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Lunz – Smartwatch-UI-Konzept

Michael Dietz & Philipp Geuder FH Potsdam WS 13/14


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Lunz

Unser Konzept versteht die Smartwatch als Companion-Device zum Smartphone. So lassen sich über ein Gerät am Handgelenk gewisse Aufgaben einfacher und schneller lösen, als mit den allgegenwärtigen Computern in unseren Hosentaschen. Cultural Probes innerhalb des ­Kurses legten alltägliche Aufgaben, Zeiten und Kontexte offen, in denen ­wir aktuell unsere Smartphones verwenden, wo sinnvolle Anknüpfungspunkte für eine Smartwatch liegen und wo wir als Nutzer gerne eine Smartwatch verwendet hätten.

Smartphones sind ein fester Bestandteil unseres Alltags geworden, erweisen sich in einigen Routinen aber als unpraktisch. Es ging vor allem hervor, dass es nicht das Ziel sein sollte, einen weiteren Alleskönner neben dem Smartphone zu schaffen. Mit unserem Konzept möchten wir die wichtigsten Routinen aufgreifen und durch die Verlagerung auf eine Smartwatch vereinfachen.

Mit Lunz setzen wir Schwerpunkte auf den Terminkalender, Benachrichtigungen und den öffentlichen Nahverkehr. Komplettiert wird die Uhr durch eine Reihe von austauschbaren, kleinen Funktionen, die in ihrer Art auf die Bedienung auf einer Smartwatch zugeschnitten sind.

Die Uhr ist im Tandem mit dem Smartphone zu verwenden. Das Bearbeiten und Einstellen der meisten Funktionen geschieht am Smartphone, während auf der Smartwatch Informationen in erster Linie (nur) dargestellt und mit kurzen Inter­aktionen bedient werden.


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Privatsphäre

Durch ihre Position am Handgelenk, lässt sich eine Uhr immer gut erreichen und gleichzeitig schwer verbergen. Uns war es daher wichtig, dass keine sensiblen Daten – zum Beispiel aus Nachrichten – automatisch auf das Display gelangen. Lunz verrät nichts, solange man nicht mit ihr interagiert. Der Nutzer bestimmt selbst, wann Informationen eingeblendet werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, die um das Ziffernblatt angeordneten Kacheln ein wenig in das Display zu ziehen, um so kurz auf die wichtigsten Inhalte zu lunzen.


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Interaktion

Das Interface ist wie ein Kreuz aufgebaut. In der Mitte befindet sich das Ziffernblatt, welches nur die Uhrzeit und das Datum zeigt. Die Uhrzeit lässt sich entweder im digitalen oder analogen Format anzeigen. Um das Ziffernblatt herum befinden sich vier Kacheln, welche unterschiedliche, mit dem Smartphone synchronisierte Inhalte zeigen. Alle Informationen auf den Kacheln sind so angeordnet, dass sie schnell und einfach durch eine Lunz-Geste erfassbar sind.

Transitions

Neben einem sinnvollen Aufbau und einem adäquaten Angebot an Funktionen, reicht es nicht nur in statische Screens zu denken. Bei Lunz haben wir uns deshalb parallel zur Entwicklung des Interfaces Gedanken zu Transitions und Animationen gemacht. Für jede hinzugekommene Funktion wurde dabei eine passende Transition entwickelt. Wir sind der Überzeugung, dass die Schwierigkeiten, die das kleine Display einer Smartwatch mit sich bringt, hierdurch abgemildert werden und sich vor allem die Funktionen und Abläufe der Uhr einfacher erschließen.

Zusätzlich dazu vermitteln die Transitions und Animationen dem Nutzer ein Gefühl für die Wertigkeit und Anmutung der Smartwatch über die rein optische Gestaltung des Interfaces hinaus.


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Prototyping & Screendesign

Nachdem wir den Terminkalender, Notifications und den Bereich öffentlicher Nahverkehr als Kernbestandteile unseres Konzept identifiziert hatten, wurden die ersten Wireframes entwickelt. Dabei begannen wir mit groben Skizzen, welche in Illustrator konkretisiert wurden. Nach diesem Schritt konnte wir anhand maßstabsgetreuer Ausdrucke unsere anfänglichen Ideen und Lösungen grob validieren und etwaige Knackpunkte in einem interativen Prozess nach und nach korrigieren.

Um ein Gefühl für den Aufbau zu bekommen, setzten wir auch früh einen interaktiven HTML5-Prototypen ein. Im Laufe des Projekts entschieden wir uns dafür unser Konzept anhand eines ausgearbeiteten Video-Prototypen zu zeigen und zu dokumentieren. Wir erkennen aber durchaus die Schwächen, welche solch ein nicht-interaktiver Prototyp birgt.


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Funktionen

Notification-Center

Im Notification-Center ist der gesamte Nachrichtenfluss des Smartphones zu finden. Angelehnt an das Konzept der Mailbox-App, lässt sich der Posteingang vorsortieren. Der Nutzer bestimmt bei der Konfiguration auf dem Smartphone, welche Arten von Nachrichten er im Notification-Center empfangen möchte. Benachrichtigungen wie SMS, WhatsApp- und Facebook-Nachrichten oder Mails werden dann in Auszügen auf die Uhr weitergeleitet. Durch einen Wisch nach rechts wird die gewählte Nachricht archiviert – sowohl auf der Smartwatch als auch auf dem Smartphone. Newsletter und andere weniger wichtige Mitteilungen lassen sich so aus dem eigentlichen Posteingang fern halten und abgeschlossene Konversationen werden aus dem Blickfeld geschafft. Durch einen Wisch nach links lassen sich die Benachrichtigungen auf spätere Zeitpunkte verschieben. Auf diesem Weg befinden sich die aktuell nicht relevanten Nachrichten nicht im Posteingang. Wichtige Nachrichten werden gezielt vorsortiert, bleiben sichtbar und werden zu einem passenderen Zeitpunkt am Computer oder Smartphone abgearbeitet.

Terminkalender

Im Terminkalender lassen sich alle Einträge aus den Kalendern am Smartphone/Computer einsehen. Ist zu einer Zeit ein Ort hinterlegt, kann über die Öffentlicher-Nahverkehr-Kachel zur passenden Zeit dorthin navigiert werden. Zudem ist es möglich, dass die Smartwatch einen auf baldige Termine hinweist.

Öffentlicher Nahverkehr

Lunz zeigt einem häufig genutzte und zuvor definierte Strecken sowie Verbindungen zu bevorstehenden Terminen an. Über die Daten des Smartphones erkennt die Uhr den Kontext und passt die Anzeige der Verbindungen auf die Situation an. Wählt man eine Strecke aus, erhält man unterschiedlich konkrete Anweisungen zur bevorstehenden Verbindung – je nach Bekanntheit des Ortes. Kennt man sich jedoch aus, werden nur die Zeiten, die Haltestellen und die Linien genannt. In einer unbekannteren Gegend hilft die Uhr einem den richtigen Weg zur nächsten Haltestelle zu finden und sagt, wann man sich zum Aussteigen bereit machen sollte.

Wildcard

Auf der Wildcard befinden sich einige kleine Helfer für den Alltag. So lässt sich zum Beispiel die Musik auf dem Smartphone steuern oder Wecker und Timer erstellen. Aus den Cultural Probes ging außerdem der Wunsch nach einer Einkaufsliste hervor. Um beim Einkauf die Hände frei zu haben, kann man also mit Lunz auch zuvor erstellte Listen abhaken.

Anrufe

Anrufe bilden bei Lunz eine Ausnahme, denn sie werden direkt auf der Smartwatch eingeblendet. Uns ist es wichtig, dass man sofort weißt, ob sich der Griff zum Telefon lohnt oder ob der Anruf über die Uhr abgelehnt werden soll.


Fazit

Lunz ist eine Smartwatch, die sich nicht aufdrängt und Inhalte nur dann präsentiert, wenn man es möchte. Für kleine Routinen und situative Problemstellungen ist sie praktisch – mehr soll sie nicht sein.

Die Smartwatch-Konzepte von großen Unternehmen enden komplex und unverständlich. Es wird versucht, möglichst viele Informationen in das kleine Interface zu pressen. Der Sinn und Kontext eines solchen Geräts wird unserer Meinung nach dabei nicht genügend hinterfragt.

Die Design-Mockups auf diversen Blogs tendieren dazu, die Inhalte auf den neuen Uhren zu reduzieren, jedoch werden oftmals nur einige Keyscreens gezeigt, die auf dem Bildschirm zwar funktionieren und hübsch sind, am Handgelenk aber bei einem realistischen Format mit realistischer Auflösung und normaler Betrachtungsnähe zu filigran zum Lesen oder zu Bedienen wären.

Das Gegenstück dazu bilden spezialisierte Wearables, wie das Nike FuelBand. Diese Geräte sind in unseren Augen allerdings keine Smartwatches, wobei man sich fragen muss: ab wann ist eine Uhr smart?

Unserer Designlösung tat die lange Konzept- und Prototyping-Phase gut, da wir viel experimentieren konnten und die Cultural Probes noch nicht lange zurück lagen. Potenzial sehen wir vor allem noch in einer ausgearbeiteten Fußgängernavigation und in Tracking-Funktionalitäten für den sportlichen Kontext, wenn das Smartphone nicht in der Nähe ist. Des weiteren wäre natürlich ein ausgearbeitetes Produktdesign eine schöne weiterführende Arbeit. Wir sind zufrieden mit unserem Ergebnisstand und werden uns mit Sicherheit noch in Zukunft mit dem Thema befassen.

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: MK

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2013 / 2014