In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In unserer ersten eigenen Lehrveranstaltung haben wir Studierenden der Design-Fachrichtungen einen praxisnahen Einstieg in die 3D-Gestaltung mit Blender gegeben.
Die Projektwoche „Blender Basic Bootcamp” fand im Rahmen unseres Master-Moduls „33 D-TM Tutoring/Mentoring” statt und war unsere erste eigene Lehrveranstaltung an der Hochschule. Ziel war es, Studierenden aus allen Design-Fachrichtungen einen fundierten, aber zugleich experimentellen Einstieg in die 3D-Gestaltung mit Blender zu bieten.
Über sieben Tage hinweg vermittelten wir grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Modellierung, Shading, Beleuchtung, Szenen-Komposition Rendering und Animation. Dafür hatten wir eine Mischung aus Input-Teilen, einfachen Anwendungsübungen und größeren Projekten vorbereitet. Anschließend konnten die Teilnehmenden ihr erworbenes Wissen anhand eines eigenen Projekts anwenden und wurden dabei individuell von uns begleitet.
Um die vielen verschiedenen Inhalte besser vermitteln zu können, haben wir im Vorfeld einige Projekte vorbereitet. Die Bandbreite reichte dabei von einfachen Szenen und ersten Modellierungsübungen bis hin zu Beleuchtungssetups, Realtime-Compositing und Animationen. Bei Interesse könnt ihr gerne selbst einen Blick in unsere Files werfen:
Isometric Scene
Zum Einstieg in die Welt von Blender haben wir eine kleine isometrische Szene erstellt. Um den Studierenden Zeit zu geben, sich mit der Benutzeroberfläche und Steuerung vertraut zu machen, haben wir zunächst nur fertige Grundformen genutzt und noch nichts selbst modelliert.
Wine Bottle
Mithilfe verschiedener Modellierübungen haben wir versucht, die Grundlagen so einfach wie möglich zu vermitteln. Uns war es wichtig, bereits zu Beginn zu verdeutlichen, wie entscheidend ein sauberer Aufbau des Meshes (Topologie) für die weitere Bearbeitung ist.
Tischlampe
Nach den Grundlagen der Modellierung beschäftigten wir uns mit Materialien, Licht und Komposition. Die Studierenden sollten dazu eine Tischlampe modellieren. Es stand ihnen frei, ein eigenes Design zu entwerfen oder sich an einem bestehenden zu orientieren. Wichtig war, dass die Lampe so gestaltet ist, dass die drei Materialtypen Holz, Glas und Licht darin vorkommen.
Darauf aufbauend erklärten wir die Erstellung verschiedener Materialien sowie das Mapping bestimmter Materialarten. Anschließend erstellten wir gemeinsam eine kleine Szene für die Tischlampe und richteten die Beleuchtung ein.
Fish Scene
3D-Rendering ist visuelles Storytelling: Mithilfe von Licht und Bildkomposition kann man beeinflussen, wie ein Objekt wirkt. Wir haben uns in fast jeder Übung auf die eine oder andere Weise mit Beleuchtung beschäftigt und den Studierenden verschiedene Methoden der Inszenierung gezeigt.
Teil dieser Übung war das Platzieren einer Renderkamera und das Arbeiten mit Tiefenschärfe. Außerdem integrierten wir in der Szene sogenannte God Rays, um eine bestimmte Bildstimmung zu erzeugen.
First Compositing
Wir fanden das Thema „Compositing”, bei dem verschiedene Bildelemente zu einem stimmigen Gesamtbild kombiniert werden, besonders wichtig. In diesem Beispiel haben wir neben dem Blender Compositor und Rigid Body Physics das Tool fspy genutzt, um 3D-Elemente in Fotografien zu integrieren.
FLoating Orb Animation
Das Thema Bewegtbild ist natürlich ebenfalls interessant, denn in Blender lassen sich nahezu alle Parameter animieren. In diesem Projekt haben wir uns sowohl mit der klassischen Keyframe-Animation befasst als auch verschiedene Tricks, wie die Nutzung von Constraints, erörtert. Um den Videoloop zu finalisieren, haben wir uns dann noch einmal intensiver mit dem Realtime Compositor auseinandergesetzt.
Game/Realtime Asset Modelling
Leider konnten wir dieses Projekt zeitlich nicht mehr in der Projektwoche unterbringen. Der Vollständigkeit halber wollen wir es hier dennoch zeigen, da uns aufgefallen ist, dass es immer wieder zu Verständnisproblemen kommt, wenn Studierende versuchen, Modelle für Echtzeitanwendungen und Games zu gestalten. Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass man immer vor dem Dilemma steht, eine gute Balance zwischen Detailtreue und Performance zu finden.
Poster Mockup
Wir haben uns natürlich auch mit den konkreten Vorschlägen der Studierenden befasst. In diesem Beispiel haben wir auf Nachfrage versucht, ein einfaches Poster-Mockup in Blender zu erstellen.
Speed-Modelling-Challenges
Neben den Projekten haben wir zu Beginn des Tages immer eine kleine Challenge durchgeführt. Dabei ging es darum, innerhalb kürzester Zeit ein vorgegebenes Objekt mit einer am Vortag erklärten Technik zu modellieren.
Als „Lernplattform“ haben wir ein FigJam-Board genutzt. Vielleicht findet ihr dort noch den einen oder anderen nützlichen Tipp, Add-on oder Inspiration:
https://www.figma.com/board/vCuhXFJLfCbe4NdKmQ7pDJ/Blender-Bootcamp?node-id=0-1&t=xt4ZzizbgQdmslu6-1
Für uns beide war es die erste Erfahrung, im Hochschulkontext aus der Perspektive der Lehrenden zu agieren. Obwohl die Projektwoche nur sieben Tage dauerte, war die Vorbereitung sehr zeitintensiv. Besonders die Planung war herausfordernd, da wir schwer einschätzen konnten, was für Blender-Neulinge wirklich relevant ist. Wir haben lange überlegt, wie wir die Woche strukturieren und ob die Studierenden an einem gemeinsamen Projekt oder an eigenen Ideen arbeiten sollten. Zwischenzeitlich kamen auch Zweifel auf, ob wir allen Fragen gerecht werden und Inhalte verständlich vermitteln können. Auch die Vorbereitung der einzelnen Inhalte am jeweiligen Vorabend war zeitintensiv, sodass die Projekttage für uns auch nach dem Tageskurs nicht zu Ende waren.
Am Ende hatten wir mehr als genug Lehrmaterial und konnten schätzungsweise 95 % der aufkommenden Fragen und Probleme lösen. Der Aufbau der Projekttage mit abwechselnden Input-Sessions und Anwendungsübungen wurde von den Studierenden gut aufgenommen. So konnten sie ihr neu erworbenes, theoretisch fundiertes Wissen direkt in die Praxis umsetzen. Ein wichtiges Learning für uns war, dass Übungen mindestens doppelt so viel Zeit benötigen, wie man denkt. Außerdem haben wir unterschätzt, wie anstrengend es ist, fast sechs Stunden am Stück Input zu geben und Hilfestellungen zu leisten. Die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten der Studierenden stellten eine zusätzliche Herausforderung dar, da einige mehr Unterstützung benötigten, während sich andere bereits unterfordert fühlten.
Trotzdem war es sehr motivierend zu sehen, wie die Teilnehmenden von Tag zu Tag sicherer wurden und eigene Ideen entwickelten, sobald wir neue Tools und Workflows vorstellten. Anfangs waren viele noch zurückhaltend, was es uns schwer machte, den Lernerfolg einzuschätzen – die positive Resonanz am Ende hat uns aber gezeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Es war eine bereichernde Erfahrung, einmal auf der anderen Seite des Kursraums zu stehen anderen Menschen die eigenen Kompetenzen zu vermitteln, bei Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und über mehrere Stunden aktiv zu sprechen. Insgesamt sind wir froh, diese Erfahrung gemacht zu haben: Es war anstrengend, aber auch sehr erfüllend, Wissen weitergeben zu können. Wir hoffen, dass die Studierenden viel aus diesem Kurs für ihre zukünftigen Projekte mitnehmen konnten.