In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Corporate Design Basis Kurs von Prof. Matthias Beyrow vermittelte Basiswissen zum Thema Corporate Design. Was versteht man unter Corporate Identity und Corporate Design? Was ist das? Was macht das? Was will das? In den ersten Vorlesungen wurde verständlich und anschaulich vermittelt. Vorgestellt wurden CI-Modelle, die Unternehmenskommunikation, -erscheinungsbild, -verhalten, -image und deren Zusammenhang und Wirkung zu einander erklärt. Es ging um Marken – deren Bedeutung und Relevanz. Klingt komisch ist aber so: Warum sind viele Firmen blau? – Farbanalyse und Farbassoziation wurden zum Thema. Farbe qualifiziert, ordnet und gibt nonverbale Orientierung. An dieser Stelle ahnte ich, dass mir dieses „Schubladendenken“ und sortieren Spaß machen könnte.
Her mit dem neuen Outfit. Ein neues Corporate Design für das ostdeutsche Traditionsunternehmen „fit“.
Fit ist Hersteller von Spülmittel, Reinigungsmittel und Waschmittel. Aufgabe im genauen ist es, ein neues Verpackungsdesign für das Spülmittel –fit „Original“, „Balsam“; WC-Reiniger „Grüne Kraft“, Spülmaschinen – Salz und Tabs zu entwickeln und gestalten.
Besonders knifflig wird es bei der Separierung der „Sortenspezialität“ in Kombination mit der Darstellung der gemeinsamen Markenzugehörigkeit. Denn die Firma fit hat eine riesen Produktpalette mit mehreren Submarken und schon auf den ersten Blick wird schnell klar, dass anscheinend nicht einmal die Firma fit selbst wirklich weiß, wie nun alle Produkte der Submarke „Grüne Kraft“ aussehen und wie sich diese von den anderen Hausmarken unterscheidet, gleichzeitig aber auch zeigen dass sie Produkte aus dem Hause fit sind. Nicht einmal bei den „Basisprodukten“ der Spülmittelreihe scheint es einen „Gestaltungsregelkatalog“ zu geben. Ich mag Chaos – aber bitte geordnet! Also versuche ich zuerst, aus dem „wilden Griff in den Farbtopf “ schlau zu werden.
Ich bin mit fit- Spülmittel aufgewachsen und vom meinem persönlichen Farbgefühl her ist Spülmittel für mich grünes Zeug in dieser markanten Flasche, die man schön finden kann oder auch nicht. Blöd nur das, viele andere Spülmittel anderer Marken auch grün sind. Meine Farbanalyse ergibt leider auch keine eindeutige konstante Grundfarbe, die ich in meinen Entwürfen gern übernehmen wollen würde. Es ist mir wichtig darauf zu schauen wie fit früher aussah. Menschen, die ihr halbes Leben lang fit kaufen, sollen es bitte in den Regalen auch weiter finden können. Bevor ich mich an das Logo mache, recherchiere ich also nach alten fit-Produkten. Vielleicht lässt sich dann ja auch dieses Farbproblem klären.
Wichtiger als Farbe scheint tatsächlich die Flasche zu sein, auch allgemein im Kurs wird festgelegt dass die typische fit-Flasche bleibt denn diese hat mittlerweile Kultstatus. Bei meinen ersten Logoentwürfen versuche ich den alten Schriftzug zu optimieren und mit Elementen zu kombinieren, die irgendwie das Thema Reinigung, Wasser, Öko/Bio, und passend/individuell für fit – Retro erzählen. Als erstes vektorisiere ich das fit-Logo und drucke es mir so aus dass ich es ausschneiden kann. Die einzelnen weißen Buchstaben lege ich auf schwarzes Papier – so entstehen spielerisch unterschiedlichste Kombination, die mich für weitere digitale Logoentwürfe inspirieren.
Mir sympathische Logoentwürfe wähle ich aus. Es wird Zeit diese auf den Flaschen bzw. Etiketten an zuordnen. Hierbei muss ein System entwickelt werden, welches auf den unterschiedlichen Verpackungs- und Etikettenformaten funktioniert.
Ich bin kein Fan von fertigen Vorlagen und reagiere allergisch auf unnatürlichen Schlagschatten, deswegen investierte ich viel Zeit bei der Darstellung der Flaschen. Mein Herz für Illustration und digitales Zeichnen schlägt vor Freude Purzelbäume. Später korrigiere ich die Illustration meiner Flaschen, ich lerne Draufsicht ist wichtiger als eindrucksvolle Perspektivansichten – aber klar, hier soll es ja auch vorrangig um die Gestaltung der Etiketten gehen, wenn auch die gesamte Verpackung natürlich mit zum Corporate Design gehört. Eine niederkomplexe Ansicht, die die Verpackungsform vermittelt, würde eigentlich reichen.
Bei meiner ersten Entwurfsreihe wollte ich den Fokus auf ein von mir entwickeltes Signet lenken – das „f“ von fit aus dem ein frischer Tropfen kommt, sollte an einen Wasserhahn erinnern. Gleichzeitig diente das kleine „f“ in jeweils unterschiedlichen Farben als „Sortenunterscheidungselement“. Flüssigkeitsfarbe und Etikettfarben sollten harmonieren –dies halte ich für eine richtige Antwort auf das bestehende „fit-Farbchaos“. Das fit-Logo hatte jedoch in der ersten Entwurfsreihe noch nicht die Präsenz die es haben sollte, um als fit im vollgepackten Ladenregal wieder erkannt zu werden. Deswegen änderte ich meinen Entwurf.
Ich bin noch nicht sooo zufrieden mit meiner ersten Entwurfsreihe. Ich will mehr versuchen und ausprobieren. Natur und so – wird gern gekauft aber funktioniert das auch auf Reinigungszeug welches nunmal, ganz leise gesagt, chemisches Zeug ist? Soll ja schließlich auch und hauptsächlich sauber machen. Klar wenn man ein natürliches, fancy Diamantengewächs hat – Entwurf Nummer zwei.
Und alle Mädchen so: „oohhw Diamanten“, aber ist es das neue fit-Design? Nein, irgendwie nicht. Vielleicht mal eine schöne Sonderedition und das Grün ist es irgendwie auch nicht. Also schau ich doch noch mal nach. Ein bisschen mehr Retro und Ostalgie wäre auch gut, die Flaschenform soll den roten chemnitzer Turm darstellen – das will ich aufgreifen und noch einmal unterstreichen. Unternehmenstradition ist wichtiger als hippes Zeug, das schnell mal nicht mehr modern sein kann. Ich finde ein schönes Foto des chemnitzer Turms und ändere Entwurf Nummer zwei. Ich stelle fest, dass das Foto des Turmes leider nicht die richtige Zeit abbildet – sieht auch irgendwie mehr nach Speiseöl aus mit der Banderole. Ein Foto aus der richtigen Zeit bringt mich zu Entwurf Nummer drei.
Entwurf Nummer drei ist es dann auch schon fast, aber braucht ein Spülmittel ein Foto? Nein. Das Foto kommt weg – die Farbpalette des Fotos bleibt. Das passende Logo aus meinen ersten Logoentwürfen bleibt ebenfalls, wird aber etwas diagonal gestellt – das fand ich schon in meiner ersten Entwurfsreihe beim kleinen „f“ sehr gut, und das gab es auch schon einmal in einem älteren fit-Design. Endlich sieht fit wieder aus wie fit. Erst jetzt merke ich so richtig, dass die Farben im fitlogo - Blau und Gelb die einzigen konstanten Farben auf allen Fitprodukten sind. Passend zum Logo finden Sortenbezeichnung und Ökolabels ihren Platz auf einem Kreis. Diese Kreise ordne ich wie eine aufsteigende Blubberbahn an –das ist super, da diese Anordnung, etwas abgeändert auch auf einem breiten Etikett bzw. Verpackung funktioniert. Nach weiteren Änderungen ergibt sich durch das anschneiden der Kreise eine neue Etikettgrundform, gerade die beiden Etiketten auf der Spülmittelflasche lassen sich mit Hilfe des Kreises optisch wunderbar verbinden.
Der Anschnitt wird konstanter Bestandteil meines fit-Gestaltungskonzeptes. Variablen sind die Farbverläufe auf dem Untergrund des Etikettes bzw. Verpackungsgrundes, er zeigt um welche Produktsorte es sich handelt, passend dazu wechselt der untere Deckelrand sortentypisch seine Farbe. Die Submarke „Grüne Kraft“ bekommt einen zusätzlichen Störer in Form eines kraftvollen mehrzackigen Sternes. Der Farbverlauf bleibt bei den Grüne Kraft –Produkten im farbverwandten Ton, ändert jedoch nicht je nach Produktsorte, auch der obere Deckelrand bleibt konstant Grün. Um Verwirrung zu vermeiden, gibt es Grün jetzt nur noch bei den Grüne Kraft – Produkten.
Ich bin seit über sieben Jahre bereits beruflich gestalterisch tätig und habe das Thema Corporate Design quasi aus dem Nebenzimmer schon immer beobachtet und in kleinen Projekten ein bisschen probiert. Den CD Basis- Kurs besuchte ich ehrlich gesagt nur um tiefer in die Thematik ein zu tauchen um dann mein Vorurteil - „so richtig ist das nix für mich“ zu bestätigen. Doch es kam anders!
Im Berufsalltag machte ich die Erfahrung, dass Produktvorlagen bauen Spaß machen kann und dass ich das wohl auch kann. Der Spaß lässt aber nach, wenn es lange Zeit nur dabei bleibt Vorlagen zu bauen. Aus diesem Grund verwendete ich anfangs auch noch die Vorlagen, die für alle im Kurs zur Verfügung standen und meldete mich auch nicht, als die Frage im Raum stand: Wer baut für alle Vorlagen? Nicht schon wieder wollte ich diese typischen Assistenzaufgaben machen, auf die ich im Berufsleben gerne mal reduziert wurde. Erst später erstellte ich Vorlagen in meinem Stil, denn erst später war es mir der Sache wert. Natürlich wusste ich dass Corporate Design nicht gleich „nur“ Verpackungsdesign bedeutet und Corporate Identity noch viel mehr umfasst –aber auch das hatte ich in meinem Kopf eher als unsympathisch abgestempelt – in meiner Ausbildung, die ich vor hundert Jahren machte, war das nämlich nur eher trockene Theorie und vielleicht auch schon zu lange her.
Prof. Matthias Beyrow schafft es interessante Vorlesungen zu halten, von denen ich (wer hätte das gedacht) keine verpasst habe. Auch mit Vorhalbwissen habe ich einiges gelernt. Besonders hilfreich waren klare und präzise Kritik und Änderungsvorschläge, die man in anderen Kursen schon einmal vermisst. Unterhaltend und hilfreich waren auch die „Berufsanekdoten“ und Ratschläge mit Lebensweisheitengeschmack (die ich teilweise bestätigen kann, da ähnlich bis genau so schon erfahren), sowie Literaturempfehlungen.
Herausfinden, was will ich als Designerin speziell und was generell, Qualität der eigenen Arbeiten steigern und schärfen, aus diesem Grund entschied ich mich für das Designstudium. Im CD Basis-Kurs konnte ich erkennen dass Corporate Design das beinhaltet, was ich eh am liebsten mache und dass ich, denke ich, auch auf diesem Designfeld mehr kann, als nur schöne Vorlagen bauen. Corporate Design fetzt, tja wer hätte das gedacht.