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smart fortwo – Head-Up Display

Konzeption eines Head-Up Displays für den neuen smart fortwo

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Der Kontext: Urbane Mobilität

Seit Jahren ist eine Entwicklung ungebrochen: Menschen zieht es von ländlichen Regionen in die urbanen Zentren – sei es aus Lust und Neugier am urbanen Kulturangebot, dem Streben nach besseren wirtschaftlichen Verhältnissen oder der Vertreibung aus ihren bisherigen Gebieten. Die Städte ächzen mitunter unter der wiederentdeckten Lust an der Stadt und bemühen sich vielerorts, Wege zu finden, einen Verkehrsinfarkt angesichts nicht endender Blechlawinen abzuwenden. Während im ersten Jahrhundert des Automobils das Auto die Stadt geprägt hat, wird in Zukunft wohl die Stadt das Automobil prägen – wird allein die schiere Masse an Städtern neue Verkehrskonzepte erfordern. Automobilherstellern schwant bereits, dass ihrer Branche dank der fortschreitenden Digitalisierung und Urbanisierung in absehbarer Zukunft ein dramatischer Umbruch bevorsteht.

Der smart – gedacht für die Stadt

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Vor gut einem Jahrzehnt war der smart eine Innovation. Daimler war einer der ersten Automobilhersteller, der mit seinem 2-Sitzer Mobilität für die Stadt neu dachte (noch lange bevor smarts als Car2go-Leihwagen an jeder Kreuzung standen). Auch der jüngste Spross der smart Familie – der smart fortwo 2015 – verschreibt sich mit seinen Eigenschaften dem urbanen Kontext. Seine Wagenlänge und der niedrige Wendekreis machen klar: sein Revier ist die Stadt. Dort wird man ihn wohl am ehesten antreffen.

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Das Ziel: ein HUD für den Stadtverkehr

Bei der Konzeption und Zielsetzung unseres HUDs für den smart fortwo stand zu Beginn die Frage nach den Besonderheiten des Stadtverkehrs. Inwieweit unterscheidet sich dieser vom Überland- und Fernverkehr auf Autobahnen?

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Der Verkehr in der Stadt ist naturgemäß viel dichter als andernorts. Wo viele Menschen auf engem Raum leben und von A nach B kommen wollen, gibt es ein dichteres Verkehrsaufkommen als in dünner besiedelten Gegenden mit gleicher Mobilitätsneigung. Mit der Dichte steigt die mögliche Anzahl an Gefährdungen für und durch andere Verkehrsteilnehmer.

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Im Stadtverkehr gibt es viel mehr unterschiedliche Verkehrsteilnehmer als im Überland- und Fernverkehr, die zudem unterschiedlich gut sichtbar im Verkehrsgeschehen sind. Fußgänger, Fahrradfahrer, Roller, Motorräder, PKWs, LKWs, Busse und Trams – im engen Geflecht der Stadt gilt es, den Überblick zu bewahren, um sich und andere nicht zu gefährden.

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Zuletzt wirken auf Verkehrsteilnehmer im urbanen Umfeld viel mehr Reize ein als auf der Autobahn oder der Landstraße. An allen Ecken kämpft Reklame um Aufmerksamkeit, versuchen Schilder und Markierungen, den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken und ziehen Verkehrsteilnehmer Blicke auf sich.

Zusammengenommen fordert die Stadt dem Autofahrenden also mehr Aufmerksamkeit und Konzentration ab als andernorts. Unser HUD-Konzept versucht, dieser Beobachtung wie folgt Rechnung zu tragen:

Einerseits soll das smart HUD keine weitere Anzeige sein, die während der Fahrt mit zu erfassenden und zu verarbeitenden Informationen Aufmerksamkeit vom Verkehrsgeschehen abzieht. Andererseits soll das HUD die Informationen, die kontextabhängig gerade von Interesse sein dürften, im Blickfeld des Fahrers anzeigen, um so Blicke auf die Mittelkonsole oder das Handy zu vermeiden.

Innerhalb dieses Spannungsfeldes entstand der folgende Leitgedanke für unser HUD Konzept:

Das smart fortwo HUD liefert relevante Informationen dann, wenn man sie braucht.

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Das HUD: Aufbau und Struktur

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Das HUD zeigt kontextabhängig Informationen aus vier Kategorien an:

  • Geschwindigkeit
  • Hinweise/Warnungen
  • Infotainment
  • Navigation

Diese Informationen erscheinen in zwei Bereichen, einem großen, permanent sichtbaren Primärbereich (A) und einem darunter liegenden, kleineren Sekundärbereich (B), der nur kurzzeitig aktiv ist.

Während der Sekundärbereich eher nebensächliche Statusangaben etwa zum aktuellen Musiktitel, Radiosender oder dem laufenden Anruf rotierend einblendet, beheimatet der Primärbereich die Geschwindigkeitsanzeige, Navigationshinweise, Dialoge und Warnungen.

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Das HUD: Visuelle Gestalt

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Formensprache

Die visuelle Gestaltung unseres HUDs orientiert sich an der Formensprache des smart Innenraums, der von runden Formen geprägt ist. So liegt dem HUD insgesamt ein radiales Raster zugrunde, in dessen Zentrum die wichtigste Information angezeigt wird. Die das Raster aufgreifende Trennlinie zwischen den Anzeigebereichen gibt dem HUD Halt und knüpft eine visuelle Verbindung zu den anderen Elementen des Armaturenbretts. Gleiches gilt für Linien (ob in Icons oder alleinstehend), deren Enden abgerundet sind.

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FARBE

Farblich beschränkt sich unser HUD-Entwurf auf drei Farben (Weiß, Orange und Cyan), die auch bei starker Sonneneinstrahlung und dem bunten Farbspektrum innerhalb des Stadtverkehrs noch eine weitestgehend gute Lesbarkeit ermöglichen. Text wird standardmäßig in Weiß dargestellt. Orange signalisiert Warnungen und Cyan wird im Kontext von Aktionen eingesetzt, die vom Nutzer erforderlich sind (z.B. Rufannahme, Ausführen eines Navigationsmanövers).

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Typografie

Bei der Schriftwahl orientiert sich unser Entwurf an den bereits im Innenraum verwendeten Schriften, um eine möglichst einheitlich und markenaffine Gestaltung sicherzustellen. Leider wird smart diesem Anspruch selbst nicht gerecht. Während der Bordcomputer unterhalb des Tachos in der Corporate S gesetzt ist, die auch als Hausschrift der Konzernschwester Mercedes-Benz zum Einsatz kommt, ist das Multimediasystem in der Mittelkonsole in der Frutiger Condensed gesetzt. Mangels kursiver Schnitte, nicht vorhandener Tabellenziffern und aufgrund der schlechten Lesbarkeit der schmalen Frutiger Condensed fiel die Wahl letztlich auf die Corporate S. Sie wird in den Schnitten Regular, Demi und Bold eingesetzt und leicht gesperrt (+20), um der Verkettung von Buchstaben infolge der Projektion entgegenzuwirken.

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Die Features: Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit wird standardmäßig im Primärbereich angezeigt und ist die wohl relevanteste Information während der Fahrt. Allerdings kommt es unserer Meinung nach nicht darauf an, wie schnell man exakt fährt sondern lediglich darauf, ob man langsamer, im Rahmen oder schneller als die derzeitige Geschwindigkeitsbegrenzung fährt. Unsere Geschwindigkeitsvisualisierung zeigt dies folgendermaßen:

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Im Zentrum der Visualisierung steht die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung in km/h. Im umliegenden Ring zeigt ein dickeres Ringsegment die aktuelle Geschwindigkeit relativ zur Höchstgeschwindigkeit. Das auf der Spitze stehende Dreieck betont die Höchstgeschwindigkeit. In Summe greift die Geschwindigkeitsvisualisierung die Formsprache des smart Logos.

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Beim Anfahren zeigt die dickere Ringlinie die aktuelle Geschwindigkeit relativ zum Geschwindigkeitslimit. Der Abstand zwischen dicker und dünner Ringlinie gewährleistet, dass die Formen auch bei der Projektion in die Windschutzscheibe voneinander getrennt wahrgenommen werden können und nicht verwischen.

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Bei Tempo 47 ist der gesamte Ring dick dargestellt.

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Bei weiterer Beschleunigung füllt sich das Dreieck nun Weiß und signalisiert so, dass man im Rahmen der Höchstgeschwindigkeit fährt.

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Beim leichten Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit (wie es im Stadtverkehr beim Versuch, die Höchstgeschwindigkeit einzuhalten, ja öfters vorkommen kann) färbt sich das Dreieck und die Höchstgeschwindigkeit zunächst Orange.

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Beim weiteren Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit färbt sich nun der Ring anteilmäßig Orange, wobei der gesamte Ring einer Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit um 40km/h entspricht. Bei Geschwindigkeiten darüberhinaus blinkt der Ring samt Dreieck.

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Letztlich kann der Fahrende auch beim Fokussieren des Horizonts bzw. aus dem Augenwinkel heraus sofort erkennen, ob er/sie zu schnell unterwegs ist: sobald Teile der Geschwindigkeitsanzeige Orange dargestellt sind, ist das Tempo zu hoch!

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Auf Strecken ohne Geschwindigkeitslimit erscheint erscheinen statt des Limits drei diagonale Linien in Analogie zum landläufig bekannten Verkehrsschild.

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Die Features: Hinweise und Warnungen

Unser smart HUD zeigt die folgenden Hinweise und Warnungen im Primärbereich:

  • kritischer Tankfüllstand
  • kritischer Reifendruck
  • Abstandswarnung vorne
  • Toter-Winkel-Warnung beim Spurwechsel mit gesetztem Blinker

Während der Einblendung der Hinweise/Warnungen wird der Sekundärbereich ausgeblendet, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Allen Hinweisen gemein ist ein Orangenes Icon in einem Kreis, das entweder von weißem Text oder Linien (Abstandswarnung, Toter-Winkel-Warnung) ergänzt wird.

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Hinweis auf geringe Tankfüllung

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Hinweis auf kritischen Reifendruck

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Abstandswarnung bei schneller Annäherung an vorausfahrendes/stehendes Objekt.

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Toter-Winkel-Warnung beim Spurwechsel mit gesetztem Blinker und derzeit blockierter Zielspur

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Die Features: Infotainment

Das smart HUD zeigt ankommende Anrufe und Informationen zu den aktuell laufenden Musiktiteln oder Radiosendern.

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Falls das Handy des Fahrenden mit dem smart gekoppelt ist, werden eingehende Anrufe im Primärbereich signalisiert. Die beiden Buttons rechts korrespondieren in Ihrer Gestalt den Buttons auf dem smart Lenkrad und ermöglichen somit eine Gesprächsannahme, ohne den Blick von der Straße wenden zu müssen. Die erwartbare Aktion des Fahrenden wird Cyan eingefärbt.

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Bei Betätigung der Schaltfläche auf dem Lenkrad, bekommt der Fahrende durch Invertierung des „Buttons“ ein kurzes Feedback.

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Nach Annahme des Anrufs signalisiert eine Statusanzeige im Sekundärbereich den laufenden Anruf und die Möglichkeit zur Beendigung des Gesprächs.

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Beim Wechsel des Radiosenders oder des CD-Titels erscheinen im Sekundärbereich kurz die Frequenz und der Name des Senders, bzw. der aktuell laufende Musiktitel.

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Die Features: Navigation

Der Navigationsmodus zeigt im Zentrum des Primärbereichs Navigationsmanöver, die rechts durch Angabe der Richtung oder der als nächstes anstehenden Straße textlich ergänzt werden. Der linke Bereich ist für die Geschwindigkeitsanzeige reserviert.

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Die Navigationsmanöver zeigen in Cyan den Straßenverlauf in Pfeilform an, dem gefolgt werden sollte. Andere Straßen erscheinen in Weiß.

Die Pfeile füllen sich so lange, bis das Manöver (z.B. Abbiegen in Seitenstraße) auszuführen ist. Zusätzlich zur rein visuellen Repräsentation der Fahrtstrecke bis zum nächsten Manöver informiert unter dem Manöver eine Angabe zur verbleibenden Fahrtstrecke in Metern.

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Beim Erreichen des Navigationspunkts wechselt die textliche Beschreibung der anzufahrenden Straße von Weiß zu Cyan. Zudem signalisiert ein dreifaches Blinken der Pfeilspitze dem Fahrenden, dass das Manöver jetzt ansteht.

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Auf Autobahnen zeigt das HUD im Sekundärbereich bei entsprechenden Manövern die Spuranzahl und die Spuren (in Form von Pfeilen) an, denen gefolgt werden sollte.

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Der Prozess: Round And Round

Zum Beginn der Konzeptphase vereinbarten wir eine Probefahrt im neuen smart fortwo, um ein Gespür für den Wagen zu entwickeln und das Design (Exterior/Interior/Screens) aus nächster Nähe begutachten zu können. Mit einer GoPro auf dem Kopf ging es im smart durch die Stadt. Nicht zuletzt konnten wir uns auch von den Fahreigenschaften und dem grandiosen Wendekreis des smarts überzeugen.)

Die Entwurfsphase war anschließend geprägt von zahlreichen Iterationen, um die Eignung möglichst vieler Alternativen auszuloten und letztlich zu einem Ergebnis zu gelangen, das verständlich, ästhetisch und dem Fahrkontext angemessen ist.

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Timm Kekeritz foto: Frank Rausch

Zugehöriger Workspace

Heads up! Interfaces für Head-Up-Displays im Auto

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2014 / 2015

Keywords