Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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Im Schatten der Technosphäre

Ausgehend von der Erzählung über Peter Schlemihl, dem Mann der im Tausch für endlose Reichtümer seinen Schatten verkaufte, haben wir uns in dem Kurs auf die Suche nach unseren eigenen Schatten in der umgebenden Technosphäre begeben.

Projekt 1: Storrytelling

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Zu Beginn des Kurses verbrachte ich einige Tage damit, meinen eigenen Schatten in der Technosphäre zu untersuchen. Der Begriff Technosphäre war immer noch neu und unter dem Schatten in ihr stellte ich mir insbesondere die Daten und Spuren vor, die wir im Internet hinterlassen. Obwohl die meisten von uns wissen, dass diese Daten gesammelt, gespeichert, weiterverarbeitet werden und uns dadurch zu einem unbekannten Maß Privatsphäre und Entscheidungsfreiheit genommen werden benutzen wir weiterhin fleißig unsere Computer und Smartphones. Gerade das Smartphone ist in den Leben vieler zum Drehpunkt des Online-Lebens geworden. Es scheint ständig in Benutzung zu sein, schließlich ist es ja auch immer dabei. Die Frage die ich mir also zu stellen begann war, warum wir es überhaupt auf diese manische und extreme Weise nutzen.

Das Ziel der Übung war es eine DIN A3 Seite zu gestalten in der wir uns mit unserem Schatten in der Technosphäre auseinander setzen. Am Ende des Kurses entstand ein Heft aus allen Doppelseiten. Ich begann also Informationen über die Smartphone Nutzung ausfindig zu machen und diese in einem Layout unterzubringen. Meine Grundidee war es, die Gründe für übermäßige Smartphone-Nutzung durch Texte zu erklären und durch Ansichten von Smartphone-Screens zu veranschaulichen und zu verdeutlichen. Zunächst konzentrierte sich der Inhalt stark auf die Einsamkeit der Smartphone Nutzer, das Layout enthielt auch einen Einsamkeits-Test. Insgesamt enthielt es viel Text und viel Bild, die Zusammenhänge waren unklar. Im nächsten Schritt kürzte ich die Texte deutlich, sie waren nun konzentrierter und auch die Gliederung im Layout nahm mehr Form an. Jedoch hatten Text und Bild kaum Bezug zueinander. Deswegen stellte ich eine Verbindung zwischen der unterteilenden Dopamin-Level-Linie und den Texten her. Im gleichen Zuge reduzierte ich ebenfalls den Informationsgehalt der Smartphone-Screens auf das wesentliche. Im letzten Schritt reduzierte ich erneut. Der Einsamkeits-Test entfiel nun schließlich, die Screens beschränkte ich auf die zwei wesentlichen Ansichten, die verbindende Linie erhielt nun eindeutigere Links zum Text und alles bekam eine aussagekräftige Überschrift.

Projekt 2: Mapping

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In der zweiten Übung beschäftigten wir uns mit dem Aussehen des Technosphärenschattens. Die Frage war, ob er zu messen ist und wie er in einer Karte aussehen würde.

Dazu bekamen wir die unmittelbare Nachbarschaft um den Westhafen als Untersuchungszone zugewiesen. Ich begann damit einige Stunden durch den Bezirk zu spazieren und währenddessen meine Umgebung meinem Gefühl entsprechend zu kartieren. Mein Ziel war es, im Nachhinein meine gefühlte Umgebung mit einer technisch erfassten Karte zu vergleichen. Ich entschied mich nach Abschluss der Kartierung dafür, meine Karte mit der Karte von Google-Maps zu vergleichen, die die Mercator-Projektion als Darstellungsform verwendet.

Auf meinem DIN A2 Plakat stehen die Karte meiner gefühlten Umgebung mit der Karte der Mercator-Projektion nebeneinander. Zusätzlich habe ich die Karten übereinander gelegt, um Übereinstimmungen und Unterschiede der beiden Karten aufzuzeigen.

Legende [Unten links befindet sich die Karte der gefühlten Straßenverläufe, rechts daneben die Karte der Mercator-Projektion. Darüber in groß die übereinandergelegten Karten. Gelb gefärbt sind die Übereinstimmungen und rot gefärbt die Unterschiede.]

Die Unterschiede sind im Sinne des Kurses der Schatten der Technosphäre.

Projekt 3: Messgerät

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Die letzte Übung vor dem finalen Projekt sollte ein Messgerät zu Tage fördern, das den Schatten der Technosphöre zu messen in der Lage ist. Dazu bekamen wir eine kleine Holzlatte zugewiesen, die als einzige Bedingung zu verstehen war.

Ich entschloss mich dazu eine Social-Network Status-Waage zu entwerfen.

Es handelt sich um eine Waage, die Verbunden ist, mit dem Social-Network freier Wahl. Verbunden, lässt sie Vergleiche zwischen dem Nutzer und seinen Freunden/Followern ziehen. Ausgewertet wird er gegen alle. Geht es beispielsweise um die Anzahl Freunde, bekommt er einen Punkt für jeden Freund, der eine geringere Anzahl Freunde hat als er selbst. Jeder Freund mit höherer Anzahl Freunden bringt der Gegenseite der Waage einen Punkt. Die Auszählung bringt den Nutzer in die Lage seine Social-Network Werte mit seinem Umfeld zu vergleichen und seine Position genauer einzuordnen.

Letztes Projekt: Stupidphone

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Stupidphone Forget Nomophobia

Aufgabe war es, im Sinne von „Design for debate“, eine Situation oder Problem zu kommentieren und durch die Gestaltung von Räumen, Objekten oder Services einen Diskurs anzuregen.

Nomophobia

Bereits durch das erste Projekt wurde ich auf die Nomophobia aufmerksam. Die „No-Mobile-Phone-Phobia“ ist die intensive, irrationale Angst vor dem Verlust des Smartphones oder dessen Funktion.

Eigentlich ist das Wort Phobie nicht adäquat, vermutlich geht es in den meisten Fällen eher um eine Form der Angststörung.

Gründe für die Angst können geringes Selbstbewusstsein sein, wenn das Handy auf der Suche nach Bestätigung in unangemessener Weise genutzt wird. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass bereits existierende mentale Störungen unterliegen. Zum Beispiel soziale Phobie, soziale Angststörung, soziale Angst oder Panikstörungen.

Der Begriff Nomophobie wurde erstmals 2010 verwendet, während einer Studie in Großbritannien. In ihr stellte sich heraus dass fast 53% der Smartphone-Nutzer in Großbritannien ängstlich werden, wenn sie ihr Smartphone verlieren, es keine Batterie oder Guthaben mehr hat oder kein Netz vorhanden ist.

Klinische Charakteristiken der Nomophobie enthalten das impulsive Benutzen des Smartphones, oder dessen Benutzung als Schutz, zum Beispiel vor sozialer Kommunikation. Auch der Besitz von mehr als einem mobilen, internetfähigen Gerät oder das mitführen eines Ladekabels. Oder das Rückkehren nach Hause, um das vergessene Telefon zu holen.

Auch wenn die Smartphone-Nutzung die Anzahl von Auge-zu-Auge-Interaktionen reduziert bzw. die Vorliebe für eine Kommunikation via Technik steigt. Dies wird als „Über-Verbindungs-Syndrom“ bezeichnet. Das Handy während des Schlafes in Reichweite zu haben und es nie auszuschalten. Das wiederholte Schauen auf den Screen, um keine Nachrichten, Anrufe oder Benachrichtigungen zu verpassen wird Ringxiety genannt.

Zeichen für eine Abhängigkeit sind, wenn das Handy genutzt wird um unangenehme oder quälende Gefühle und Stress zu vermeiden. Oder wenn sich Schmerz und Depression einstellen, sollte kein Kontakt durch das Mobiltelefon erhalten werden oder das Bedürfnis mit dem Telefon einzuschlafen.

Ideenentwicklung Stupidphone

Die Beschreibung dieses Phänomens veranlasste mich dazu darüber nachzudenken, welche Hilfsmittel jemandem in die Hand gegeben werden können, um eine aufkommende Attacke der Nomophobie zu bewältigen.

Es müsste in jedem Fall etwas beruhigendes sein, vielleicht etwas sehr unschuldiges. Im gleichen Zuge aber auch etwas ohne Elektrizität. Schließlich geht es ja auch darum, die Abhängigkeit von der Elektrizität zu überkommen. Ein schnell aufkommender Gedanke waren Kuscheltiere, die uns alle in frühen Jahren und in jeder Situation von Stress, Angst und Schmerz beruhigt haben. Noch fehlte aber der Link zum Smartphone.

Ich überlegte, was zum Beispiel Rauchern angeboten wird, um ihre Sucht zu besiegen. Nikotinpflaster zum Beispiel sollen funktionieren, weil sie dem Körper die physische Essenz der Sucht, nämlich Nikotin, zukommen lassen. Was sind aber die physischen Essenzen eines Smartphones? Vibration und Töne! Auch das Berühren des Smartphone-Screens, das Gewicht in der Hand etc.

Entwicklung des Prototypen

Ich begann also ein Kuscheltier-Smartphone zu nähen, das Geräusche von sich geben, Feedback auf Berührungen geben und in seiner Formgebung einem Smartphone entsprechen würde.

Der Prototyp besteht aus drei Schichten Leinen. In die erste Schicht habe ich den Umriss eines Screens und den eines typisch runden iPhone-Homebuttons genäht. Zwischen dieser Schicht und der zweiten stecken kleine Hupen, Tröten und Rasseln, die quietschen und piepen wenn sie gedrückt oder geschüttelt werden. Die untersten beiden Schichten sind gefühlt mit einem Granulat aus Plastik, um dem Objekt ein angenehmes Gewicht zu geben und eine gewisse „Knetbarkeit“ herzustellen.

Das Video

Im letzten Schritt drehte ich das Video zum Stupidphone. In einer langen Slow-Motion Einstellung schildert der Protagonist eine Liebesbeziehung, die ihm unersetzbar und unüberlebbar erscheint. Doch wie so oft in der Liebe kommt alles ganz anders..

Das Video

Fazit

Insgesamt scheint das Stupidphone einen Nerv zu treffen. Menschen die es in der Hand halten und benutzen haben ausnahmlos ein breites Grinsen im Gesicht, denn man versteht. Jeder ist sich seiner Abhängigkeit zum Smartphone und der daraus resultierenden Übernutzung bewusst. Jedoch ist es ein Thema mit dem sich niemand gerne befasst. Das Stupidphone schafft es durch eine seine alberne, ironische, karikierte und dadurch humorvolle Art die Menschen ohne Provokation auf die eigene Abhängigkeit hinzuweisen. Wie viel das Wert ist wird sich zeigen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Myriel Milicevic

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2016