jennifer Schulz zu Besuch im Kurs. Nach der Sammlung unserer Gedanken zu den Fragestellungen „Was ist ein Waldgarten?“ und „Warum brauchen wir Waldgärten in Städten?“ gab es spannenden Input von Myriel und Jennifer zu den Themengebieten im Waldgarten und deren Zusammenhängen. Vor der Gruppenbildung, welche ein zentraler Teil des Kurses werden würde, brainstormten wir alle gemeinsam zu den Themengebieten:
Klima
Boden
Tiere
Pflanzen
Ernährung
Auf diese Weise fanden sich die Gruppen natürlich und nach Interesse. Unsere Gruppe bestand aus Annika V. B. (Anni), Annika Ehritt (Annika) und mir und würde sich ab nun auf das Thema „Boden“ spezialisieren.
Meine Gruppe hatte von Anfang an eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Vor allem war dies dem guten Stärken- und Interessenmanagement geschuldet, mit dem wir die Aufgaben angingen. Aber auch die gute zeitliche Strukturierung und die gegenseitige Wertschätzung motivierte uns langfristig.
Am Tag von unserer ersten Exkursion zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein begleitete unsere Tour, am Standort den zukünftigen Waldgarten vorbei durch den Britzer Garten. Während wir alle fleißig auf vorbereiteten Blättern die Zusammenhänge zwischen unserem Thema „Boden“ und den anderen Themen skizzierten, hatten wir die Möglichkeit auf Expertenwissen von Herbert Lohner (BUND) zuzugreifen. Neben dem Füllen von kleinen Wissenslücken zum Thema Boden lernten wir viel – z. B. über Regenwürmer, Bodenbedeckungen und Bienen. Wir machten Fotos und nutzten unsere Sinne, um Sound und Textur im Wald zu erfahren.
Die Exkursion gewährte uns einen ersten Einblick in die Komplexität der Zusammenhänge des Waldgartens und machte uns neugierig, das große Ganze zu durchblicken und für die zukünftigen Besucher:innen spannend und interaktiv aufzubereiten.
Unsere nächste Exkursion einige Wochen später ging in einen schon existierenden Waldgarten, wo der Fokus auf essbaren Pflanzen lag. Das Wissen des Besitzers war unschlagbar und faszinierte uns alle nachhaltig. Von ihm bekamen wir eine Tour des Geländes, auf dem wirklich alles essbar war. Eine der Pflanzen schmeckte sehr penetrant nach Lakritze – was meinen Geschmacksnerven nicht ganz so gut gefiel – aber der Rest war super lecker zu probieren
Während der weiteren Recherchephase teilten wir das Thema Boden mit den einzelnen Funktionen gleichmäßig untereinander auf. So wurde jede von uns Expertin von je zwei Bodenfunktionen (wie ich z. B. Kohlenstoffspeicherung und Humus Bildung) und übernahm die Aufgaben in den Bereichen, wie z. B. die Erstellung der Steckbriefe oder Piktogramm-Skizzen. Unsere Arbeit hielten wir auf den gemeinsamen Miro-board fest.
Als die erste gestalterische Gruppenaufgabe gestellt wurde, machte jede von uns Skizzen für die benötigten Piktogramme. Der Einheitlichkeit halber (und weil es mir viel Spaß machte) illustrierte ich basierend auf den Skizzen und einem vereinbarten Stil alle Piktogramme für unsere Gruppe.
Ein ähnlich arbeitsteiliges Prinzip verfolgten wir auch bei unserer Entwurfsentwicklung für das Buch.
Anhand der Corporate Design Regelungen, welche von der CD Task-force aufgestellt worden waren, überlegten wir uns, wie unsere Seiten aussehen sollten. Wir entschieden uns für eine klappbare Infografik, mit der die wesentlichen Bodenfunktionen innerhalb der verschiedenen Bodenschichten erkennbar wären. Ich machte mich darauf hin an erste Skizze für das Layout und die Illustration der Infografik. Anni schrieb die Texte und Annika machte das grobe Layout für die Seiten vor und nach der Infografik (Aufgaben, Challenges, etc.). Das grobe Layout für die Bodenaktivitäten Zuhause übernahm Anni.
Danach widmete ich mich verteilt auf ein paar Tage dem gesamten Layout aller Seiten und kam dank der guten Vorarbeit (Skizzen, fertige Texte, …) gut voran. Dadurch, dass diese 2. Stufe des Layout-Prozesses von mir alleine (unter Absprache und mit ständigem Feedback der Gruppe) erledigt wurde, entwickelten unsere Seiten und Illustrationen eine schöne Einheitlichkeit.
Nachdem wir auf diesem Entwurf in der Zwischenpräsentation positives Feedback bekommen hatten, arbeitete Anni das textbezogene Feedback ein, ich finalisierte die Illustrationen und Annika machte sich (nach der letzten Textkorrektur von Jennifer) an das feine Layout (Flattersatz, Zeilenumbrüche, etc.).
Zur Strukturierung innerhalb des Kurses unterteilten wir uns in Task-Forces. So waren alle Kursteilnehmer:innen nach Stärken und Interessen eingeteilt, um sich arbeitsteilig in den Prozess einzubringen. Ich beteiligte mich neben der allgemeinen Organisation und Strukturierung (zusammen mit Annika) in der Corporate Design Gruppe, in der Buchbindeproduktion und an großen Teilen des Druckes am Risografen.
Es liegt an meiner Natur: Ich organisiere einfach gerne. Und wenn Organisation nur wenig vorhanden ist bzw. der Gruppe überlassen wird, finde ich mich meistens in leitenden Positionen wieder. Und dennoch: Ich wäre verzweifelt, wenn ich nicht Annika als tatkräftige Unterstützung an meiner Seite gewusst hätte. Wir beide haben die inoffizielle Orga-Taskforce gebildet und nach der von uns aufgestellten Zeitplanung auch alle anderen organisatorischen Aufgaben übernommen. Das beinhaltete zum Beispiel das Überlegen eines Gesamtkonzeptes inklusive Prototyperstellung, die Strukturierung von Inhalten als Leitfaden für die Gruppen und das Aufstellen von der Agenda und den To-dos vor unseren Kursterminen. Zusätzlich übernahmen wir die Kommunikation von Aufgaben innerhalb der Gruppe, die Rolle als Ansprech- bzw. Kontaktperson zu Myriel bei Fragen und organisierten Bestellungen von Papier, Tonkarton und Ringen. Und dann waren wir beide auch noch mit vollem Einsatz in unserer Gruppe und in den Taskforces eingebunden.
Mit der Corporate Design Gruppe wurde die Basis für den Stil unseres Buches gesetzt. Wir entscheiden uns nach einigen Diskussionen und Andrucken für die Farbe Teal und Fluo-Orange und die Schriften „Castilon“(Akzentschrift) und die Fließtextschrift „Montserrat“. Außerdem setzten wir einen Styleguide auf, indem wir vorschlugen, dass die Formen organisch und Illustrationen eher Scribbly und handgemalt aussehen könnten. Dies ließen wir aber absichtlich relativ offen, um den einzelnen Gruppen nicht ihren gestalterischen Freiraum zu nehmen. Einheitlich würde es durch die reduzierte Farbwahl und die Struktur des Riso werden.
Als Letztes hielten wir fest, was alles an Inhalten verpflichtend und was nur optional sein würde und definierten „Klappen“ als zugelassenes Gestaltungsmedium (1 Klappelement pro Gruppe).
Mit allen fertigen Layouts ging es dann nach einiger Verzögerung in den Druck. Ich verbrachte während der 3 Tage an denen wir druckten viel zu viel Zeit im Riso-Raum. Teilweise stand ich schon um 8:00 morgens auf der Matte und verließ die Uni nach 22:00 Uhr. Da ich vorher wenig Ahnung von dem Riso war diese Herausforderung groß. Wir machten einige ungünstige Druckfehler und waren daher sehr froh, genug Papier bestellt zu haben. Trotz aller Schwierigkeiten bin ich jetzt recht zuversichtlich was den Riso angeht und dankbar für diese Erfahrung (und die Hilfe, die ohne zu zögern um 8:00 morgens da war, props an Hannah).
Ich versuche mal, mich in meiner Reflexion kurzzuhalten. Zum einen habe ich sehr viel über spannende Inhalte gelernt – das Zusammenspiel der komplexen Ökosysteme im Waldgarten, die Auswirkung auf das lokale Stadtklima und die Wichtigkeit von Bodentieren wie den Regenwurm. Unser Thema Boden hat mich oft in seiner faszinierenden Komplexität verzaubert und das gesellschaftliche Bild von schmutzigem Boden gänzlich erodiert. Ich habe verstanden, wie wichtig und spannend der Boden im Waldgarten ist und wir haben versucht, diese Faszination zum Entdecken in unsere Seiten einzubauen.
Ich bin der Meinung, dass unser Layout und der Entwurf mit den Klappseiten gut funktioniert hat, auch wenn ich stilistisch das nächste Mal lieber kritzeliger und weniger grafisch arbeiten würde. Was ich aber auf jeden Fall wieder machen würde, ist die Gruppenkonstellation mit Anni, Annika und mir! Wie oben schon erwähnt war es absolut traumhaft, mit den Beiden zusammenzuarbeiten. Die Dynamik war super angenehm und die Arbeitsaufteilung hat toll funktioniert. Ich muss für mich lernen, Arbeit besser abzugeben und nicht alles kontrollieren zu wollen – aber das hat nichts mit den anderen zu tun. Danke also an euch Beide – ihr seid super!
1 Kommentare
Please login or register to leave feedbackso eine tolle Dokumentation des Kurses! ihr habt es mega gut organisiert - vielen lieben Dank an dich und Annika dafür