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Together against the system

In diesem Kurs, geleitet von Myriel Milicevic, befassten wir uns damit, wie Menschen, aber auch Tiere und Pflanzen in sogenannten Climate Communitys im Angesicht der Klimakrise aktiv werden und sich gegenseitig unterstützen können. Input dazu erhielten wir unter anderem vom Bezirksamt Treptow Köpenik. Ausgehend von diesem Thema entwickelten wir das kooperative Brettspiel „Together against the system“.

Worum geht es?

Die Klima Community in dem fiktiven Ort Klimow spielt gegen „Das System“, um ihre Stadt bis 2030 klimaneutral zu machen. Die Spieler*innen lernen verschiedene Aktionsformate kennen, um vor Ort aktiv zu werden und sich für die Klima Community zu engagieren.

Das Spiel verbindet die Bedeutung des eigenen politischen Handelns im Sinne einer Gemeinschaft mit dem Thema „Klimaschutz vor Ort“.            Im Laufe des Spiels wächst bei den Spieler*innen das Bewusstsein, dass sie Teil einer Klima Community sind, die aus unterschiedlichen Spezies zusammengesetzt ist und das gemeinsame Ziel verfolgt, ihre Kommune bis 2030 klimaneutral und lebenswert für alle zu machen.

Das Spiel soll spielerisch Möglichkeiten des politischen Engagements und „Aktivwerdens“ vor Ort aufzuzeigen, um sowohl einen lokalen Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten als auch das Bewusstsein für Kooperationen von Lebewesen unterschiedlicher Spezies zu formen.

Dafür werden konkrete Aktionsideen eingeführt, die in unterschiedlichen Abstufungen dazu beitragen, das Lokalklima zu verbessern und gleichzeitig zeigen, dass Klimaschutz auch eine soziale Seite hat bzw. haben sollte. Die Bandbreite an gemeinsamen „Erfahrungen“, welche die Spieler*innen machen, reicht daher von der Installation eines Banners auf dem Rathaus als eine eher riskante Form des Protests über die Organisation einer Veranstaltung in der Nachbarschaft zu einem bestimmten Thema bis hin zur emotionalen Unterstützung anderer Community Mitglieder, die angesichts der existenziellen Klimakrise u. a. unter Ängsten und Hoffnungslosigkeit leiden können.


Thematischer Rahmen

Der wissenschaftliche Rahmen des Spiels sind aktuelle Erkenntnisse aus der Klima- und Sozialforschung:

Was passiert?                                                                                            Nach aktuellen wissenschaftlichen Prognosen werden die Regierungen das Ziel verfehlen, die Erderwärmung unter 1,5°C zu halten. Der jüngste Emissionsbericht des UN-Umweltprogramms (UNEP, 2023) kommt zu dem Schluss, dass die Welt nach den derzeitigen Zusagen der Länder in diesem Jahrhundert auf einen Temperaturanstieg von 2,5 bis 2,9 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zusteuert.

Wie konnte es so weit kommen?                                                                Während die Kritik an individuellem Konsumverhalten vielerorts als Lösung dargestellt wird, liegt die Verantwortung für die Klimakrise woanders: Laut einer Studie von Oxfam aus dem Jahr 2021 verursachen 10 % der Weltbevölkerung 30 Mal mehr Emissionen, als mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze vereinbar wäre.

Wie kann Veränderung gelingen?                                                              Der aktuelle Trend in sozialen und klimabewegten Gruppen, sich politisch zu organisieren ist der Ansatz der „Organizings“. Die Methode strebt den Aufbau von sozialen Gruppen an, die sich hinter einem gemeinsamen Ziel organisieren, wachsen und durch die Bündelung vieler individueller Ressourcen und Stärken ein inhaltlich und zeitlich klar definiertes Ziel verfolgen. Beispiele hierfür sind die Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteigenen“ oder „Wir fahren zusammen“ von Fridays for Future und ver.di.

Wie funktioniert das Spiel?

Die Mitglieder führen als Klima Community Aktionskarten aus, um Punkte zu sammeln und auf dem Spielfeld voran zu kommen. Diese können nur mit bestimmten Fähigkeiten durchgeführt werden, die auf den Rollenkarten der Community Mitglieder aufgelistet und in einem kurzen Erklärtext in den Kontext der Lebensrealität des jeweiligen Community Mitglieds gesetzt werden. Die Community Mitglieder müssen ihre Fähigkeiten kombinieren, um die Aktionskarten durchführen zu können. Das Prinzip der Kooperation steht hier im Vordergrund. Die doch etwas ernste Thematik wird durch kreative Aufgaben innerhalb der Aktionskarten aufgelockert.

Im Wettbewerb steht die Klima Community hingegen gemeinsam mit dem Spiel-Antagonisten, Dem System. Um das Spiel zu gewinnen, muss die Klima Community schneller ins Ziel kommen, als Das System das Ende seiner Zeitleiste erreicht hat. Können die Aktionskarten in einer Runde nicht gelöst werden, rückt Das System ein Feld nach vorne und das Zeitfenster, Klimow gegen die Klimakrise zu verteidigen, wird enger.

Visuell wird dieses kleiner werdende Zeitfenster auf dem Spielbrett durch die Klimastreifen Deutschlands dargestellt.

Der Gestaltungsprozess

Der Gestaltungsprozess gliederte sich in drei Phasen: 

1) Kein gestalterischer Anspruch: zunächst sollte die Spielmechanik stehen, bevor wir Zeit in die Spielgestaltung investiert haben. Die erste Version des Spiels bestand lediglich aus einem Rollenspiel mit verschiedenen Charakteren und einem zu wählenden Szenario, das gelöst werden sollte.

Nach dem ersten Testen innerhalb des Kurses lernten wir:                      Unser Spiel braucht ein konkretes Ziel, einen Gegenspieler und muss unterhaltsamer sein. Auf diesem Feedback aufbauend ergänzten wir das Spiel um ein Spielbrett mit Spielfeldern, schärften die Rollenbeschreibungen und Aktionskarten und überlegten uns, gegen wen die Klima Community spielen sollte, um eine kompetitive Note in das Spiel zu bringen.

Unsere Ideen und To-Do's sammelten wir in einem Miro-Board, welches kontinuierlich wuchs.

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2) Erste Entwürfe: Bei dem ersten großen Testing mit Menschen vom Bezirksamt Treptow-Köpenik und anderen Organisationen erhielten wir das Feedback, die Anzahl der kreativen Aufgaben auf den Aktionskarten zu erhöhen und den Zusammenhalt der Community Mitglieder visuell zu verdeutlichen.

Jetzt ging es an die ersten konkreteren Entwürfe: 

Zunächst überlegten wir uns, wie die einzelnen Figuren aussehen könnten. Sie sollten sowohl erwachsene als auch junge Spieler*innen ansprechen, eine möglichst große Diversität abbilden und durch ein freundliches Aussehen positive Assoziationen hervorrufen.                                          Außerdem fingen wir an, die Rollen- und Aktionskarten sowie das Spielfeld mit visuellen Elementen zu versehen.

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3) Finales Design: Nach vielen sehr positiven Rückmeldungen am letzten, finalen Spieltag des Seminars am 19.01. finalisierten wir das Spieldesign. Dabei wurden lediglich die Felder auf dem Spielbrett noch etwas verfeinert. Die Spielanleitung und die Verpackung wurden ebenfalls entsprechend den vorhandenen wiederkehrenden Design-Elementen gestaltet.

Als charakteristisch sind hierbei zu erwähnen:                                              - die schwarze Farbe (Spielbrett, Figur von Dem System),                            - die Klima-Streifen (Umrandung der Aktions- und Joker-Karten) und        - die geometrischen Gestaltungselemente der Community Mitglieder            (Rollenkarten, Cover des Spielkartons)

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Um den Zusammenhalt der Community Mitglieder darzustellen, hatten wir die Idee, jedes Mitglied als Spielfigur abzubilden, und sie untereinander mit Magneten zu verknüpfen. Um die Umsetzung etwas zu vereinfachen druckten wir die Figuren auf dicker Pappe und versahen diese, sowie einen Würfel mit kleinen Magneten.

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Produktion

Die Spielkarten produzierten wir selbst an der Fachhochschule, das Spielbrett ließen wir von AusDruck Berlin auf einer dicken Pappe drucken.

Als Spielfiguren für die Community und Das System nutzten wir schlichte Holzwürfel. Den Titel des Spiels druckten wir auf Stickerpapier und klebten ihn auf einen farbigen Karton, den wir als Verpackung nutzen.

Finales Spiel

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Reflexion

Unser educational goal war von Anfang an, Möglichkeiten des politischen Engagements im Zuge der Klimakrise aufzuzeigen und wie man sich in Gruppen organisieren kann. Als politisch engagierte und organisierte Menschen war uns wichtig, eine systemische Sichtweise auf (lokale) Klimaherausforderungen in die Spieltgeschichte und -mechanik einzubauen. Unserer Einschätzung nach haben wir dieses Ziel erreicht. Was die Spieler*innen mit dem gewonnen Wissen aus dem Spiel anfangen, ist aber ihre eigene Entscheidung.

Der Entwicklungsprozess lief sehr dynamisch und harmonisch ab. Wir hatten beide eine ähnliche Vorstellung, was wir mit dem Spiel erreichen wollen und unsere Ideen für den Spielaufbau ergänzten sich gut. 

Etwas kompliziert gestaltete sich die finale Produktion. Ursprünglich wollten wir das komplette Spiel professionell drucken lassen, was aber aufgrund der vielen Spielelemente zu teuer gewesen wäre. Deshalb entschieden wir uns, uns selbst um die Karten, Spielfiguren und die Verpackung zu kümmern und nur das Spielfeld auf eine dicke Pappe drucken zu lassen.

Das Gestaltung von „Together against the System“ ist zwar zunächst abgeschlossen, jedoch bietet es auch viel Raum für eine Weiterentwicklung. Zum Beispiel könnte die Spielmechanik erweitert werden, indem zwei Teams gegeneinander spielen. Damit würdeman nicht nur gegen „Das System“ spielen, sondern auch gegen die gegnerische Gruppe.

Zudem lassen sich die Aktionskarten noch um beliebig weitere Aktionsformate ergänzen. Ebenso könnten noch weitere Rollenkarten eingeführt werden.

In diesem Kurs haben wir unseren Blick auf nicht-menschliche Lebewesen geschärft und ein besseres Verständnis von deren Betroffenheiten durch die Klimakrise erlangt. Auch gab es interessante inhalltiche thematische Überschneidungen zu anderen von uns belegten Seminaren, z. B. zum Thema „Nature-based solutions“ im Kontext lokaler Klimaanpassung. Auch hier ergeben sich weitere Möglichkeiten der Weiterentwicklung. So wäre auch eine Spielerweiterung zur Vermittlung von Inhalten explizit zum Thema Klimaanpassung denkbar und kreativ erweiterbar.

Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuung

foto: Prof. Myriel Milicevic

Zugehöriger Workspace

Climate Community Games

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024