In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Auszug meiner Dokumentation des Kurses Materialize - Dreidimensionale Grundlagen im WS 17/18 von Prof. Alexandra Martini.
Ein kleiner feiner Workshop, in dem Sie zwei gleichgroße Stoffstücke (Bezugsstoffmuster der Fa. Kvadrat, 15 x 30 cm) miteinander verbinden. Sie werden die beiden Stücke so miteinander verbinden, dass Sie eine gestalterisch definierte Form ergeben und einen spannenden Innenraum erzeugen, alternativ eine Funktion aufnehmen. Schlaufen, Knöpfe, Gummis und kleinere Extensions sind erlaubt, keine großflächigen Stofferweiterungen aber.
Beim Falten und Drehen der Stoffstücke fiel mir auf, dass durch eine Innen-Rotation an den beiden Außenseiten des blauen Stoffes eine Bootsform erzeugt werden kann, welche einen rechteckigen geraden Boden hat, in diesen ein Gerüst eingesetzt werden könnte. Das andere rote Stoffstück könnte diese Form um 90 Grad rotiert, gespiegelt ergänzen und einen voluminösen Innenraum schaffen.
Ich habe ein Zeltkonstrukt aus Strohalmen gebastelt, um den Entwurf der Struktur zu realisieren. Wesentlich war dabei, dass der ersten Struktur Stabilität verliehen wird und mit den vertikalen Streben auch eine Halterung für das zweite Stück Stoff bietet. Dieses habe ich dann mit gestanzten Löchern – wie eine Jalousie – an jeweils zwei Strohalmen befestigt. Um die Enden des blauen Stoffes zu fixieren, habe ich dann noch einen dreieckigen Griff geformt, der nur durch die erzeugte Spannung des Materials befestigt ist und die Konstruktion sicher zusammenhält. Die vier Elemente formen nur durch die Spannung via Sicherheitsnadel-Verbindung ein festes Objekt.
Entstanden ist eine Handtasche, die in größerer Ausführung bspw. ein Picknickkorb oder ein ganzes Hauszelt (z. B. living in small spaces) sein könnte. Der Innenraum bietet viel Platz und durch die beidseitige Stoffjalousie kann bequem der Inhalt erreicht werden.
Wir machen eine Exkursion und jede/r von Ihnen macht etwas daraus. Sie realisieren ein Projekt mit einer der folgenden Optionen: – in Bezug zu kennengelerntem Inhalt, – in Bezug auf eine spezielle Arbeit, die Sie inspiriert, – in Bezug zum Format Exkursion.
Bei der visuellen Betrachtung von Dingen konzentriere ich mich oft auf die Geometrien der Formen. In der Ausstellung „Form Follwos Flower“, die viele Exponate floraler Darstellungen beinhaltete, stellte ich mir die Frage, wie in der simpelsten Weise ein pflanzliches Blatt dargestellt werden kann.
Aus Papier habe ich verschiedene polygene Fünfeck-Strukturen gefaltet, die von der Grundform einem Blatt ähneln. Diese wollte ich dann wie Schuppen an meinem Arm befestigen, um mich mit der Natur zu verschmelzen (Mimikry). Zur Befestigung der Blätter habe ich Holzstäbchen benutzt, die wie Äste mit Hilfe eines Befestigungsringes aus meinem Arm wachsen.
Beim Basteln und Betrachten der Form fiel mir auf, dass diese vergrößert als Schulterpanzerung eingesetzt werden könnte. Stoffreste habe ich mit einem transparenten Polymer verbunden, um einzelne Partien (bzw. Schuppen) zu erzeugen. So konnte die Blattstruktur mit einer Erweiterung der Form auf meine Schulter skaliert werden.
In Kombination mit dem „Blätterarm“, der einem Köcher ähnelt, wirkt das Ganze nicht wirklich floral, aber könnte Teil der Ausrüstung eines futuristischer Jägers sein. Ein Held à la Legolas.
Sie vermessen bitte präzise Ihren Körper in sowohl statischem wie dynamischem Zustand. Ermitteln Sie mindestens ein Maß mit Ihren Händen, das Sie exakt und jederzeit unkompliziert abrufen können. Erstellen Sie eine Maßkette. Stellen Sie nun Bezüge zwischen den Maßen her, z. B. entspricht vielleicht Ihre Körpergröße der siebenfachen Fußgröße oder Ihre Armspannweite der Körpergröße. Visualisieren Sie in einer Grafik die daraus beobachteten Zusammenhänge. Gestalten Sie basierend auf ausgewählten Zahlen Ihrer individuellen Maßkette ein dreidimensionales Objekt, das als Körperextension funktioniert. Arbeiten Sie mit dem bereit gestellten Material Microwellpappe.
Bei der Maßkette hat mich ursprünglich die Hand als Messungsgegenstand interessiert. Durch die Komplexität und Funktionalität können hier sehr viele verschiedene Maße abgelesen und im Alltag verwendet werden.
Als Produkt der Evolution ist die Hand eine sehr optimierte Extremität, welche stark dazu beitragen hat, dass sich eine Intelligenz entwickelte. Doch ist nicht alles mit dieser Hand möglich. Werkzeuge mussten geschaffen werden, die die Hand bedient – von Instrumenten der Präzision bei bspw. Operationen bis hin zu Geräten roher Gewalt im Wald bspw. Kettensäge, Axt. Welche Werkzeuge wären hilfreich beim Überleben in einer Welt ohne geschaffene Infrastruktur?
Ich wollte eine primitive Technologie erschaffen. Werkzeuge, die sägen und schneiden können, um Großes klein zu machen und die Erzeugnisse dann weiter zu verwerten. Ich habe mir via Zeichnungen Gedanken über die Form gemacht und wie diese Extensions gut am Arm befestigt werden können. Dabei fasste ich den Entschluss, dass Griffe doch die meiste Stabilität bringen.
Ich hatte vor, eine Säge und ein Schneidewerkzeug bzw. eine Sichel an meinen Armen zu befestigen, die als Body Extension meine Hände ersetzen, d.h. zunächst funktionslos machen.
Aus meinen Zeichnungen habe ich dann Schablonen gefertigt, mit denen ich viele verschiedene Pappschichten gecuttet habe, die aufeinander geklebt eine solide Form ergaben. Für die Klingen habe ich eine andere Farbe benutzt, um diese hervorzuheben.
Die beiden entstandenen Body Extensions könnte ich mir in verschiedenen Szenarien vorstellen: Von Waldarbeiten bis zum Schrottplatz-Recycling.
look closer Analysieren / Visualisieren 2D Erfassen Sie die Proportionen und Oberflächeneigenschaften Ihres ausgewählten Objektes. (numerisch, optisch, zeichnerisch). Bereiten Sie diese in einer Grafik auf. try out Probieren / Studieren / Dokumentieren Führen Sie experimentell Untersuchungen zu Funktionalität und Materialität Ihres Objektes durch. Bearbeiten Sie den Fragebogen systematisch und vertiefen Sie einzelne Aspekte nach Interesse. Die Grenzen der Überschriften sind fließend, kombinieren Sie in der Zusammenfassung Ihre Erkenntnisse nach Wahl. Entwickeln Sie Szenarien, neue Objekte und Nutzungskontexte in denen das Objekt (oder Teile davon oder auch in mehrfacher Anzahl) eingesetzt werden. Evaluieren Sie die Szenarien und überführen Sie eines davon in ein Entwurfsprojekt. Alle Materialien sind erlaubt.
Ich hatte mir zuerst Kabelbinder angeschaut, wobei ich im späteren Verlauf auf Nägel umgestiegen bin. Beide Objekte des Alltags haben ähnliche charakteristische Eigenschaften.
Ihre geometrischen Grundformen stellen eine Linie dar, wobei die Binder flexibel und die Nägel starr sind. Es gibt beide in verschiedenen Größen und sie sind dafür gemacht, etwas langfristig zu fixieren, wobei sie verschiedene Verbindungssysteme aufweisen. Kabelbinder sind konzipiert, um sich mit sich selbst zu verbinden und Nägel mit einem anderen Material. Das jeweils dickere Ende sichert diese Verbindung bzw. schließt sie ab.
Kabelbinder lassen sich gut miteinander verbinden, um einfache geometrische Formen zu erzeugen. Ich habe zuerst versucht, mit mehreren gleichschenkligen Dreiecken eine polygene Ebene zu schaffen. Die einzelnen Dreieck-Fragmente habe ich mit Draht verbunden und es formte sich eine Kugel oder ein Fußball.
Dabei stellte ich fest, dass für eine komplexere Form die Kabelbinder unterschiedliche Längen haben müssten, diese ggf. berechnet werden müssen, um eine geplante Form umzusetzen. Wobei es aber mit diesem Prinzip theoretisch möglich wäre, jede dreidimensionale Form in einer vereinfachten Gitterstruktur darzustellen. Mit diesem Ansatz sind dreidimensionale Wellen oder Gebirgslandschaft vorstellbar und – mit entsprechender Zeit – realisierbar.
Nägel visualisieren in verschiedenen Längen auch ein Wellennetz aus Punkten. Ich habe mir dann verschiedene lange Nägel besorgt, die ich in einem 6x8 Gitter in ein Brett hämmerte, um mit Schnüren diese dann zu verbinden.
Die entstandene Welle hat zwei Hochpunkte und ein Tal, was sich diagonal durch die Ebene zieht. Anders als bei der Kabelbinderstruktur beruht die Form auf einer zweidimensionalen Grundebene, wobei die Nägel alle die gleiche Achsenrichtung haben.
Ich versuchte, mich von dieser geordneten Struktur zu lösen und mit diesem Prinzip einer „Nägelschnur“ ein freistehendes Objekt zu schaffen, welches seine Form unkontrolliert erhält. Die formgebende Innenstruktur sollte nur aus einem Mittelpunkt bestehen, von dem die Nägel in verschiedenen Achsen ausstrahlen.
Der erste Prototyp bestand aus einem längeren Essstäbchen, zwei Pappstücken und sechs Nägeln, die ich durch die Pappe stach. Das Ganze war sehr instabil, aber mir gefiel die entstehende Form des Objekts.
Nachdem ich die Konstruktion umwickelt hatte, ist eine vereinfachte kristalline Form entstanden, die ein ästhetisches Dekorationsobjekt darstellt.
Als ich mich im Kurs „Materialize“ eingeschrieben hatte, wusste ich als Student im ersten Semester nicht genau, was mich erwarten wird. Der Grundlagenkurs war rückblickend sehr inspirierend und ich war von der Vielfalt der Aufgaben und den daraus resultierenden Erfahrungen positiv sehr überrascht. Es war zudem immer sehr spannend die verschiedenen Ergebnisse aller Kursteilnehmer zu sehen. Die Ausarbeitung der einzelnen Projekte brachte mich verschiedenen Themengebieten näher und ermöglichte es mir, Objekte zu gestalten, die ich sonst so nicht umgesetzt hätte. In kurzer Zeit sind viele kleine Projekte entstanden, die jetzt alle ihren Platz gefunden haben.