In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Gegenstand dieser Veranstaltung war die Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte von Gegenständen im Hinblick auf das Potential möglicher Weiterentwicklungen. Ziel ist es aus der Analyse der Geschichte einzelner Gegenstandsgruppen konkrete Gestaltungsansätze abzuleiten. Kooperationsprojekt mit dem Museum der Dinge.
Die ursprüngliche Aufgabe eines Haushaltsgerätes war die Hilfestellung im Haushalt in Form von Arbeits- und Zeitersparnis. Sie waren Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern und Handlungen strukturieren sollten. Doch wie auch andere Dinge unterliegen sie dem Wandel der Zeit. So bekamen die Geräte einen Doppelcharakter. Neben ihren funktionalen Eigenschaften, ihrem praktischem Nutzen, kommt symbolische Bedeutung hinzu.
Zu der Symbolisierung gehören unter anderem gesellschaftliche Integration und Identitätsbildung. Das urbane Großstadtleben ist geprägt von gewissen Lifestyles, die sich aus dem Konsum von Dingen, Räumen und Ereignissen zusammensetzen. „Der Konsum und Besitz bestimmter modischer Geräte und ihre symbolische „Aura“ sind bedeutend geworden als symbolische Formen der Inklusion und Exklusion der spätmodernen Gesellschaft“. [Bosch, Aida 2010] Obwohl die Geschichte der Geräte noch nicht alt zu lang ist, überfluten sie geradezu die Haushalte, eine Vielzahl von Dingen aller möglichen Sorten und Varianten. Ihre Fülle ist kaum zu ermessen. Doch woher kommt das? Wie auch Möbel so folgen Geräte einer „Mode“. Aber wie wir bereits wissen ist jede Mode nur ein zeitbegrenzter Geschmack, der immer wieder abgelöst wird. Bosch sagt dazu: „Die Welt der dinglichen Objekte ist in nie gekanntem Ausmaß dem Prozess der Mode unterworfen, einem kulturellen Prozess, der für beständige formale Neuerungen und für eine sich erneuernde Nachfrage nach den Produkten der kapitalischtuschen Massenproduktion sorgt.“ So ist in der Zeit der Globalisierung die „angesagte Mode“ ein Treibmittel der kapitalistischen Produktion.
Als Konsequenz kommt es zu einer wie oben bereits erwähnten Geräteüberflut. Aufgrund des immer schnelleren Ablösens der modischen Geräte, gestaltet sich der gesellschaftliche Zwang der Integration durch Gerätekonsum immer schwieriger (vorallem finanziell gesehen). Die Angst vor soziale Exklussion ist so groß, dass sogar Schulden riskiert werden. Dies führt folgerichtig zu Haltlosigkeit und dem Gefühl ausgeliefert zu sein anstelle der Zugehörigkeit und Integration. Als Folge der ständigen Austauschbarkeit von Konsumgütern (Geräte in unserem Fall), denen man nicht mehr nachkommen kann, macht sich das Aufgeben oder Ablehnen dieser gesellschaftlichen Integration durch Konsum breit - ein Rückzug findet statt. Es ist ein Versuch sich von nicht einlösbaren sozialen Forderungen zu schützen. Der innere Wunsch nach Zugehörigkeit wird durch Resignation ausgetauscht. Es wird bewusst Abstand von der Mode sowie zum statusorenierten Konsum genommen. Isolation und Vereinsamung können Folgen. Der Rückzug an einen Ort der Ruhe - einen Zufluchtsort oder eine geistige Ablenkung vom Alltag könnten dem gesellschaftlichen Phänomän entgegenwirken oder es für eine Zeit außer Kraft setzen. Für mich stellt sich nun die Frage ob unsere Alltagsgeräte einen Raum simulieren können, der als Ort des Rückzuges verstanden wird. Damit ist ein Ort der Sehnsucht gemeint, indem man keinen gesellschaftlichen Zwang unterlegen ist. Es soll eine Atmosphäre generiert werden in der man abschalten und Illusionen nachträumen kann. Ein Gerät des alltäglichen Gebrauchs, dass an ritueller Bedeutung gewinnt und keiner symbolischen Bedeutung der Identiätsbildung oder Integration nachkommt. Es soll für kurze Zeit die Lasten der Außenwelt nehmen und eine heile Welt simulieren.
Am Beispiel der Kaffeemaschiene versuchte ich die gesellschaftlichen Konventionen außen vor zu lassen und mich auf die wesentliche Aufgabe des Haushaltsgerätes - Kaffee zu brühen - zu beschränken. Bei dem Entwurf handelt es sich um eine weiße Box die zum Gebrauch geöffnet und nach dem Gebrauch wieder geschlossen in einer Ecke verweilen darf ohne sich einem Lebensstil anpassen zu müssen. Beim Öffnen der Box wird man in eine Fantasiewelt eingeladen. Der Vorstellungskraft werden keine Grenzen gesetzt - vielleicht befindest du dich gerade in einem italienischen Caféhaus in einer schmalen Gasse und wirst gleich den ursprünglichen Genuss von Kaffee erfahren. Der Entscheidende Unterschied zu den Geräten von heute ist der fehlende Stecker, denn es gibt keinen. Zum Kaffeebrühen genügt es gemahlenen Kaffee, einen Filter, heiß Wasser und eine Trichtervorrichtung zu haben. Ein solcher Kaffeeapparat wiederfährt mehr ritueller Bedeutung als jegliche symbolische Bedeutung.