Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

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Magic Mirror - Apps as Machines

Im Rahmen der Projektwochen haben wir uns intensiv mit dem Designprozess „Jobs to be done“ beschäftigt. Dieser beschreibt im Grunde welche Aufgabe ein Produkt oder Service erfüllt. Menschen kaufen nicht nur Produkte oder wollen einen bestimmten Service nutzen, sie „engagieren“ diese für einen bestimmten Job.

Im späteren Kursverlauf half uns genau dieser Prozess enorm bei der Ideenfindung.

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Einleitend haben wir uns mit dem „Internet of things“ beschäftigt und in welche Bereiche des Lebens es schon Eizug gehalten hat. Anschließend ging es darum den Charakter von beliebten Apps zu beleuchten. Dabei rückten folgende Fragestellungen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit: Wozu ist die App da und welche Aufgaben hat sie? Benutzen wir die Apps wirklich wie vorgesehen oder haben wir eigene Kontexte erschaffen, in denen wir der App Funktionen gegeben haben, die von den Entwicklern eigentlich gar nicht so gedacht waren? Hat die Benutzung einer App den gleichen Stellenwert wie eine physische Erfahrung?

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Passantenbefragung

Um mehr Informationen zu sammeln, zogen wir auf die Straße, in Berlin um genauer zu sein! Smartphonenutzer unter 18 waren unser Ziel.

Wir ließen uns von ihnen ihre drei meistgenutzen Anwendungen zeigen. Durch gezielte Fragen fanden wir heraus, dass der Großteil der Befragten nur sehr wenige Apps regelmäßig nutzen.

Als spannenste Befragte erschien uns Chantal (14) , die uns zusammen mit ihrer namenslosen Freundin, alle Fragen ausführlich beantwortete und für uns als Nutzerin auch am interessantesten erschien.

Chantals Lieblings-Apps waren:

  • VBB Fahrinfo
  • whatsApp
  • Powercam

Eine der drei benannten Apps sollte uns später als Basis für einen neuen Entwurf dienen.Wir entschieden uns für Powercam, da diese - relativ unbekannte - App für uns am spannensten erschien.

Wir deklinierten den Nutzen und die Aufgaben der Anwendung minutiös durch und gewannen auf diesem Wege weitere Erkenntnisse.

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Powercam

Powercam ist eine für Android und iOS erhältliche Video-und Fotoapp. Sie bietet dem Anwender jede Menge Effekte und Bearbeitungsmöglichkeiten. Es lassen sich durch unterschiedliche Modi verschiedenste Fototechniken reproduzieren, Panoramen, Collagen und Alben anlegen. Viele Spielereien, die bei den Jugendlichen scheinbar gut ankommen.

Während der Interviews stellte sich heraus, dass die Powercam fast ausschießlich für Selfies genutzt wird.

Die dann wiederum in verschiedenen Kontexten zum Einsatz kommen:

  • als Anzeigebild für verschiedene Plattformen
  • als Spiegel (um das MakeUp zu kontrollieren)
  • als Tool zur Shoppingberatung ( Bild in der Umkleidkabine wird an Freundin geschickt)
  • als Last-Minute-Geschenk (Schnappschuss wird für den Liebsten im Drogeriemarkt auf die Schnelle ausgedruckt)

Als Basis für unseren Prototyp-Entwurf sollte eine der oben genannten Aufgaben dienen. Wir entschieden uns, die Shoppingberatung als Ansatz zu nehmen, so dass wir konkrete Ideen für unseren Prototypen entwickeln konnten.

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Unser Prototyp

Ausgehend von der Photoapp PowerCam, die befragte Nutzer als Tool zur Kaufberatung verwendeten haben wir einen Prototypen entwickelt, den Magic Mirror. Der Magic Mirror ist nicht einfach nur ein Spiegel, sondern ein noch nie dagewesenes Shoppingerlebnis:

Es handelt sich hierbei um ein stationäres, interaktives Gerät, das in einem Bekleidungsgeschäft in der Anprobe zum Einsatz kommt.

Aufbau In die Spiegelfläche sind ein Touchscreen, eine Kamera sowie ein Sensor integriert.

Funktion Im inaktiven Zustand, fungiert er als gewöhnlicher Spiegel. Durch die Kundenkarte, die an den Sensor gehalten wird, werden dem Kunden neue Funktionen bereitgestellt: Zunächst erscheinen auf der Spiegelfläche mehrere Icons. Über diese Symbole können die verschiedenen Anwendungen aufgerufen werden.

Icons

Profil Zeigt Kundeninformationen an, die auf der Kundenkarte gespeichert sind (Namen, letzte Einkäufe, Gutschriften und Rabatte). Kamera: Es können auf Wunsch Bilder des anprobierten Outfits aufgenommen und gespeichert werden.

Voting Die Bilder aus der Umkleidekabine werden in advisergroups hochgeladen und zur Abstimmung freigegeben. Durch ein simples Bewertungssystem, bekommt der Kunde sofort feedback, ob ihm das Kleidungsstück steht oder nicht. Das Ergebnis der Befragung erscheint auf der Spiegelfläche mit einem Häkchen oder Kreuz.

(advisergroups: Auf einer im Netz verfügbaren Plattform oder per App können Nutzer private oder auch öffentliche Gruppen gründen. Innerhalb dieser Gruppe können dann Umfragen gestartet werden. Wird auf das Urteil einer bestimmten Person mehr Wert gelegt, als auf das anderer, ist es möglich deren Stimme stärker zu gewichten. Es ist auch möglich Artikel „sperren“ zu lassen, um beispielsweise zu vermeiden, dass zwei Leute das gleiche T-shirt kaufen.)

Sensor Ließt die Kundenkarte aus, kann aber auch Barcodes lesen. Hat der Kunde z.B. gerade eine blaue Jeans an und würde diese gerne in schwarz haben, kann er die Hose scannen und ihm werden die gewünschten Informationen auf der Spiegelfläche visualisiert.

Wer eine dieser Fragen für sich mit „Ja“ beantworten kann, wird unser Produkt lieben:

  • Dir ist es peinlich mit Mutti einkaufen zu gehen?
  • Du bist alleine unterwegs und suchst das ultimative Kleidungsstück?

  • Du leidest an chronischer Unentschlossenheit?
Du willst dich von anderen abheben?

  • Du bist dir unsicher, was dir steht?

  • Du willst wissen, ob es zu deinen Schuhen passt, die du dir letzte Woche gekauft hast?
  • Du willst dir nichts vom Verkäufer aufschwatzen lassen?
  • Du willst deinen Style grundlegend ändern?
  • Deine beste Freundin ist gerade verreist und du brauchst ihre Meinung?
  • Du willst auf keine Fall die gleiche T-shirt wie dein Kumpel tragen?

Nutzungsszenario

Der Kunde geht in den Laden und nimmt viele Teile zum Anprobieren mit in die Umkleidekabine. Dort hält der Kunde seine Kundenkarte an einen Sensor am Spiegel. Dadurch wird der Spiegel aktiviert und es erscheinen Icons auf der Oberfläche. Diese Icons stehen für verschiedene Apps, die dem Kunden bei seiner Kaufentscheidung helfen. Die integrierte Kamera des Spiegels macht auf Wunsch ein Bild der Outfits, die dann über die angebotenen Apps mit Freunden geteilt werden können. Diese stimmen dann sofort darüber ab. Es wird versucht so viel Feedback wie möglich einzuholen. Finden die meißten das gezeigte Outfit toll, erscheint ein grünes Häkchen auf dem Spiegel. So bekommt der Kunde ein direktes Feedback und kann sich die Kaufentscheidung erheblich erleichtern.

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Fazit

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Uns hat das Projekt sehr viel Spaß gemacht. Die kurze, stichprobenartige Feldforschung war sehr aufschlussreich und war letztendlich Zündfunke für die Entwicklung unserer Produktidee. Wären Zeit und Geldmittel unbegrenzt zur Verfügung gewesen, hätten wir den Prototypen mit großer Begeisterung sofort gebaut. Wir bleiben auf jeden Fall an der Idee dran und gucken, welche Möglichkeiten sich vielleicht in der Zukunft für uns ergeben werden.

Fachgruppe

Sonstiges

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Martin Jordan foto: HJ

Zugehöriger Workspace

Apps as Machines

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2014 / 2015