In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Joev's musikalischer Rework von Martin Kohlstedt's - „EXA“ wird um eine visuelle Ebene erweitert. Ergebnis ist eine 5-minütige Cinema4d Animation. Gesteuert durch 5 Soundeffektoren, die die Einzelspuren mit der Umgebung verknüpfen. Der Betrachter wird auf eine Reise mitgenommen, bei der er selbst zum Mittelpunkt der Welt zu werden scheint.
Martin Kohlstedt ist ein junger Pianist, der mit seinem Album „Nacht“ ein wundervolles Werk der Klavier-Musik geschaffen hat. Zu diesem Werk wurde eine Remix-Platte von verschiedenen befreundeten Künstlern ertüftelt und kreiert. Dem Remix oder vielleicht eher Rework des Liedes „EXA“ von joev wird nun eine visuelle Ebene hinzugefügt. Da joev eine musikalisch doch sehr verschiedene Reise mit dem aufmerksamen Hörer unternimmt, steht die Reise im Mittelpunkt des Projekts.
Die akustische Reise des Reworks beginnt mit dem Klavier des Originalstücks und führt den Betrachter durch die Aufblende hinein in eine in unkonventionellen Farben gestaltete Polygonwelt: Der Himmel rötlich, die Bäume mit rotem Stamm und Lila Krone. Die durchsichtigen Wolken ziehen schnell und verändern sich leicht. Ein paar kleine Vögel fliegen durch das Bild, während die Polygonwelt größtenteils unbelebt und ruhig ist.
Die Reise beginnt, indem die Welt anfängt, sich gleichmäßig zu drehen. Der Betrachter behält dabei eine statische Position.
In der Musik kommt eine neue störende Melodie hinzu. Die Wolken reagieren auf diese seltsame Melodie, das Klavier fängt an zu verziehen, zeitgleich setzt ein stolpernder Rhythmus ein. Der Rhythmus scheint die Landschaft völlig zu verformen. Jeder Schlag verzieht die Welt kurzzeitig. Kratzend steigert sich die akustische Störung und löst sich letztlich in einem ruhigen Klavier wieder auf - der musikalische Kreis ist geschlossen. Die Klaviermelodie zu Beginn und Ende umrahmt das akustische Geschehen. Gleichzeitig dreht sich die visuelle Welt hierbei bis zum Meer. Der Ozean ist die Hälfte der Zeit ruhig und gelassen, nur leichte Bewegungen sind erkennbar, bis sich die Musik aufbäumt und dunkel-majestätisch einen Sturm in der See entfacht. Als Höhepunkt springt ein Walfisch durch das Bild, der den visuellen Höhepunkt zur Hyperbel des akustisch aufgeregten Teiles des Musikstückes bildet.
Wieder außerhalb des Wassers reisen wir als Zuschauer weiter von der Küste hinein in einen Wald, die Erde und die Bäume beben. Alles scheint in Aufruhr zu sein. Beim Verlassen des Waldes stolpert der Betrachter direkt in eine Wüste hinein, die mit einem Sandsturm aufwartet. Die Sandkörner scheinen rhythmisch im Takt ihre Größe zu variieren.
Im Hintergrund entdeckt der Zuschauer nun eine fliegend Insel. Sie scheint, im Gegensatz zu allem Anderen von rechts nach links zu fliegen, also entgegen der Drehrichtung der Polygonwelt. Sie ist also scheinbar Abseits des betrachteten Globus. Sie ist als eigener „Meteor“ frei von der Drehung des Selben. Musikalisch hektisch und verstörend steigert sich die Wüstenszene, bis sich der Sturm genau wie die Musik beruhigt und die Welt zu einem Berg weiter dreht. Die freie Insel steht dabei im Mittelpunkt bis die Bergspitze sie verdeckt.
Hier beginnt das Ende des Reworks. Die Kamera fängt nun an, sich von der Welt weg zu bewegen und offenbart dadurch den Globus. Bis zum Ende hin hat sich die Welt genau einmal um sich selbst gedreht und eine komplette Drehung vollzogen, die freie Insel ist vorbei gezogen - frei vom „Hamsterrad“ des Globus.
In den letzten Takten des Songs spiegel die Verformungen des gesamten Planeten die akustischen Verformungen der Musik wieder und erinnern den Rezipienten noch einmal nachhallend an jene kleine Reise durch eine Welt, in der Töne und Formen miteinander interagierten und eine ganze eigene kleine Welt schufen.
Der Rework von joev ist eine musikalisch Reise die immer weiter Fortschreitet. Es gibt laute und leise, ruhige und hektische, überladene und freie Passagen, vor allem existieren keine erkennbaren Wiederholungen.
Der Rework lebt also von progressivem Weiter-Aufbauen und der Überraschung des Hörers. Dem nachempfunden lebt auch das Musikvideo von einem progressivem Weiter-Laufen. Erzeugt von einer statischen, unbewegten Kamera, die den Globus mit einem festen Ausschnitt beobachtet, entsteht die Wirkung, dass alles am Betrachter vorbei zieht. Dass genau wie beim Zuhören des Stückes, das Betrachten des Videos ein wirkliches Zuschauen wird. Vielleicht ebenso wie das „aus dem Fenster schauen“ beim Bahnfahren.
Das Stück bzw. der Rework lässt sich in fünf ausschlaggebende Audiospuren untergliedern: - Exa original Piano - Deepdrums - Highdrums - BassSynth - Psyscho-Instrument
Diese fünf Elemente sind für die Verformung und das „Leben“ in der Welt zuständig, wobei jede Spur Auswirkungen auf andere visuelle Elemente der Welt hat.
Zunächst begann die genauere Analyse des Stücks. Dafür wurde die Gesamtzeit in Frames umgewandelt. Bei einer Länge von genau 5 Minuten und einer Framerate von 25 ergibt dies 7500 Bilder. Insgesamt haben sich dabei 7 akustische Hauptabschnitte heraus kristallisiert. Aus diesen Abschnitten wurden dann auch die entsprechenden Umgebungen und „Bereiche“ abgeleitet. Die Schwierigkeit bestand vor allem darin, die Weltkugel so aufzuteilen, dass die Gebiete sich der musikalischen Veränderung entsprechend anpassen. Da die Drehgeschwindigkeit des Globus gleichmäßig bleiben und genau einmal 360° in den 7500 Frames gedreht werden soll, wurde der Song und die einzelnen Abschnitte in ihre jeweilige Sekunden und Framezahlen zerlegt. Diese somit errechneten Abschnitte wurden dann mit Zeit-Markern direkt in Cinema4D definiert.
Jetzt war es möglich den Globus entsprechend der musikalischen Gegebenheiten zu gestalten.
Die Reise in der Polygonwelt zum EXA Rework ist spannend und fesselnd. Durch die feststehende Kamera und das Fehlen eines Protagonisten wird der Betrachter selbst wie ein Zuschauer, der durch ein Fenster in eine vorbei ziehende Welt Einblick bekommt. Die wirre surreale Welt dort draußen scheint unbeständig, scheint verwandelt. Der Betrachter wartet und erwartet einen Fix-Punkt der ihn durch die Welt begleitet, einen Protagonisten, einen Punkt an dem man verweilen kann. Joev's EXA rework lässt nicht verweilen, lässt verschnaufen, aber nicht anhalten - ebenso das Musikvideo. Andauernde Verformung und Unbeständigkeit prägen den Rework als auch dessen Video.