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here be dragons- eine illustrative Karte Potsdams

here be dragons- eine illustrative Karte Potsdams

Dieser Kurs hat wahrhaftig den eigenen Rahmen gesprengt und es mir erlaubt, mich abenteuerlustig zu neuen Ufern aufzumachen. Natürlich nicht, ohne mir das wichtigste Werkzeug, welches dafür benötigt wird, mit auf den Weg zu geben: Und zwar eine Karte. Oder besser gesagt: die Fähigkeit, sie entsprechend gestalten zu können.

Lisa Buchers Illustrationskurs drehte sich nicht nur um Seeungeheuer, Löwen und Drachen, sondern vor allem darum, Potsdam als Stadt in der wir studieren neu zu interpretieren, sich selbst ein wenig mit ihr bekannt zu machen und mitsamt den Erkenntnissen die wir gewinnen konnten eine Stadtkarte für eine bestimmte Zielgruppe zu erstellen, indem wir versuchten durch eben diese Augen zu blicken und uns in ihre Lage hineinzuversetzen. Dabei blieb es uns völlig freigestellt, für wen oder was wir Potsdam erfahrbar machen, wichtig war nur, es so überzeugend und nachvollziehbar wie möglich zu gestalten.

Kick-Off Meeting

Natürlich wurde uns pünktlich zum Semesterbeginn erstmal der Kursinhalt und der vorläufige Semesterzeitplan geschildert. Welche Aufgaben, Möglichkeiten und Freiheiten wir in diesem Kurs haben und vor allem was uns alles Spannendes erwartet.

Um uns illustrative Karten ein wenig schmackhafter zu machen, zeigte Lisa Bucher uns allerhand diverse Karten Illustrationen. Von alten Karten wie der Carta marina, 1539 von Olaus Magnus gezeichnet, über  eine 'pictorial map' von Potsdam, Konstantin Potapov mitsamt seinem alternativen Reiseführer für Paris, indem er die Subkultur der Drogenszene untersuchte, bis hin zur 'Diorama-Karte' von Rio de Janeiro, gezeichnet von Sohei Nishino, welche mir von allen gezeigten am besten gefiel, weil sie es schaffte, durch reale Fotoausschnitte ein mystisches Spannungsverhältnis zu erzeugen, einen schwarz weißen Formkontrast, der durch diese Art der Fotomontage seine volle Wirkung erzielen konnte. 

Dieser kleine Exkurs hatte mir schon gereicht, hatte meine Vorfreude ins Unermessliche gesteigert und mich mit vollem Elan alleine Zuhause zurück gelassen, denn, oh Gott, all diese Möglichkeiten.

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Seminar 1.11.19

Dieses Seminar diente sowohl der Einführung in die Geschichte der Kartografie, einem kleinen Exkurs zu verschiedenen Kartenprojektionen und der Hausaufgabe 3 Personengruppen zu definieren, die unserer Ansicht nach für eine illustrative Karte in Frage kämen. Ich hatte mich letztendlich für zwei entschieden, die ich dann auch vorstellte, da mir mein erstes Thema bereits so stark zusagte, dass es mir sehr schwer viel, mir noch weitere aus dem Ärmel zu zaubern. Und somit stellte ich ''mein magisches Potsdam'' und ''Potsdam in der Zombieapokalypse'' vor. Vielleicht setze ich letzteres irgendwann in der Zukunft einmal um. Man muss ja schließlich vorbereitet sein. 

Damals noch als geozentrisches Weltbild von Ptolemäus, stelle im 2. Jhdt. die Karte ''Harmonia Macrocosmica'' von Andreas  Cellarius Tierkreiszeichen und das Sonnensystem mit der Erde im Mittelpunkt dar.

Natürlich spielte zu jener Zeit die Kirche eine zentrale Rolle in der Kartengestaltung, aber das eigentlich spannende war für mich weder die Galleria delle carte geografiche in den Vatikanischen Museen, von 1585, noch die  Europakarte in Frauengestalt von Johannes Putsch, sondern Abraham Ortelius „Karte von Utopia“ von 1596, welche nach der Romanvorlage von Thomas Morus eine frei erfundene Stadt auf so magische Art und Weise darstellte, dass sich meine Entschluss, welche Gestaltungsart und welcher Zeichenstil für meine Karte in Frage käme, immer weiter festigte. 

Ebenfalls spannend waren die unterschiedlichen Kartenprojektionen mitsamt ihrer Verzerrungen und die daraus resultierenden problematischen Größenverhältnisse, die einem erst richtig bewusst wurden, als Lisa Bucher uns die Seite www.thetruesize.com zeigte, auf der man die verschiedenen Länder in Äquatornähe ziehen konnte, um ihre, wie es der Name schon verrät, wahre Größe aufzudecken. Beängstigend, wie das gesamte Weltbild, welches mir schon in jungen Jahren erklärt worden ist, innerhalb weniger Minuten ein Stückweit auseinander bricht. Noch beängstigender, dass es bei vielen immer noch fälschlicherweise intakt ist.

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Seminar 8.11.19

Es geht weiter mit der Geschichte der Kartografie. Diesmal beginnen wir im 17. Jahrhundert und enden bei aktuellen kartografischen Themen.

das Geozentrische Weltbild wird durch das Heliozentrische abgelöst, die Kirche verliert ein Stück weit an Einfluss und die Kartografie bekommt einen wissenschaftlichen Aufschwung. Mit unter beeinflusst durch Magellans Umsegelung der Welt, begannen Karten von nun an vielseitigere Themengebiete abzustecken. Wir lernten Alexander Humboldts  „Tableau physique des Iles Canaries. Geographie des Plantes du Pic Teneriffe“ kennen, welche die Pflanzenwelt eines Vulkans auf Teneriffa zeigt, Franz Raffelsperger Influenz-Karte des Postverkehrs und die Choroplethen-Karte „Slave Population of the Southern States of the United States“ von 1860. Karten, deren Ziel es war, nicht nur alte Weltbilder zu festigen, sondern vor allem neu gewonnene Erkenntnisse zu verbreiten. 

Nun war der Kartografie keine Grenzen mehr gesetzt. im 20. Jahrhundert entstand eine Vielzahl unterschiedlicher Karten. U-Bahn Pläne von London, illustrative Karten zu Romanvorlagen wie Moby Dick, sogar Flugzeugkarten und alle waren so individuell und detailreich, wie sie es nur sein konnten. Infografiken und Kartografie gehen nun Hand in Hand und mittlerweile gibt es zu fast jeder Geschichte, jedem Roman, Serie oder Film eine liebevoll gestaltete Karte, ob vom Autor selbst, oder zahlreichen Fans, die noch ein bisschen weiter in ihrer magischen Fiktion schwelgen wollen.

Die Hausaufgabe für dieses Seminar war ein Moodboard, welches die ersten Farb- und Formgebungen, die Ästhetik und den Stil der von uns geplanten Karte festhalten sollte.

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Seminar 15.11.19

Dieses mal machten wir einen kleinen Ausflug in die Reiseliteratur.

Wir lernten die Odyssee von Homer kennen, Gullivers Reisen, als Sozialkritik durch Idealbilder einer besseren Gesellschaft und Georg Forsters ''Reise um die Welt'' mit seiner Entdeckung von Tahiti, welche wir durch die wunderschön gemalten Bilder von Schwalbenfischen und Laufsittichen fast schon nachempfinden konnten. 

Vor allem die  Illustrationen von Alphonse de Neuville und Édouard Riou zu Jules Vernes 20 000 Meilen unter dem Meer erregten meine Aufmerksamkeit, da sie so wunderbar fantastisch und düster zugleich gezeichnet worden. 

Wir erhielten zudem noch eine kleine Einführung in die Welt der Infografik. Lernten, dass Infografiken abstrahieren und ''weglassen'' müssen und dass eine gute Infografik eine Geschichte braucht, welche sich aus den folgenden Punkten zusammensetzt:

 Szenensetting

 Aussage

 Reise und eine Richtung

Killer facts

Persönlichkeiten

Bezugnahme zum Betrachter

Humor

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Seminar 22.11.19

Dieses Seminar widmete sich gänzlich den unterschiedlichen Falttechniken, die vorzugsweise in der Kartografie genutzt werden.

Zuerst erarbeiteten wir in Gruppenarbeiten eine kleine Präsentation, die wir im Anschluss für den Rest des Kurses präsentieren sollten. 

Die vorgestellten Falttechniken waren:

Falk-Falttechnik

Turkish map fold

Miura Faltung

Stauche fold

Die nächsten Seminare galten der Entwurfskorrektur in Gruppenkonsultationen. Gemeinsam berieten wir einander, halfen uns bei schwierigen Fragestellungen und kamen gemeinsam Stück für Stück, ein wenig schleppender als gewünscht, voran.

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Potsdam für Rumtreiber - oder: meine Reise durch die Magie von Potsdam

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Dieser Kurs war für mich die optimale Gelegenheit, nach den letzten Semestern, die durch große Projekte, mein Kolloquium und viel zu viel Stress sehr aufwendig und zeitintensiv waren, endlich wieder etwas für mich zu gestalten, ohne ständig im Hinterkopf zu haben, dass es so Nutzerorientiert wie möglich sein muss. Natürlich war dies auch in diesem Kurs überaus angebracht und gefordert, aber ich konnte meine eigenen Maßstäbe setzen, in dem ich eine Karte gestaltete, die meine eigene Sicht auf Potsdam in den Vordergrund stellte. Die Vorstellung durch Potsdam zu flanieren und nach interessanten Gebäuden, magischen Lichtspielen, kleinen Obskuritäten Ausschau zu halten und sie dann auf einer illustrieren Karte festzuhalten gefiel mir so gut, dass ich dies zu meinem Schwerpunkt machte. Potsdams magische Seite. 

Am Anfang überlegte ich noch, real existierende Gebäude und Objekte in einen magischen Kontext zu setzen, ihnen also andere Namen zu geben, mir etwas spielerisches, zu untersuchendes für die Orte auszudenken, quasi neue Sachen hinzuzudichten.

Ich merkte schnell, dass dies garnicht notwendig ist, da Potsdam selbst zahlreiche Örtlichkeiten bietet, die von Haus aus schon magisch genug klingen. Von Pyramiden, über Elefantenbäume, den Einsteinturm, Königswald und die düsteren Teiche, bis hin zum Feuerbach, der Straße in der ich sesshaft bin, war alles dabei. Also entschied ich mich dafür, so wenig wie möglich dazu zu dichten, sondern einzig und allein kleine Monster und Ungeheuer, ganz im Stil der alten Karten, dem Potsdam, welches ich tagtäglich sehe, einen mysteriösen Rahmen zu geben. 

Nun gab es noch die Frage nach der Stilrichtung, der Ästhetik meiner Karte und dafür half mir das Moodboard, welches wir für den Kurs erstellen sollten. Zwar spiegelte meins anfangs nur gut miteinander harmonierende Farbkontraste wieder, zeigte ein paar Sichtachsen Potsdams und drehte sich eher wenig um die Frage, wie meine Karte wohl später aussehen mag, aber als ich mich eigenständig ein zweites mal auf die Suche machte und ein Board voller Karteninspirationen entwarf, die ich auf dem Weg fand, formte sich vor meinem geistigen Auge immer stärker meine eigene. 

Während dieses Prozesses stieß ich auf die Karte des Rumtreibers von Harry Potter und die Karte von Mittelerde aus Herr der Ringe. Als großer Fan beider Geschichten entschied ich mich für genau diese Ästhetik, denn wenn ich eh schon verträumt und verkopft durch Potsdam schlendere, kann ich auch genauso gut den Grund dafür, nämlich genau diese Geschichten, mit in meine Karte einfließen lassen. 

Zu der Zeit entschied ich mich auch für meine Falttechnik, die passend zu der Karte des Rumtreibers, ein Deckblatt hat, welches man aufklappt, dahinter eine oder zwei Detailansichten von Ortsabschnitten in Potsdam vorfindet, bevor man sie nochmal aufklappen kann und dann die Karte in voller Größe in der Hand hält.

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Nun spielten mir aber Zeit und Falzlinien einen Strich durch die Rechnung, weswegen ich die Detailansichten nicht realisieren konnte und die Falzlinien machten das Papier an den gefalzten Stellen so porös, dass die kleinen Illustrationen dadurch in Mitleidenschaft gerieten.

Und so überlegte ich mir, dass Karten in dem Stil früher eh immer gerollt und bestenfalls noch mit einem Wachssiegel versehen wurden, was meiner Arbeit ein wenig zu Gute kam.

Nachdem der größte Teil meines Semesters eben solchen Vorüberlegungen gewidmet wurde, statt wirklich auszuprobieren, was funktioniert und was nicht, waren meine anfänglichen Skizzen etwas unddurchdacht und ich stieß schnell auf neue Probleme und Fragestellungen. Wie sollte ich Wiesen und Bäume zeichnen, Wohnlandschaften schraffieren und was zur Hölle mache ich mit den ganzen Zwischenräumen, in denen nichts passiert?

Ein Glück gab es die Entwurfskorrekturen in denen mir Lisa Bucher und ein paar Komillitonen zahlreiche hilfreiche Tipps gaben, die mich nicht nur beruhigten, sondern auch wieder auf den richtigen Weg brachten.

Nun konnte ich mich austoben. Konnte alles, was ich an Potsdam lieben gelernt habe, mit neuen Erkenntnissen kombinieren, durfte Seeungeheuer malen, Drachen, wegweisende Katzen, schraffierte bis zum Umfallen, benannte Potsdam (auf einen Vorschlag Lisa Buchers zurückgreifend) in Poztupimi um, die 993 erstmals in einer Urkunde erwähnte Namensherkunft Potsdams, malte eine Linie nach der anderen und konnte schlussendlich, trotz harter Arbeit, Schweiß und vielen, dem Frust gezollten Tränen, zu einem Ergebnis kommen, mit dem ich außerordentlich zufrieden bin. Denn das bin ich. Diese Karte zeigt mein Potsdam, worauf ich acht gebe, was mich begeistert und läd jeden Betrachter dazu ein, bereits Gesehenes noch einmal umzudenken, eine bereits bekannte Stadt neu zu erleben und sich für kurze Momente an den kleinen Dingen zu erfreuen.

Als kleine Hommage an die Karte des Rumtreibers entstand der auf der Karte links oben abgebildete Name: Potsdam für Rumtreiber.

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Zwar hat meine Karte ihr gänzliches Potential immer noch nicht vollends ausgeschöpft, aber ich bin mit diesem Stand sehr zufrieden und habe aus dem Entstehungsprozess viele großartige Erkenntnisse mitnehmen können. 

Ich möchte Lisa Bucher und dem ganzen Kurs danken, nicht nur, weil ich wieder Spaß an der Arbeit entwickeln konnte, sondern auch, weil ich die Chance bekam, in einen mir komplett unbekannten Themenbereich einzutauchen und darüber hinaus auch noch gefallen daran zu finden. Ich weiß, dass dies nicht meine letzte Karte sein wird und auch, wie ich meine Freizeit in den Semesterferien füllen kann. 

Hic sunt dracones

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Lisa Bucher

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2019 / 2020