In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Die Rolle der Wahlurne in der demokratischen Gesellschaft Deutschlands unter Berücksichtigung gegenwärtiger Entwicklungen im Produktdesign.
Wenn es jedoch um die Teilhabe an der Demokratie geht, wandelt sich das Bild. Wir sollen unsere Stimme „abgeben“, an einem Sonntag ein Kreuz auf einen Zettel zeichnen und diese Papier gewordene Entscheidungsmacht in eine graue Kiste werfen, um sie für eine weitere Amtszeit verschwinden zu lassen. Wir besitzen diese Objekt gewordene Macht also nur auf dem Weg zwischen Wahlkabine und Wahlurne.
Dieser Prozess, spielt eine wichtige Rolle in unserem Demokratieverständnis und sollte deshalb nicht das Bild einer bürokratischen Notwendigkeit vermitteln. In manchen deutschen Wahlkreisen werden mittlerweile sogar Mülltonnen als Wahlurnen genutzt, ohne die psychologischen Auswirkungen auf die Wähler*innen zu berücksichtigen.
Ich denke, angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung und der wachsenden Politikverdrossenheit verliert diese (unsere) Stimme für viele Menschen an Bedeutung. Dabei ist dieser Prozess der politischen Mitbestimmung unser wichtigster Einflussfaktor auf die Entwicklung unserer Lebensumstände und der politischen Zukunft. Wenn wir uns der Frage nach der Weiterentwicklung unserer politischen Lebensstruktur stellen, müssen wir uns auch darüber bewusst sein, welche Verantwortung wir mit der Entwicklung und Ausführung von demokratischen Prozessen einhergeht. Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir diesem Thema die gestalterische Aufmerksamkeit zukommen lassen, die es verdient.
Welchen Einfluss bestimmte Entscheidungen von Bund, Ländern und Wahlkreisen haben, die die Durchführung der Wahl einem Gestaltungswillen entziehen, wird nicht auf den ersten Blick deutlich. Sie ist ein mechanischer Prozess, der sich in technischem Grau der Urnen und dem muffigen Geruch von Gesamtschulturnhallen manifestiert. Es mag der Deutschen Geschichte geschuldet sein, dass wir uns davor scheuen, politischen Themen auf einer anderen Ebene zu begegnen als die der Praktischen. Wir feiern die Demokratie nicht, sie ist ein Apparat voller Zahnräder deren Gestaltung mechanische Funktionalität zugrunde liegt. Wir sind es, die diese Räder ölen und uns an ihren Hebeln und Knöpfen abarbeiten um die Demokratie zu mit Leben zu füllen, aufrecht zu erhalten und zugänglich zu machen.
Vielleicht scheuen uns davor dieser Maschine ein Antlitz, ein Gesicht zu verleihen, um uns nicht dem Vorwurf des Nationalismus oder Patriotismus aussetzen zu müssen. Die deutsche Schuld ist Teil unserer Kultur geworden, sie ist unser Erbe und unsere Verantwortung. Zugleich verhindert sie, dass wir uns wichtigen Aufgaben stellen, Aufgaben die unsere Auffassung von Mitbestimmung in ein zeitgemäßes Licht rücken.
Vielleicht ist auch die Komplexität des Wahlakts selbst der Grund für die geringe Wahlbeteiligung. Die Organisation von Wahlen stützt sich zu großen Teilen auf die Mithilfe von freiwilligen Wahlhelfer*innen. Die Organisationsstrukturen sind unübersichtlich und die langen Zeiträume zwischen den Wahlen machen das Thema schnell vergessen.
Es ist an der Zeit einen politischen Gestaltungswillen vorbei an Nationalismus und Parteifärbung zu entwickeln, eine humane und inklusive Kreation, die den Werten der Demokratie Ausdruck verleiht ohne eine politische Gesinnung zu präferieren. Wir brauchen ein Update, das lange überfällig ist.
Im Folgenden will ich ergründen, welche politischen, sozialen, rituellen und dinglichen Eigenschaften dieses Thema umgeben, um dann mit dem erworbenem Hintergrundwissen eine Wahlurne zu entwerfen, die ihrer technischen und ideellen Aufgabe gerecht wird. Es soll ein repräsentatives und von Grund auf demokratisches Objekt entstehen, ein neutraler Schrein für die Mitbestimmung und die Demokratie, der den Wert der Wähler*innenstimme repräsentiert. Es soll ein Symbol des Zusammenhaltes enstehen, das den Höhepunkt der demokratischen Mitbestimmung markiert.
In the western world, democracy and the democratic constitution are understood as the highest civilizational achievements. We campaign for them, we defend them and some had to fight to attain them. Our ideological perspective on democracy is powerful and deeply rooted since it is the foundation for our political identity and freedom.
However, when it comes to the implementation of democracy, the picture changes. We shall „cast“ our vote, draw a X on a piece of paper on a Sunday and throw this decision-making power into a grey box and let it disappear for another term of office. We only have this power, in the form of a piece of paper, on the way to the voting booth and the ballot box.
This process plays an important role in our perception of democracy and should therefore not be designed as a bureaucratic necessity. In some German constituencies, garbage bins are now used as ballot boxes without consideration of the psychological effects of this decision.
I think that given the low turnout and growing disenchantment with politics, this (our) vote is becoming less significant to many people. The process of political participation is our most important influencing factor on the development of our living conditions and the political future. When we face the question of the further development of our political life structure, we must also be aware of the responsibility we have for the development and implementation of democratic processes. It is necessary that we give this topic the creative attention it deserves.
The influence of certain federal, state and local decisions that deprive the implementation of the election as a creative will is not clear at first glance. It is a mechanical process that manifests itself in the technical grey of the urns and the damp smell of school gyms. It may be due to German history that we shy away from dealing with political issues on a different level than the practical. We do not celebrate democracy, it is an apparatus full of gears whose design is based on pure function. It is we who oil these wheels and work our way through their levers and buttons to calculate, maintain and make democracy accessible.
Perhaps we shy away from giving this machine a face, so as not to be accused of nationalism or patriotism. German guilt has become part of our culture, it is our heritage and our responsibility. But it also prevents us from setting ourselves more important tasks, tasks that put our concept of co-determination in a contemporary light.
Perhaps the electoral act is problematic in its complexity. The organization of elections is largely based on the help of volunteers. The organizational structures are confusing and the long periods between elections make the topics quickly forgotten. In my opinion, the time has come to develop the political will to move beyond nationalism and party colours, to develop a human and inclusive structure that expresses the values of democracy without preference to a certain political ideal. We need an update that is long overdue.
I want to find out which political, social, ritual and material properties surround this topic in order to then use the background knowledge I have acquired to design a ballot box that does justice to its technical and ideal task. A representative and fundamentally democratic object should be created, a neutral shrine for codetermination and democracy, which is worth entrusting our voice to. It should be a symbol of solidarity that marks the climax of democratic participation.
Die Wahlurne ist ein Objekt von öffentlichem Interesse. Auch wenn sie nur alle paar Jahre Verwendung findet ist sie von zentraler Rolle in einer demokratischen Gesellschaft. Sie ist ein Gebrauchsobjekt im bürokratischem Kontext, wodurch jedoch nicht rechtfertigt werden kann, dass ihr keine symbolische Aufgabe aufgetragen wird. Dabei geht es nicht um eine politische Symbolik, sondern um eine gesellschaftlich-demokratische. Wähler*innen führen mit der Wahl an der Urne ein gemeinschaftliches Ritual aus. Dieses Ritual ist, wie andere auch, von großem Wert für unsere Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Gesetzliche, bürokratische, logistische und gesellschaftliche Umstände haben zu der Popularität der zur Zeit weit verbreiteten Kunststoff-Wahlurne beigetragen. Ich betrachte diese Popularität jedoch mit Bedenken. Design geht immer mit Vielfalt einher, Entscheidungen führen zu Kompromissen. Die graue Kunststoffurne ist jedoch keine gestalterische Entscheidung sondern nur ein Kompromiss zwischen ökonomischen Zwängen und gesetzlichen Vorgaben. Es handelt sich bei ihr um ein rein pragmatisches Objekt, welches ihrer ikonischen Rolle nicht nachkommen kann.
Hier eine Zusammenfassung meiner Entwurfsziele, welche sich aus den zuvor gesammelten Informationen, meiner Umfrage und persönlichen Intentionen ergeben: