In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Kurs For Work! haben wir uns dem Re-Design der Etiketten von Säften und Aufstrichen einer Marktverkäuferin in Charlottenburg gewidmet.
Der Saft, den Claudia zweimal in der Woche an ihrem Marktstand in Charlottenburg anbietet, wird von Stammkund*innen sehr geschätzt. Doch Nicht-Eingeweihte schlucken schonmal beim Blick auf den Preis. Pro Liter kostet der Saft 3,50 Euro – fast doppelt so viel wie der der Konkurrenz „Werder Frucht“.
Beide Säfte werden aus regionalem Obst hergestellt. Doch den feinen Unterschied macht Claudias gezielte Auswahl der Früchte für ihren Saft. Sie achtet nicht nur auf die Qualität des Obstes – ihre Apfelsäfte sind auch sortenrein produziert. Ähnlich wie beim Wein wird so der Geschmack des Saftes maßgeblich von der jeweiligen Apfelsorte beeinflusst.
Leider ist diese Besonderheit auf dem Etikett der Säfte nicht sofort erkennbar. Die unregelmäßig aufgeklebten, selbstgedruckten Labels vermitteln zwar deutlich, dass der Saft mit viel Handarbeit hergestellt wird. Allerdings sind die Sorten aufgrund der unübersichtlichen typografischen Anordnung schwer zu erkennen.
Zudem kann Claudia im Gegensatz zu Weinhersteller*innen nicht voraussetzen, dass ihre Kundinnen mit den Geschmacksunterschieden der verschiedenen Apfelsorten vertraut sind.
Genau daraufhin will ich mit meinem Re-Design arbeiten, dass Claudias Säfte in ihrer Einzigartigkeit hervorstechen und nach und nach ein Bewusstsein für die Geschmacksunterschiede der Saftsorten geschaffen wird.
Meine Herangehensweise bestand darin, die Sorten als wichtigstes Element deutlich von den übrigen Informationen hervorzuheben.
Hierfür dienen mir sowohl die Schriftgröße als auch die Auswahl des Fonts als gestalterische Mittel. Die Schrift HWT Artz erzeugt durch ihre kräftige Strichstärke einen starken Kontrast. Die runden Buchstaben erinnern an Stempel und verleihen dem Etikett so etwas Handgemachtes. Die Sorten sind in variierenden Schriftgrößen formatiert, wobei ich versucht habe, sie so aufeinander abzustimmen, dass das visuelle Gewicht der Sortennamen auf den verschiedenen Labels ungefähr gleich bleibt.
Im Kontrast zu diesem Gewicht verwende ich für die restlichen Informationen die Schrift Nice, eine schlichte Serifenschrift. Dadurch sind die übrigen Angaben trotz ihrer geringeren Schriftgröße gut lesbar.
Dieses typografische System habe ich auf Etiketten mit den Maßen 49,5 mm × 105 mm angewendet. Durch diese Format kann Claudia zwölf Etiketten ohne verschnitt auf einem A4 Sticker-Blatt drucken.
Die längliche Form soll sich bewusst von anderen Apfelsaft-Etiketten abheben, da die meisten Safthersteller breite Etiketten verwenden. Durch die schmale Form werden die Farbunterschiede der Saftsorten zusätzlich besser sichtbar.
Die Schrift zentriert formatiert, um die Assoziation mit Weinetiketten zu verstärken. Zudem rahmen die sekundären Informationen die Apfelsorten so visuell ein.
Diese neue Gestaltung erleichtert es Claudia, ihre Sorten schneller am Stand zu finden, und hebt sie gleichzeitig von der Konkurrenz ab.
Neukund*innen stehen jedoch weiterhin vor der großen Entscheidung, welche Saftsorte sie kaufen sollen – ohne zu wissen, wie diese sich geschmacklich unterscheiden. Um sie bei dieser Wahl zu unterstützen, habe ich runde Aufkleber (⌀ 25 mm) entworfen, die Claudia optional auf die Flaschen anbringen kann. Die drei Hauptattribute sind „sauer“, „süß“ und „würzig“. So kann jeder Saft individuell gekennzeichnet werden. Die Sticker sind mit handgezeichneten Formen unterlegt, die sowohl in Farbe als auch Form an die jeweiligen Geschmacksrichtungen erinnern sollen. Gleichzeitig bringen sie ein weiteres handgemachtes Element in das Design ein. Auch die Platzierung der Sticker ist durch Claudias Handarbeit geprägt: Dank des zentrierten Designs der Etiketten bleibt genügend Raum, um die Sticker an variierenden Stellen aufzubringen.
Neben ihren Kennersäften verkauft Claudia auch Aufstriche an ihrem Marktstand. Auch hier bietet sie eine große Auswahl an Sorten – von Klassikern wie Erdbeermarmelade bis hin zu ausgefallenen Varianten wie Pflaume-Zimt oder Tomatenchutney. Um das Design der Säfte auf die Marmeladenetiketten zu übertragen, wollte ich den Fokus ebenfalls auf den Sorten beibehalten. Gleichzeitig mussten jedoch mehr sekundäre Informationen auf den kleineren Gläsern untergebracht werden.
Deswegen habe ich mich entschieden eine längliche Etikettenform mit den Maßen 148,5 mm × 42 mm zu nutzen. Dieses Format kann wie die Saftlabel ohne Verschnitt auf einem A4-Blatt gedruckt werden, dabei entstehen zehn Etiketten. Dazu bleibt durch die geringe Höhe der Etiketten selbst bei den 200g-Gläsern die Farbe des Aufstrichs sichtbar.
Wegen dieser geringen Höhe habe ich von der typografischen Zentrierung abgesehen und die Sortennamen stattdessen rechtsbündig gesetzt. Die Schriftgrößen unterscheidet sich nur zwischen den einzeilig und zweizeilig gesetzten Namen.
Die wichtigsten sekundären Informationen – wie Produktkategorie, Menge und Haltbarkeitsdatum – orientieren sich an den Dimensionen des Sortennamens. Der restliche Text ist linksbündig platziert. Die weniger wichtigen Informationen rücken dadurch an die Seiten und die Rückseite des Glases. Sie stören nicht beim Erkennen der Sorte, bleiben aber für Interessierte zugänglich.
Neben der Möglichkeit den Saft am Marktstand zu probieren, wollte ich eine Plakatkampagne gestalten, die Saft mit anderen Kennerprodukten wie Wein, Whiskey, oder Cocktails in Verbindung bringt. Dazu wirken die außergewöhnlichen Sortennamen als Blickfang.
Für die Generierung der Bilder habe ich KI zur Hilfe genommen.
Die Aufkleber können am Markstand gleichzeitig als Markierung auf einer Stempelkarte genutzt werden. Diese dient zugleich als Visitenkarte.
Da sich die Apfelsäfte und Aufstriche perfekt als besonderes Geschenk anbieten, können Geschenktaschen als gute Unterstützung für Organisches Marketing dienen. Die Taschen markieren gleichzeitig die Käufer*innen von Claudias Produkten als echte Kenner.
Ich glaube, dass ich durch dieses Projekt gute erste Schritte im Bereich Branding gemacht habe. Gerade die Herangehensweise zuerst alle Informationen zu sortieren, zu priorisieren und dann mit einzelnen Gestaltungschritten nach und nach hervorzuheben, hat mir sehr geholfen. Obwohl ich mich anfangs bei den GLU-Übungen sehr schwer getan habe, und für die einzelnen Ausarbeitungen viel Zeit draufgegangen ist. Das war mal wieder eine wichtige Lernerfahrung, dass man durch den Frust durch muss und schließlich wirklich viel lernen kann.
Ich freue mich schon darauf von meiner hier sehr schlichten Designsprache in zukünftigen Projekten abzuweichen und mit mehr illustrativen und grafischen Elementen zu arbeiten.
Die größten Schwächen sehe ich bei dem Campaigning Aspekt dieses Entwurfs. Mir fiel es noch sehr schwer auf gute Ideen für Ansprachen zu kommen. Vielleicht muss ich dafür auch erstmal eine strukturierte Methode finden, die es mit erleichtert gute Ansätze zu erarbeiten. Oder einfach auch viel Üben.