In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Zwischen dem Abriss des Palasts der Republik und dem Wiederaufbau des Schlosses. Eine interaktive Installation für den Schlossplatz in Berlin.
Der Schlossplatz in Berlin ist ein architektonischer Raum, der eine sehr bewegte und vielschichtige Geschichte vorweist.
Zur Zeit befindet sich der Schlossplatz in einem leeren Übergangsstadium, zwischen dem Abriss des Palasts der Republik und dem verschobenen Wiederaufbau des Schlosses. Der Schlossplatz beschreibt einen mächtigen leeren Raum in Mitten der Stadt und seine Besucher sind davon regelmäßig überwältigt.
Die Umgestaltung des Schlossplatzes soll diesem gewaltigen Raum wieder eine menschliche Dimension geben und gestaltete sich als eine echte Herausforderung.
Geschichtsabschnitte des Schlossplatzes
Im Rahmen unseres Projektes, haben wir uns intensiv mit dem Raum auseinandergesetzt und versucht eine temporäre interaktive Installation zu entwerfen, in der die Besucher durch ihre Anwesenheit einen direkten Einfluss auf die räumlichen Eigenschaften des Platzes haben sollen.
Durch verschiedenen Entwürfe habe wir versucht die starke horizontale Dimension des Ortes zu bewältigen.
Lageplan
Waving Ribbons
Zuerst sollte eine vertikale Komponente mit Hilfe von wehenden Bändern aus leichter, transparenter Kunststofffolie den Platz ergänzen. Strukturiert durch ein strenges Raster entsteht ein beweglicher Säulenwald, der die freie Fläche verdichtet und auf den Besucher reagiert. Durch vertikale Steuerung der einzelnen Bänder können temporäre Räume und unterschiedliche (z.B. wellenförmige) Bewegungsmuster generiert werden.
Die Bänder sind in etwa 4m hoch, 20cm breit und sind in einem Raster von ca. 2m angeordnet. Sie werden durch eine Ventilation aus einem doppelten Boden hochgetrieben und können auf eine Winde aufgewickelt werden um die Länge zu beeinflussen.
Der immense Aufwand den Boden herzustellen, gleichmäßig zu Belüften und die Hindernisse wie den ortsbedingt starken Wind führten zu dem Schluss nach weiteren Lösungsansätzen zu suchen.
http://www.flickr.com/photos/linsengedicht/4908110450/
Twinescape
Um eine sichere Führung der vertikalen Elemente zu gewährleisten, wurde ein Gerüst entwickelt, das senkrechte Seile aufspannt, an denen sich von innen beleuchtete Schläuche entlang bewegen. Die vertikale Ausdehnung wird bis auf ca. 20m erweitert, die räumliche Wirkung dadurch erhöht. Aus einer eher flächigen Installation wird ein dreidimensionaler Erfahrungsraum.
Die Schläuche sind aus imprägnierten Stoffen gefertigt und haben einen Durchmesser von ca. 50cm. Boden- und Deckenscheiben sind unabhängig voneinander geführt und können den Lichtkörper dadurch stauchen bzw. dehnen. Gesteuert sind die Endpunkte durch Motoren die unmittelbar an der jeweiligen Scheibe befestigt sind. Der Strom wird über die senkrecht gespannten Seile verteilt.
Der Aufwand der mit einer solchen Installation, insbesondere dem Gerüst verbunden ist, hat sich als zu hoch und unrealistisch für ein temporäres Projekt erwiesen.
Wafting cloud
Um die Installation kostensparender und effizienter zu machen wurde nach einer Lösung gesucht, in der statt eines fest verankerten Gerüstes frei schwebende Leuchtelemente verwendet werden. Nach Inspiration von Projekten wie Sky Ear und Burbles von Usman Haque, sollten Heliumballons an Seilen in die Luft gelassen werden um dreidimensionale Formen über dem Platz in Erscheinung zu bringen. Es können sowohl abstrahierte Konturen der ehemaligen Bebauung durch die der Platz geprägt wurde (Schloss, Palast der Republik) also auch freie Muster abgebildet und animiert werden.
Da der Schlossplatz starken Windverhältnissen ausgesetzt ist, hat sich die Lösung hier als unrealisierbar herausgestellt. Weiterhin sind die Heliumpreise im aktuellen Zeitraum extrem angestiegen was den finanziellen Rahmen eines solchen Projektes sprengen würde.
Weitere Konzeptvisualisierungen
Als Ergebnis aller Recherchearbeiten, Ideen und Experimente ist die Installation „Urban Weave“ entstanden. Diese überspannt den Schlossplatz temporär mit einer einem schwebenden Leuchtnetz, das von den Besuchern interaktiv erfahrbar ist.
Basis ist ein Raster aus drehbaren Metallmasten an deren Spitzen phosphoreszierende Leuchtkabel befestigt sind und ein Netz über dem Besucher bilden. Da die Masten eine Krümmung aufweisen, ist die Spitze aus dem Rotationsmittelpunkt gerückt – es entsteht eine exzentrische Bewegung und belebt das Kabelnetz. Im Falle der Zueinanderrichtung zweier Masten, hängt das Kabel durch, im umgekehrten Fall ist das Kabel gespannt. Die genaue Justierung dieser Erscheinung erfolgt durch eine Federung.
Der Aufbau des Rasters wurde durch intensive Recherche und eine Reihe von Experimenten erarbeitet. Die Anfertigung eines Pappmodells hat verdeutlicht, dass freischwebende Kreuzungen der Kabel zu vermeiden sind um das Durchhängen einzelner Kabelabschnitte nicht zu beeinträchtigen. Folgende Bilder veranschaulichen die Kombination aus zugrundeliegendem Raster und dem belebten Beispiel.
Interaktion
Die Installation soll es den Besuchern ermöglichen den Ort aktiv mitzugestalten. Jeder hat Einfluss auf das Gewebe in dem er sich durch Geräusche bemerkbar macht. Er kann laufen, trampeln, singen oder klatschen – die Masten drehen sich zu ausgesendeten Impulsen hin. Impulse breiten sich wellenförmig aus, Masten werden je nach Entfernung zeitverzögert und mit abnehmender Intensität angesprochen. Sie wirken wie neugierige Köpfe, dessen Aufmerksamkeit sich beeinflussen lässt.
Pappmodell
Elektrolumineszenzkabel – EL-Wire
Bei den Leuchtkabeln handelt es sich um Elektrolumineszenzkabel, die durch eine Phosphorschicht ein sehr regelmäßiges Leuchten erhalten. Die farbige Isolierung ermöglicht jegliche Leuchtfarbe. Da El-Wire nicht elastisch ist, wird unerwünschtes Durchhängen durch Federn an den Mastspitzen ausgeglichen.
3D Simulation
Prototyp
Es wurde ein Prototyp im Maßstab 1:66 angefertigt um die Steuerung der Masten zu simulieren und zu testen. Im Modell kommen 18 Schrittmotoren zum Einsatz, die mit einem Arduino Mega gesteuert werden. Ein Shield für das Arduino und 6 doppelseitige Steuerungsplatinen für jeweils 3 Motoren wurden entworfen und geätzt. Sketches aus Fritzing (fritzing.org) dienten als Grundlage für die Erweiterung und Ausarbeitung mit Eagle. Ein Gehäuse wurde aus Mdf gebaut, die Masten aus Kupferrohr gebogen. Als Draht kommt ersatzweise einfaches Gummiband zum Einsatz.
Zur Demonstration wird das Modell mit zufällig generierte Menschen, den von ihnen ausgesendeten Impulsen und der Aufnahme durch die Masten durch eine Projektion ergänzt.
Fazit
Die Gestaltung eines riesigen und bedeutsamen Raumes wie dem Schlossplatz hat sich als höchst komplex erwiesen. Die Herausforderung bestand insbesondere darin, die städtischen Maßstäbe zu begreifen und angemessen zu nutzen. Es mussten immer wieder neue Konzepte entwickelt werden da sich bereits erstellte Ideen als nicht realisierbar herausstellten. Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Architektur und Interaktionsdesign war eine anspruchsvolle Aufgabe, die mit teils nervenaufreibenden Prozessen verbunden war. Der konkrete Nutzen der Kollaboration ist zum aktuellen Zeitpunkt schwierig zu benennen wird sich aber mit Sicherheit in zukünftigen Projekten auszahlen.
Dankeschön...
an die Hilfsbereitschaft und Unterstützung von Daniel Tzschentke und André Knörig.