In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation des Kurses »Together« bei Prof. Sven Völker (SoSe 22)
Meine Antwort auf die Frage, was wir denn in dem Semester vor hätten, war „mal sehen“. Eindeutiger hätte es kaum sein können.
Es sollte mir um die Weiterführung und Erweiterung meiner Bandbreite an grafischen Experimenten gehen, die ich über die Jahre bisher meistens außerhalb von Kursen gemacht habe. Denen lag diese Aussage eigentlich immer zu Grunde.
Wir sollten anfänglich eine Art Vertrag aufsetzen, um recht schnell zumindest eine grobe Richtung festzulegen, in die wir gehen wollten.
Mein Plan sollte es sein ein Buch zu gestalten, welches die experimentellen Drucke als Sprache und Toolset darstellt. Die Ergebnisse aber auch der Prozess sollte als Ausgangspunkt für Assoziationen und Anwendung auch in anderen Disziplinen dienen. Eine Verbindung aus den Drucken, Technologien, Theorie und Anwendungsbeispielen. Diese sollte ebenfalls Erweiterung und Entwicklung ermöglichen. Das Buch als Anfang, nicht als Ende.
Einige weitere Punkte und Inspirationen:
Designbegriff erweitert (nicht nur visuell) → visuelle Kommunikation → Kommunikation zu Aktion (nicht nur innerhalb kapitalistischer Werte: buy me)
→ Kein Design ist Nichts
→ Post-Interdisziplinarität
→ Inverse Emergenz
→ Alles Wissen für alle Menschen
(aus meinen Arbeitsthesen der visuellen Kommunikation)
A Pattern Language (Christopher Alexander) [wiki]
Public Design → Community Design
Declaration by Design (Richard Buchanan):
Der Sprecher liefert dem Publikum Gründe, eine neue Haltung einzunehmen oder auf neue Weise zu handeln. So gesehen, kann man Rhetorik als die Kunst bezeichnen, die Gesellschaft zu gestalten, den Weg von Individuen und Gemeinschaften zu beeinflussen und neue Handlungsmuster zu begründen.
Situated Knowledge (Donna Haraway) [wiki]
Reflective Practitioner (Donald A. Schön) [wiki]
- Knowing in Action
- Reflection in Action
- Reflection on Action
Schaffung von gestalterischer Kulturtechnik als abstrakte Lösungsstrategie
Technologie als Kulturtechnolgie → Erweiterung von Community und Kultur auf andere Spezies → Primaten, Raben etc. entwickeln Technologie
→ technorganische Arbeitsweise
Technologie als die Praxis des Machens.
Analog Algorithm (Christoph Grünberger)
The philosophers have hitherto only interpreted the world in various ways. The point, however, is to change it.
Karl Marx
Art is born out of an ill-designed world.
Andrei Tarkovsky - The Sacrifice (1986)
Übertragung der Farbstoffe aus einer Folie für den Thermosublimationsdruck auf Papier durch die Hitze einer 1kW Halogenlampe
Tiefdruck mit Plexiglas, welches mit einem Dremel bearbeitet wurde
Acrylic-Pouring zusammen mit Adam Pizurny
geknittertes Fotopapier mit Streiflicht belichtet
Eine Phrase, die ich im Zusammenhang mit dem Buch öfter erwähnte: „Das Falsche suchen, aber das Richtige finden.“
Dies gilt natürlich auch für jegliche Prozesse und Experimente. In diesem Fall wollte ich eigentlich ein Sieb durch Projektion belichten. Ich fing mit Wasser an - zu wenig Kontrast - also gab ich Olivenöl hinzu - zu wenig Kontrast - Balsamicoessig - zu wenig Kontrast - schwarze Zeichentusche … dann passierte es! Es bildeten sich diese Strukturen. Die waren an sich schon total faszinierend (auch die Bewegung, wie sie entstehen; siehe Video später in dieser Dokumentation), doch lassen die sich auf Papier übertragen? Das funktionierte tatsächlich, ein Wassertransferdruck. Ähnlich auch zu Suminagashi oder Acrylic Marbling, also Marmorisierung.
Für die Belichtung meines ersten Siebs testete ich gleich mehrere Methoden. Um aus den Essig-Tusche-Strukturen von oben einen Film zu erzeugen, transferierte ich diese nicht auf Papier, sondern auf Inkjet-Folien für Tageslichtprojektoren. Dies funktionierte gleichermaßen gut.
Ein weiterer Versuch war die Laser Refraktografie, die ich bereits auf Fotopapier (siehe oben) umgesetzt hatte. Hier benutzte ich einen UV-Laser und testete verschiedene Belichtungszeiten.
Eine simple, ungerasterte Grafik fügte ich noch als Referenz hinzu.
Daher ist die Aufgabe nicht sowohl zu sehen was noch Keiner gesehen hat, als, bei Dem, was Jeder sieht, zu denken, was noch Keiner gedacht hat.
Arthur Schopenhauer
Weiterentwicklung und Spezifizierung des Buches:
Ich begann zu überlegen, wie die einzelnen Sektionen des Buches aussehen sollten. Was mir an dieser Stelle doch schon klar wurde, war, dass ich die Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Disziplinen streichen müsste, da dies zeitlich nicht zu schaffen wäre. Priorität an dieser Stelle hatte die Produktion.
Die Idee war es zudem besagte Sektionen im Buch nicht als Blöcke, rein abwechselnd oder Ähnlich zu verwenden, weshalb ich mit dem Layout doch sehr klare, erkennbare, aber eben auch rigide Strukturen erstellte. Da ich das Inhaltsverzeichnis, Seitennummern oder lebende Kolumnentitel weglassen wollte, hielt ich das für nötig. Dieses Weglassen der offensichtlichen Strukturierung sollte die explorative und assoziative Auseinandersetzung fördern: suchend und neues-findend.
Weitere Ideen zur unterschiedlichen Verbreitung waren Postkarten und ein Instagram-Account.
Weiterentwicklung der Essig-Tusche-Transferdrucke. Ich testete verschiedene Methoden, die Tusche hinzuzufügen. Zuerst benutzte ich immer eine Spitzfeder, um aber mehr Tusche zu halten, wechselte ich auf größere Plakatfedern. Außerdem kamen jetzt mehr Farben ins Spiel, die sich auch unterschiedlich verhalten. Durch die Bewegung der Feder beim Eintunken lässt sich das Ergebnis etwas mehr gestalten. Eine weitere Stellschraube ist das Verhältnis zwischen Wasser und Essig. Mehr Essig bedeutet, dass die Tusche kleinere Teile mit größeren Zwischenräumen bildet. Meistens habe ich das einfach nach Gefühl gemacht, eine ungefähre Mischung wäre 5-10ml Essig (24%) auf 250ml Wasser.
Gazedruck
Makulatur vom Gazedruck
Monotypien mit Gaze, Wasser, Malmesser und Messer
Print is Dead and I killed it!
C is Chaos.
M is Mania.
Y is Yelling.
K is Killing.
Monotypie-Nachdrucke mit teilweise neuem Farbauftrag
Makulatur der Monotypie
Siebdrucke mit UV-Laser durch Glas belichteten Sieben
Hier war die Laserbelichtung nur so semi-beeindruckend, sodass ich anfing mit der Druckfarbe zu experimentieren.
Nadeldrucker auf Frischhaltefolie
Seifenblasendruck (Wasser + Glycerin + Spülmittel + Tusche)
geknittertes Papier mit Aquasprühfarben aus jeweils einer Position
Siebdruck mit Zeitungspapier als Vorlage, welches durch Öl lichtdurchlässiger wurde
Die Buchstaben sind im Druck nur zu erahnen, da schon ab zwei Zeitungslagen übereinander das Licht ausreichend blockiert wurde.
Anwendungsexperimente
Eine Frage, die sich bei der Produktion neuer grafischer Welten stellt, ist, wie diese tatsächlich angewendet werden können. Deshalb probierte ich diesbezüglich ein paar kleinere Sachen aus.
Normalerweise versuche ich die Form aus dem Inhalt zu generieren. Hier war es jetzt plötzlich andersherum, was ich dann auch nicht für ganz so sinnvoll erachtete und ultimativ zu nicht so starken Arbeiten führt. Aber es half mir die Entscheidung zu treffen mich in der weiteren Produktion auf das Aufbauen eines Formrepertoires zu konzentrieren. Dessen Elemente und Wissen kann dann auf Inhalte angewandt werden und nicht umgekehrt.
Da die größeren Buchstaben eh nicht zu erkennen waren, überdruckte ich das Muster noch mal gedreht in schwarz. Dadurch entsteht eher eine Textur mit interessanter Nah-/Fernwirkung.
Das zweite Bild sind jeweils die ersten Drucke mit der jeweiligen Farbe übereinander.
Einige Details ergaben ebenfalls tolle Grafiken, sodass ich eins davon nachzeichnete und vergrößert siebdruckte.
Gummibanddruck
Versuch mit Eis zu drucken
Das Papier hatte ich wieder eingefroren und noch etwas Essig hinzugefügt, beim Auftauen gab es diese Effekte:
Monotypie mit Öl um die wasserbasierte Farbe abzuweisen. Inspiriert vom Offsetdruck.
Der Prozess ist noch eher schwierig zu kontrollieren. Ich hatte das Öl mit einem Pinsel aufgetragen, dann überflüssiges Öl mit Papier aufgesaugt. Das Öl haftet allerdings beim Auftragen der Farbe auch an der Rolle.
Fotogramme von Tusche in Wasser, Seifenblasen, Sieb, Alufolie mit Laser belichtet, gläserne Halbsphäre mit Feuerzeug belichtet
Fotopapier durch Sonne belichtet und ohne zu entwickeln, fixiert
Plakat basierend auf Fotogramm (siehe oben)
mit A2 Riso, Vorlage mit Scan des Fotogramms, mit Nadeldrucker
WATERFALL aus meiner Liquid Typography Reihe (EBSynth) als Animation mit dem Nadeldrucker (18 Frames)
Ich hatte vor ein Farbband für den Nadeldrucker umzufärben. Deshalb nahm ich eine der Kassetten auseinander. Der Drucker treibt ein Zahnrad an, welches das Farbband weiterbewegt und an einen sehr dichten Schaumstoff drückt, welcher mit Ölfarbe gefüllt ist. Bisher scheiterte es leider daran, dass ich noch nicht den richtigen Schaumstoff gefunden habe.
Foto- und videografische Aufzeichnungen des Tusche-Essig-Prozesses und Tusche in Wasser; horizontal in einer Petrischale
Tusche-Essig-Transferdruck mit Maske (digital nachbearbeitet, da ich die Maske mit fixogum stellenweise angeklebt hatte und aber ungeduldiger Weise abgemacht habe, als das Papier noch zu feucht war)
Das zweite Bild ist ebenfalls der Transferdruck (auf A4), nur habe ich den Essig beigegeben ohne alles zu vermischen, sodass Bereiche unterschiedlicher Konzentration entstehen.
Eine Idee war es die Adjektive durch Machine Learning generieren zu lassen. Allerdings waren die Ergebnisse nicht wirklich verwertbar (auch nicht mal ironisch…) Statt Machine Learning wollte ich mit einer Umfrage auf Human Learning umsteigen.
Dies waren die Weiterentwicklungen des Buches mit einer ersten Idee für das Cover:
Zudem wollte ich Ergebnisse von anderen Kursteilnehmer*innnen integriert werden, welche in meinem kleinen Workshop entstanden sind. Zum Beispiel Bild 6 von Max Ehrlich.
Foto- und videografische Aufzeichnungen von Tusche in Wasser; vertikal im Aquarium
Zine zusammen mit Julian Lietz
Nadeldrucker auf Papierhandtüchern
(meine Seiten mit Bildern von Louise Dahl-Wolfe und FC Gundlach; Zitate aus The Bug-Skeng)
Wassertransferdrucke mit in Benzin getauchtem Ölfarben-Schwamm aus dem Nadeldrucker
Mischung aus Benzin, Ölfarbe und Wasser mit einem Stück Plexiglas auf Papier aufgetragen
Um die Technikseiten zu gestalten, brauchte ich Material der jeweiligen Prozesse. Also schloss ich mich für ein Wochenende bei mir zu Hause ein (aus der Wohnung war tatsächlich recht schwierig) um in einem kleinen Studio-Setup Filmmaterial zu produzieren.
Das Ergebnis waren fast 4,5 Stunden an Videomaterial mit zwei Kameras.
Aus diesem Filmmaterial extrahierte ich Bilder, um auszuprobieren, wie ich die Techniken collagenhaft erklären könnte.
Und hier kommt der Plot Twist. In der Besprechung wurde eigentlich klar, was ich zu diesem Zeitpunkt auch schon leicht gefühlt habe: Dass wenn ich das Buch so mache, wie ich es zu dem Punkt plante, eine unglaubliche Menge an Bild- und Videomaterial verloren gehen würde. Daher kamen wir zu dem Schluss, dass es sinnvoller ist eben diese Sammlung selbst zum Thema zu machen und so zu gestalten und anzulegen, dass es zukünftig einen weiteren Nutzen haben kann.
Thermodrucke
Thermodruck zusammen mit Kathrin Wedler und Katarina Stefanakos
Gazedruck auf Risodruck der selben Gaze
3D-Printer Website
Den Riso-Drucke 3D-gescannt, die entstandene Textur mit dem Riso ausgedruckt, wieder eingescannt und auf das 3D-Modell angewendet. Selbes Prinzip habe ich später auf Nadeldrucker und Thermodrucker übertragen und in Zukunft hoffentlich noch ein paar mehr.
Präsentation beim Rundgang
80m Pfeile durch Haus D
zusammen mit Tabea Bruns
Thermogramme (die ersten zwei Bilder Papier direkt mit 1kW Halogenlampe erwärmt; beim Letzten das Metall erwärmt und abgedruckt)
Alkohol auf Thermopapier
Linoldruck mit Alkohol auf Thermopapier
DANCE aus meiner Liquid Typography Reihe als Animation mit dem Thermodrucker (250 Frames)
Fotoemulsion zur Siebbeschichtung auf Textil bzw. Plexiglas
Tiefdruck mit Schallplatte
Kaltnadelradierung mit Plotter; händisch mit Aquarellfarben ergänzt
Fotoexperimente mit Marielouis Hippler
Titelsatzmaschine
genähtes Fotopapier (zweites Bild mit Nähmaschine belichtet)
Siebdruck der beschädigten Wand
zusammen mit Tabea Bruns
In der Kybernetik (genauer Kybernetik zweiter Ordnung) begründete Heinz von Foerster das Konzept der eigenform. Kurz zusammengefasst ist darunter zu verstehen, dass ein Objekt durch die Interaktion erst zu dem Objekt wird. Das Objekt ist die Ausprägung der Prozesse. Das Objekt ist kein Objekt, sondern ein wahrgenommenes Objekt und wird durch die wahrgenommene Funktion bestimmt. Sowohl die Funktion, die wir dem Objekt zuschreiben, als auch diese, die durch das Objekt kommuniziert wird.
This is not to deny an underlying reality that is the source of these objects, but rather to emphasize the role of process and the role of the organism in the production of a living map that is so sensitive that map and territory are conjoined. […]
Forms are created from the concatenation of operations upon themselves and objects are not objects at all, but rather indications of processes. […]
We, identify the world in terms of how we shape it. We shape the world in response to how it changes us. We change the world and the world changes us. Objects arise as tokens of that behavior that leads to seemingly unchanging forms. Forms are seen to be unchanging through their invariance under our attempts to change, to shape them.
Louis H. Kauffman: Eigenforms — Objects as Tokens for Eigenbehaviors
Daraus leitet sich die fremdform ab. Das Verstehen der eigenform eines Objektes soll kein Ende darstellen, sondern den Anfang diese form in Frage zu stellen. Durch De- und Rekontextualisierung und Anwendung verschiedener Operationen entstehen neue formen, die durch den Prozess bestimmt werden. Dabei sind sowohl der Prozess, als auch das Ergebnis als immer neue formen zu betrachten, auf welche Operationen rekursiv angewendet werden können. Es könnte ebenfalls von einem generativen Ansatz des Bildererfindens gesprochen werden, welcher inhärent interdisziplinär sein muss.
Der Prozess könnte auch anders in eine Regel gefasst werden: Nimm mehrere scheinbar nicht miteinander verbundene Prozesse und Materialien und tu wat! Es ist immer ein pluralistisches Materialverständnis: Zusammen ergibt sich immer mehr als nur die Summe der Einzelteile.
Ein weiterer, integraler Bestandteil ist, dass diese Prozesse offen angelegt sein sollen, in dem Sinne, dass das Ziel ist, sie jeder gewillten Person zu vermitteln und zu ermöglichen, und somit multidimensional weiterzuentwickeln (wohl bezogen auf Person und Prozess). Der Prozess als Prozess. Dies ist besonders im interdisziplinären Sinne wichtig, da jede Disziplin (unabhängig wie klein oder groß definiert) ihre eigenen, neuen und vielleicht doch verwandten Prozesse, Materialien, Ansprüche etc. hat und damit wieder einen weiteren Möglichkeitenraum der formen eröffnet.
Diese Aspekte sind explizit die Manifestation eines politischen Verständnisses im Designprozess an sich.
Die prozesshaften Ergebnisse, welche hauptsächlich im Kurszeitraum entstanden sind, wurden in der _fremdform_-Sammlung zusammengefasst. Sie soll ein Repertoire abbilden und gleichzeitig als Wissenstransfer, und zur Inspiration und Referenz dienen.
Um diese Sammlung zu einem grundsätzlich strukturierten Katalog weiterzuentwickeln, wurden Kategorien angelegt. Diese beschreiben entweder verwendete Materialien oder Prozesse.
Jedes Bild im Katalog bekommt eine Nummer zugewiesen, welches es eindeutig identifiziert. Beispiel: ff-gzp-001. ff steht dabei für den Katalognamen: fremdform, gefolgt von einer dreistelligen Abkürzung der Kategorie und einer fortlaufenden Nummer (nicht unbedingt chronologisch). Je nach Verfahren kann die Nummer durch einen Buchstaben am Ende ergänzt werden, um beispielsweise im Siebdruck eine Serie mit dem selben Sieb, bei dem die Drucke keine relevanten Unterschiede aufweisen, innerhalb einer Nummer zusammenzufassen.
Neben dieser Nummer bekommt jedes Bild einen Titel, welcher in einem Satz alle wichtigen Bestandteile des Prozesses beschreibt. Dieser Titel kann recht lang und verschachtelt werden und muss deshalb ebenso wie das jeweilige Bild teilweise etwas näher analysiert werden, um die Struktur zu verstehen. Beispiel: solution of benzine and oil color applied to paper with acrylic glass
Um die Sammlung über verschiedene Medien hinaus visuell zusammenfassen, entwarf ich dieses Logo. Es ist eine stark veränderte ff-Ligatur der Avant Garde, welche ich als Schrift überall verwendet habe. Einmal repräsentiert es natürlich die Katalogabkürzung: ff fremdform. Aber eben auch die Veränderung von formen und deren Zusammenbringen (es könnte sich um zwei kleine Figuren handeln, die hier zu einander finden).
Die Originale bleiben natürlich am wichtigsten, da sie eben Merkmale aufweisen, die innerhalb der Reproduktionen nicht deutlich werden. Dazu gehören Größe, Farbigkeit, aber auch, wie die Farbe auf dem Papier steht (bei den Gazedrucken entsteht beispielsweise eine leichte 3Dimensionalität). Allerdings erreichen sie in einer Schublade liegend auch die geringste Verbreitung.
Momentan sind die Originale physisch noch nicht identisch strukturiert und es ist noch unklar wie strikt das in Zukunft geschehen wird. Ein weiterer zu klärender Aspekt ist, welche Bilder überhaupt in die Sammlung aufgenommen werden. Das muss sich eventuell organisch entwickeln, da ich sonst möglicherweise fast mehr Zeit in die Katalogisierung als in die Gestaltung investiere.
Auf jedem Original ist die Katalognummer auf der Rückseite mit Bleistift notiert. Die ursprüngliche Idee war Archivetikette mit Reisstärkeleim aufzubringen, aber dies wäre ein nicht besonders sinnvoller Aufwand gewesen, besonders da der Bleistift immer noch weniger invasiv ist, was letztendlich das Ziel war.
Die zweite Ebene der Sammlung besteht aus Ordnern und der gedruckten Reproduktion von ausgewählten Bildern. Damit wird die Handhabung etwas leichter, da alles auf ein Format gebracht wurde. Die Verbreitungsmöglichkeit erhöht sich etwas, aber noch nicht relevant. Momentan existieren lediglich zwei Exemplare. Aber natürlich ist es verhältnismäßig einfach weitere nachzuproduzieren, sollte sich der Bedarf ergeben.
Es musste eine Auswahl entstehen, die hauptsächlich auf visuell interessanten Ergebnissen basiert. Gleichzeitig wurde versucht alle Kategorien zu vertreten und auch die seriellen Eigenschaften beizubehalten.
Die Ordner sind explizit nicht mit einer Ordnung angelegt, keine Seitenzahlen, kein Inhaltsverzeichnis. Die Reihenfolge soll änderbar sein, was wiederum neue Verbindungen erlaubt oder sichtbar macht. Außerdem wird dadurch die Flexibilität geboten die Ordner mit Expansion der Sammlung ebenfalls zu erweitern. Dies ist inspiriert vom Schönfelder, einer Loseblattsammlung an Gesetzestexten, bei der es mehrmals im Jahr Nachlieferungen gibt, um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben.
Das Papier ist Metapaper Extrasmooth 270 g/m², Indigodruck bei Heenemann auf 70x50 Planobogen. Das Endformat ist 31x22,5cm, die 60 Blätter sind vierfach gelocht in einer Archivkassette von Monochrom, auf der mit einem AxiDraw Plotter und Sakura Pigma Micron 08 das Logo aufgezeichnet wurde.
Die gedruckte Reproduktion war mir auf Grund des Inhalts der Sammlung wichtig. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass für etwas mehr Reichweite am Ende eine Website nicht zu umgehen ist. Diese hat einige Vorteile über die Ordner. So kann beispielsweise die gesamte Sammlung dort hinterlegt und verlinkt werden. Dadurch entstehen verschiedene Formen der Interaktion mit der Sammlung.
Ein sehr simples, zurückhaltendes Auftreten der Website war wichtig, um den Fokus wirklich auf die einzelnen Werke zu lenken. Dies folgt auch dem Prinzip des Ordners: monotone Fläche, Logo in der Ecke und Inhalt drin bzw. drauf.
Die Startseite funktioniert als Quelle der Inspiration, indem bei jedem Neuladen oder Klicken auf das Logo ein neues, zufälliges Bild aus der Sammlung angezeigt wird. Unter jedem Bild steht die Katalognummer und der Titel, genau wie in der gedruckten Ausgabe.
Eine Navigation wurde auf der linken Seite hinzugefügt, um innerhalb der Sammlung zielgerichteter unterwegs zu sein. Dort sind die Abkürzungen aufgelistet (allerdings ohne deren Bedeutung, um weiterhin explorativ zu bleiben). Ebenfalls soll eine Liste an allen Schlagwörtern zu finden sein, was momentan noch nicht implementiert ist.
Die Beschreibungen können auch eben diese Schlagwörter aufweisen (momentan bei den Wörtern „gauze“ und „laser“), welche zusätzlich eine Möglichkeit der Navigation bieten und beispielsweise alle Bilder bei denen ein bestimmtes Material oder ein Prozess verwendet wurde anzuzeigen. Ebenfalls können alle Bilder einer Kategorie betrachtet werden. Dies wird ergänzt durch Videoausschnitte des Prozesses. In diesen Übersichten wird das multidimensional serielle Arbeiten auch visuell sehr eindeutig. (Mit multidimensional seriell sei gemeint, dass zum Beispiel beim Drucken mit Gaze eine Serie entsteht, aber die Gaze dann auch für Fotogramme benutzt wird und eine weitere Serie abzweigt)
TL;DR: