Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

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Réveil

Tonlos aufwachen durch Licht und Vibration. Abends wird im Ritual des Zubettgehens der smarte Wecker gestellt. Réveil motiviert, ausreichend zu schlafen und ist mit intetaktiven Elementen des Raumes verknüpft.

Thema

Ausgehend von dem Thema einer Lehrprobe hat mich das Problem des angenehmen Aufwachens nicht mehr losgelassen. Mein Ziel war es, einen Wecker zu entwerfen, der dem natürlichen Schlaf des Menschen entgegen kommt. Es war für mich eine spannende Herausforderung mein erstes interaktives Produkt zu entwerfen.

Personas

Personas.pdf PDF Personas.pdf

Im Human-centered Design, ist die Frage danach, für wen ich entwerfe, sehr grundlegend. Wie stehen Menschen morgens auf? Was ist ihnen wichtig? Wie tief schläft die Person? Gibt es wechselnde Weckzeiten? Wird gesnoozt? Muss sich mit einem Partner abgestimmt werden? Wie mutig werden technische Innovationen getestet? Wie sehr beschäftigt sich die Person mit gesundem Schlaf?

System

Ich entwickelte ein Aufweck-System, das aus vernetzten Elementen des Schlafzimmers besteht, sowie einem Interface zur Bedienung. Morgens lassen die Fenster zur Weckzeit Licht hinein und die Matratze vibriert für ein sanftes Aufwachen.

Réveil snoozt, wenn die Matratzensensoren erkennen, dass sich die Person im Bett aufsetzt. Anschließend muss sie das Bett verlassen, um den Wecker auszuschalten.

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Produkt

Anstatt einer App zur Steuerung des Systems entschied ich mich für ein physical Interface. Als Produktdesignerin tendiere ich dazu sinnlich erfahrbare Produkte zu entwerfen. Ein haptisches Objekt kann Teil des Ritual des Zubettgehens sein. Entstanden ist ein angeschrägter Zylinder, der von den Händen angenehm umfasst werden kann. Weckzeit stellen. Dreht man an den gummierten Rädern, verschieben sich die Punkte für die Weckzeit. Intuitiv kann durch den Grad des Reliefs der Räder die Zuordnung zu Weckstunde und -minute erkannt werden.

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Interface

Ein Display zeigt das Ziffernblatt des Weckers und die Zeiger an. Ich habe mich für ein minimalistisches Interface entschieden, das ohne Zahlen und Text auskommt. Der Nutzer kann durch eine beigefügte Erläuterung und eine kurze Eingewöhnungsphase die Bedeutung der Farben und Symbole erlernen. Das Display ist auf zwei Ebenen angeordnet, um die Unterscheidbarkeit von Uhr- und Weckzeit zu erhöhen. Das Display der Weckzeit ist transparent und konvex.

Schlafdauer

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Réveil ermutigt, genügend zu schlafen, indem es beim Einstellen der Weckzeit einen farbigen Schweif anzeigt. Dieser zieht sich zwischen aktueller Urzeit und dem Stundenpunkt der Weckzeit auf. Er wird länger bei zunehmender Schlafzeit und färbt sich immer grüner. Bei einer ausreichenden Schlafzeit von 7-9 Stunden gibt das gesamt Display ein farbiges Feedback als Bestätigung.

Um das System nicht zu hintergehen, geben die Matratzensensoren am nächsten Morgen Daten an den Wecker weiter und zeigen die tatsächliche Schlafdauer an.

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Das Wecksystem ist mit dem digitalen Terminkalender verknüpft. So wird Réveil immer dann, wenn ein Termin vor der eingestellten Weckzeit liegt, als Warnung rot aufleuchten. Ich kann diese Warnung jedoch übergehen und die Zeit einstellen, wie gewünscht. Mit war es wichtig, dem Nutzer seinen eigenen Willen und freie Handlungsfähigkeit nicht abzusprechen. Denn im Zweifel will ich lieber das letzte Wort haben über das System haben.

Protoyping

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Für den Funktionsprotoypen habe ich Acrylscheiben gelasert und drehbare Zylinder aus Karton gebaut. Die Testpersonen konnten hiermit die Weckzeit testweise einstellen. Der Formprotoyp wurde im Ultimaker (Weißensee) 3D gedruckt. Der Standwinkel funktioniert gut, ebenso die Haptik der reliefförmigen Räder.

Testing

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Was wurde getetstet? Ich habe fünf User-Tests gemacht mit Personen zwischen 20 und 53 Jahren. Ich entschied mich, das Interface des Objekts zu testen. Für spätere Tests wäre ein Aufwachprozess durchzuspielen, der das Vibrieren der Matratze, das Wecken durch Licht sowie den Snoozeprozess miteinbezieht, angedacht.

Ich habe den Personen Aufgaben gestellt, wie das Lesen der Uhrzeit oder das Einstellen einer bestimmten Weckzeit. Ich habe außerdem gefragt, wie sie bestimmte Farben und Feedbacks des Systems deuten würde. Dabei sollten sie alle ihre Gedanken, die ihnen in den Sinn kommen, laut äußern.

Altersunterschied? Die verschieden alten Personen haben kaum Unterschiede bei der Rezeption des Interfaces gezeigt. Tatsächlich haben alle Personen ähnliche Schwachstellen aufgedeckt und ähnliche Interpretationen der visuellen Elemente geäußert.

Uhrzeit lesen Problem: Die Personen waren unsicher über die Ausrichtung des Ziffernblattes. Dies ist ein fatales Problem bei einer Uhr. Lösung: Verstärkung des 12er-Strichs, Entgegenwirken durch Neigung des Objekts, das ein Verdrehen verhindert.

Schlafdauer-Schweif Problem: Interpretation des Schweifs. Was ist sein Sinn? Was bedeuten die Farben? Lösung: Eine beigefügte kurze Anleitung erklärt dem Nutzer die Symbolik. Der Schweif erschließt sich vor allem auch durch 1. seine Bewegung beim Verdrehen der Weckstunde, die ich im physischen Modell nur statisch und nicht animiert testen konnte 2. die Ergänzung des grünen Abschnitts des Schweifs durch das grüne Aufleuchten des gesamte Displays, sobald man in den Bereich des ausreichenden Schlafs eindringt.

Striche und Punkte Uhr- und Weckzeit konnten meist richtig interpretiert werden. Dies lag an 1. den verschiedenen Ebenen, auf denen sie angelegt sind 2. der typischen Strichform, durch die man von Uhrzeigern konditioniert ist 3. dem schnellen Erfassen davon, welche Symbole durch die Räder an der Seite verdreht werden könnnen (Weckstunde- und Minute)

Farbiges Feedback Das rote bzw. grüne Aufleuchten konnte von den meisten Teilnehmer richtigerweise als eine Warnung bzw. positive Bestätigung interpretiert werden.

weitere Erkenntnisse Glücklicherweise konnte ich beim Testen des Interfaces auch Erkenntnisse über die haptische Bedienbarkeit des Objekts erlangen. Zum Beispiel stellte ich fest, dass nicht die ganze Seitenfläche des Weckers verdrehbar sein darf, da sonst dem Nutzer keine Möglichkeit verbleibt, das Objekt zu fixieren- das Uhrblatt hat sich immer verdreht. Dies setzte ich im Formprotoypen um.

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Wecker Hand.jpgWecker Hand.jpg

Wecker Bedienung 2.jpgWecker Bedienung 2.jpg

Fazit

Was war meine Motivation, mich mit Human-Computer Interaction Design zu beschäftigen?

Im Studium fehlte mir oft eine nutzerzentrierte, methodische und forschende Herangehensweise im Entwurfsprozess. Die Beschäftigung mit User Experience lässt sich für mich wunderbar ins Produktdesign übertragen. Es macht Sinn, den Designprozess stärker auf den Menschen auszurichten, für den man entwirft. Das Eintauchen in Service Design, Design Thinking und viele Basics des Interfacedesign hat mich sehr bereichert. Methoden wie das Anlegen von Personas und Durchführen von User-Tests werde ich zukünftig in meinen Entwurfsprozess integrieren. Ich kann den Kurs für alle Produktdesigner empfehlen.

Es gab reichlich Literaturvorschläge zum Thema und Anregungen für Agenturen für das Praktikum, die sich mit diesen Themen beschäftigen.

Besonders spannend war auch die kritische Reflexion im Kurs über den Wert von Methoden im Designprozess, sowie eine technikkritische Haltung dazu zu finden, wie ich als Designerin mit meiner Verantwortung umgehe und mir selbst Grenzen setze.

In meinem Fall war dies zum Beispiel die Frage danach, wie viele Daten die Matratze erfassen soll und inwieweit das System dem Nutzer vorschreibt, wie er sein Schlafverhalten anpassen soll.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Dr. Frank Heidmann

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2016