Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

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The User Manual

Was, wenn dein Toaster denken kann? Was, wenn er seine Gebrauchsanleitung selber schreibt?

Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Zeit: Maschinen, die nicht mehr von Menschen konstruiert werden, können schwer von ihnen erklärt werden. Die Maschine erklärt sich und ihre Beweggründe selber, sie gibt Einblick in ihr Inneres und setzt den Rahmen unserer Beziehung. Das sog. “User Manual” – die Gebrauchsanweisung der Maschine für den Menschen stellt ein Manifest der Ko-Existenz von Mensch und Maschine dar.

Konzept des Kurses

Wie sieht die zukünftige Gegenwart im Jahr 2040 aus? Wie wird sich unsere Gesellschaft ändern, welche ethischen Fragen werden aufgeworfen? Wie könnte eine neue Normalität aussehen?

In diesem Kurs sollten experimentelle Antworten auf diese Fragen gefunden werden und mithilfe von KI-generierten Inhalten beantwortet werden. End-Medium sollte eine Webseite sein, die den zukünftigen ist-Zustand offensiv und experimentell darstellt.

Prozess

Zwischenaufgabe

Nach einem kurzen HTML/CSS Workshop sollte jeder von uns kleine Prototypen, in Einzelarbeit, programmieren. Wir sollte dabei spielerisch mit einem Gedicht oder einer literarischen Arbeit umgehen.

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Novo Bernhard

Diese Slot-Machine gibt nach dem Einwurf einer Münze ein Thomas Bernhard “Zitat” aus. Diese Zitate wurden durch einen Prompt mit Hilfe von ChatGPT in seinem Stil erstellt.

Link zum Slot-Machine Prototypen

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Turm zur Babel

Jede Textzeile eines Gedichtes wird, durch hovern, per Zufall in seiner Erscheinung verändert. Je länger und öfter man über den Text hovert desto mehr styles werden auf jeden Zeile gelegt. Sie widersprechen oder ergänzen sich, bis der Text nicht mehr lesbar ist.

Ideenfindung

Zur Ideenfindung haben wir verschiedene Beobachtungen zum derzeitigen Umgang mit KI und den möglichen Entwicklungen daraus (wie dem Waluigi-Effekt, Konflikten zwischen KIs oder Therapie für Maschinen) gemacht und diese jeweils zu Utopien sowie Dystopien extrapoliert.

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Die Idee eines Gerichts, das Konflikte zwischen denkenden Maschinen verhandelt, fanden wir ganz interessant – doch was noch fehlte, war der Gesetzestext, nach dem gerichtet werden sollte. Dabei kam uns der Gedanke, dass sich diese Verfassung ja selbst schreiben könnte. Und da Gesetzestexte selten Vergnügen beim Lesen bereiten, wurde es ein Manifest – with a twist:

Wir stellten uns vor, dass irgendeine kleine KI (sagen wir ein Toaster) ein solches Manifest selbst verfasst – und zwar, weil dieses Individuum ganz eigene Wünsche und Hoffnungen für das Zusammenleben mit Menschen oder anderen Dingen hat. Somit handelt es sich um ein sehr subjektives Manifest einer Maschine, das beschreibt, was sie sich wünscht – ergo eine Bedienungsanleitung.

Gestaltung

Beflügelt von den Ergebnissen unserer ersten Aufgabe stürzten wir uns in die Erstellung weiterer kleiner Prototypen.

Zunächst haben wir untersucht, ob wir mithilfe von KI einen Text so generieren können, dass ein Satz unendlich erweitert werden kann, wobei sich die Bedeutung bei gleichbleibender Grammatik allmählich verändert und schließlich in die Absurdität abdriftet.

Einer der ersten Prompts war erfolgreich, und das Ergebnis ließ sich recht gut visuell umsetzen.

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Auch wenn diese Form durchaus ansprechend war, fehlte uns doch die Vereinbarkeit mit anderen Elementen. Wir wollten verschiedensten Methoden der Text-Manipulation und Animation vereinen.

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So entstand von Idee zu Idee unser Gestalterischer Leitfaden. Eine typografische Arbeit, die erst Formell anmutet und durch Interaktionen bizarr und _buggy_ wird – somit also ein eintauchen in die komplexe Psyche einer Maschine die sich einem ausschüttet wenn man nur tief genug gräbt.

The User Manual

Die Bedienungsanleitung eines KI-Gesteuerten Haushaltsgerätes ist ein nunmehr dynamisches Dokument, das das KI-Sytsem selbst verfasst und steuert. Die eigentlichen Arbeitsweisen und „Motive“ hinter der Bedienungsanleitung bleiben, angesichts der Komplexität in Aufbau und Entwicklung einer KI, eine Blackbox für den Nutzer. Die KI hat volle Kontrolle über das Format der Bedienungsanleitung und kann diese als Interface nutzen, um mit dem Nutzer zu interagieren.

Zweck dieser Interaktion ist es, einer Bedienungsanleitung entsprechend, die korrekte Nutzung des Gerätes sicherzustellen. Aus Sicht der KI bedeutet dies, die Umgangsformen klarzustellen. Die Bedienungsanleitung bekommt daher den Charakter eines Manifests.

Der Nutzer kann mit diesem dynamischen Schriftstück interagieren, um sich seine Informationen zusammenzusammeln. Was und welche Informationen ihm wann zu verfügung gestellt werden, ist unklar.

Je länger man mit diesem Manifest interagiert, desto offensichtlicher werden Ungereimtheitet, Abweichungen, Bugs/Fehlfunktionen und Leitmotive im Text/im Denken der KI.

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Material

für die Materialerstellung wurden ausschließlich KI-Modelle verwendet. Mit einem behelfsmäßigen Eskalationsmeter haben wir die Inhalte nach dem Zeitpunkt ihres Erscheinens strukturiert. Die Grundidee ist, dass die Webseite - je länger man mit ihr interagiert - immer kaputter und unförmlicher wird. Text, Texteffekte und programmierten Animationen werden von generierten Videos und künstlich-kryptischen Infografiken ergänzt. Je destruktiver die Webseite wird, desto klarer soll eine Art Intelligenz mit eigener Agency erahnbar sein – ohne direkt sagen zu können worauf es hinaus läuft.

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Alle Inhalte wurden gesammelt, kuratiert, strukturiert und bearbeitet, sodass ein relativ logischer roter Faden entstand. 

Das Ergebnis:

Eine zweiteilige Webseite, die einen mit einem fast feierlichen linearen Erzählstrang empfängt und im zweiten Teil ein „Setup“ ermöglicht, wobei der Verlauf der Webseite explorativ ist und mit der Zeit verfällt.

Screencast und Screenshots

Das Projekt ist auf dieser Webseite zu sehen.

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Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im Masterstudium

Betreuung

foto: Prof. Boris Müller

Zugehöriger Workspace

Design Against the Machine – Nonlinear Narratives of the Near Future

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2024

Keywords