In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Wie lässt sich die Gestaltung physischer Bedienelemente standardisieren, um eine konsistente Benutzererfahrung über verschiedene Geräte hinweg zu gewährleisten?
Hintergrund & Fragestellung
Nutzeroberflächen begleiten uns täglich und helfen uns, komplizierte Vorgänge schnell sowie gezielt zu steuern. Dabei sind digitale Eingabe-und Ausgabemöglichkeiten häufig mit physischen Elementen verknüpft, die dem/der Nutzer*in ein differenzierteres haptisches Gefühl ermöglichen. So können z.B. Drehknöpfe und Schieberegler kleinste Veränderungen mit einer großen Genauigkeit an technische Geräte weitergegeben.
Gerade diese physischen Elemente bieten ein hohes Maß an Sicherheit und helfen Nutzer*innen komplizierte Steuerungen dank dem Muskelgedächtnis schneller zu erlernen sowie Fehler zu vermeiden. Obwohl es etliche Vorteile von physischen Nutzeroberflächen (kurz PUIs) gibt, findet der Touchscreen immer mehr Verwendung auch im Consumer-Bereich. Gerade im Automobilsektor setzt er sich immer mehr durch, obwohl bei Fahrer*innen-Umfragen der Wunsch zurück zu haptischen Knöpfen geäußert wird. Die Gründe dafür sind vielschichtig, wie dass Touchscreens mittlerweile kostengünstiger in der Herstellung im Gegensatz zur physischen Bedienung sind. Auch der optisch moderne und minimalistische Look ist immer noch ein Verkaufsargument.
Die DIN EN ISO 9241-400, ein Teil der DIN-Norm zur Mensch-System-Interaktion, beschäftigt sich mit den Regeln zum Gestalten von Knöpfen,
Drehreglern und weiteren Elementen. Doch sind die bereits existierenden Regelwerke noch zeitgemäß in Hinblick auf Inklusion und Gleichberechtigung? Und wie lassen sich PUIs unter diesen Aspekten sowie aus dem Blickwinkel des Designs standardisieren, um eine konsistente Nutzer*innenerfahrung über verschiedene Geräte hinweg zu gewährleisten? Generell stellt sich die Frage, wie physische Nutzeroberflächen in Zeiten des Touchdisplays wieder an Relevanz gewinnen können.
Methodik
In der Arbeit soll sich noch tiefgreifender mit den Vor- und Nachteilen von PUIs gegenüber dem Touchdisplay beschäftigt werden sowie mit aktuellen Beispielen gestützt werden. Danach werden verschiedene Regelwerke für Bedienelemente betrachtet und daraufhin versucht, einen generellen Leitfaden für diese zu formulieren. Die im Regelwerk beleuchteten Bedienelemente werden klassifiziert, aus ihrer Historie heraus betrachtet sowie mit Beispielen für Einsatzmöglichkeiten ergänzt. Dabei werden Aspekte wie Barrierefreiheit und Gleichberechtigung mit einfließen. Eine Analyse von positiven und negativen Bedienungskonzepten, soll den Leitfaden auf seine Konsistenz überprüfen.
Mögliche Ergebnisformate
Für den praktischen Teil der Arbeit soll der Ratgeber in eine physische Anwendung transferiert werden, sodass auch Eigenschaften wie die Haptik von Bedienung erlebbar gemacht wird. Denkbar ist auch ein Produkt zu Schulungszwecken, welche die Relevanz von physischen Bedienelementen in Zeiten des Touchdisplays untermauert und zu einer geeigneten Gestaltung dieser rät.
Cover & Japanische Bindung
Kapitel 01 Einleitung
Kapitel 02 Allgemeine Regeln
Kapitel 3 Physische Bedienelemente
Kapitel 4 & 5 Barrierefreiheit und Gleichberechtigung sowie Praxis
Das Anliegen dieser Arbeit besteht vor allem in der Veranschaulichung von Bedienelementen und deren Rückführung zur physischen Nutzung. Das Praxisprojekt soll dazu unterstützend einen Baukasten bieten, um physische Steuerungselemente benutzer*innenfreundlich zu gestalten und vermehrt wieder bei Produkten einzusetzen.
Da existierende Werke zu dieser Thematik veraltet sind und selten auf Anschaulichkeit setzen, sollen Entwickler*innen durch eine neue Aufarbeitung ermuntert werden, haptische Tasten und Regler in ihren Produkten wieder vermehrt zu verwenden. Auch zu Schulungszwecke kann das Toolkit die Vielzahl an haptischen Steuerungsmöglichkeiten aufzeigen, da viele Designstudent*innen sich der vielen Einsatzmöglichkeiten nicht bewusst sind. Auch Designer-Workshops sind mit dem Koffer gut gestaltbar.
Dazu soll im Praxisprojekt ein physischer Baukasten zum Ausprobieren und Stöbern angeboten werden. In einer Art Toolbox befinden sich alle in der Abhandlung aufgezählten Bedienelemente, die physisch bei der Produktentwicklung verwendet werden könnten. Damit richtet sich das Praxisprojekt an Designstudios, Entwickler*innen, Marketing-Abteilungen und Designstudierende, die sich noch in der Ausbildung befinden.
Mit dem Koffer, „testnest“ genannt, können im Entwurfsprozess fertige Bedienelemente ausgewählt und direkt am Prototyp ausprobiert werden. Dafür erhält die Box zusätzlich eine 3D-Datei, die in der CAD-Software verwendet werden kann. Dort kann in der Software ausprobiert werden, an welcher Stelle ein Bedienelement am zweckmäßigsten eingebaut werden könnte.
Nach dem 3D-Drucken oder CNC-Fräsen des Formmodells können die Gestalter*innen aus dem Koffer verschiedene Bedienelemente herausnehmen und an einen dazugehörigen Adapter stecken. Durch schnelle Nutzendentests im Team, aber auch mit Probant*innen kann sich so zielführend für ein Bedienelement entschieden werden.
Die Empfehlungen zu Größen und Abständen für die Bedienelemente finden die Designer*innen ebenfalls im Koffer auf Infomationskarten gedruckt. Auf Basis der Empfehlungen können sie dann ihre individuelle Version des ausgewählten Bedienelements gestalten. Das„testnest“ kann somit zum sinnvollen Begleiter beim Entwerfen von physichen Nutzeroberflächen werden.
Details zum Koffer-Entwurf und den enthaltenden Elementen können den folgenden Seiten entnommen werden.
Da sich die Funktionsweise von „testnest“ am besten an einem Beispiel erkären lässt, soll an dieser Stelle die Entwicklung eines Steuerpults für die industrielle Fertigung erklärt werden.
Eine Designagentur erhält den Auftrag, ein Steuerpult für eine Produktionsmaschine zu entwickeln. Nachdem die Recherche und grobe Aufgabenverteilung abgeschlossen ist, haben die Designer*innen die äußere Form des Pults festgelegt. In einem CAD-Programm wird das Produkt modelliert und anschließend mit dem Adapter von „testnest“ an den Stellen, wo die Bedienelemente eingesetzt werden könnten, ausgestattet.
Nachdem das physische Formmodell fertig gebaut ist, testet das Designteam verschiedene Bedienelemente aus dem Koffer, indem sie diese an die dazugehörigen Adapter steckt. Anschließend, nachdem sich die Mitarbeiter*innen für die nutzerfreundlichste Variante entschieden haben, werden einige Probanden des Kunden in das User-Testing miteinbezogen. Gegebenfalls werden Änderungen der CAD-Daten vorgenommen und die finale Entscheidung für die Bedienelemente getroffen. Für die Detailgestaltung nehmen sie sich die im „testnest“ empfohlenen Regeln zum Vorbild und der Berücksichtigung der Corporate Identity des Kunden. Nachdem der Gestaltungsprozess abgeschlossen ist und der Auftraggebende das Produkt erhält, sollte die Nutzendenoberfläche intuitiv, aufgeräumt, haptisch und benutzendenfreundlich sein.
Kartendesign Entwurf
Website Entwurf
Branding
In dem folgenden Monat bis zur Präsentation der Masterarbeit wird das „testnest“ so weit wie möglich praktisch umgesetzt werden. Der Koffer soll mit einigen Modulen für die Anschaulichkeit bestückt und mit dem Branding versehen werden. Des Weiteren werden einige Informationskarten gedruckt und im Deckel der Box Platz finden. Die Module werden dazu in 3D im Programm „Rhino“ erstellt und anschließend 3D-gedruckt. Im Koffer wird eine für die Praxis sinnvolle Aufteilung vorgenommen, damit die Bedienelemente einen guten Platz finden. Die größte Herausforderung bei der Umsetzung des „testnest“ stellt das realistische haptische Feedback der Bedienelemente dar. Diese sollen mechanisch durch den 3D-Druck oder elektronische Komponenten simuliert werden.
Das Projekt auf Incom wird stückweise geupdated.
Eine große Herausforderung war die Quellenrecherche, da es kaum Informationen zu dieser Thematik gibt. Außerdem variiert die Benennung der Bedienelemente je nach Werk, was die Suche ebenfalls erschwert. Daher ist leider ein Großteil der Bearbeitungszeit für die Recherche und Sichtung verwendet worden. Außerdem ist die Arbeit sehr umfangreich geworden, da sich das Schreiben einer quasi neuen Norm nicht abkürzen lässt. Das Erstellen der Infografiken war ebenfalls sehr aufwendig, hat sich aber final sehr gelohnt und Spaß gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit dem Layout, dem Druck und der Bindung, hätte mir nur final etwas mehr Zeit für den Praxisteil gewünscht. Dies war aber einfach trotz guten Zeitmanagement nicht möglich. Dieser wird dafür jetzt in dem folgenden Monat priorisiert. Außerdem freue ich mich über den Mix von allen drei Designdisziplinen in der Arbeit.