In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Connected Products // SoSe 2016 Das Feierband ist Bindeglied zwischen Partygästen. Durch Musik Input werden unsichtbare Gemeinsamkeiten sichtbar gemacht.
Der Kurs aus Interface- & Produktdesignern stand vor der Aufgabe, Connected Audio Objekte zu entwickeln. Also Objekte, die dem Abspielen, Aufnehmen, Steuern, Verteilen, miteinander Hören,... von Musik dienen. Das Interaktionsdesign sollte den selben Stellenwert erhalten, wie die Gestaltung der Objekte.
Wir entschlossen uns im Feld Event/Party auszutoben. Musik spielt hier immer eine verbindende Rolle, egal ob nur herumgestanden oder getanzt wird.
Vor diesem Hintergrund entwickelten wird das Feierband-Konzept. Das Video entstand im Rahmen des Kurses und wurde zur Abschlusspräsentation bei IXDS in Berlin, sowie im Rahmen der FHP Werkschau 2016 gezeigt.
Dabei wollten wir unbedingt ein Objekt entwickeln, dass möglichst wenig Aufmerksamkeit in der Bedienung erfordert, sich dafür aber wirksam bemerkbar machen kann.
„Und, Wetter is grad nich so doll, ne?“
Aus vielen Ideen krisallisierten sich drei wichtige Aspekte heraus.
Eine einfache Interaktion... die jederzeit und in Kürze ausgeführt werden kann, musste her. Die verschiedenen Arten der Eingabe wurden gegeneinander abgewogen. Trotz Überlegungen, wie sich das Tanzen, Klatschen oder sogar unbewußte, körpereigene Reaktionen übersetzen ließen, entschieden wir uns doch für den klassischen Knopf. Ähnlich dem Amazon Dash oder der flic-Buttons sollte aber auch nur ein Kopf genügen, um alle relevanten Informationen zu übermitteln.
Das Konzept... sah vor, dass die Partygäste über die Musik abstimmen und damit eine automatisierte Playliste beeinflussen. Ähnlich wie dies bei Diensten wie „Spotify-Radio“ oder Aupeo der Fall ist.
„Ja, 'My Heart will go on' von Celine Dion. Unfassbar schnulziges Lied, aber ich liebe es auch. Was hörst du sonst so?“
Ungleich einer anonymen Wahlkabine sollte die eigene Entscheidung aber auch für andere sichtbar sein und so -gewollt oder ungewollt- zur Interaktion der Teilnehmer führen. Der Knopf diente gleichzeitig als Sensor („Musik-Abstimmung“) und Aktuator (Leuchten bei Annäherung gleichgesinter).
Beim Verlassen der Party und der Rückgabe des Bandes erhält man, ähnlich eines Kassenzettels, eine ausgedruckte Liste des Partyabends. Die Auswahl könnte dabei beispielsweise die Hits und Flops des Abends beeinhalten. Aber auch Personen, mit denen man die größten musikalischen Gemeinsamkeiten besitzt, könnten aufgeführt werden. Vorherige Registrierung vorausgesetzt.
Keep it simple ... gilt natürlich auch für die eigentliche Abstimmung. Und so beschränken sie die Optionen auf das römische Daumen-Hoch und -Runter, sowie das Hinzufügen zum Memory-Slip.
Die Auswahl erfolgt über eine Art Morse-Code: 1x Kurz - Daumen Hoch 2x Kurz - Daumen Runter 1x Lang - Memory Slip
Alles weitere läuft vollautomatisch ab und erfordert keine weitere Aktion der Nutzer.
Die Kommunikation... der Geräte untereinander ist noch nicht eindeutig geklärt. Denkbar wäre aber, dass die Druck-Station gleichzeitig als zentrales Hub agiert.
Das Geschäftmodell... ließe sich so gestalten, dass die einzelnen Systemkomponenten als Gesamtpaket verliehen werden könnten. Wie eine Karaoke-Maschine wäre es damit auch auf kleineren und einzelnen Veranstaltungen möglich das Feierband einzusetzen. Für Event-Locations lohnt es sich dagegen, ein eigenes Set zu erwerben.
Inspiration für die Gestaltung waren maßgeblich die bekannten Festivalbändchen. Die Bänder dienen zum einen dem Zweck der Einlasskontrolle und inzwischen auch als Zahlungsmittel auf dem Gelände. Zum Anderen haben sie einen fast schon reliquienhaften Status unter den Festivalbesuchern. Sie sind Symbol eines gemeinsamen Erlebnisses während eines Event und weit darüber hinaus. Aus Tyvek oder Gewebeband gefertigt, sind sie je nach Anlass einfach zu gestalten und günstig herzustellen. Die Herrausforderung war nun, die low-cost Wegwerf-Bändchen mit einem kompakten elektronischen Inneren zu versehen.
Unsere ersten Formversuche orientierten sich sehr stark am Bild der Armbanduhr mit technischem Objekt und dem Armband zur Befestigung. Das Feierband tritt aber zu sehr in Konkurenz zur klassischen Uhr. Deshalb näherten wir uns immer weiter aktuellen Wearables wie Fitbit und Co. an, bei denen Band und Device zu einer Einheit verschmelzen.
Das Feierband geht nun sogar soweit, dass der Knopf vordergründig nicht mehr Teil des Objekts ist und das eigentliche Armband wieder im Vordergrund steht. Zurück also zum klassischen Festivalbändchen.
Hauptbestandteil des Feierbands ist das Inlay mit dem eigentlichen Knopf in seinem Inneren. Unbeleutet ist er nicht zu sehen, sondern nur zu ertasten. Welche Struktur verwendet wird, hier ein Kreis, konnten wir nicht abschließend klären. In jedem Fall ist aber ein angenehmer Druckpunkt des betätigten Knopfes nötig. Im Versuch konnten wir das bereits sehr überzeugend abbilden.
Das Inlay beherbergt neben dem Taster den Akku, Funksender &-empfänger, sowie mehrere LEDs. Das transluzente Gehäuse lässt das farbige Licht der LEDs durch das Tyvek hindurchscheinen. Es entsteht so eher der Eindruck eines leuchtenden Bands, als eines aufleuchtenden Knopfes. Einen detaillierten Aufbau der Elektronik gibt es in diesem Entwurf noch nicht.
Früh war klar, dass das Feierband kein reiner Wegwerfartikel sein sollte. Mit dem technischen Innenleben wäre dies auch nur schwer zu finanzieren. Deshalb gibt es die Möglichkeit der Wiederverwendung. Über zwei außenliegende Kontakte am Inlay lässt sich der Akku nach der Nutzung wieder laden. Eine passende Ladestation könnte den Vorgang vereinfachen. Entsorgt werden muss so lediglich das Tyveg-Band.
Die wiederverwendbaren Inlays werden in ein gestanztes und ggfs. bedrucktes Tyvekteil gewickelt.
Connected Products sind ein weites Feld, weshalb die Einschränkung auf Audio-Produkte eine gute und notwendige Entscheidung von Reto Wettach und Stephan Rein gewesen ist. Durch die kurze Marktbetrachtung von anderen IoT-Diensten stiegen wir aber trotzdem gleich ins Thema ein. Wir untersuchten Amazon Dash, andere beispielsweise eMio oder Fitbit. Auch die ein wöchige Testphase eines frei gewählten Musikdienstes führte uns noch einmal vor Augen, worauf es bei vernetzter Musik ankommen kann. Zudem war es großartig, dass insgesamt drei Gäste ihre Arbeiten im Feld der vernetzten Produkte vorstellten: Dominik ?... (Lead-Designer beim Amazon Echo), ? ? (ehem. Produktdesignerin bei Yetu) und Klara Lindner (Service Designerin bei MobiSol).
Positiv herauszustellen ist auch, dass die Gruppenzusammensetzungen immer darauf abzielten, Interface- und Produktdesign zu kombinieren. Und die gemeinsamen Besprechungen der Ideen waren immer sehr anregend und produktiv. Das auch die Lehrenden, Interface- und Industriedesigner von IXDS, dieser Anforderung gerecht wurden, hat sicher auch zum guten Gelingen des Kurses beigetragen. Obwohl Stephan Rein nicht immer aus München anreisen konnte, klappte die Einbindung über das Konferenzsystem Google Hang-Out ganz gut. Obgleich die technischen Probleme manchmal den Fluss störten. Leider war die parallele Bearbeitung von Objekt und Dienst nicht immer erfolgreich. Ein früheres Durchspielen der Interaktion oder ein schnellerer Video-Dummy hätten da vielleicht auch mehr Sicherheit gegeben.
Das als Endprodukt das Video und nicht das Objekt im Vordergrund stand, war eine gelungene Idee, da wir uns so auf die Interaktion und deren Darstellung konzentrieren konnten. Insgesamt verfügten alle Endprodukte über eine hohe konzeptionelle Qualität, bei denen sich eine weitere Bearbeitung lohnen würde. So war es dann für alle mehr oder weniger leicht, sie am letzten Tag einer halb-öffentlichen Runde bei IXDS in Berlin zu präsentieren. Unter Umständen war aber auch die anstehende Präsentation der Grund für die hohe Qualität. Wir werden es nie erfahren.