In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Sommersemester 2012 entstand im Rahmen des Interflex-Seminars »Hinter der Fassade«, das anlässlich der Umgestaltung des Areals um den »Alten Markt« im Zentrum Potsdams von der Fachhochschule bereits im Wintersemester 2011 / 12 initiiert wurde, das Projekt »Potsdam erinnert sich«. Es umfasst eine Plakatkampagne, eine mobilen Web-Applikation, sowie eine klassische Web-Plattform, die die Erinnerung an teilweise bereits verschwundene Orte des Alltagslebens im Potsdam der Deutschen Demokratischen Republik wach halten sollte.
Im Wintersemester 2012/13 wurde das Projekt gemeinsam mit Studenten aus den Fachbereichen Kulturarbeit und Sozialwesen forgesetzt.
Im vorangegangenen Semester formulierten wir das Ziel, die betroffenen Gebäude als die Summe der mit ihnen verbundenen Einzelschicksale und Erlebnisse der Potsdamer Stadtbevölkerung als einen lebendigen Ort der Erinnerung, des Austauschs und der kritischen Auseinandersetzung im Bewusstsein der Stadt zu halten.
Direkt vor Ort sollten Potsdamer und Potsdam Besucher in dessen Geschichte eintauchen können und gleichzeitig ein Teil von ihr werden.
Plakat & Code
Es erschien uns wichtig, dass die Menschen direkt am jeweiligen Ort neugierig werden und sich informieren oder sogar beteiligen möchten.
Inspiriert durch die [»The World Park«](http://www.theworldpark.com/campaign/ „The World Park“) Kampagne für den New Yorker Central Park entwickelten wir das Konzept der Erinnerungsbausteine. Diese bildeten die Grundlage für die Gestaltung einer Kleinserie von Plakaten.
Um den Code in einer Matrix mit gleicher Pixelgröße angeordnet, erkennt man die stilisierten Konturen des besuchten Gebäudes oder, im Falle des erfolgten Abrisses, des Gebäudes das früher an diesem Ort gestanden hat. Das schemenhaft erkennbare Gebäude soll durch zahlreiche Lücken in der Struktur den Eindruck von Auflösung erzeugen und so die aktuelle oder drohende Situation reflektieren.
Eine Farbcodierung aller in dem Projekt bespielten Orte soll überdies deren Vielfältigkeit unterstreichen, sowie sie optisch gegeneinander abgrenzen.
Bei der Gestaltung der Plakate verzichteten wir bewusst auf nähere Informationen zur Nutzung oder zum Hintergrund der Aktion. Die Plakate sollen lediglich ihren Betrachter neugierig machen und den Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Ort ermöglichen.
Die Mobile App
Hat der interessierte Besucher einen Code mit dem QR-Code Scanner seiner Wahl abgescannt, bekommt er je nach Scanner-App entweder einen Link den er in seinem mobilen Browser öffnen kann oder wird direkt auf die Seite weitergeleitet. Es ist denkbar, dass hier Barrieren entstehen die besonders unerfahrene Smartphone-Nutzer abschrecken könnten. Dennoch ist in unseren Augen die Umsetzung als Web-App der Umsetzung als nativer App für ein mobiles Betriebssystem vorzuziehen. Neben des relativ hohen Aufwandes den die App-Entwicklung bedeuten würde, spricht besonders die Anpassungsfähigkeit einer JavaScript gestützten Web-App an verschiedene Smartphone-Anbieter, Modelle oder Modellgenerationen für diese Variante. So wird lediglich ein meist vorinstallierter Browser, sowie der weit verbreitete QR-Code-Reader vorausgesetzt.
Mit dem Aufrufen des QR-Links erzeugt der Nutzer im Hintergrund einen Erinnerungsbaustein in der Datenbank. Digital wirkt er so dem Vergessen entgegen. Jeder so generierte Pixel verblasst nach einem bestimmten Zeitraum – beschäftigt sich also kein Mensch mit dem Ort, verschwindet auch seine digitale Repräsentanz.
Untergliedert in verschiedene für den Ort relevante Themen bietet die Web-App Zugriff auf Bilder, Videos, Texte und Audiofiles. Außerdem können eine Karte, die einen Überblick über nahegelegene weitere Projektorte bietet und die Kommentarfunktion angewählt werden. Interessante Inhalte können mittels sozialer Netzwerke geteilt werden. Jeder Ort erscheint jeweils geschlossen für sich – andere Orte kann der Nutzer nur über das Abfotografieren des mit ihm verbundenen Codes ansehen.
Entschließt sich der Nutzer einen Kommentar zu hinterlassen wird ihm im Laufe des Erstellung sein persönlicher Pixel, den er schon bei Aufruf des QR-Links erzeugt hat, erneut gezeigt und nun lediglich mit dem Kommentar aufgeladen. Es wäre denkbar, dass diese aufgeladenen Pixel länger erhalten bleiben als die reinen »Teilnahmepixel« da hier von einer intensiveren Auseinandersetzung ausgegangen werden kann.
Während des Entstehungsprozesses wurden auch Konzepte wie Gamification oder generell die spielerische Erschließung der Projektorte in Betracht gezogen um deren Erkundung spannender zu gestalten. Im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Orte, sowie die teilweise komplizierte Vergangenheit in der DDR, wurde auf derartige Mechanismen allerdings verzichtet.
Die Website
Um die Wichtigkeit der direkten Auseinandersetzung, also des Besuches vor Ort, herauszustellen sind alle Dokumente & Medien zu einem Projektort nur dort abrufbar. Das wird zum einen sichergestellt durch den Vorgang des Abfotografierens des Codes, der nur am jeweiligen Ort zu finden ist, zum anderen ist eine Kopplung an die Geolocation des Nutzers denkbar.
Dennoch erschien es uns sinnvoll mit einer zusätzlichen, hauptsächlich für herkömmliche Rechner optimierten Website auch diejenigen Menschen zu bedienen, die sich für das Projekt interessieren ohne den Schauplatz besucht zu haben oder die sich nach dem Besuch über den aktuellen Zustand – angezeigt durch den Auflösungsgrad – informieren möchten.
Die Website besteht aus einer Karte auf der alle Projektorte angezeigt werden. Wählt der Nutzer einen Ort aus bekommt er einige rudimentäre Informationen, den Überblick über den aktuellen Grad der Auflösung, also des Vergessens, sowie die Besucherkommentare. Fotografiert ein Besucher vor Ort den Code ab oder hinterlässt einen Kommentar, so kann der Nutzer der Website diese Entwicklung live mitverfolgen. Die Seite bietet sich daher auch als Installation, beispielsweise im städtischen Museum, anderen öffentlichen Gebäuden oder direkt am Ort selbst an.
Zusammenfassung
Mittels eines am jeweiligen Ort angebrachten Plakates, dessen Mittelpunkt ein QR-Code bildet kann der Besucher einen Link auf seinem Smartphone abrufen welcher ihn auf eine für den Ort eigens gestaltete Web-Applikation führt. Dort kann er Informationen, Bilder, Videos, Texte und Nutzerkommentare einsehen, sowie selber Kommentare hinterlassen. Mit dem Abrufen des Links wird der Nutzer passiv, mit dem Hinterlassen eines Kommentars aktiv Teil der Geschichte des Gebäudes oder Ortes – repräsentiert durch einen »Pixel« in der sich durch das Vergessen zersetzenden Struktur.
Anlass der Überarbeitung
Während im ersten Projektsemester vornehmlich getrennt an der Sammlung von Material (Kulturarbeit & Sozialwesen) und der Erstellung des Präsentationskonzepts (Design) gearbeitet wurde, bot sich im Wintersemester 2012 / 13 die Möglichkeit gemeinsam mit Studierenden der anderen Studiengänge Konzepte und Erfahrungen des Sommersemesters 2012 zu besprechen und kritisch zu überprüfen.
Im Verlaufe des Kurses hatten wir so Gelegenheit das Konzept der aktuellen Datenlage anzugleichen, sahen aber auch die Notwendigkeit unser Konzept an einigen Stellen zu kürzen.
Neuasrichtung der Mobilen App
Besonders der Aufbau der Mobilen Applikation erschien uns mit Blick auf die Form der zur Verfügung stehenden Daten als überarbeitungswürdig. Da uns hauptsächlich Tonaufnahmen und Bildmaterial in Form von alten Fotografien zur Verfügung standen entschlossen wir uns die App entsprechend neu zu gestalten.
Es entstand in der Folge ein interaktiver Rundgang an verschiedenen Schauplätzen. Dabei blieben grundsätzliche Mechanismen allerdings erhalten. Pro Projektort sind im Gegensatz zum vorherigen Konzeptstand nun mehrere Codes vorgesehen, die verschiedene Facetten des jeweiligen Ortes beleuchten.
Plakate & Aufkleber
Schon im ersten Projektsemester war das Konzept auf einen Guerilla Marketing-Ansatz ausgelegt. Dieser Aspekt wird im zweiten Projektsemester verfestigt. Da nun mehrere Orte bespielt werden sollen eignet sich ein gegenüber den ursprünglich geplanten A2 Plakaten kompakteres Format. Daher verkleinerten wir das Format auf etwa Din-A4 große Aufkleber. Ein neuer Ort kann so relativ schnell, einfach und mit geringem Aufwand für die Aktion erschlossen werden.
Website
Hinsichtlich der Website bleibt das anfängliche Konzept unverändert erhalten. Auch wenn die Site in der Überarbeitung des Konzepts keine Rolle gespielt hat scheint deren Einsatz nach wie vor sinnvoll. Besonders die Übersicht über den Zersetzungsgrad der bespielten Orte scheint essenziell für das Gesamtkonzept.
Bewertung der Ergebnisse
Der aktuelle Entwicklungsstand des Konzeptes reizt noch nicht im angestrebten Umfang die technischen und konzeptionellen Möglichkeiten aus, erlaubt aber einen angemessenen Überblick über die Ergebnisse der bisherigen Kursarbeit.
Zusammenarbeit
Besonders die engere Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen war für die Entwicklung des Projekts ein wichtiger Schritt und wäre wohl durchaus bereits zu einem früheren Zeitpunkt interessant und sinnvoll gewesen. Es wäre wahrscheinlich spannend und recht fruchtbar gewesen schon zu Projektbeginn gemeinsam die Möglichkeiten und Grenzen des Projektes auszuloten.
Ausblick & Zukunft des Projektes
Eine Umsetzung des Konzeptes und damit eine Präsentation der Ergebnisse der Recherche im kleinen Rahmen ist geplant und erscheint beim derzeitigen Projektstand umsetzbar.