In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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„kō food“ ist ein Ökosystem aus App und Automaten, das es ermöglicht, rund um die Uhr, auch außerhalb der Geschäftszeiten an frisches und gesundes Essen zu gelangen. Die App ermöglicht es, Automaten in der Nähe (sog. „kō food booths“ aufzuspüren, Essen zu reservieren, und gleichzeitig das eigene Essverhalten zu beobachten.
Die Aufgabenstellung im Kurs HCI war, ein bestehendes Interface auszuwählen und zu überarbeiten, bzw. neu zu entwickeln. Dies sollte mithilfe klassischer Methoden erarbeitet werden: Über Personas und Nutzungsszenarien bis hin zu einem Papierprototypen und fertigen Beispiel-Screens.
Wenn man nachts oder früh morgens unterwegs ist - im schlimmsten Falle weit außerhalb der Reichweite des nächsten 24-Stunden-Supermarktes (oder -Spätkaufs) - und Hunger bekommt, hat man ein Problem, wenn man Essen kaufen möchte. Daran, dass die gewünschte Mahlzeit auch noch gesund und frisch sein soll, ist für gewöhnlich nicht zu denken. Die einzige Möglichkeit bieten in diesem Fall Snack-Automaten, die an Bahnhöfen und U-Bahnstationen zu finden sind. Diese enthalten allerdings Schokoriegel, Chips und Softdrinks, also keine Mahlzeiten, die auf das gewünschte Kriterium zutreffen.
Dieses Vakuum soll „kō food“ füllen. Die Idee ist, ein Ökosystem aus Automaten zu schaffen, die unabhängig von Ladenöffnungszeiten und an jedem beliebigen Ort frisches und gesundes Essen enthalten, und die mithilfe einer App aufgespürt werden können. Die zugehörige App soll außerdem die Möglichkeit bieten, Essen an einem gewünschten Automaten zu reservieren, um dessen Verfügbarkeit sicherzustellen, und das eigene Essverhalten zu überwachen. Dies kann beispielsweise nützlich bzw. nötig sein, wenn Unverträglichkeiten oder chronische Krankheiten vorliegen, die eine spezielle Diät erzwingen.
Ich entschied mich bei der Namensfindung für mein Konzept für einen japanischen Namen. In Japan nämlich gibt es eine sehr viel ausgeprägte „Automatenkultur“ als hierzulande. Auf je ca 20 Japaner kommt ein aufgestellter Automat und in dieser Unmenge an Automaten gibt es nicht nur warmes und kaltes Essen und Getränke verschiedenster Art, sondern auch Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, etc.
Das japanische Schriftzeichen 康 = kō (こう) bedeutet u.a. Sanftheit und Ruhe, aber auch Gesundheit. Es passt daher von seiner Aussage sehr gut zu dem Konzept, gesundes und frisches Essen jederzeit und überall ohne entstehenden Stress verfügbar zu machen.
Die Zielgruppe von kō food ist relativ weit umfasst, da es sich um ein System im öffentlichen Raum handelt, das von jedem wahrgenommen und genutzt werden kann. Nach genauerer Recherche stellten sich unterschiedliche Typen von Nutzern heraus, die kō food nutzen würden. Im Folgenden ein paar Beispiele:
Reisende, die außerhalb der Geschäftszeiten und außerhalb größerer Städte unterwegs sind, z.B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Angestellte, für die in Arbeitspausen keine Kantine zur Verfügung steht, oder zumindest keine Kantine mit Essen hinreichender Qualität
Eilige, die sich nicht die Zeit nehmen (können oder wollen), um sich, wenn Sie Nahrung zu sich nehmen möchten, in ein Lokal setzen wollen oder selbst kochen, aber auch nicht auf Fast Food zurückgreifen möchten.
Alter: 34 Familienstand: ledig, Single Beruf: Schauspieler (TV) Sozialer Hintergrund: Wohnte als Kind/Jugendlicher in München, Wiesbaden, Bochum und Leipzig.
Kurzbiographie: Sein neuestes Projekt ist eine Krimiserie, die in verschiedenen deutschen Städten spielt. Seine Drehtage sind meistens 12 Stunden lang, Abends muss der Text für den nächsten Tag gelernt werden.
Bedürfnisse: Um der Belastung der langen Arbeitstage standzuhalten ernährt er sich gesund und geht jeden Morgen Joggen. Da er immer an anderen Orten ist, ist es nicht einfach für ihn, in der oftmals kurzen verfügbaren Zeit in den Drehpausen Essen zu finden, das seinen Ansprüchen genügt.
Einstellung: - die Nährwerte des Essens müssen stimmen - er hat keine Zeit, lange nach gesundem Essen zu suchen oder Restaurants zu testen - will darauf verlassen können, dass gutes Essen schnell und vor Ort verfügbar ist
Nutzungsszenarien: - sucht an einem neuen Drehort morgens mit der App einen Automaten in der Nähe, um ihn in den Drehpausen aufzusuchen - wählt gerne größere Portionen oder verschiedene kleine Sachen, um den ganzen Drehtag durchzuhalten
Alter: 8 Familie: Berufstätige Eltern, 1 großer Bruder (15) Wohnort: Berlin Prenzlauer Berg Beruf: Schülerin, 2. Klasse Sozialer Hintergrund: wohnt mit ihrer Familie in einer großen Altbauwohnung in Prenzlauer Berg, Eltern sind beide Akademiker, „Schlüsselkind“
Kurzbiographie: Charlotte geht in die 2. Klasse der Grundschule, nach der Mittagsbetreuung geht sie selbstständig nach Hause. Mutter kommt gegen 16 Uhr, Vater gegen 19 Uhr von der Arbeit zurück.
Bedürfnisse: möchte ein leckeres, abwechslungsreiches Pausenbrot und nach dem Essen in der Mittagsbetreuung gerne eine Nachspeise
Einstellung: - mag gerne Süßes - kennt sich mit gesunder Ernährung aus - findet, dass man für gemachte Hausaufgaben auch mal eine Belohnung (was zum naschen) verdient hat
Nutzungsszenarien: - findet es cool, dass sie sich selbstständig etwas kleines am Automaten holen kann - hebt ihre „Ausbeute“ oft bis nach den Hausaufgaben auf, um sich selbst zu belohnen
Alter: 42 Familienstand: verheiratet, 2 Kinder im Grundschulalter Wohnort: Teltow Beruf: Controller bei einem Dienstleistungsunternehmen Sozialer Hintergrund: hat an der FU Berlin BWL studiert, während des Studiums seine Frau kennengelernt
Kurzbiographie: nach dem Studium mit seiner Frau nach Teltow „ins Grüne“ gezogen (Einfamilienhaus gekauft), seitdem pendelt er täglich mit dem Auto nach Berlin Mitte, denkt aber darüber nach, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, wegen der Nachhaltigkeit.
Bedürfnisse: - gemeinsames Frühstück und Abendessen mit seiner Familie - das Kantinenessen in der Firma wird zunehmend schlechter, sodass er mittags oftmals zum Vietnamesen nebenan geht
Einstellung: - Essen muss frisch und schmackhaft sein, und vor allem satt machen - Fast Food isst er höchstens alle zwei Monate, möchte ja den Kindern ein Vorbild sein
Nutzungsszenarien: - hat sich die App auf sein iPhone 5S heruntergeladen und entdeckt, dass direkt in der Nähe der Firma ein Automat steht - geht regelmäßig mittags nicht in die Kantine, sondern holt sich einen Salat vom Automaten - probiert verschiedene Gerichte aus - kontrolliert regelmäßig mit der App seine Einkäufe und deren Kalorien (nur aus Interesse, er hat keine Gewichtsprobleme)
Nachdem ich mir im Klaren darüber war, welche Funktionen die kō food-App abdecken sollte, begann ich bereits früh, einen maßstabsgetreuen Papierprototypen anzufertigen und diesen mit Freunden (sowohl fachfremde Personen als auch Kommilitonen) zu testen.
Die Usertests nutzte ich gleichzeitig dazu, die Testpersonen über ihre Einschätzung zu „kō food“ zu interviewen. Die Fragen bestanden hauptsächlich darin, wie und ob überhaupt sie ein solches Angebot nutzen würden, und welche Funktionen sie sich wünschen würden bzw. als notwendig erachteten. Ein interessantes Ergebnis war beispielsweise, dass Einige einen kō food-Automaten auf dem Campus nutzen würden, um eine Alternative zum Mensa-Essen zu haben ;)
Die Usertests zeigten, dass der Aufbau und die Benutzung der App recht gut verständlich waren, denn die Testpersonen konnten die gestellten Aufgaben (z.B.: „Finde ein kō food booth in der Nähe der Friedrichstraße und bestelle einen Obstsalat, um ihn später abzuholen“) ohne Probleme lösen. Was die Tests aber auch aufzeigten, waren Probleme, die ich vorher nicht bedacht hatte, z.B. die notwendige Funktion, vom Bestellvorgang wieder direkt ins Menü zurückzukehren, ohne Bestellung zu beenden bzw. abzubrechen. Des Weiteren zeigte sich, dass eine Legende für die Symbole für laktosearme, diabetikerfreundliche, o.ä. Produkte notwendig ist, da die Testpersonen nicht auf Anhieb den Zweck der Kennzeichnung erkannten.
Das Gegenstück zur App und eigentlicher Gegenstand des kō food-Ökosystems sind die Automaten, die „kō food booth“ genannt werden. Die Idee ist, dass sie an Orten aufgestellt werden, an denen außerhalb von Geschäftszeiten oder lokaler Verfügbarkeit frisches Essen benötigt wird. Das Essen selbst kommt idealerweise aus biologischem Anbau und wird einheitlich in biologisch abbaubarer Verpackung gelagert. Um die Qualität des Essens zu gewährleisten, müssten die Artikel natürlich je nach Haltbarkeit täglich ausgewechselt bzw. aufgefüllt werden.
All diese Gedanken könnte man natürlich noch viel weiter spinnen. Sie sind allerdings im Bereich Service Design angesiedelt und nicht primärer Bestandteil des Kurses HCI, weswegen ich nicht näher darauf eingehen möchte.
Der HCI-Kurs bei Prof. Heidmann ist wirklich hilfreich, um methodische Grundlagen des Interfacedesigns zu erlernen. Die Vorlesungen zu den einzelnen „Etappen“ eines Designprozesses und die parallele Bearbeitung des eigenen Projekts ist eine gute Mischung zwischen Theorie und Praxis. Ich werde die im Kurs erlernten Methoden sicherlich in Zukunft sicherlich häufig nutzen, da sie elementares Handwerkszeug für jeden Interfacedesigner darstellen.
Das einzige, was an dem Kurs noch besser sein könnte, wäre ein bisschen mehr Druck, dass die Studenten zu den anberaumten Präsentationsterminen ähnliche Zwischenstände vorzeigen. Jede Gruppe hatte während des Semesters ihr „eigenes Arbeitstempo“, weswegen es schwierig war, untereinander Probleme und Erfahrungen zu einem bestimmten Punkt im Designprozess auszutauschen.