Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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To the bitter end.

Eine Annäherung an das eigene Innere mithilfe einer Plakatreihe. Mit dem Ziel achtsam zu bleiben, mutig und reflektiert mit der aktuellen Zeit zu gehen.

Ansatz

Den Gedankenanstoß über Sven Völkers Frage „Was sind einfache Wahrheiten?“ nachzudenken, gab es in seinem Typografiekurs Simple Truth. Der Frage nachzugehen und die politische Weltsituation dabei zu beobachten ließ sich für mich, Anne Clara Köhler, nicht trennen.

Die Vereinfachung von Komplexität bildete dabei die erste Beobachtung um der Frage näher zu kommen. Ich erkannte, dass es eine sehr menschliche Angewohnheit ist, Dinge zu vereinfachen. Komplexe Strukturen oder Komplexität im alltäglichen Leben zu vereinfachen um an der Flut der Informationen nicht über zu füllen. Die damit verbundene Gefahr bestand allerdings im daraus häufig resultierenden Effekt der Ausblendung, Verdrängung und Faulheit. Jede dieser Reaktionen sind natürlich gegeben in uns Menschen, durch den Kontext den ich aber zur politischen Situation zog, sah ich darin allerdings auch eine große Gefahr und Aktualität in globalen gesellschaftlichen Strömungen.

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Recherche

Bei meiner Recherche begegnete mir Hannah Arendt. In ihrem Bericht „Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ beschreibt sie den Gerichtsprozess von 1961 gegen Adolf Eichmann, der als einer der Hauptverantwortlichen für die »Endlösung« der Juden in Europa gilt. Sie, Hannah Arendt, war selbst eine jüdisch, deutsch- amerikanische Theoretikerin und Publizistin, die in ihrem Bericht deutlich und vor allem durch die Art der Berichterstattung macht, dass Eichmann von sich selbst behauptet, er habe die Auswirkung seiner Taten nicht gewusst. Eichmann verteidigt sich selbst in dem Gerichtsprozess, indem er deutlich macht, dass er nur bestimmte Aufgaben ausgeführt habe und nie von Folgeentscheidungen, einer Deportation gewusst habe und bewusst nicht wissen wollte. Und genau in diesem Punkt wird die Art der Berichterstattung Hannah Arendts wichtig und interessant, da sie analysiert, dass es Ausblendung, Verdrängung und Faulheit sind, die die Banalität des Bösen fundieren können.

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Idee & Ziel

Ich wurde spezifischer durch das Grundgerüst das ich mir erarbeitete und merkte, dass die Frage „Was sind einfache Wahrheiten?“ für mich aktuell sehr negativ in meiner Antwort geprägt ist. Ich sah und sehe die Reaktionen von Überforderung, Enttäuschung, Wut und Erschöpfung gegenüber komplexen Verhältnissen, die in vielen Bereichen der Gesellschaft derzeit zu massiven politischen Ausschreitungen führen. Dabei wollte ich nicht nur auf Themen wie die AfD, Trump, Merkel oder die Flüchtlingsdebatte stoßen, sondern tiefer graben und auf den eigentlichen Kern zu sprechen kommen. Den Kern, dass wir alle vereinfachen, ausblenden, manchmal nicht hinschauen können und wollen, verdrängen und sehr oft voreilig Schlüsse ziehen. In einer gesunden, aber auch oft gefährlich ungesunden Form Faulheit an den Tag legen.

Plakatreihen in DIN A3 wurden zur Idee, die Sätze als Aussage haben, die sich von Wort zu Wort in Ihrer Bedeutung erweitern. Sie sollten damit spielen, das wir das Kleingedruckte, aus grafischen gestalterischen Aspekten, erst am Schluss lesen und derweil Bilder entstehen. Ziel ist es, dass wir uns selbst ertappen, uns in Frage stellen. Nicht nur auf andere Gesellschaftsgruppen schauen, sei es die AfD oder Trump-Wähler, sondern ergreifen können, was wir selbst in uns tragen an Vereinfachung und uns daran erinnern, dass es wichtig ist, den Mut aufzubringen und das Interesse bewahren, Dinge in ihrer Vielseitigkeit in uns aufzunehmen und nicht müde werden bis zum Ende zu lesen.

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Produktion

Gestalterisch war eine große Inspiration der schweizer Typograf und Grafiker Wolfgang Weingart. Ausgewählte seiner Werke sah ich eine Rauheit an die mich faszinierte. Typografie mit einer Beschaffenheit von Farbe zu verbinden, ließ mich den Siebdruck als Produktionsweise entdecken und auswählen. Ich wollte von dem Anspruch wegkommen, zu sehr konstruiert zu arbeiten und zu wissen, wie das Endprodukt im Detail aussieht. Dem Perfektionismus in mir nicht zu viel Bedeutung und Macht zu geben.

Es wurden zuallererst DIN A3 Papiere mit unterschiedlichen Farbbalken und dafür gemachten Schablonen gesiebdruckt. Passgenau wurden Schablonen mit dem Text ausgecuttet. Der Abstand des Textes musste genau sein, wie die Balken zueinander, damit der Text später auf die Balken gedruckt werden kann. Da ich mehrere Farbvarianten erhalten wollte, musste ich von jedem Satz mehrere Schablonen erarbeiten. Im Siebdruckverfahren regierte sowohl der Zufall, als auch der Rahmen, dem ich diesen gab.

Die Sätze für den Text sollten sich von Wort zu Wort verändern und eine Mischung aus Dramatik und Witz haben.

Folgende Sätze entstanden dabei:

Merkel Merkel muss Merkel muss weg Merkel muss weg, wenn sie, Merkel muss weg, wenn sie Auslandsdienste hat.

Junge Junge Frau Junge Frau aus Syrien Junge Frau aus Syrien klaute Junge Frau aus Syrien klaute noch nie.

Frauen Frauen können Frauen können nicht Frauen können nicht einparken Frauen können nicht einparken ohne Auto.

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Ergebnis

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Herzlichen Dank an Sven Völker, der durch seine Fragen keine Antworten erforderte, sondern dadurch den kreativen Anstoß zum Denken und Schaffen in­i­ti­ie­rte.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Sven Völker

Zugehöriger Workspace

Typografie: Simple Truths

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2017