In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Kurs „Inclusive Design – Neue Perspektiven auf Gestaltung“, geleitet von Jolanta Paliszewska, setzten wir uns intensiv mit dem Thema Inklusion und Barrierefreiheit im gesellschaftlichen als auch im Design-Kontext auseinander. Durch Jolantas wertvolle Inputs, die uns für das Thema Accessibility sensibilisierten, reflektierten wir kritisch unsere Rolle als Designer*innen und entwickelten ein Verständnis für Inklusion, sowie die Berücksichtigung dieser in unserem Gestaltungsprozess.
Durch die freie Wahl für das Abschlussprojekt habe ich mich dazu entschieden mich mit einem Thema zu beschäftigen, bei dem ich glaube, dass es große gesellschaftliche Relevanz hat und mir damit sehr am Herzen liegt. Es war mir wichtig, das Gelernte gezielt anzuwenden und etwas zu gestalten, was für die breite Masse unabhängig von Ihren Bedürfnissen zugänglich ist. Aus diesem Grund habe ich einen Bereich gewählt, der von der Partizipation der Masse lebt.
Unser Zusammenleben in der Welt ist bedingt durch unser Handeln, als Produkt und basierend auf den Informationen, die wir erhalten. Meiner Meinung nach ist informiert zu sein, mitreden zu können, seine Meinung zu bilden und für diese einstehen zu können eine der bedeutendsten Formen der Integration in unserer Gesellschaft.
Die meist genutzte Informationsquelle ist das Internet und die Sozialen Medien, also digitale Nachrichtensender. Doch nicht alle Menschen haben den gleichen Zugang zu den dort veröffentlichten Informationen. Nachrichtensender weisen einige Barrieren auf, beispielsweise durch schriftliche Medien, die von blinden Menschen oder Personen mit Dyslexie schwer wahrgenommen werden können. Bei auditiven Nachrichten, wie Radiosendern oder Podcasts, entstehen Barrieren für gehörlose Personen und visuelle Medien stellen sowohl blinde als auch gehörlose Menschen vor gleichermaßen Herausforderungen.
Für mein Abschlussprojekt habe ich mir deshalb die Frage gestellt: Wie kann ein digitaler Nachrichtenabieter gestaltet werden, der einige bestehende Barrieren in der Informationsübermittlung abbaut und einen möglichst inklusiven Zugang ermöglicht?
Mein Abschlussprojekt umfasste schließlich die visuelle Gestaltung einer Website, die ich NYOUS genannt habe. Der Name setzt sich aus dem Wort „You“ und „News“ zusammen und wird durch den Slogan So that you knew. unterstütz, was übersetzt „Sodass du Bescheid wusstest“ meint. Das Logo stellt einen zeigenden Finger dar. Die Benutzer*innen sollen sich angesprochen und im Umkehrschluss inkludiert fühlen. Das Konzept war es, mehrere Möglichkeiten Nachrichten abzurufen in einer Website zu vereinen, die von den Benutzer*innen individuell angepasst werden kann.
Durch den Kurs habe ich gelernt, wie wichtig der direkte Austausch mit den betroffenen Personengruppen für ein inklusives Design ist. Dies war jedoch eine Herausforderung für mich, da ich in meinem näheren Umfeld niemanden kannte, der durch die Barrieren digitaler Nachrichtensender eingeschränkt wird und auf dessen Erfahrungen und Bedürfnisse ich die Gestaltung der Website stützen konnte.
Daher recherchierte ich im Internet und informierte mich anhand von Erfahrungsberichten von Personen, die mithilfe bestimmter Tools digitale Barrieren überwinden können, um herauszufinden, welche davon am effektivsten sind. Dabei fand ich heraus, dass externe Overlay-Tools, die die Bedienung von Webseiten durch individuelle Anpassungen erleichtern sollen, oft nicht mit den Voreinstellungen der Geräte kompatibel sind, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen bei der Nutzung von Technik häufig haben und die Nutzung dadurch wiederum stören und erschweren können. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden die Einstellungen, die für eine zugängliche Benutzung der Website relevant sind, Website-intern einzusetzen, um weder das System noch die Nutzer*innen zu überfordern.
Bei der Berücksichtigung von Zugänglichkeit und Barrierefreiheit im Design werden viele verschiedene Gruppen und deren Individualität beachtet, wodurch eine Vielzahl an Informationen zusammenkommt. Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, all diese erforderlichen Features so zu integrieren, dass die Auswahl übersichtlich bleibt. Ich versuchte, dieses Problem zu lösen, indem ich Schlüsselbegriffe sowohl farblich hervorhob und durch Felder klar voneinander abgrenzte. Darüber hinaus konnte ich durch das Kombinieren mehrerer Informationen – wie zum Beispiel bei den Einstellungen, die ich in „Accessibility Profiles“ unterteilte – die Auswahl strukturierter und übersichtlicher gestalten.
Im Verlauf des Projektes hat mir das Feedback des Kurses besonders geholfen, meinen Prozess zu reflektieren und offen für Korrekturen zu bleiben, um daran zu wachsen. Der kontinuierliche Dialog und die verschiedenen Perspektiven haben mir neue Ansätze und Lösungen aufgezeigt, die ich allein vielleicht nicht in Betracht gezogen hätte. Ich habe erkannt, dass es immer noch Raum für Weiterentwicklung gibt.
Zunächst dachte ich, bereits einen guten Umgang mit inklusiver Sprache gefunden zu haben, doch durch die Hinweise und Anregungen im Kurs konnte ich viel dazu lernen, wie ich meine Ausdrucksweise noch weiter verbessern kann. Es wurde mir bewusst, wie tief verwurzelt ableistische Sprachmuster und Denkweisen in der Gesellschaft sind und wie wichtig es ist sich fortlaufend immer wieder intensiv damit auseinanderzusetzen, auch wenn man glaubt, bereits „ausreichend“ sensibilisiert zu sein.
Zu Beginn des Kurses wurden wir darum gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Ich war zunächst unsicher, was genau ich unter dem Begriff „Barrierefreiheit“ verstehe, und zögerte mit meiner Antwort, dass Barrierefreiheit über die reine Mobilität hinausgeht und viele weitere Aspekte, wenn nicht sogar alle physischen, gesellschaftlichen, sozialen und politischen Bereiche umfassen könnte. Im Kurs lernte ich jedoch, dass überall Barrieren auftreten können, was die Gewährleistung einer universellen Zugänglichkeit zu einer komplexe Herausforderung macht, da es sowas wie eine „vollständige Barrierefreiheit“ nicht geben kann. Es lassen sich nie alle Barrieren vollständig vermeiden, doch wenn man es herunterbricht, kann mehr Zugänglichkeit bereits durch eine einzelne Entscheidung gewährleistet werden – oder eben nicht.
Design kann die Gesellschaft formen, indem es einen Einfluss auf zwischenmenschliche Interaktionen, die eigene Wahrnehmung und Erkenntnis nimmt. Als Designer*innen bietet uns sich die Wahl zur Entscheidung Individualität zu berücksichtigen.
Die Entscheidung dazu, die Vielfalt der Menschen wahrzunehmen, anzuerkennen und einzubeziehen, kann durch differenzierten Austausch und einer kritischen Auseinandersetzung entstehen und neue Möglichkeiten eröffnen. In Zukunft möchte ich mich dieser Entscheidung mehr bewusst werden und von ihr Gebrauch machen.