In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
“How do we make learning and acting on sustainability a fun experience?”
Unter dieser Leitfrage untersucht das Projekt neue Kommunikationswege für Umweltthemen.
Kristin Bauer (Mediendesign, Urbane Zukunft) Nina Blume (Kommunikationsdesign) Veronika Golyak (Kommunikationsdesign) Nikolas Ripka (Interfacedesign)
Wie kommuniziert man Umweltthemen und regt zum Handeln an? Aus unserer Recherche und Interview-Phase haben wir herausgefunden, dass einige Umweltthemen, wie Veganismus und die ZeroWaste-Bewegung aktuell sehr präsent sind. Sie werden durch Medien und Gesellschaft gepusht und in die Köpfe unserer vernetzten Welt verteilt.
Diese sehr greifbaren Themen lösen eine positive Welle in Richtung Nachhaltigkeit aus. Dieser Erfolg liegt v.a. darin, dass konkrete Handlungsoptionen dargestellt werden. Durch Entscheidung der Politik und Wirtschaft kann jede Person diese in ihrem Alltag umsetzen.
In unseren Interview haben wir erfahren, dass Umweltthemen ohne Alltagsbezug und konkrete Handlungsoptionen überfordernd wirken.
Hierzu zählen auch die Themen der Planetaren Belastungsgrenzen Landnutzungswandel, Biodiversitätsverlust und nicht geregelter Stickstoffkreislauf, die durch ihre inhaltliche Komplexität schwer zu greifen sind.
Zwischen der Präsenz umweltpolitischer Themen und den Handlungsoptionen besteht eine Lücke. Das Problem ist oft kein Mangel an Wissen, sondern das Fehlen eines Anreizes zum Handeln.
Wie können wir die komplexen Themen Landnutzungswandel, Biodiversitätsverlust und Stickstoffkreislauf in eine verständliche Form bringen?
Bekannte Formate wie Aufklärungsvideos, Dokumentationen und Informationsvisualisierungen sind super um Fakten zu vermitteln, doch oft hinterlassen sie ein schlechtes Gewissen, was nicht alle zu Tatendrang anregt. Wir haben nach neuen Wegen gesucht und sind zu einer Box gekommen, die auf medialen Weg über die sozialen Medien Umweltthemen in die Welt kommuniziert.
Aufgehangen an einem alltäglichen Szenarien Oberthema werden Informationen der einzelnen Themenbereiche anhand von verschieden Artefakten vermittelt. Dieses leicht konsumierbarekomsumierbare Wissen wird in kleinen Geschichten verpackt, die das Verständnis komplexer Zusammenhänge in kleinen Schritten zugänglich macht. Hierbei haben wir auch auf die Sprache geachtet und diese an den Style der Zielgruppe angepasst.
Um die Breite des Themenspektrums im Ansatz darstellen zu können, haben wir verschiedenen Artefakte in einer Themenbox zusammengestellt um verschiedenen Teilaspekte zusammenzuführen. Die übergeordneten Themen sind hierbei personalisiert auf die Interessen der Kund*in zugeschnitten um eine emotionalen Bezug herzustellen. Der hier gezeigte Prototyp zeigt “Kino auf der Fensterbank”, eine Box, für die Naturromantiker in der Großstadt, welche über Insektensterben und Zusammenhänge mit Landwirtschaft und Versiegelung aufklärt.
Unter dem Begriff „Lifestyle Hunter“ fassen wir plakativ die Zielgruppe junger Menschen zusammen, die sehr konsumorientiert sind, sich oft in sozialen Medien aufhalten und sich von den Erfahrungen von Freundinnen und Influencerinnen beeinflussen lassen.
Besonders für diese Zielgruppe haben wir ein Konzept entwickelt, mit dem wir Umweltthemen in eine leicht zugängliche und humorvolle Hülle verpacken – ohne dabei die Ernsthaftigkeit der Thematik zu verlieren. Mit der „Tomorrow Box“ möchten wir diese Menschen an die Hand nehmen, um die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu schließen.
Potenzielle Kunden werden über Unboxing Videos oder Fotos in sozialen Medien auf die Box aufmerksam. Auf einer eigenen Website wird unter dem Aufhänger „Wie sieht dein Tomorrow aus?“ ein Quiz eröffnet. Am Ende schlägt das Quiz eine Tomorrow Box vor, die am ehesten zu dem Leben der Kund*innen passt.
Beim Auspacken erfährt die Kundin eine persönliche, humorvolle Ansprache, die sie in das Thema der Box einführt. Durch kleine Artefakte werden Geschichten erzählt, die das Verständnis komplexer Zusammenhänge in kleinen Schritten fördern. Mit Sympathieträgern wie die Biene oder die Liebe zur Berglandschaft, wird eine emotionale Beziehung aufgebaut, die das Thema spannender gestaltet. Zudem gibt es weitere Vorschläge, die man im Alltag umsetzen kann. In der Box befindet sich außerdem eine Möglichkeit, Freundinnen eine Freude zu bereiten und selbst zum Kauf einer Tomorrow-Box aufzufordern.
In der Weiterentwicklung des Projektes ist die Ausarbeitung von bis zu 20 verschiedenen Boxen denkbar, die die drei Themen Landnutzungswandel, Stickstoffkreislauf und Biodiversitätsverlust anhand von zielgruppennahen Bezügen, wie Gassi-gehen, ein Tag am Badesee oder Skifahren illustrieren.
Auf der einen Seite könnte die Tomorrow Box als reines Start-up funktionieren – privat finanziert und kostendeckend durch den Verkauf und Vertrieb der Boxen. Zudem wären Kooperationen mit nachhaltigen Unternehmen denkbar, die dafür zahlen würden, um ihre Produkte in der Box unterzubringen. Auf der anderen Seite könnte die Box auch als nicht kommerzielles Projekt funktionieren. Die Konzeption und Erarbeitung der Inhalte könnte in Zusammenarbeit mit Umweltämtern stattfinden, um von der Erfahrung von Expertinnen direkt zu profitieren. Als nächstes würden wir gerne den Prototypen mit echten Nutzerinnen testen und das Konzept weiter verfeinern. Danach würden wir in Zusammenarbeit mit Umweltämtern und Expertinnen weitere Boxen erarbeiten. Diese Inhalte müssten an die Zielgruppe angepasst und mit Nutzerinnen immer wieder getestet werden. Im nächsten Schritt müsste der Vertrieb geklärt und eine Marketingstrategie erarbeitet werden.
Wir haben uns für eine radikale Nutzer*innenzentrierung entschieden. Wir sind uns bewusst, dass es kein konventioneller Weg ist, da wir uns an eine sehr kommerziell ausgerichtete Zielgruppe richten (zu der wir selbst nicht gehören). Durch die Box fördern wir den Konsum, was auf den ersten Blick im Gegensatz dazu steht, was man konventionell unter Umweltschutz versteht. Trotzdem finden wir die Frage spannend, wie Umweltschutz im kommerziellen Antlitz aussehen könnte.
Allerdings wirft unser Konzept auch die Frage auf, ob komplexe Zusammenhänge und wissenschaftliche Erkenntnisse für ein konsumorientiertes Projekt ausgenutzt werden sollten. Welches Bild wirft dies auf Umweltschutz und Wissenschaft im Umweltschutz? Und wie hält sich die Waagschale von Wissenschaftlichkeit und Humor? All das sind Themen, die wir bei einer Weiterarbeit im Hinterkopf behalten werden.