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Design Fiction – Bildung

Im Rahmen des Kurses „Design Fiction“ sollten Zukunftsvorstellungen anhand von konkreten Entwürfen entwickelt und glaubhaft dargestellt werden. Mein Themenbereich war „Bildung in 100 Jahren“.

Anlaufphase und Vorübungen

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Bevor es ans Eingemachte ging, arbeiteten wir in Workshops um einen Zugang zur Herangehensweise im Kurs zu finden.

Bildung 2053

Das mir zugeloste Thema war Bildung. Also musste ich mich damit beschäftigen, wie Bildung in der Zukunft aussehen kann und welche Veränderungen auf diesem Sektor eine Utopie beinhalten würde. Dabei gab es 3 Schwerpunkte, die ich in meiner ersten Analyse für als am wichtigsten erachtet habe: 1. Chancengleichheit, also jedem Menschen dieselben Aussichten auf einen hohen Bildungsstand zu ermöglichen 2. Technologisierung, die in den nächsten 100 Jahren passieren wird und wie diese sich auf die Art und Weise unseres Lernens auswirkt 3. die Entwicklung der Arbeitswelt, bzw. das Verhältnis zwischen Bildung als Ausbildung/Lehre (auf einen Beruf hin) und der kulturellen Anhäufung von Wissen

Interview mit Mutti

Teil der Recherche zum Thema Bildung waren „Experteninterviews“. Da meine Eltern früher beide Lehrer waren, interviewte ich zunächst meine Mutter, Gabriele Klose. Sie hat in der DDR Kunst und Geschichte auf Lehramt studiert und arbeitete bis zur Wende einige Jahre als Lehrerin an der Oberstufe. Während der 90er unterrichtete sie dann mehrere Jahre Kunstgeschichte, Zeichnen und Grundlagen der Gestaltung an einer Volkshochschule und Umschulungsinstituten.

Ein wichtiger Punkt für ein ideales Bildungssystem ist ihrer Meinung nach viel Berührung mit Kunst und die Lernenden selbst Dinge schaffen zu lassen. Denn fehlende Kreativität würde laut ihr den Geist abtöten. Außerdem betonte sie die Bedeutung sozialer Kompetenz. Wofür wiederum Künste eine wichtere Rolle spielen. Alles in allem wurde im Interview klar, dass nach Ansicht von Gabriele Klose Kunst und Kreativität im heutigen Schulsystem nicht ausreichend wertgeschätzt und berücksichtigt werden. Im Bezug auf soziale Kompetenz stellte sie auch noch heraus, wie wichtig der Umgang mit anderen Kindern für die Entwicklung ist und positionierte sich klar gegen etwaige Modelle des Einzelunterrichts, die bei jedem zu Hause statt fänden, in einer Utopie der Bildung.

Individuelle Bildung

Im Interview mit meiner Mutter fiel mir auf, dass ich stark mit ihr übereinstimme, wenn es um die Frage geht: Wie verändert sich die Indiviualität der Bildung in Zukunft? Ich gehe davon aus, dass die „Ausbildung“ auf ein bestimmtes Berufsfeld hin eine immer geringere Rolle spielen wird. Somit wird es in meiner Utopie wichtiger, was jeder Einzelne lernen will. Sodass die persönlichen Interessen gestärkt und gefördert werden. Dabei sollte auch soziale Kompetenz eine sehr große Rolle spielen. Was auch ein Grund ist, weswegen ich weiter auf Orte des Zusammenkommens bestehen würde. Auch wenn es keine systematisch Gliederung dieser Strukturen mehr geben würde.

These

Im Jahr 2053 gibt es keine Institutionen der Bildung mehr. Jeder Mensch geht frei seinen Interessen nach und bildet sich auf eigenen Anreiz hin ein Leben lang weiter. Dies lässt sich in der persönlichen Bildungsbiografie nachverfolgen. Diese zeigt auf, was man im Verlauf des Lebens lernt oder gelernt hat.

Bildungsbiografie

Ein Projekt, dass die Richtung für das Kursergebnis vorgeben könnte, wäre eine „Bildungsbiografie“. Wie sieht eine Übersicht aus, z.B. in Form einer App, die den kompletten Bildungsverlauf eines Menschen wiederspiegelt? Wenn man davon ausgeht, dass es keine Institutionen mehr gibt und jeder nur noch die persönlichen Skills weiterentwickelt.

Zu diesem Zweck habe ich mir zunächst Skilltrees angeguckt, wie man sie aus Videospielen kennt. Was vor allem für Rollenspiele gilt, bei denen man diverse Skills eines Charakters über den Spielverlauf aufleveln kann. Dies kann mitunter unerwartet komplexe Ausmaße annehmen, wie man am Beispiel des Skilltrees für das Fantasy-Action-Rollenspiel „Path Of Exile“ sieht. Was auch zeigt, wie wichtig es für mich war, mir Gedanken über die Übersichtlichkeit der Bildungsbiografie zu machen.

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Aufbau

Meine Bildungsbiografie ist also in Äste aufgeteilt, die für verschiedene Bildungsbereiche bzw. Wissenschaften stehen. Diese Strukur soll dabei immer demselben Layout folgen, sodass eine universelle Vergleichbarkeit besteht, welche die Bildungsbiografie zu einer Art „Fingerabdruck“ eines jeden Menschen machen. Da sich auf den ersten Blick erkennen ließe, ob jemand eher z.B. in Mathematik und Physik bewandert ist oder sich mehr in Geografie und Literatur auskennt.

Die einzelnen Punkte spiegeln enger definierte Wissensbereiche dar und bilden als Zweige und Äste ein allgemeines Fachgebiet.

Zusätzlich lässt sich an Hand der Färbung der Punkte nachvollziehen wie sehr das entsprechende Wissen vertieft wurde - je dunkler desto smarter. Die grünen Ringe um die Punkte zeigen auf, wie frisch dieser Bereich noch ist. Gerade erst erlerntes ist noch knackig grün und verblasst mit der Zeit immer mehr, sofern es nicht aufgefrischt wird oder sich die Person sowieso permanent damit beschäftigt.

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Schüler und andere Wissbegierige der Zukunft bilden sich vor Allem über digitales Lernen weiter. Nach wie vor soll es aber auch zentrale Orte des Lernens geben, um auch zwischenmenschliche Aspekte zu entwickeln. Weiterhin ist die Bildung der Zukunft stärker darauf ausgerichtet, die individuellen Stärken und Interessen zu fördern und legt dabei weniger Gewicht auf eine berufliche Ausbildung vor wirtschaftlichem Hintergrund. Das Ziel ist Gleichberechtigung, unabhängig vom sozialen Stand und Standort der Lernenden und ein leichterer Zugang zu Bildung. Da Institutionen und klassische Abschlüsse wegfallen, ist die Bildungsbiografie die optimale Form, individuelle Qualifikationen zu veranschaulichen.

Fazit

Ich fand den Kurs sehr interessant und angenehm fordernd. Es hat mir Spaß gemacht mich mit den Utopien auseinanderzusetzen und zu verfolgen was für Utopien die anderen Kursteilnehmer entwickeln. Vor allem die Zulosung der Themen, obgleich im ersten Moment mit Argwohn aufgenommen, hat mir persönlich eine Menge Grübelei und Zeit zur Themenfindung erspart und viel wichtiger noch dazu geführt, dass ich mich mit Aspekten der Zukunft beschäftige, die ich bisher vielleicht nicht an oberster Stelle meiner Agenda hatte. Außerdem holte mich der Kurs nicht nur thematisch, sondern auch technisch das ein oder andere Mal ein wenig aus meiner Comfort Zone. Das ist ja auch nichts schlechtes.

Zu meiner Bildungsbiografie kann ich noch schreiben, dass es sich dabei natürlich nicht um eine eierlegende Wollmilchsau handelt. Sie hat durchaus Schwächen, vor allem wenn man hinterfragt, was genau alles in ihr abgebildet wird. Kann sie wirklich aufzeigen, was für eine Art Mensch ich bin oder wird die Bildungsbiografie so eher zu einem Stempel, mit dem Menschen mit unzureichenden Fähigkeiten stigmatisiert werden? Aber hey... die Prämisse des Kurses war es ja optimistisch auf die Zukunft zu blicken und so soll mein Projekt nur eine Alternative oder vielleicht Weiterentwicklung eines Lebenslaufes sein und nicht der Ersatz einer Persönlichkeit. Im Endeffekt beziehe ich mich schon noch eher auf Skills, die man im weitesten Sinne pädagogisch erlernt und nicht auf das Zwischenmenschliche und die Psyche des Individuums. Zeigt das nur, dass ich mich bei all dem doch nicht von dem lösen konnte, was ich aus meinem jetzigen Schul- und Unileben kenne? Ich weiß es nicht. Aber der Kurs war sehr gut.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Boris Müller

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2017