In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Kurs befasst sich mir der Gestaltung von Tapeten. Dabei soll das Vertraute - die gewohnte Form der Tapete gebrochen werden durch eine eigenwillige Lösung, welche den Fokus auf Inhalt legt. Das Konzept kann beispielsweise einen erklärenden, konzeptuellen, visualisierenden oder lustrativen Ansatz haben.
Anlässlich des Tages der Pressefreiheit 2020 hat der chinesische Konzeptkünstler das Werk „Golden Age“ herausgebracht. Kaleidoskopartig reihen sich hier goldene Überwachungskameras, Handschallenketten und Twitter-Vögel aneinander. Die Tapete mit ihrem goldenen Rapport wirk auf den ersten Blick prunkvoll und fast schon traditionell.
1.
Die Herstellung chinesischer Fächer ist eine jahrhundertealte Tradition. Die Preise für Klimaanlagen und Ventilatoren sind aber inzwischen so niedrig, dass sie eine Krise im Handwerk eingeleitet haben. Nachdem 2004 Sandelholz in Indien als bedrohte Art eingestuft wurde, gingen die Zahlen ein weiteres Mal rapide in den Keller. Die Tapete zeigt die Produktionszahl vor der Sandholzkrise welche einen Rückgang der Produktion um ein Vielfaches hervorrief.
2.
Die Gestalter der Tapete haben sich mit einem städtebaulichen Problem befasst: Der Immer weiter zunehmenden Anzahl an „Klötzchen-Architektur“ eintöniger Neubauten, welche als Moderner Stil verkauft werden.
3.
Die Gestalter der Tapete befassen sich mit einer weit unterschätzen Gefahr: Nagellack. Er wurde seit den 30 er Jahren als Nebenprodukt auf der Basis von Autolack entwickelt und ist auch heute noch nicht gesünder als dieser. 2015 hat die Non-Profit-Organisation EWG eine Studie veröffentlicht, in der offen gelegt wird, dass Inhaltsstoffe und Dämpfe gesundheitsschädlich und DNA verändernd wirken können, bis hin zu Unfruchtbarkeit. Die verharmloste Darstellung zeigt, wie viele Frauen den Lack ohne weiter darüber nachzudenken nutzen. Die „abgehackten“ Hände sind jedoch ein deutlicher Hinweis auf die Gesundheitsschäden.
4.
Die Tapete befasst sich mit einem beliebten Gericht der deutschen Küche: Entenbrust rosa. Eine ungeahnte Gefahr ist häufig das Problem für Magen Darm Erkrankungen nach dem Verzehr: Campylobacter-Bakterien machen sich schnell auf Geflügelfleisch breit und sterben erst bei vollständiger Durcherhitzung ab.
Die erste Theorie Vorlesung behandelt die Arten von Tapeten.
Als Tapisserie bezeichnet man Bildteppiche und Wandteppiche die aus textilem Gewebe handgefertigt wurden. Sie hatten ihren Ursprung im Orient und zählten in Frankreich bis ins 18. Jhd. zu einem der wichtigsten Ausstattungselemente in Repräsentativen Räumen.
Das Spanisch Leder ist der Vorläufer der Tapisserie und ist aus Leder gefertigt und goldbespannt. Sein Ursprung liegt in der Maurischen Kultur Nordafrikas , von wo aus es nach Spanien kam.
Das Papier de Angleterre wurde von Jean Baptiste Reveillon, einem Tapetenhändler der eine eigene Produktion aufbaute Populär gemacht und zählte im 18. Jh als Must Have in Königs und Adelshäöusern.
Die Chinesische Tapete war bezeichnend für den Spätbarock und das Rokoko. Im 16. wurde sie über Handelswege nach Europa importiert und galt als luxuriöses Accessoire.
Die Papiertapete feiert ihre Geburtsstunde 1481und war zunächst von Hand bemalt. Ende des 15. Jhd. als es möglich wurde technisch zu bedrucken wurde sie populär.
Mit der seriellen Fertigung von Tapeten fand die Tapete auch in bürgerlichen Haushalten Verwendung. Diese Tapete wird bezeichnet als Papier Dominoté.
Die Panoramatapete zeigt Stadtansichten, Landschaften, Kriegsschauplätze und andere Szenarien und fand im 18. Jhd. Beliebtheit.
Abb. 1 Papier Dominoté - in Tapetenblätter eingepackte Bücher;
Abb. 2 Spanisch Leder - St.-Willehad-Kirche in Groß Grönau
Abb. 3 Chinesische Tapete - Schloss Nymphenburg München, Pagodenburg
Die ersten Muster wurden auf analogem Weg erstellt bzw digital zusammengesetzt. Vorgabe waren dabei ein frei gewähltes, analog erstelltes Muster, die Buchstaben des eigenen Namens sowie ein Alltagsgegenstand.
Bei dem analogen Verfahren wir dein Motiv rautenförmig auf eine quadratische Fläche gezeichnet, anschließend in 4 Teile zerschnitten und umsortiert. Anschließend befindet sich das ehemalige Motiv an den 4 Ecken des neu zusammengesetzten Bildes. Die Mitte wird nun mit einem weiteren Motiv befüllt. Das Motiv kann jetzt im Rapport aneinander gesetzt werden.
Die Aufgabe dient der Entdeckung von Illustrationsarten und Themen die uns interessieren.
Als Übung wurden Stile, die uns reizen in Motiven umgesetzt. Die Einreichungen des gesamten Kurses für diese Aufgabe sind Teil eines gemeinsamen Posters. Die Schriftanschlüsse sind dabei vorgegeben um alle Arbeiten aneinander setzen zu können.
Die zweite Vorlesung befasst sich mit der Tapete im Verlauf der Epochen, angefangen im Klassizismus bis zur heutigen Zeit. Im Klassizismus (1755-1830) erkennt man in Tapeten die geradlinigen Motive der Antike wieder. Oft ist eine strenge Symmetrie in den Ornamenten zu erkennen.Im Biedermeier (1815-1850) wird mit dem Ernst des Napoleanischen Imperiums gebrochen. Kleinteilige Muster mit romantischen Naturmotiven dominieren die Gestaltung.Die Tapete im Historismus (1820-1910) umfasst eine Vielzahl an Mustern, farben und Stilen und wirkt sehr pomös und extravagant.Die Jugendstil Tapete hebt sich durch Helligkeit und klare Formen hervor. Die typischen floralen Ornamente finden sich auch in der Tapeten Gestaltung wieder.Im Art Deco (1905-1930) welcher den Jugendstil ablöst werden die Motive flächiger und kontrastreicher.Die Bauhaustapete (1919 -1933) ist dominiert von kleinteiligen Mustern und flächiger Farbgebung. Eine optische Schwingung soll beim Betrachter erzeugt werden. Die Klassische Moderne beginnt um ca 1910. Le Corbusier gestaltete schlichte, architektonisch Tapeten, welche als alternative zur gestrichenen Wand dienen sollten. In den 30er und 40er Jahren gibt es einen Trend zu hellen Taapeten, welche kleinteilige Geschichten erz#ählen.4Die 50er und 60er Jahre Tapete ist im Sinne der Aufbruchsstmmung bunter und lebendiger. Die Motive sind abstrakter und grafischer.Die 70er Jahre Tapete ist sehr knallig und bunt. Plakative, großflächige optisch verwirrende Motive schmücken die Wände. In den 80er Jahren ist ein großer Bruch zu puristischem weiß festzustellen. Die Rauhfasertapete feiert ihren Höhepunkt, vor allem in Deutschland.Die 90er Jahre Tapete ist Gestaltet nach dem Zeitgeist der Jugendbewegung der Techno Kultur - sehr schrill und zum Teil psychodelisch.
Abb. 1 70er Jahre tapete
Abb. 2 Bauhaus - Gropius Zimmer Uni Weimar mit Taapete links
Abb. 3 „Blackthorn“ Tapete William Morris 1892
1. Die Korallenbleiche - evtl. mit Augmented Reality und Animation
2. Curiosity Killed The Cat - Illustrationen zu den verschiedenen Szenarien zu neugieriger Katzen - politischer Bezug Pressefreiheit
3. Graffiti „Kreislauf“ als Geschichte - Sprayen - Entfernung - Überdecken, im stancil stil
4. vom aussterben bedrohte Tiere - im Regenwaldszenario
Der dritte Theorie Input widmet sich der Künstlertapete. Die Tapete eignet sich dabei besonders gut als künstlerisches Objekt, da sie mit Inhalt aufgeladen besonders überrascht. Oft versteckt sich hinter der Optik des Gewohnten und Vertrauten eine zweite Ebene, welche kritisch ist und den Betrachter bei genauerer Betrachtung zum Nachdenken anregt. Ein deutliches Beispiel hierfür ist die projezierte Tapete „Shooting Wallpaper“ von Brigitte Ziegler aus dem Jahr 2008. Stilistisch ist diese Tapete im Toile de Jouy gehalten, welcher im Frankreich des 18. Jahrhunderts sehr beliebt war. Die Motive wirken idyllisch und unaufgeregt. Umso radikaler ist der Eindruck bei Betrachter wenn aus der projezierten Tapete eine Dame aus einem dieser Motive hinaustritt und diesen erschießt.
Ich finde diese Tapete besonders eindrucksvoll, da der Betrachter ganz bewusst mit seinen Assoziationen fehl geleitet wird um dann umso mehr überrascht zu werden. In diesem Überraschungseffekt sehe ich das größte Potenzial der Tapete als Kunstform
Abb. 1 Jean Tinguely - 1971 - Künstlertapete (rosa)
Abb. 2 Stefanie Bürkle - 2003-2005 - Berliner Tapete (Palast der Republik)
Abb. 3 Christoph Ruckhäberle - 2017 - Teil der Ausstellung »Christoph Ruckhäberle – Volkskunst Fabrik«