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Moving Stills in StopMotion - Josephine Wolff

Moving Stills in StopMotion - Josephine Wolff

Josephine Wolff 2. Semester Kommunikationsdesign „Moving Stills in StopMotion“, SS 2014, bei Prof. Klaus Keller

„Und warum möchtest du gern in den Stopmotion-Kurs?“ Meine Antwort kam prompt: „Ich bin Geschichtenerzähler. Und glaube, in diesem Kurs kann ich endlich meine Geschichten erzählen.“

Mit diesem Satz startete ich den Stopmotion-Kurs von Prof. Klaus Keller. Beflügelt von meiner Fantasie, mit viel Optimismus und verklärten Blick sah ich bereits fulminante Filme vor meinem geistigen Auge entstehen. Gleichzeitig setze mich meine eigene Aussage massiv unter Druck: Ich soll eine bzw. mehrere ganze Geschichten erzählen? Und sie filmen? Und das in knapp drei Monaten? Was für eine Herausforderung! Damit hob sich der Vorhang für mein persönliches Stopmotiondrama in vier Akten.

Das sollte umgesetzt werden: Ein Daumenkino Ein 2D-Film Ein 3D-Film Ein freies Projekt

Als seelische und fachliche Unterstützung wurde uns Arthur Sandow vorgestellt, der uns in vielerlei Hinsicht mit den Programmen und dem Aufbau von Set und Film half. An dieser Stelle möchte ich ihm sehr für seine Hilfe danken!

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1. Daumenkino

Wie zu jedem Beginn einer großen Sache fängt man zunächst im Kleinen an. So ist es nicht verwunderlich, dass unsere erste Aufgabe darin bestand, ein Daumenkino zu erstellen. Es besteht aus mehreren Einzelbildern und durch das Abblättern dieser entsteht im Kopf die Illusion einer Bewegung. Das ist sozusagen das Grundprinzip eines jeden Films. Und es ist sogar in kleinem Rahmen umsetzbar, ganz ohne Kameras und Filmtechnik, nur Bleistift, Papier und ein Fenster bei Sonnenschein reichen um zu lernen, worauf es unter anderem beim Film ankommt. Zum Beispiel kommt es auf Timing an, auf das Gefühl für Bewegung und Zeit. Diesen Dingen konnte ich bei der Arbeit mit dem Daumenkino auf den Grund gehen.

Idee & Skizzen

Beim Ausprobieren mit ersten kleinen Ideen stellte sich schnell heraus: Man braucht immer mehr Bilder in einer Sequenz als man denkt. Je mehr Bilder aufeinander folgen, desto flüssiger die Bewegung. Hinzukommt beim Daumenkino die Stärke des Papierblocks, denn drei Seiten lassen sich nur schlecht abblättern.

Ich fing damit an, Bewegung an sich darzustellen, wie Jonglieren oder das nervige umhersummen einer Fliege. Ich wusste, der allgemeine Bildinhalt musste relativ gleich bleiben, damit ich ein schnelles Ergebnis erzielen konnte. Schnell ist jedoch, wie sich herausstellte, keine Option bei der Daumenkinoherstellung. Es geht viel mehr um Geduld und um Fleiß, bei dem Kopieren der immer gleichen Zeichnung.

Ich hatte viele Ideen, keine schien mich so recht zu überzeugen. Schließlich entschied ich mich für die Darstellung einer Verwandlung. Bereits meine allererste Idee befasste sich mit Morphing; in sich verwandelnde und um sich rotierende Köpfe bildeten die Grundlage. Mein inhaltlicher Anspruch war sehr hoch und ich habe überlegt etwas persönliches in meine Arbeit fließen zu lassen und mich selbst darzustellen, wie ich mich in verschiedene Persönlichkeiten verwandle. Wie sich herausstellte war das eine Nummer zu groß, ganz davon abgesehen, was das für Fragen aufwerfen würde, wenn ich angebliche multiple Persönlichkeiten vorzuweisen hätte. Also musste es abstrakter werden. Das tat mir und meiner Motivation ganz gut, es nahm den Druck aus der Sache und ich hatte das angenehme Gefühl mich einfach nur ausprobieren zu können. Es enstand also ein Morphing von vier verschiedenen Wesen (Frau,Schlange,Mann und ?). Die Verwandlung bestand darin, dass jedes Wesen das Nächste ausspuckt usw. bis zum Schluss der Satz erscheint „Wer bist du?“ Den Satz fand ich nötig, denn ein völlig abstraktes, sozusagen sinn-loses Morphing konnte meinem hohen Anspruch eine Geschichte zu erzählen nicht gerecht werden. Es ist zugegeben mehr Parabel als Geschichte, aber ich war mit dem Endergebnis zufrieden.

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Arbeitsweise

Anfangs habe ich noch mit Fenster und Sonnenlicht gearbeitet, um die einzelnen Bilder durchzupausen, aber als ich dann meine konkrete Idee umsetzen wollte musste ich einsehen, dass ich nicht genug Sonnenstunden für die Umsetzung übrig hatte. Ich nutzte also einen kleinen Leuchttisch, mit dem ich dann bequem am Schreibtisch Bildchen um Bildchen zeichnete. Insgesamt kam ich auf knapp 130 Bilder und es war ein sehr interessanter Prozess, da das Grundgerüst der Bilderfolge in angemessener Zeit fertig war, ich aber im Nachhinein immer mehr Bilder kopieren und einfügen musste, um die Illusion perfekt zu machen. Ich denke sogar jetzt noch, das ein paar Bilder mehr nicht schaden würden. Die Arbeitsweise war komplett analog, das hat mir gut gefallen, trotz der fast eintönigen Arbeit.

Von meiner aktiven Arbeit am Daumenkino habe ich keine Bilder gemacht. In den nachfolgenden Projekten kann man aber den Leuchttisch sehen, den ich benutzt habe.

Kurs-Abschnitts-fazit

Ich habe bei der Arbeit am Daumenkino bewusst nicht zu digitalen Hilfsmitteln gegriffen; ich wollte mich selbst herausfordern. Und ich bin froh, dass ich es nicht getan habe, denn beim Zeichnen habe ich ein erstes Gefühl für das richtige Timing im Film bekommen, welches ich später noch gut gebrauchen konnte. Ich konnte so digitale, für mich bereits selbstverständliche Prozesse (wie zum Beispiel das einfache copy&paste) am eigenen Leibe nachvollziehen, das war eine richtige Geduldsprobe und im Nachhinein betrachtet der perfekte Einstieg in das Thema Stop-Motion. Ich konnte auch dort bereits feststellen, dass meine Probleme weniger in der Umsetzung einer Arbeit liegen, als vielmehr in der Entscheidung. Mich endlich für eine Idee zu entscheiden beinhaltete für mich eine ungeahnte Anstrengung.

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2. 2D-Projekt

Für den nächsten Arbeitsauftrag waren knapp zwei bis drei Wochen vorgesehen und es galt nur im zweidimensionalen Raum zu arbeiten. Möglichkeiten dafür gab es einige, man konnte mit Scherenschnitt, Papier, Zeichnung und Photoshop so ziemlich alles probieren. Im Kurs schauten wir uns verschiedene Videos zur Inspiration an und sprachen über die Nutzung von Storyboards. Letzteres wurde zum wichtigsten Bestandteil meiner folgenden Arbeiten.

Idee & Skizze

Die ersten Scribbles waren noch sehr wage, ich trug mich allerdings schon mit dem fleißigen Gedanken alles selbst zu zeichnen. Zuvor musste jedoch eine gute Story her. Mir war klar, um etwas in der kurzen Zeit schaffen, muss die Geschichte relativ einfach gehalten sein. Hinzu kam, dass ich durch das Daumenkino noch sehr inspiriert war von Verwandlungen und ähnliche optischen Spielereien. Die eigentliche Idee kam dann prompt, ich sah vor meinem inneren Auge diesen Roboter der sich aus einer Kiste entfaltet. Ich wollte das zunächst sehr detailliert machen und selbst zeichnen, man sollte, inspiriert durch den Stil in Spielen wir Machinarium , Bioshock o.ä., Schrauben und Zahnräder Sehen und hören und es sollte insgesamt sehr fulminant werden. So fangen meine Ideen in der Regel immer an - sehr komplex und etwas selbstüberschätzt. Der kleine Junge Otto kam hinzu und so entstand eine kleine Anekdote aus dem Leben dieser zwei ungewöhnlichen Freunde. Um genau zu sein, geht es hier um ihr Kennenlernen. Ich mochte den Gedanken, dass ich diese Duo nochmal in anderen Geschichten wieder verwenden könnte und hiermit quasi den Grundstein lege. Trotzdem bereitet mir diese kleine Geschichte großes Kopfzerbrechen, ich überleget oft hin und her, war mit dem Ende nicht recht zufrieden und mir insgesamt sehr unsicher. Doch es galt langsam anzufangen, denn die zeit Schritt beständig fort und an einem gewissen Punkt muss man einfach anfangen, sonst kommt zu gar nichts mehr. Insgesamt habe ich für die Ideenfindung knapp mehr als eine Woche gebraucht.

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Arbeitsweise

Die Idee alles selbst zu zeichnen beflügelte mich ein paar Tage, bis zu dem Zeitpunkt an dem ich die ersten Skizzen anfertigte und mir klar wurde, dass ich mit dem Format (a4) und meinem gewünschten Medium, dem Kugelschreiber/Fineliner mein Ziel nicht in weniger als zwei Wochen erreichen würde. Also entschied ich mich für eine andere zweidimensionale Arbeitsweise, mit Papier und Schere. Das löste nämlich mein Problem wie ich die Verwandlung des Roboter darstellen konnte; mit der Schere ließen sich die Arme und Beine abschneiden und so entstand eine ziemlich flüssige Bewegung. Insgesamt vereinfachte es mein Arbeit extrem, ich legte mir nun ein großes Storyboard an und notierte was ich für jede Szene brauchte und arbeitete einfach diese Punkte ab. Das schaffte ich in zwei bis drei Nachmittagen. Den Dreh wickelte ich dann komplett an einem Tag ab, mein Set bestand aus einem Stativ, einer Nikon und meiner leeren Schreibtischplatte und einer Schneidematte. Der Kontrast Holz und grüne Schneidemappe sollte die beiden Charaktere visuell unterscheiden, da die beiden Papierfiguren ohne Kontrast ziemlich langweilig wirken würden. Darüber hinaus passte es gut zu meinem Material, dem Papier. Der Dreh an sich verlief relativ reibungslos, die Verwandlung klappte wie geplant, ich schaffte alles ohne Hilfe. Dann kam die Nacharbeit. Mal abgesehen davon, dass ich wenig Erfahrung mit Premiere habe, war es eine große Anstrengung für mich die zuvor so freie bastelnde Arbeitsweise umzustellen auf digital. Aber ich freute mich darauf, weil meine Papierschnipsel nun endlich zum Leben erweckt würden. Nachdem also Premiere bezwungen und alle Bilder geordnet waren, war meine erste Version fertig. Ohne Ton und ohne schriftliche Zusätze noch ziemlich langweilig, aber ich war begeistert, das es zumindest so aussah wie ich es mir vorgestellt habe. Dennoch war die Geschichte noch nicht so einleuchtend. Also ersann ich die schriftlichen Zusätze, die Stummfilm-gleich zwischen den Szenen geschaltet wurden, um für ein besseres Verständnis zu sorgen. Die Arbeit daran machte mir viel Spaß und brachten mehr Leben in den Film. Als dann der Song „Mr. Roboto“ von dem Stynx perfekt passte, war ich endlich fertig und konnte rendern.

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Kurs-Abschnitts-Fazit

Die Vorführung im Kurs war sehr aufregend für mich, obwohl meine Arbeit augenscheinlich erfolgreich verlief, war ich mir am betreffenden Tag doch sehr unsicher und da ich nicht besonders fit im fotografieren bin, machte ich mir Sorgen um die Qualität meine Arbeit. Doch als sich die Aufregung legte war ich zufrieden mit meinem ersten Werk, die kleinen Wackler und Unstimmigkeiten im Bild unterstrichen eher die selbstgemachte Art. Ich fand es gut, auf Stimmen und Geräusche verzichtet zu haben, der Film hätte sich sonst zu ernst genommen und diese leichte, lustige Stimmung wäre verloren gegangen. Die Schrift kam zwar erst zum Schluss dazu und gehörte streng genommen nicht in meine Grundidee, aber solche Ideen machen wie ich finde einen kreativen Arbeitsprozess aus. Ich hätte sie etwas länger zeigen sollen im Film, sie ist nicht gut leserlich, aber ansonsten bekam ich für diese Idee positives Feedback.

Insgesamt mag ich meine Arbeit und hoffe die Geschichte vielleicht weiter spinnen zu können eines Tages.

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3. 3D-Projekt

Als schließlich das 3D-Projekt an die Reihe kam, war ich sehr aufgeregt. Auf dieses Thema hatte ich die ganze Zeit gewartet! Ich bin ein großer Tim Burton Fan und wollte mich unbedingt in diesem Stil ausprobieren. Im Kurs zeigte uns Arthur Sandow was man alles beim Aufbau eines Filmsets beachten muss und wie man mit Effekten spielen kann, um ein lebendiges Bild zu bekommen. Die 3D-Welt beinhaltet ganz neue Elemente auf die jetzt geachtet werden müssen, dazu gehört z.B das Licht und die „Stabilität“ des Sets.

Idee & Skizze

Diesmal ließen die Ideen nicht auf sich warten, ich sprudelte quasi nur so über vor lauter kleinen und größeren Geschichten. Meine Favoriten waren z.B. meine ganze Wohnung als Setting einzusetzen, also Bücher und Schränke als Kulisse zu verwenden für eine abenteuerliche Reise durch meine Wohnung; dann wollte ich mit Magneten arbeiten und eine Art Schlittschuhszene auf einem Blech darstellen etc., etc - es gab insgesamt viel sinnvolles und viel sinnfreies und die eigentliche Idee kam wie immer ganz zum Schluss. Ausschlaggebend waren zwei Kartons mit denen ich arbeiten wollte. Beide sollten einen Raum darstellen und mir kam sofort das Bild einer Bühne und eines Publikumssaals in den Sinn. Daraufhin ersann ich den ernsten Schauspieler Franz und die junge Eliza, die sich in diesem Theaterraum das erste Mal begegnen würden. Franz gibt alles auf der Bühne und wird immer wieder von einem frechen Kichern unterbrochen. Das irritierte Ihn so sehr, dass die ganze Situation schließlich eskaliert und er von der Bühne fällt. Es sollte aufjedenfall wieder komisch werden und so musste es eine unerwartete Wendung geben. Wie sich herausstellt, lachte Eliza nicht über den armen Franz, sondern über das Smartphone in ihrer Hand. Damit war ich erstmal mit der groben Geschichte fertig, doch noch nicht ganz zufrieden. Ich beschloss, da die Zeit schon wieder knapp wurde (wieder brauchte fast zwei Wochen für die Ideenphase), endlich die Puppen zu bauen und dann weiter zu sehen.

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Arbeitsweise

Es war eine herbe Enttäuschung, als ich rausfand, dass das Puppenbauen doch viel schwerer sein würde als gedacht. Ich probierte und bastelte viel, meine Grundzutaten waren zwei Paar Glasaugen und graue Modellierknete, speziell für Trickfilme. Der Kopf von Franz hat mir noch viel Spaß gemacht, bis ich dann zum Körper kam und es nicht klappen wollte, wie ich dachte. Optimistisch hatte ich mir viel Draht besorgt, aber keiner konnte meinen schweren Knetekopf halten. Doch ich gab nicht auf. Ich schnitze ein kleines Podest aus Kappa-Karton-Resten, versenkte mehrere Schaschlik-Spieße darin und klebte eine leere Klorolle oberhalb der Spieße und steckte den Kopf darauf. Ein paar Drahtarme und-haare dazu, sowie ein schlichter schwarzer Wollpullover et voilà Franz stand Bein-los aber sicher. Aus diesem Grund sieht man Franz immer nur als Büste. Weiter ging es mit Eliza, die sitzt und deshalb einfacher war. Sie besteht aus Draht, Wolle, Schaschlik-Spießen und einem leeren Jogurtbecher. Kleid und Körper bestehen aus Spitzen-Serviette und Taschentuch. Mir war es wichtig, die Figuren möglichst aus den gleichen Materialien herzustellen, damit sie gut zusammen passen. Wolle und Draht sollten dabei die größte Rolle spielen. Aus diesem Stil erschloss sich auch mein Bühnenbild, es sollte wie die Figuren sehr selbstgemacht und nicht fertig aussehen. Also deutete ich den Publikumssaal als schwarze skizzenhafte Zeichnung an und hängte einen Lichterketten-Kronleuchter auf. Die Bühne blieb sehr minimalistisch, nur ein paar Utensilien auf einer Kiste sind zu sehen. Ich wollte, dass Eliza die ganze Zeit über von einem kühlen blauen Licht angestrahlt wird, von dem erst nicht klar ist, woher es stammt, sondern erst zum Schluss. Aber leider gelang mir diese Umsetzung nicht; keines meiner Lichter hat für diesen Effekt genug Kraft.

Puppen und Set waren fertig. Ich konnte anfangen zu drehen und es wurde eine richtig schwere Geburt. Ich hatte mir eigentlich einen Assistenten organisiert, doch leider sagte dieser im letzten Moment ab und ich musste es allein machen. Das führt dazu, dass ich zwischen Kamera und Kiste und Licht eingekeilt mit zitternden Händen um das Stativ herum die Figuren bewegte und dabei Bild um Bild machte. Wie sich herausstellte sind 2D und 3D-Aufnahmen zwei unterschiedliche Welten mit noch mindestens 300 Galaxien zwischen sich. Ständig verwackelten meine Figuren, das Licht war manchmal anders, der ganze Karton verschob sich, die Kamera löste nicht aus - Es war zum Verrücktwerden. Irgendwie habe ich den Dreh dann abgeschlossen und war ziemlich entmutigt. Es hatte nicht so reibungslos geklappt wie ich es mir dachte und schon auf dem kleinen Display meiner Kamera fand ich den Stopmotioneffekt nicht berauschend. Das war der Moment, an dem ich alles nochmal überdachte. Ich sah meine Arbeit auf einmal sehr klar vor mir: Ich hatte eine zu wage Geschichte mit zu wenig Bildern erzählt, die qualitativ und inhaltlich nicht ausreichen würden. Was nun? Neu anfangen kam nicht mehr in Frage, ich glaubte auch immer noch an meine Idee, also überarbeitete ich sie: Typografie sollte mir wieder helfen, diesmal würde ich sie wie im richtigen Stummfilm einsetzen. Die Mimik der Figuren müsste charakteristischer werden. Da ich beim Dreh diese weggelassen hatte, konnte ich in dieser Hinsicht noch einiges hinzufügen. Stimmen und Geräusche ließ ich außen vor, ich suchte mir ein passendes Lied. Es folgten 24 Stunden Photoshoparbeit, in denen ich Wimpern und Münder zeichnete und weitere 48 beim Zusammenfügen der Puzzelteile in Premiere und schlussendlich hat es geklappt und ich habe es sogar geschafft einen Filter über den Film zu legen, damit es nach altem knisternem Filmmaterial aussieht.

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Kurs-Abschnitts-Fazit

Mit meinem modernen Ratgeber war ich schlussendlich zufrieden, nicht weil ich meine erste Idee perfekt umgesetzt habe, sondern weil ich es geschafft habe, trotz zwischenzeitigem Tief eine Lösung zu finden, mit der ich leben kann. Im Vergleich zu meinen anderen Filmen ist dieser also nicht so gut gelungen, was hauptsächlich daran liegt, dass ich den Umfang der Arbeit an einem 3D-Projekt maßlos unterschätzt habe. Ich hätte mir wie beim 2D-Projekt eine kleinere Geschichte suchen sollen, mir mehr Freiheit zum ausprobieren lassen sollen, aber so ist nun zu dem geworden, was es ist und das ist in Ordnung. Wenn ich das nächste Mal einen 3D-Film machen sollte, dann mit mehr Geduld und noch mehr Planung und vor allem mit einem Partner. Beim Drehen habe ich gemerkt, dass es allein sehr schwer ist, auf alles zu achten und nichts zu vergessen. Ich habe auch gelernt, wie wichtig die einzelnen Komponenten des Films sind: Licht und Bühnenbild und Ton und Kostüm und Figur; es gibt so unendlich viele Faktoren, denen man allen die gleiche Aufmerksamkeit zukommen lassen muss, damit das Ergebnis gut wird. Das hat mich etwas überfordert, aber ich habe daran auch gelernt und bin gespannt aufs nächste Mal!

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4. Freies Projekt

Durch das 3D-Projekt stark geprägt, war ich nun vorsichtiger, was das freie Projekt anging, ich wusste nun wo meine Stärken und Schwächen lagen und entschied mich, in meinem letzten Projekt konzentrierter und durchdachter zu arbeiten. Herr Keller ließ uns nun komplett freie Hand und wir konsultierten ihn nur, um ihm zwischendurch unsere Arbeitsergebnisse zu zeigen.

Meine Hauptinspirationsquelle war in dieser Zeit folgender Clip von Jamie Caliri:

http://vimeo.com/10005002

Idee & Skizze

Die Idee die ich nutzte stammte noch aus meinem kreativem Überschuss am Anfang des 3D-Projekts. Ich wollte gern im Frankenstein-Stil arbeiten, mit Gewitter und Maschinen. Alles sollte als Scherenschnitt schwarz-weiß gestaltet sein. Der Zuschauer beobachtet einen Mann in seinem Labor bei der Arbeit. Er verhält sich seltsam, mischt komische Dinge und zerhackt lebendes Fleisch, zum Schluss sieht man, wie er ein Wesen mittels Elektrizität durch Blitze zum Leben erweckt. Plötzlich gibt es einen harten Schnitt und es wird Tag und die ganze Kulisse quietschebunt. Das Haus liegt ruhig und friedlich da, man sieht wie ein junges Mädchen in seinem Kinderzimmer erwacht. Es geht durch das Haus, bis es vor der Labortür steht. Es öffnet sie und sieht die schwarzen Umrisse vom düsteren Laboranten und seinem Wesen. Doch als sie das Licht einschaltet löst sich alles in Wohlgefallen auf, bei dem Laboranten handelt es sich um ihren Vater und das Wesen ist in Wahrheit ein Geburtstagskuchen. Ich mochte die Idee mit den krassen Kontrast schwarz-weiß und bunt und wollte wieder im zweidimensionalen Bereich arbeiten, weil ich mich dort eindeutig wohler fühlte. Es gab nicht viele Skizzen, ich arbeitete nachdem ich das Storyboard angelegt hatte direkt drauf los.

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Arbeitsweise

Ich schaute mir einige Scherenschnitte im Internet und in Büchern an und fing dann an, meine Umrisse auf weißem Papier zu skizzieren und diese auszuschneiden. Die weißen Schablonen übertrug ich dann auf schwarzen Karton, um diesen sauber mit einem Skalpell ausschneiden zu können. Das war eine ziemliche Fleißarbeit, die durch die bunten Scherenschnitte zum Schluss nochmal aufgelockert wurde. Für meine Umsetzung beim Dreh, legte ich zwei Glasscheiben übereinander auf meinen Leuchtkasten und platzierte die Kamera direkt darüber. Der Dreh verlief unauffällig, nur die „Kamerafahrten“ musste ich mehrmals aufnehmen, da es dort doch einige Schwierigkeiten gab beim gleichmäßigem Ziehen. Ich hatte gehofft, dass durch den Schwarzweiß-Stil nicht mehr sehr viel Nacharbeit von Nöten sei, doch darin hatte ich mich geirrt. Der Leuchtkasten hat rosa/orange Streifen hinterlassen, die ich dann durch Stapelverarbeitung in Photoshop retuschiert habe. Aber als auch das erledigt war, ließ sich der Film sauber zusammensetzen und ich hatte diesmal mehr Zeit für Musik und Geräusche. Das machte mir viel Spaß und gab dem Film eine neue Dynamik.

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Kurs-Abschnitts-Fazit

Ich bin sehr froh über meine Arbeitsweise im letzten Projekt gewesen, ich war viel konzentrierter und fokussierter und konnte meine Fähigkeiten auch viel besser einschätzen. Aus diesem Grund mag ich meinen letzten Film sehr; es hat alles so geklappt wie ich es mir vorgestellt hatte und ich musste mir keine Notfallpläne kurz vor Schluss ausdenken. Trotzdem bin ich damit natürlich auch den sicheren Weg gefahren. Mir fallen noch viele 3D-Ideen ein, aber im 2D-Bereich fühlte ich mich einfach wohler und nur so konnte ich ein rundes Projekt in den letzten drei Wochen schaffen.

Fazit

Dieser Kurs war sehr fordernd und zeitaufwändig und ich habe teilweise andere Arbeiten deswegen schleifen lassen müssen, trotzdem würde ich ihn immer wieder machen, denn ich habe ganz erstaunliche Dinge über das Filme-machen und über mich gelernt.

Auf extremste Art und Weise musste ich lernen mir meine Zeit einzuteilen und ein Projekt von Anfang bis Ende detailliert durchzuplanen, damit alles reibungslos verläuft. Das werde ich in Zukunft versuchen beizubehalten, weil ich mit diesem Konzept keine einzige Nacht durchmachen musste und immer fertig geworden bin. (Ein Wunder!? Aber wie gesagt, andere Dinge mussten dafür warten.)

Was meine Projekte betrifft so mag ich sie alle. Das eine vielleicht mehr, das andere weniger, aber es macht mich stolz zu sehen, dass ich es in dieser kurzen Zeit geschafft habe, so viele unterschiedliche kleine Werke zu produzieren, trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten. Ich habe meine Schwäche, Geduld mit der Technik zu haben, entdeckt und daraus meine Lehre gezogen. In Zukunft möchte ich mich mehr mit der Filmtechnik auseinandersetzen und mit anderen zusammenarbeiten, die am Set sozusagen pingeliger sind als ich. Ich möchte auch mehr an meine Ideen glauben und mich nicht mehr ewig mit der Entscheidungsfrage plagen.

Insgesamt hat der ganze Kurs mich extrem motiviert und quasi wachgerüttelt für das Thema Animation im Allgemeinem und Besonderen. Ich möchte mich weiterhin damit beschäftigen, es ausbauen und verstehen, weitere Filme machen, lernen, wie man funktionstüchtige 3D-Puppen baut und wie man auch digital animiert.

Es war auch wirklich inspirierend, den anderen bei ihrer grandiosen Arbeit zuzuschauen. Jedes mal wenn wir zusammenkamen, um unsere Ergebnisse anzuschauen war es ein richtiges Fest und das lag nicht nur am Popcorn! Es sind so viele individuelle Filme entstanden und alle sind sie so gut, das war ein unglaublich tolles Erlebnis!

Es war ein wirklich schöner Kurs! Ich kann ihn jedem, der sich vor viel Arbeit nicht scheut, aber viele kleine Kostbarkeiten entwerfen will, empfehlen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Klaus Keller foto: AS

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2014