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hafer linsen

Wie aus einem Rezept meine erste Schriftart wurde.

Im Grundkurs Schriftgestaltung erhielt ich grundlegende Informationen zum Thema Typografie und somit die Möglichkeit, mich intensiv mit einem mir bis dahin fremden Thema zu befassen. Während zu Beginn des Kurses die Theorie im Vordergrund stand, gingen wir schon recht bald in die Praxis über.

Analoge Übungen

Anfangs hieß es Üben, Üben, Üben!
Um ein Gefühl für Schrift zu bekommen und sicherer im Schreiben zu werden, zeichneten und schrieben wir viel mit Breit- und Spitzfeder. Während mir dieser Prozess zunächst sehr schwer fiel, spürte ich schon bald, wie eine gewisse Sicherheit einsetzte und aus Anstrengung Freude wurde. Ich erhielt ein Verständnis für die einzelnen Buchstaben, ihren Aufbau und ihre Form. Ich begann zu experimentieren und hätte mich mit diesen Aufgaben trotz aller Anstrengung wohl ewig beschäftigen können.

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Variationen auf Rezept

Da ich mich mit den Federn noch nicht vollends geübt fühlte, schob ich die nächste Aufgabe etwas vor mich hin. Doch ich merkte schnell, dass dies nur meine innere Unsicherheit war.
Mit dem Online-Tool „TypeCooker“ hieß es schon bald Herumprobieren und Herausforderungen annehmen. Ein Zufallsgenerator, der die eigene Kreativität anregt und das Verständnis für die Vielfältigkeit der Typografie festigt.

Ich hatte viel Spaß am Erforschen der verschiedenen Rezepte und war erstaunt, wie kleinste Veränderungen schon großes Bewirken konnten. Und tatsächlich war ein Rezept im Kochbuch enthalten, welches ich digital verfeinern wollte.

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Vor der Digitalisierung

Bevor es an die Digitalisierung meiner Schrift gehen sollte, gestaltete ich die einzelnen Buchstaben auf dem Papier. Ich wiederholte dies, fertigte verschiedene Varianten an und nutzte das empfohlene Butterbrotpapier, um gewisse Teile einzelner Buchstaben als Vorlage für weitere nutzen zu können. 

Mit zunehmender Übung merkte ich, dass meine Schrift tatsächlich stimmig war. Ließ meine Konzentration jedoch nach, so hatte ich Schwierigkeiten, konsistent im Gestaltungsprozess zu bleiben. Die vielen Tipps halfen mir, meine Schrift zu verfeinern und weiterzuentwickeln.

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Digitalisierung der Schrift

Da die Zeit drängte, begann ich meine Buchstaben nach und nach zu digitalisieren. Entgegen der Empfehlungen setzte ich dies in mühsamer Kleinarbeit mit Photoshop um. Nachdem ich mich unter Schweiß und Tränen dort eingefuchst hatte, mangelte es mir nämlich an Motivation und Ausdauer, das Gleiche mit einem weiteren Programm zu erleben.

Die Arbeit mit Pfaden war für mich völlig neu und entsprechend anstrengend. Ich brauchte viele Versuche und noch viel mehr Zeit, um das Tool auch nur ansatzweise zu verstehen. Als es dann ein erstes Aha-Erlebnis gab, konnte ich langsam erste Fortschritte vermerken und spürte, wie der anfängliche Frust weniger wurde. Viele Stunden später begann mir diese doch sehr kleinteilige und exakte Arbeit sogar etwas Spaß zu machen. Nichtsdestotrotz setzte mich der anstehende Abgabetermin wahnsinnig unter Druck, sodass ich teilweise ungesund viel Zeit vor meinem Laptop verbrachte und anschließend erschöpft ins Bett fiel. 

Während mir einige Buchstaben erstaunlich leicht von der Hand gingen, hatte ich an anderen doch sehr zu knabbern. Das s formte ich wieder und wieder, an den Buchstaben v, w, x und z verzweifelte ich, bis ich einen entscheidenden Tipp erhielt und die 8 verlangte unvorstellbar viele Stunden meines Lebens. Nun müsste man meinen, ich wäre nach so viel Zeit und Aufwand mehr als zufrieden mit all den Buchstaben. Doch das bin ich leider nicht. Manche haben zu viel ihres ursprünglichen Charakters auf ihrer Reise in die digitalen Sphären verloren und andere haben scheinbar nie einen besonderen Charakter besessen oder sind irgendwie aus der Form geraten.

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Ein erster Versuch, die Schrift mit Hilfe von Calligraphr in ein Gesamtbild zu bringen, überraschte mich positiv. Auch wenn die Anwendung ziemlich unvollkommen ist und die Buchstaben für sich betrachtet nicht sonderlich gut wirken, half sie mir, zu sehen, wie meine Schrift aussehen könnte. Und ich stellte fest, dass sie durchaus funktioniert.

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Bei der Feinarbeit mit FontLab 8 brauchte ich wieder Zeit, eh ich mit dem Programm zurecht kam. Hier fand ich sehr hilfreich, dass man die Schrift direkt austesten und flexibel anpassen konnte. Es half mir, zu sehen, was sich im Gesamtbild veränderte, wenn ich kleine Dinge anpasste.

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Letztendlich bin ich mit dem Gesamtbild meiner Schrift weitestgehend glücklich. Die Buchstaben passen zueinander und es ist ein einzigartiger, typografischer Charakter zu erkennen.

Und tatsächlich war ich am Ende so sehr im Prozess, dass ich auch Lust hatte, noch das ein oder andere Sonderzeichen zu gestalten. Eine tolle Entscheidung, wie ich finde!

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Vergleich Calligraphr FontLab8.jpgVergleich Calligraphr FontLab8.jpg

Fazit

Ehrlich gesagt war dies einer der schwierigsten Kurse für mich. Ich benötigte viel Selbstdisziplin und Ausdauer und musste mich immer wieder auf's Neue motivieren. Jeder Part der Schriftgestaltung war eine Kunst für sich und für mich persönlich war zu wenig Zeit vorhanden, als dass ich auch nur mit einem davon wirklich sicher werden konnte.

Das Zeichnen der Buchstaben erschien mir wie eine neue Kunstrichtung, die ich kennenlernen und direkt erlernen durfte. Ich steckte quasi noch in den Kinderschuhen, als ich bereits in den nächsten Lebensabschnitt gebeten wurde. Ich wäre gerne länger verweilt, um all das Erlernte besser verinnerlichen und vertiefen zu können. Ich denke, ich hätte mehr Übung gebraucht.

Die Digitalisierung zwang mich anfangs in die Knie. Ich war wirklich niedergeschlagen und hatte an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt. Doch ich blieb dran und bin sehr glücklich darüber. Meine Schrift mag zwar nicht vollkommen sein, doch der Weg dorthin war eine wahnsinns Erfahrung für mich.

Und ganz ehrlich? Ich mag meine Schrift. Sie ist nicht perfekt, aber sie spiegelt all meine Mühe und meinen Fleiß wider. Ich verbinde mit ihr meine persönlichen Erfahrungen und Emotionen auf diesem Weg und ich sehe, was alles dahinter steckt. 

Vermutlich hätte ich diesen Kurs nicht beendet, hätte ich nicht regelmäßig wertvolles Feedback erhalten, wirklich hilfreiche Tipps bekommen und durch die Besprechungen wissenswertes hinzugelernt. Der Input im Kurs war enorm. Ich habe so viele Informationen aufgenommen, dass ich mir gar nicht alles merken konnte. Ich habe es genossen, zu sehen, wie sich all die Teilnehmenden entwickelten und ich bin wirklich stolz, sagen zu können, dass ich eine davon bin.

Vielleicht hätte ich selbst mehr Zeit benötigt, um Üben und Verstehen zu können. Vielleicht war es aber auch genau richtig so, um am Ball zu bleiben und zu vermeiden, dass ich mich auf mein hinzugewonnenes Können ausruhe. Es war definitiv eine besondere Herausforderung.

Vielen Dank für diesen Kurs und die damit verbundenen Erfahrungen. Ich habe dadurch einen Einblick erhalten, wie aufwendig die Gestaltung von Schriften und wie umfangreich das ganze Thema der Typografie ist.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuer_in

foto: Prof. Luc[as] de Groot

Zugehöriger Workspace

SS25 Grundkurs Schriftgestaltung

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2025