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Leerstellen. eine künstlerisch-gestalterische Untersuchung machtsensibler Erinnerungspraxis im Berliner Stadtraum

Leerstellen. eine künstlerisch-gestalterische Untersuchung machtsensibler Erinnerungspraxis im Berliner Stadtraum

Erinnerung ist kein Stein.

Sie ist ein dynamischer Prozess. Denkmäler wirken dabei als materielle Akteure, die bestimmte historische Perspektiven stabilisieren und zugleich den Blick darauf richten, welche Narrative fehlen. Diese Arbeit untersucht, wie Gestaltung Erinnerung öffnen kann, statt sie festzuschreiben, und wie sich aus einer privilegierten Position eine machtsensible Gestaltungshaltung entwickeln lässt.

Abstract Deutsch

Erinnerung im öffentlichen Raum ist kein neutraler Spiegel der Vergangenheit, sondern ein gestalteter und politisch gerahmter Prozess. Denkmäler prägen als materielle Akteure des kulturellen Gedächtnisses, welche Geschichten sichtbar werden, welche Deutungen sich verfestigen, und verweisen zugleich auf die Perspektiven, die im Stadtraum fehlen.

Postkoloniale und feministische Kritiken zeigen, dass vor allem weiße, männliche und staatlich legitimierte Perspektiven monumentalisiert werden, während andere Erinnerungen marginalisiert bleiben. Diese Schieflage ist nicht allein auf fehlende Repräsentation zurückzuführen, sondern auf die hegemonialen Strukturen, Formen und Machtlogiken institutionalisierter Erinnerung.

Diese Masterarbeit untersucht, wie Gestaltung im Berliner Stadtraum auf diese Kritik reagieren kann. Sie ist als situierte, künstlerische Designforschung angelegt und reflektiert gestalterische Praxis explizit aus der Position eines weißen, männlichen Gestalters innerhalb bestehender erinnerungskultureller Machtverhältnisse.

Ziel ist die Entwicklung einer machtsensiblen gestalterischen Haltung, die Gestaltung nicht als neutrale Lösung, sondern als verantwortungsvolle Praxis begreift: als bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Position, den eigenen Privilegien und der Frage, wie Gestaltung Räume öffnen kann, ohne neue Deutungshoheit zu beanspruchen.

Methodisch verbindet die Arbeit theoretische Auseinandersetzungen mit Erinnerungskultur, persönlich situierte Beobachtungen im Stadtraum, eine qualitative Erhebung subjektiver Denkmalwahrnehmungen sowie eine gestalterische Exploration im Sinne eines Research through Design. Der fragmentarische Aufbau folgt dem Verständnis von Stadt und Erinnerung als Palimpsest und begreift Erkenntnis als Ergebnis von Konstellationen statt rein linearer Argumentation.

Zentrales gestalterisches Experiment und Erkenntnisinstrument sind die „Leerstellen“: temporäre, beschreibbare Flächen im Stadtraum, die an bestehenden Erinnerungsorten Fragen zu Geschichte, Zugehörigkeit und Sichtbarkeit stellen. Sie ersetzen Denkmäler nicht, sondern öffnen sie für Aneignung, Widerspruch und Vielstimmigkeit.

Die Arbeit positioniert Gestaltung damit als Infrastruktur für dialogische und prozessuale Erinnerungspraxis und leistet einen Beitrag zur Diskussion um zeitgemäße, machtsensible Formen des Erinnerns im urbanen Raum.

Abstract English

Memory in public space is not a neutral reflection of the past but a designed and politically framed process. Monuments act as material agents of cultural memory, shaping which stories become visible, which interpretations solidify, while at the same time pointing to the perspectives that remain absent from the urban landscape.

Postcolonial and feminist critiques show that primarily white, male, and state-legitimized perspectives are monumentalized, while other memories remain marginalized. This imbalance cannot solely be explained by lack of representation but is rooted in the hegemonic structures, forms, and power logics of institutionalized memory.

This master’s thesis examines how design in Berlin’s urban space can respond to this critique. It is conducted as a situated, artistic design research and reflects design practice explicitly from the position of a white, male designer within existing power relations in memory culture. The aim is to develop a power-sensitive design stance that understands design not as a neutral solution but as a responsible practice: a conscious engagement with one’s own position, privileges, and the question of how design can open up spaces without claiming new interpretive authority.

Methodologically, the thesis combines theoretical engagements with memory studies, personally situated observations in urban space, a qualitative survey of subjective perceptions of monuments, and design exploration in the sense of research through design. Its fragmented structure follows an understanding of city and memory as a palimpsest and conceives knowledge as emerging from constellations rather than purely linear argumentation.

The central design experiment and research tool are the “Leerstellen” (blank spaces): temporary, writable surfaces in public space that pose questions to history, belonging, and visibility at existing sites of memory. They do not replace monuments but open them up for appropriation, contradiction, and a diversity of voices. The thesis thus positions design as an infrastructure for dialogical and processual memory practice and contributes to ongoing debates on contemporary, power-sensitive forms of remembrance in the urban realm.

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PDF der gesamten Arbeit

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