In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Europe on Track – carbon free long distance traveling
Konzeption und Gestaltung eines 24/7 verfügbaren EU-Bahn-Services, welcher große Teile der derzeit mit Flugzeug, Pkw und Wohnmobil absolvierten Reisen ersetzen kann.
Intro – Züge statt Flüge
Bezahlbare Mobilität ist ökonomisch, kulturell, politisch und sozial unverzichtbar, für den Zusammenhalt in Europa wichtiger denn je.
Trotz Flugscham, Klima- und Energiekrise dominieren im Reiseverkehr Flugzeug, private Pkws, SUVs und Wohnmobile. Die Co2-Emissionen des Verkehrs befinden sich seit 1990 auf unverändert hohem Niveau. Die Luftfahrt ist vor Corona um 5–8 % pro Jahr gewachsen. Im Vergleich mit der Bahn verursacht eine Flugreise ca. 50-mal größere Klimaschäden. Die Emissionen aus Düsentriebwerken lassen sich auch mit sehr großem Aufwand nur zu einem geringen Teil reduzieren. Die Luftfahrtindustrie hat sich daher zu „Kompensation“ verpflichtet. Pro Flug/Passagier sollen z. B. für einen Flug New York > Europa 2,40 EUR in Klimaschutzprojekte investiert werden. Dem gegenüber steht eine Klimawirkung, welche 1,5 Tonnen CO₂ entspricht. Laut Umweltbundesamt verursacht eine Tonne CO₂ Umweltkosten in Höhe von 680,- €, daraus folgt, dass eine zukunftsgerechte Kompensation bei ca. 1000,- € liegen müsste.
Demgegenüber steht die Tatsache, dass elektrifizierte Schienenfahrzeuge sehr effizient sind, die CO₂ Emissionen insbesondere bei zukünftigem Einsatz von 100 % Wind und Solarstrom extrem gering sind.
Auch der Ersatz der vorhandenen privaten Pkws und Wohnmobile durch langstreckentaugliche E-Fahrzeuge, erscheint aufgrund der mit der Herstellung verbundenen CO₂ Emissionen kaum mit dem Klimaabkommen von Paris zu vereinbaren.
Zahlreiche Studien und Organisationen vermitteln sehr deutlich, dass Europa ohne ein attraktives und bezahlbares Angebot von grenzüberschreitenden Fern- und Nachtzügen seine Klimaziele nicht erreichen wird.
Zahlreiche Mobilitätsexperten und Akteure sind davon überzeugt, dass ein EU weiter 24/7 verfügbarer und harmonisierter neuartiger Bahn-Service nur mit massiver Finanzierung und Regulierung durch die EU realisierbar sein wird.
Daher liegt die Aufgabe darin, schon im Vorfeld höchstmögliche Aufmerksamkeit und Akzeptanz für das Vorhaben zu schaffen, um so den politischen Entscheidungsprozess günstig zu beeinflussen.
Zur Kommunikation und Vermittlung stehen zahlreiche NGOs, Bündnisse und Bürger:innen in der gesamten EU bereit.
Ziele
Das Vorhaben „Europe on Track“ soll die derzeit in erster Linie mit Argumenten der Klimawissenschaft geführten „pro Bahn“-Kampagnen um ein attraktives „Produkt“ erweitern. Nur wenn ein großer Teil der EU-Bürger:innen das Angebot als attraktiv einschätzt, sind Mehrheiten und die Umsetzung der Vision realistisch. Züge als massentauglichen Alternative zu Flugzeug und Auto, als neues Normal im Fernverkehrs zu positionieren, wird sicherlich nicht ohne Widerstände gelingen.
Daher werden passende Narrative, ein Zukunftsbild für ein neuartiges, attraktives, grenzüberschreitendes, europäisches Nacht/Fernzug-Ökosystem ausarbeiten und gestalten. Die Ergebnisse „Europe on Track“ sollen online veröffentlicht, argumentiert und laufend weiterentwickelt werden. Neben der Öffentlichkeit sollen die Ergebnisse den in diesem Feld bereits aktiven NGOs, Bündnissen, interessierten Bürgern, der Politik, zur Verfügung gestellt werden.
Die 2030 EU-Klimaziele und der Green Deal sind eine ideale Grundlage für Finanzierung Realisation eines derartigen europäischen Bahn-Ökosystems. Eine glaubwürdige und gut kommunizierte Designstudie kann ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Freigabe der notwendigen Mittel und die Realisation der europäischen Verkehrswende sein.
Prozess
Ein zentraler Teil des Kurses ist die Konzeption und Gestaltung des Interieurs eines neuartigen, entsprechend der Tageszeit konfigurierbaren, 24/7-Zugs oder eines eigenständigen „Sleeper Trains“.
Als Grundlage steht das CAD-Modell eines Schnellzugs von Alstom zur Verfügung.
Auf Basis von Beobachtungen, eigenen Erfahrungen, Daten und Gesprächen mit Expert:innen werden wir Personas erarbeiten. Auf dieser Grundlage werden wir ein gemeinsammen, umfassender Katalog mit Bedürfnissen, Ärgernissen, Ängsten, Wünschen, Anforderungen, Nutzungsszenarien und erste Ansätze für Lösungen erarbeitet werden.
Parallel dazu werden Bilder und Informationen zu Zug- und Flugzeug-Interieurs, Sitzen, Schlafmöglichkeiten, Materialien gesammelt und ausgewertet. Ergänzend dazu wird die bestehende Systembahn und die Akteure in der Bahn-Industrie inklusive der Rolle von Design näher betrachtet, eine Exkursion zu Alstom in Hennigsdorf ist geplant.
Neben der Gestaltung des Interieurs, gibt es in diesem Projekt zahlreiche Felder in welchen Lösungen entwickelt, gestaltet und visualisiert werden können.
Für eine attraktive Vermittlung des gesamten Service und System sollen neben der Konzeption und Gestaltung des Zugs die für die erfolgreiche Vermittlung wesentlichen Elemente identifiziert, ausgearbeitet und dargestellt werden.
Ergebnisse
Organisation der öffentlichen Online-Konferenz „Europe on Track 2023“ – Präsentation und Diskussion.
Zielgruppe: „ProRail“-NGOs, Politiker:innen, Expert:innen, Aktivist:innen, Bündnissen, Bahn-Industrie
Produktdesign
21EPd-F Produktdesign als Designforschung
Design Master
31LE-S Spezialisierung
31LE-R Reflexion
#Society + Public domain, #Mobility + Urbanism, #Culture + Transformation, #Consumption + Production
Wintersemester 2022 / 2023
Freitag, 14:00 – 19:15
Präsentation & Dokumentation der Arbeitsergebnisse / Engagierte Teilnahme und Beteiligung am Projekt / Recherche, Konzeption, Gestaltung, Vermittlung
D 307