In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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⚠️ Achtung, in diesem Projekt werden Themen wie der Nationalsozialismus in Deutschland während des 20. Jahrhunderts angesprochen, die manche negativ tangieren könnten. ⚠️
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Im Rahmen dieses Kurses habe ich mich mit der Biografie der deutschen Kinderbuchillustratorin und Kunsthandwerkerin Else Wenz-Viëtor beschäftigt. Sie ist als begnadete Gestalterin eine beachtungswerte Figur, die durch ihre Regimetreue während des Nationalsozialismus allerdings auch als problematisch auffällt.
Ein Quellenverzeichnis mit erweiterten Kurzbelegen ist in den Projektinformationen unter „zusätzliches Material (zipped)“ zu finden.
Ein Quellenverzeichnis mit erweiterten Kurzbelegen ist in den Projektinformationen unter „zusätzliches Material (zipped)“ zu finden.
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Ich möchte Else Wenz-Viëtor in die Geschichte von Ellas Reise (einem seit mehreren Semestern laufendem Projekt) einbinden, da sie in meinen Augen eine interessante und wichtige Rolle einnehmen könnte. Sie soll als begnadete Gestalterin gezeigt werden und trotzdem eine problematische Figur sein, die der Ideologie der Nationalsozialisten anhängt. Natürlich soll sie nicht einfach dämonisiert werden, um eine eindimensionale Widersacherin für Ella zu werden, sondern im historischen Kontext transparent aufgearbeitet werden und eine sehr reale Seite der deutschen Menschen in dieser Zeit repräsentieren. Von dieser Art der Darstellung erhoffe ich mir einen interessanten Konflikt in Ellas Geschichte zu generieren, der sie zweifeln lässt und am Ende ihren Standpunkt als weltoffene, moderne Frau, die die Nationalsozialisten ablehnt, festigen wird.
Ich halte es für unverzichtbar, problematische geschichtliche Persönlichkeiten im Diskurs zu behalten, Dialoge über sie als Person und ihr Schaffen zu starten und somit als Gesellschaft informiert und vor allem kritisch zu bleiben. Als Gestalterin trage ich eine gewisse Verantwortung, Geschichten zu erzählen, die ehrlich und lehrreich sind und möchte dieser mit diesem Projekt gerecht werden.
Am liebsten wäre es mir, diese Begegnung als Graphic Novel umzusetzen. Leider ist es mir im Rahmen dieses Kurses nicht möglich dies zu tun, allerdings habe ich mir schon einem zum theoretischen Teil dieses Vorhabens Gedanken gemacht. Dazu zählen die Charakterbeschreibungen und erste Charakterdesign Zeichnungen. Ich hoffe sehr, weiter an diesem Projekt (vielleicht im kommenden Semester?) weiterarbeiten zu können!
Um die beiden sehr unterschiedlichen Frauen Ella und Else in die Geschichte von Ellas Reise einzubinden, habe ich versucht sie als funktionierende Charaktere zu schreiben, die starke Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen. Diese Eigenschaften sollen sie zusammenführen und wieder von einander abstoßen, um eine interessante Begegnung zu schaffen, von der Ella vieles über sich und andere lernen kann.
Ella ist eine junge Frau, die von Zuhause weg wollte, um der Ehe zu entgehen und ihrem Traum vom Kunsthandwerk (Textildesign) zu folgen. Auf dem Schnelldampfer Bremen begegnet sie Designer*innen, die sie inspirieren und herausfordern. Ella ist Anhängerin des rasanten Zeitgeistes, der viele (junge) Menschen in den 1930er Jahren gepackt hat und zeigt sich offen und wissbegierig.
1930 ist Else eine Frau von etwa 48 Jahren.
Sie ist seit sie 21 war, also seit 27 Jahren, als Gestalterin tätig und hat einiges an Erfahrung gesammelt. Sie hat bereits eine große Menge an Büchern illustriert und kunsthandwerkliche Gegenstände für viele Unternehmen entworfen.
Aktuell arbeitet sie als Kinderbuchillustratorin beim Verlag Gerhard Stalling und ist als Mitglied im Deutschen Werkbund in Dresden aktiv.
Else ist seit 17 Jahren mit ihrem zweiten Ehemann Architekt Paul Wenz verheiratet und hat fünf Kinder.
(Bis hierhin sind alle Informationen faktisch, im nächsten Absatz folgen Vermutungen meinerseits, die zwar mit ihrer Biografie übereinstimmen, allerdings nicht zu 100% nachgewiesen werden können.)
Else ist im Begriff der Ickinger NS-Frauenschaft, einem Verbund aus nationalsozialistischen, regimetreuen Frauen beizutreten, der 1931 gegründet werden wird (und deren Leitung sie 1933 übernehmen soll). Ihre Einstellung ist also eindeutig rechts, gut-bürgerlich und traditionell.
Für Else, die als Waise in einem gerade frisch industrialisierten Deutschland aufwuchs und zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele unsichere Zeiten (wie die Epidemie der Spanischen Grippe oder den Ersten Weltkrieg, sowie oft wechselnde Regime) miterlebt hat, ist die Ideologie der Nationalsozialisten verlockend. Als junge Frau hat sie sich durch unermüdliche, harte Arbeit als Gestalterin etabliert und glaubt an die Qualität deutschen Handwerks. Else vertritt ein traditionelles Familienbild und fürchtet sich vor den Einflüssen des neuen Zeitgeists. Sie sorgt sich um die Existenz ihrer Familie und will alles daran setzen, sie vor der sich, für ihren Geschmack, viel zu schnell veränderten Welt zu schützen.
Ella stelle ich mir als junge Frau vor, die mode- und selbstbewusst auftritt. Um ihrem Nachnamen Fink gerecht zu werden, stelle ich mir ihre Ausstrahlung frech und fröhlich vor, da der Fink symbolisch für Glück und Neugierde steht.
Von Kommiliton*innen, die Ella erfanden, wurde sich außerdem gewünscht, dass sie Beth aus der Netflix-Serie The Queen's Gambit ähnlich sehen soll, was ich im Charakterdesignprozess berücksichtigt habe.
Bei Elses Charakterdesign habe ich mich an ihr reales Aussehen gehalten. Ich finde es sehr interessant zu sehen, dass die wenigen Bilder, die von ihr existieren eine anmutige Frau mit sanfter Ausstrahlung zeigen und sie doch einer so zerstörerischen Ideologie anhing. Ich denke, dass man daran wieder sehen kann, dass niemand in der Geschichte sich als „böse“ sieht und davon ausgeht, auf der gerechten und richtigen Seite zu stehen.
Die Arbeit in diesem Kurs hat mir großen Spaß gemacht, da ich es sehr genieße in Geschichte und Geschichten einzutauchen. Durch die vielen historischen Beiträge und die Beschäftigung mit Material der 1930er Jahre konnte ich sehr viel über Designer*innen, die Gesellschaft der damaligen Zeit und deren Auswirkungen bis heute lernen.
Die Biografie von Else Wenz-Viëtor aufzuspüren und zusammenzutragen war nicht ganz einfach, da es nur wenige Quellen zu ihrer Person gibt. Glücklicherweise waren ein paar Quellen, die ich finden konnte aber wirklich nützlich und seriös. Ich hoffe so ein wenig Licht auf eine, zum größten Teil vergessene, Gestalterin der 30er Jahre lenken zu können.
Ella und Else theoretisch aufeinandertreffen zu lassen hat mir vieles gegeben, da ich es liebe Geschichten zu erzählen. Die besten Handlungen haben interessante Konflikte, die ich definitiv zwischen den beiden Frauen gesehen habe.
Leider konnte ich im Rahmen dieser Kursarbeit, die, wie ich nicht vergessen darf, auch einem Theoriekurs angehört, mein Graphic Novel Konzept nicht so weit ausarbeiten, wie ich es gern gehabt hätte… Die nächsten Schritte hier wären es die Charakterdesigns zu finalisieren, einen Illustrationsstil festzulegen, das Skript zu schreiben, ein Storyboard zu skizzieren und den Graphic Novel schließlich auszuarbeiten.
Ich hoffe darauf, in den nächsten Semestern bei einer Fortsetzung dieses Kurses weiter intensiv daran arbeiten zu können!