In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Kurs MATERIALIZE bietet einen Überblick über dreidimensionale Aspekte in der Gestaltung sowie grundlegendes Wissen über Materialität, Oberfläche, Struktur, Verbindung, Körper und Raum. Anhand von kurzen Übungen, Vorträgen und einer Projektarbeit lernten wir das Spektrum von experimentellen und ergebnisorientierten Methoden kennen.
Über das Semester hin gliedert sich der Kurs in drei Hauptthemen. Zu jedem Thema gab es jeweils zwei Projektaufgaben, die eigenständig außerhalb des Kurses in Einzelarbeit zu bearbeiten waren, sowie einige Workshops in Gruppenarbeit und Vorträge innerhalb der Kurszeit. Für jedes der Themen gab es ca. 3 Wochen Zeit.
Als Erstes haben wir uns in dem Kurs mit Arten von Verbindungen auseinandergesetzt. Hierzu gab es einen kleinen Workshop, in dem wir zunächst alle Verbindungen, die wir kannten auf kleine Kärtchen schrieben, anhefteten und darüber sprachen und anschließend in Zweiergruppen mit Streichholzschachteln experimentierten. Jede Gruppe sollte die Schachteln mittels eines Cutters manipulieren und in unterschiedlicher Art und Weise miteinander verbinden. Das Augenmerk bei dieser Übung lag auf dem Spektrum von Manipulationsprinzipien sowie darin räumliche Ordnungsprinzipien zu erforschen.
Die Aufgabe war es 10 unterschiedliche Beispiele von Verbindungen aus dem Alltag zu suchen und abzufotografieren. Die Ergebnisse sollten dann auf 20x20 cm in Farbe randablaufend ausgedruckt und sauber beschnitten im Kurs präsentiert werden.
Für mich war die Aufgabe eine gute Gelegenheit sich mit den gängigen Schwierigkeiten von Druckerzeugnissen auseinanderzusetzen. Die Farbwirkung eines Bildes von Digital auf Analog ist immer eine andere. Ebenfalls braucht der Copyshop entsprechende Metadaten des Druck-PDF‘s, um den Ausdruck wie gewünscht randablaufend auf 20x20cm beschneiden zu können. Daher muss man das Dokument im Vorfeld schon richtig in Adobe InDesign anlegen. Ich war zwar noch nicht zufrieden mit den Farbergebnissen aber umso öfter ich das in Zukunft mache, desto besser kann es nur werden.
Unsere Aufgabe war es sich mindestens zwei Exemplare eines Alltagsgegenstands zu beschaffen, der eine Verbindung von zwei Elementen beinhaltet. Einen von beiden sollten wir dann bearbeiten, dessen Verbindung lösen und anschließend neuartig verbinden. Die neuartige Verbindung sollte die Funktion des Alltagsgegenstands in bestimmter Weise fördern oder beeinträchtigen, sich ästhetisch einfügen oder als individuelles Element hervortreten. Auch hier sollten die Ergebnisse auf DIN A4 ausgedruckt im Kurs präsentiert werden.
Ich habe mich für einen Duschschwamm entschieden, den ich mit einem Pinsel in Verbindung bringen wollte. Da ich die Aufgabe leider völlig falsch interpretierte, habe ich statt einer neuartigen Verbindung ein neuartiges Objekt mit dem Ausgangsobjekt in Verbindung gebracht. Hierdurch fiel mir die Aufgabe nicht gerade leicht. Denn ich mag es, wenn Neugeschaffenes einen Sinn ergibt. Ich wollte also, dass der Schwamm zum neuen Pinselaufsatz wird, da mir die Struktur des Schwammes sehr gut gefiel. Ebenfalls konnte ich mir gut vorstellen, dass das Ergebnis auch sehr ästhetisch sein kann. Im Folgenden sieht man den Arbeitsprozess.
Trotz der Tatsache, dass ich die Aufgabe falsch interpretiert habe, war sie unglaublich lehrreich für mich. Denn im Laufe meiner Recherchen setzte ich mich mit vielen Produkten und Materialien auseinander. Ich untersuchte sie auf Form, Textur, Struktur, Materialeigenschaft und Sinnhaftigkeit. Anhand der anderen Ergebnisse im Kurs habe ich aber dennoch verstanden, worauf die eigentliche Aufgabe abzielte. Mit meinem Ergebnis bin ich aber trotzdem zufrieden.
Zu dem Thema Measure Me gab es wieder einen kleinen Workshop. Wir sollten versuchen das Profil unseres Gruppenpartners in 5 Minuten zu zeichnen. Diese Übung schulte uns darin unsere Konzentration auf die wesentlichen bzw. markantesten Merkmale zu fokussieren.
Außerdem haben wir in Zweiergruppen einen sog. Sinnesspaziergang gemacht, bei dem unser Sehsinn anhand von Spiegeln beeinflusst oder einem Stoffband beeinträchtigt wurde. Dabei mussten wir uns voll und ganz auf unseren Gruppenpartner verlassen. Er führte uns sicher durch die Gänge der FH und leitete uns an. Dadurch, dass der Spiegel unsere Wahrnehmung während der Bewegung umkehrte, entstanden in einem sowohl das Gefühl von Ekel als auch Freude. Diese Ambivalenz reizte mich so sehr, dass ich in der zweiten Aufgabe von Measure Me dieses Prinzip ausbauen wollte. Als uns in der anschließenden Übung die Augen verbunden wurden und wir danach frei herumlaufen mussten, verspürte man fortwährend das Gefühl von Beklemmung und Angst. Und dennoch war dies eine sehr wertvolle Erfahrung, denn man hat schon nach kurzer Zeit gemerkt, wie viel Eindrücke sich nur durch das Hören ergeben und wie schnell sich das Gehör auf Orientierung und Navigation einstellt. Man konnte Rückschlüsse über die Raumgröße ziehen, indem man sich befand. Ist er groß und leer, so besteht Hall. Wird der Raum kleiner so wird die Rückkopplung immer dumpfer. Unsere Sinneseindrücke sollten wir anschließend auf Papier zeichnen. Beide Übungen haben sehr viel Spaß gemacht, obgleich mich währenddessen ein ständiges Unbehagen begleitete.
In der ersten Aufgabe von Measure Me sollten wir unseren Körper im statischen sowie dynamischen Zustand vermessen. Dabei sollten wir folgende Maße ermitteln: • Höhe (z.B. Augenhöhe) • Längen (z.B. Fuß, Schrittlänge) • Maße, die durch Zwischenräume entstehen (z.B. Spannweite von Daumen und Zeigefinger, Armspannweite) • beliebiges Handmaß ermitteln, das exakt und jederzeit unkompliziert abgerufen werden kann
Unsere gesammelten Daten sollten wir dann in einer analogen oder digitalen Grafik visualisieren und dabei beobachtete Zusammenhänge (z.B. entspricht vielleicht die Körpergröße dem siebenfachen der Fußgröße oder die Armspannweite der Körpergröße) aufgreifen.
Für mich war die Aufgabe sehr spannend, da ich meinen Körper noch nie so detailiert vermessen und Zusammenhänge daraus erschlossen habe. Es war aber auch eine Herausforderung, da ich viele Ideen für die Grafik hatte aber nicht wusste, ob sie a) funktionieren, b) nicht zu einfach waren und c) am Ende auch gut aussehen. Meine Erste Idee war relativ kompliziert und schwer in der Umsetzung. Ich wollte ein kleines Männchen aus Drähten und Butterbrotpapier bauen, das im Inneren LED‘s an den verschiedenen Gliedmaßen verbaut hat. Sie sollten leuchten sobald die richtige Frequenz ertönt. Die Freqenz sollte im Verhältnis zum Körpermaß stehen. Diese Idee habe ich schnell verworfen, da sie wie gesagt von der Zeit her zu unrealistisch war.
Ich hätte auch mit farbigen Linsen und Glasbehältern arbeiten können, allerdings war mir das zu simpel. Als Drittes hatte ich die Idee, mit Knicklichern eine Grafik zu erstellen. Ich liebe diese intensiven knalligen Farben. Allerdings hätte ich eine Menge davon gebraucht und die waren dann leider zu teuer. Ähnlich war es mit der vierten Idee, denn da wollte ich an einem Regenschirm Schnüre mit Perlen anbringen. Jede Perle sollte einem Zentimeter Körpermaß entsprechen. Allein für die Körpergröße und Armspannbreite hätte ich schon jeweils 162 Stück benötigt, daher war das leider auch zu teuer, zumindest wenn man schöne Perlen haben wollte.
Schließlich habe ich mich dann aber für eine Mischung aus der dritten und vierten Idee entschieden. Ich habe mir schön knallige Schnüre gesucht und wollte sie mit Schwarzlicht anleuchten. Also ging ich mit einer Schwarzlichttaschenlampe in den Läden auf die Suche und fand schließlich ganz hübsche Schnüre bei Karstadt. Die Schnüre schnitt ich den Körpermaßen entsprechend im 1:1 Verhältnis. Diese wollte ich dann an einem runden schwarzen Drahtkorb ebenfalls mit Draht befestigen. Dies klappte aber nicht, da der Draht zu dünn und die Schnüre zu schwer waren. Sie kippten andauernd zur Seite.
Da Schnüre wunderbar flexibel sind, konnte ich mit ihnen auch mehrere Grafiken auf einem schwarzen Fotopapier erstellen. Dies klappte wunderbar und war auch recht ansehnlich. Die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Körpermaßen kamen sehr gut zur Geltung. Die Idee mit dem Regenschirm wollte ich am Ende dann doch nicht gänzlich verwerfen, da ich dachte dies wäre zumindest eine schöne Inszenierung. Das mit dem Schwarzlicht hat am Ende nicht so gut funktioniert wie ich es mir zunächst erhoffte, da das Licht auf dem Material keine fluoreszierende Wirkung hat wie in Knicklichtern, wo bekanntermaßen eine chemische Reaktion stattfindet.
Mit der Schurgrafik auf dem schwarzen Papier bin ich soweit ganz zufrieden, da die Verhältnisse zueinander sehr gut zu erkennen sind. Von der Regenschirmdarstellung bin ich etwas enttäuscht, da ich mir von ihr mehr erhofft hatte. Leider lassen sich die Verhältnisse nicht so gut ablesen, da die Schnüre am Regenschirm in unterschiedlicher Höhe befestigt sind und sich daher augenscheinlich die Längen verfälschen. Sie erfüllen zwar nicht die Funktion einer datenbasierten Grafik, schön sind die Bilder aber dennoch und es wäre zu schade, sie nach der ganzen Arbeit, die darin steckt einfach zu verwerfen.
Bei dieser Aufgabe konnten wir nun die Zahlen unserer individuellen Maßkette dafür nutzen, um ein dreidimensionales Objekt aus Mikrowellpappe zu bauen. Es sollte als Körperextension, also als Erweiterung des Körpers funktionieren. Wie bereits erwähnt, empfand ich die Übung mit den Spiegeln als sehr interessant und ausbaufähig. Die Beeinflussung oder in dem Falle Verzerrung von Wahrnehmung aufgrund kleiner Veränderungen, empfinde ich ohnehin als äußerst reizvolles Thema. Daher sah ich die Erweiterung der Sinne, als meine Körperextension.
Ich hatte von Anfang an bereits klare Vorstellungen, wie mein 3D Objekt aussehen soll. Ich wollte ein Wearable bauen ähnlich einer allgemein bekannten VR-Brille. Im Gehäuse sollten oben, unten, links und rechts Spiegel eingearbeitet sein, sodass die Augen ständig in die entgegengesetzte Richtung schauen. Ich kaufte mir also Spiegelfolie, die sich einfacher zuschneiden lässt als richtige Spiegel, einen Proficutter, ein Falzbein und eine Flasche Ponal Express Holzleim zum Verkleben der Pappe. Zunächst schnitt ich das Brillengehäuse mit den Spiegeln zu. Ich schnitt vier aufeinander zulaufende Trapeze aus, beklebte sie mit Spiegelfolie und stellte fest, dass ich beim Durchschauen die Spiegel links und rechts gar nicht betrachten konnte. Den Fehler bügelte ich aus, indem ich einfach noch einmal von vorne anfing. Nun schnitt ich vier Rechtecke aus, befestigte sie alle im 90° Winkel zueinander und diesmal klappte es, man sah spiegelverkehrt. Um nun noch zu verhindern, dass der Träger der Brille geradeaus schauen kann, schnitt ich ein rechteckiges Pappstück aus, gerade so groß, dass man noch in alle Spiegel drumherum sehen kann und bemalte es akkurat mit einem schwarzen Edding. Um der Brille noch eine etwas andere Struktur zu verleihen, nahm ich noch eine andere Wellpappe mit einer größeren Wellenform hinzu und verschönerte die Seitenränder mit ihr. Da jeder Mensch eine mal etwas größere mal etwas kleinere Kopfform besitzt, sah ich die Notwendigkeit darin, den Verschluss mit einem Klettband zu versehen. Nun ließ sich der Umfang sowohl horizontal als auch vertikal justieren.
Die Arbeit mit Wellpappe hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich finde es unglaublich wie schnell und einfach man damit Ideen prototypisch und sauber umsetzen kann. Dieses Wissen habe ich direkt auch in einem meiner anderen Kurse eingesetzt. Ansonsten bin ich mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden. Es ist genau so geworden, wie ich es skizziert und mir vorgestellt habe.
Auch zum letzten Thema gab es während des Kurses wieder einen kleinen Workshop. Dieses Mal sollten wir in 5er Teams versuchen, einen Abstand von einem Meter im wahrsten Sinne des Wortes zu ‚überbrücken‘. Folgende Materialien standen uns zur Verfügung: Nudeln, Marshmallows, Faden und Klebeband. Am Ende sollte die Brücke mehreren KitKat-Schokoladenpackungen standhalten. Die Übung hat wirklich sehr großen Spaß gemacht und es ist immer wieder erstaunlich und interessant auf was für Ideen alle anderen kommen. Die Übung gab uns schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf die letzte Aufgabe des Semesters: Das Potenzial von Objekten und Materialien jeglicher Art. Es gab Brücken, die sehr fragil waren und andere, die fast allem standhielten. In beiden Fällen wurden jedoch die gleichen Materialien verwendet. Die Auseinandersetzung mit den Eigenschaften von Materialien ist also vor jeder Konstruktion eine Notwendigkeit, damit man nicht nur das Schönste aus dem Material zur Geltung bringt, sondern eben auch eine Funktionalität gewährleistet ist.
In der letzten Aufgabe sollten wir uns einen Alltagsgegenstand suchen, von dem ohne Weiteres auch mehrere Exemplare erworben und manipuliert werden können.
a) LOOK CLOSER Analysieren/Visualisieren 2D Hierbei sollten zunächst die Proportionen und Oberflächeneigenschaften des Gegenstandes numerisch, optisch oder zeichnerisch erfasst und in einer Grafik aufbereitet werden.
b) TRY OUT Probieren / Studieren / Dokumentieren Anschließend führten wir experimentelle Untersuchungen zu Funktionalität und Materialität des Objektes durch. Ebenfalls entwickelten wir mögliche Szenarien, in denen das Objekt von einer ganz neuen Perspektive betrachtet wird oder eine andere Funktion aufweist.
Schließlich sollten wir die für uns spannendste und interessanteste Beobachtung nutzen, um diese in den Mittelpunkt unseres Vorhabens zu rücken.
Meine Wahl für das Abschlussprojekt fiel auf Haargummis. Sie bestehen aus dehnbarem Kunststoff und gehören damit zur Art der Elastomere. Ihre Oberfläche ist glatt und transparent. Der Kunststoff wurde bei seiner Herstellung gezwirbelt und an zwei Enden miteinander verschmolzen. Dadurch besitzt das Material eine Art Erinnerungsvermögen, denn es zieht sich nach einer Dehnung wieder zusammen in seine Ursprungsform. Das Erinnerungsvermögen hat aber auch die Eigenschaft der Federung und Dämpfung, sofern Kraft auf dem Material wirkt. Daher findet man diese Art der Verarbeitung oft in der Industrie, beispielsweise in der Fahrzeugtechnik oder an Stromkabeln. Wer die alten Telefone mit Wählscheibe noch kennt, assoziiert die Haargummis wohl auch sofort mit ihnen. Mein iPhone kommt jetzt auch wieder im alten Retrolook daher, wodurch ich wie in alten Zeiten ewig an der Schnur hängen kann.
Im Tryout versuchte ich die Haargummis ineinander zustecken. Das funktionierte auch ganz gut. In Gedanken noch bei der Telefonschnur kam ich dann auf meine erste Idee. Ich wollte eine Art Kabelhalterung bauen, die man an der Wand befestigt, um Kabel knotenfrei aufbewahren zu können. Leider hielten die Gummis die Kabel nicht ganz so fest wie erhofft.
Da der Gummi an den Enden ja verschmolzen ist, dachte ich mir, der Kunststoff ließe sich ganz und gar verflüssigen, wenn man ihn bügelte. Wider Erwarten ist er zwar geschmolzen aber nicht gänzlich verflüssigt. Ich versuchte es ein zweites Mal, indem ich zwei Gummis unterschiedlicher Farbe (lila & blau) ineinandersteckte, um so mehr Stabilität zu gewährleisten, wenn ich das Material dieses Mal in eine Heisklebepistole steckte. Ich erhoffte mir damit, in 3D malen zu können. Auch dies klappte leider nicht zu 100%. Der Kunststoff schmolz nur sehr langsam und ließ sich nur sehr hartnäckig aus der Pilstole herausdrücken.
Vor lauter Stress, dass mir nichts Gescheites für das Projekt einfiel, formte ich einen Antistressball. Die Lichtdurchlässigkeit der Haarbänder ist mir im vorherigen Experiment schon aufgefallen, als ich das geschmolzene Matrial gegen eine Tageslichtlampe hielt. Also nahm ich mal eine Taschenlampe und leuchtete durch den Ball. Und da war sie, die Besonderheit und das Potenzial! Von dem Effekt, der intensiven Leuchtkraft, der Reflexion und dem Farbenspiel war ich so sehr beeindruckt, dass ich nun wusste, das aus den Haargummis definitiv eine Lampe werden musste.
Zunächst wollte ich die Haargummis um einen quadratischen Metallrahmen spannen, diesen dann in einem schwarzen Holzbilderrahmen einbetten und LED‘s einbauen, sodass am Ende ein unscheinbares Wandgemälde sich doch als eine Lampe entpuppt. Ein Eyecatcher wäre sie mit Sicherheit auch geworden. Nur was mich wurmte, war der Gedanke, dass das Licht, welches vom Bilderrahmen an der Wand in den Raum hineinleuchtet, keine Reflexion erfahren würde. Ich wollte unbedingt den gleichen Effekt erzielen wie beim Antistressball. Hierzu benötigte ich aber eine runde Form, sodass das Licht in alle Richtungen streuen kann. Ich entschied mich also dafür, eine runde Stehlampe zu machen, die ebenso den Vorteil hat, dass man sie überall hinstellen kann.
Ich kaufte mir also zwei dünne Acrylhalbkugeln, in die ich mittels Cutter und Schere das Loch für die Glühbirne ausschnitt und ebenfalls besorgte ich für mein Vorhaben die besagte Glühbirne, eine Lampenfassung mit Schalter, sowie eine Menge Sekundenkleber. Zuvor probierte ich testweise welcher Kleber sich für die Umsetzung eignen würde. Heißkleber hätte die dünnen Acrylhalbkugeln geschmolzen und er hätte durch den dicken Auftrag auch sehr viel Licht weggenommen. Kunststoffkleber funktionierte leider auch nicht. Sekundenkleber ist transparent, dünn im Auftrag und trocknet sehr schnell. Er war also perfekt geeignet. Leider war die Umsetzung dann doch nicht ganz so einfach wie erwartet. Denn auf Grund der Kräuselung der Haargummis, gab es nur sehr wenig Angriffsfläche für den Kleber. Jedes Stückchen brauchte ca. 2-3 Minuten bis es schließlich klebte. Die Rundung und die sehr glatte und somit rutschige Oberfläche der Acrylhalbkugeln erschwerten zusätzlich das Anbringen der Gummis, denn man musste ja stillhalten. Ich versuchte es mit Pinzetten und Handschuhen, damit meine Finger nicht andauernd kleben bleiben, jedoch funktionierte das noch weniger. Wegen der starken Dämpfe des Sekundenklebers, brauchte ich dann irgendwann einen Mundschutz. Schließlich pegelte sich dann aber ein Workflow ein. Ich habe mir ein Struktur- & Farbkonzept erdacht, das den Ball möglichst futuristisch erscheinen lassen soll. Da dies für mich das Jahr der Daten war und ich mich viel mit Datenvisualisierungen beschäftigt hatte, wollte ich eine Art „Data-Ball“ herstellen, welcher mich an die Zeit erinnern sollte. Daher schnitt ich immer unterschiedlich große Haargummiteile zu, klebte diese nur in vertikaler und horizontaler Richtung und ordnete gleiche Farben in möglichst großem Abstand zueinander an.
Und was macht man mit den Resten?...
Auch während der Herstellung der Lampe ließ ich mir den Spaß nicht nehmen, weiterhin auszuprobieren und neue Möglichkeiten der Haargummifunktion zu finden. So wurde eben mal aus der fertigen Halbkugel eine Obstschale oder aus den Resten Gesichtspiercings.
Als die beiden Halbkugeln dann schließlich fertig waren, klebte ich auch diese an den Rändern mit Sekundenkleber zusammen. Zu erkennen ist außerdem, dass ich an dem Loch für die Glühbirne Einschnitte gemacht habe, um mehr Spielraum auch für größere Glühbirnen zu gewährleisten. Damit der Einschnitt nicht weiter einreißt, beklebte ich die Acrylhalbkugel zuvor noch um das Loch herum mit Tesafilm. Für mehr Stabilität und den nötigen Grip, sowie Halt der Lampenfassung sorgte ein weißes Moosgummi, das ich im Nachhinein noch anbrachte. Da die beiden Festziehschrauben am Gewinde der Lampenfassung bekanntlich beweglich sind, und ich aber nicht mehr an die innere Schraube komme und festziehen kann, nachdem die Glühbirne in den Lampenschirm gesteckt wurde, befestigte ich die innen befindliche Schraube einfach mit Sekundenkleber. So ließ sich die Fassung nun ganz einfach von außen festziehen. Die Eingangs nur warmweiße Glühbirne ersetzte ich schließlich noch mit einer RGB LED, wodurch ich nun in der Lage war, mittels einer beigelegten Fernbedienung die Lampe aus einer Entfernung von 10m beliebig an- und auszuschalten, zu dimmen sowie die Farbe nach eigenem Ermessen und Stimmung zu wechseln. Ebenfalls unterstreichte die additive Farbmischung des Materials und des Lichtes zusätzlich den „Data-Ball-Effekt“.
Auch wenn der Ball den besagten Umständen geschuldet nicht ganz so akkurat beklebt ist wie erhofft, so erzielt er doch genau die Wirkung, die ich mir gewünscht hatte. Die Lampe funktioniert sowohl als Schreibtischlampe, deren Fuß übrigens ein Dekanter Ständer ist (ein Abtropfhalter für bestimmte Weingefäße mit schmalem Kopf) als auch als Hängeleuchte.
Mir hat die Aufgabe unglaublich viel Spaß gemacht, da es trotz des langen und präzisen Leitfadens, an den wir uns halten sollten, dennoch sehr viel gestalterischen Freiraum gab. Ich persönlich brauche immer klar definierte Strukturen und an der hat es mir nicht gefehlt. Besonders jetzt, wo man im Nachhinein reflektiert und erkennt, was man am Ende dieses kurzen Halbjahres alles gelernt und geleistet hat, erfüllt es mich mit großem Stolz und Dankbarkeit.
Farbe des Lichtes nach Stimmung
Dimmbar
Ich bin mit einer ziemlich großen Portion Respekt in den Kurs gegangen, da ich mich zuvor nie wirklich handwerklich betätigt hatte. Ich dachte, MATERIALIZE sei ein Grundlagenkurs, der hauptsächlich für Produktdesigner erdacht war. Ich war jedoch äußerst positiv überrascht das dem nicht so war. Der Kurs hatte eine angenehm lockere Atmosphäre und war aber gleichzeitig gut strukturiert. Zudem gab es wirklich kleine, für jeden Laien zu bewältigende Aufgaben, die jedoch so vielseitig waren, dass man durch sie sehr viel wertvolles in Erfahrung bringen konnte. Ich habe nicht nur eine Menge über die Analyse von Materialien und Arten von Verbindungen gelernt, sondern auch ungeheuer viel über Fotografie, Layout, Druck, Konstruktion und Planung. Dieses erlangte Wissen werde ich in meinem späteren Berufsleben als Interfacedesignerin definitiv noch brauchen und in Zukunft auch weiterhin vertiefen. Mit dem Kurs habe ich außerdem den Wert von Materialien sehr zu schätzen gelernt, sodass ich mittlerweile zwei bis dreimal hinschaue, bevor ich eine Verpackung wegschmeisse. Ich kann diesen Kurs wirklich jedem empfehlen, egal ob Produkt-, Kommunikations- oder Interfacedesigner, denn man bekommt hier ein großes Allroundpaket geboten, das jedem Designer eine gute Arbeitsgrundlage bietet.