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The Publishing Sphere

Diese Dokumentation fasst die Ergebnisse des Seminars »The Publishing Sphere« bei Prof. Franziska Morlok zusammen. Dabei handelte es sich um ein Kooperationsprojekt der Fachhochschule Potsdam mit dem Haus der Kulturen der Welt, dem Arbeitsbereich Irene Albers am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin und der Université Paris Lumières .

Thema

»Dependenz und Organismus« fokussiert die Neuordnung von Inhalten innerhalb eines abgeschlossenen publizistischen Kontextes. Die Einzelbeiträge der Publikation werden dabei nicht in einem einheitlichen Layout gesetzt, sondern als eigenständige Identitäten verstanden. Hieraus ergibt sich ein je individueller Gestaltungsansatz als Dialog zwischen Gestalter_in und Autor_in. Lose Buchdeckel – durch einen Polyethylenschlauch zusammengehalten – bilden die temporäre Dependenz.

Aufgabe des Kurses war die Entwicklung einer sowohl in Inhalt als auch Form experimentellen Publikation für das Symposium »The Publishing Sphere« im Haus der Kulturen der Welt. Die »Publishing Sphere« beschreibt einerseits den Umgang alternativer (technischer) Möglichkeiten des Publizierens und anderseits den Diskurs des Publizierens aus einer künstlerischen und literaturwissenschaftlichen Perspektive.

Das Symposium sollte hierzu einen Überblick über den derzeitigen Diskursstand geben und aktuelle ästhetische Positionen miteinander verknüpfen. Dazu wurden Sprecher_innen eingeladen, deren persönliche Research Notes - d.s. Materialien, Texte, Fotografien, Videos und eigenständige künstlerische Positionen - in Form unserer Publikation (Reader) den Symposiumsteilnehmer_innen und Besucher_innen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Da der Termin des Symposiums zum Semesterbeginn noch vor dem Ende der Vorlesungszeit lag, war klar, dass für Entwicklung und Produktion des Readers (250 Expl.) weniger als 10 Wochen Zeit verbleiben würden. Hieraus ergab sich eine verhältnismäßig kurze Recherchephase und ein schneller Übertritt in die Entwurfs- und Entwicklungsphase. Bereits ab dem zweiten Seminartreffen wurden erste Ideen und Konzeptansätze diskutiert.

Die Seminarteilnehmer_innen fanden sich schnell in Kleingruppen zusammen, die verschiedene sowohl formale als auch inhaltliche Ansätze verfolgten. Der konzeptionelle Grundgedanke unserer Kleingruppe konzentrierte sich darauf, die Hierarchie einer gedruckten Publikation mit definiert aufeinanderfolgenden Beiträgen zu hinterfragen.

Idee

Nach dem Sichten der Inhalte kamen wir schnell überein, jedem der 17 Beiträge eine individuelle Gestaltung zukommen zu lassen. Die Gestaltung sollte dabei konkreten Bezug auf den Inhalt nehmen, Schriftart, Format und Papier sollten jedoch einheitlich bleiben.

Aufbauend auf diesem Ansatz entwickelten wir das Konzept von Dependenz und Organismus. Als Dependenz definierten wir einen Bezug, ein Verhältnis, ein Ort, eine Beziehung zwischen materiellen und immateriellen Erscheinungen, Gegenständen in der Weise, dass das eine das andere beeinflusst und/oder bestimmt. Ein Organismus hingegen definiert sich als einzelnes (komplexes) Individuum. Die Dependenz sollte somit ein Ort temporärer Aufbewahrung der einzelnen Organismen sein.

Der Ansatz zur Gestaltung der Einzelhefte sah eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen der Research Note vor. Ausgehend von diesem „close reading“ sollten für jedes Heft eigenständige Gestaltungskonzepte entwickelt werden, in der Gestaltung und Text dialogisch miteinander agieren konnten. Der Fokussierung einer eigenständigen Gestaltung ging die Diskussion voraus, inwiefern der Gestalter als Co-Produzent eines Textes in Erscheinung treten kann, welche Akzente Satz und Layout im Text vornehmen oder verhindern können.

Die Einzelhefte sollten im Format A5 gestaltet werden. Die Entscheidung für dieses Format resultierte aus einer Reihe von Überlegungen hinsichtlich von Produktion, Produktionseffizienz und der vereinfachten Skalierbarkeit von Inhalten die häufig im Ausgangsformat A4 angelegt waren. So ergab sich bspw. die Möglichkeit, Texte als Bild zu interpretieren und nicht vollständig neu setzen zu müssen. Die Einzelhefte sollten auf farbiges Papier (100g/Quadratmeter) gedruckt werden, wobei die Farben jeweils einen Themenschwerpunkt des Symposiums markierten und somit eine interne Zugehörigkeit symbolisieren sollten. Weniger umfangreiche Research Notes sollten einfach gefalzt, Notes mit mehreren Blättern Umfang, sollten in einer farbigen Blockklebebindung geleimt werden. Die Abbildungen zeigen eine kleine Auswahl an Beispielen, in welcher Weise Gestaltung und Material innerhalb der Organismen interagieren könnten.

Der Zusammenhalt der Einzelhefte (die Dependenz) sollte durch zwei Kartons (bedruckter Grau-/ oder Schwarzkarton in einer Grammatur ab 600g/Quadratmeter) erfolgen. Um den Charakter des Temporären und Durchlässigen formal erneut aufzunehmen, entschieden wir uns, die beiden losen Buchdeckel nicht zu verkleben, sondern mit einem Polyethylen-Netzschlauch einzuwickeln. Der Zugang zu den Broschüren wäre somit von beiden Seiten gegeben und unterläge mithin einer beständigen Neuordnung. Polyethylen-Netzschläuche sind ein Verpackungsmaterial aus der Industrie und werden dort zum Schutz besonders geformter und schutzbedürftiger Inhalte verwendet.

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(bitte klicken für Gif-Animation)

Plakat

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Eine zusätzliche Aufgabe bestand in der Gestaltung eines Veranstaltungsplakates zur Ankündigung und Bewerbung im städtischen Außenraum. Ausgangspunkt unserer Gestaltung war hier das Konzept des Mettre en abyme André Gides, in dem sich ein Charakter ein weiteres Mal im beschriebenen Spektrum umsetzt. Das Verfahren dieser Bild-im-Bild-Collage wandelten wir hingegen hinsichtlich des Aspektes der Veröffentlichung ab. Unser Plakatentwurf im Format A2 zeigte also ein (bereits) mehrfach plakatiertes Plakat zur Veranstaltungsankündigung im Berliner Stadtraum. Durch eine 3-Bruch-Zickzack und 1-Bruch-Kreuzfaltung konnte das Plakat auf das Format A5 zusammengefaltet und somit Teil der Dependenz werden. Auf der Rückseite des Plakates war - neben der Legende der Teilnehmer_innen - auch der Programmablauf des gesamten Symposiums abgedruckt.

Produktion

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Ein wesentlicher Nachteil unseres Konzeptes war die komplizierte Produktion von 17 kleinen Broschüren in 250facher Ausführung. Die Veranstalterinnen des Symphosiums entschieden sich schließlich für den Entwurf einer anderen Gruppe.

Dabei wurden alle Inhalte mehr oder weniger roh und in der Form, wie sie geliefert wurden (PDF/.doc/etc) mit einer Ringbindung zusammengetragen.

Präsentation

Ein weiterer Teil unserer Aufgabe war, den Reader zur Eröffnung des Symphosiums zu präsentieren.

Für die Präsentation hat Daniel Franz einen Text verfasst, der erzählerisch die Entwürfe der anderen Gruppen und schließlich den fertig produzierten Reader vorstellt. Der Text wurde am Tag des Symphosiums von Verena Haltenberger vorgelesen. Zeitgleich wurden von Celia Marchena die Dummys der Gruppen unter einem Visualizer gezeigt und projeziert.

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(erster Test mit dem Visualizer)

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(Präsentation am Tag des Symphsiums)

Werkschau

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Zur Werkschau wurden neben den Plakaten und dem gedruckten Reader auch die alternativen Entwürfe ausgestellt.

Fazit

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Exponattext: Dependenz und Organismus fokussierte die Neuordnung von Inhalten innerhalb eines abgeschlossenen publizistischen Kontextes. Die Einzelbeiträge der Publikation werden dabei nicht in einem einheitlichen Layout gesetzt, sondern als eigenständige Identitäten verstanden. Hieraus ergibt sich ein je individueller Gestaltungsansatz als Dialog zwischen Gestalter_in und Autor_in. Lose Buchdeckel – durch einen Polyethylenschlauch zusammengehalten – bilden die Dependenz, als Ort temporärer Zusammengehörigkeit und potentiellen Neuordnung durch den/ die Leser_in. Die Projektarbeit gab uns die Möglichkeit, in einem abgeschlossenen Seminarkontext mit konkreten Anwendungsbezug, eine komplexe Gestaltungsidee zu entwickeln und bis zur Präsentation vor dem Projektpartner praxisnah zu konkretisieren.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2017