In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Heyy:)
Hier findest du meine Dokumentation vom „Further Reading Seminar — Sprache und Text als Mittel der Inklusion“ bei Prof. Christina Poth und Susanne Stahl. In dem Kurs haben wir uns auf einem breiten Feld von der Wirkung, der Macht hin zum Einfluss von gesprochener und geschriebener Sprache bewegt. Themen waren Identität, Gesellschaft, Politik, Sprachwissenschaft oder Geschlechtsidentitäten.
Zu Beginn des Kurses haben wir uns durch Gastvorträge intensiv mit vielen verschiedenen Themen im Zusammenhang mit der Sprache beschäftigt. So gab es einen breiten inhaltlichen Input an Möglichkeiten. Über mein anfängliches Interesse an gesprochener Sprache und Klangsymbolik bin ich zu Sprachtheorien und Phänomene zur kulturübergreifenden Wahrnehmung gekommen.
Sprache beeinflusst, wie wir die Welt sehen und verstehen. Sie formt unsere Wahrnehmung von Farben, Raum und Zeit und hilft uns, die Komplexität der Umwelt zu ordnen. Doch sie begrenzt auch, wie wir diese Kategorien wahrnehmen. Warum unterscheiden manche Sprachen unzählige Blautöne, während andere nur „hell“ und „dunkel“ kennen? Wie verändert die Art, Zeit zu beschreiben, unser Empfinden für Vergänglichkeit?
Dieses Projekt untersucht, wie die Sprache unsere Wahrnehmung lenkt und welche Perspektiven uns durch andere Sprachen eröffnen können. Themen sind die Kommunikation, Kultur, Gesellschaft, Sichtbarkeit und der Austausch untereinander. Wie fühlt sich die Welt durch andere Worte an?
Ziel ist es, Menschen dazu einzuladen, sich aktiv mit den unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Wahrnehmungen auseinanderzusetzen. Es soll dazu einladen, über die eigene Perspektive anderen zu öffnen. Vor allem in einer Zeit, in der oft von Individualismus und nationalistischen Tendenzen geprägt ist, möchte das Projekt näher zusammenrücken.
Meine inhaltliche Auseinandersetzung habe ich durch visuelle Experimente umgesetzt. Dabei können Personen mithilfe von Klebestickern ihre Wahrnehmung markieren und sich positionieren. So entsteht auf spielerische und interaktive Weise ein breites Spektrum an verschiedenen Wahrnehmungen. Diese Experimente habe ich auf mehrere Hefte aufgeteilt – jedes Heft behandelt ein Thema. Insgesamt gibt es drei Experimente sowie ein viertes Heft, das als Prolog dient und die anderen einordnet und in Zusammenhang setzt.
Experiment 1: „Zwischen Grün und Nicht-Grün“
Wo hört eine Farbe auf und wo beginnt die Nächste?
Experiment 2: „Gestern, Morgen und das Jetzt dazwischen“
Zeit- und Raumwahrnehmung durch Sprache
Experiment 3: „Von Regeln zur Realität“
Einfluss von Grammatik und Struktur einer Sprache
Alle Hefte ergeben zusammen ein Buchobjekt, das durch eine Ringbindung ein Ganzes ergibt. Die Formate variieren – in der Höhe sind sie identisch, während sie in der Länge gestaffelt aufeinander aufbauen.
Farblich habe ich mich auf Graustufen beschränkt, ergänzt durch leuchtendes Grün und Orange, die hauptsächlich über die Sticker zum Einsatz kommen. Anstelle von Fotos und Illustrationen habe ich eine eigene Headline-Schrift entwickelt. Diese basiert auf der Kreisform der Sticker, mit denen ich analog und abstrakt experimentiert habe. Die entstandenen Formen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Hefte und werden durch Illustrator-Effekte unterstützt.
Prozess:
Meinen Inhalt habe ich auf A3 Druckbögen mit dem Riso, in den Farben Teal und Fluo Green gedruckt. Nach dem Zuschneiden wurden die die Hefte mit Kunststoff Spiralen zusammengebunden. Unterstützend zum Heft gibt es einen Umschlag mit Sticker, Info Flyer und zwei Poster.
Das Projekt war eine große Herausforderung und hat viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Ich bin dabei an die Grenzen meiner bisherigen Arbeitsweise gestoßen und wurde weit aus meiner Komfortzone geholt. Besonders das freie Arbeiten ohne klare Begrenzungen oder eine direkte Anwendung fällt mir schwer.
Die Themenfindung hat viel Zeit gebraucht, wodurch ich schnell an Sicherheit verlor. Auch die Strukturierung und Fokussetzung brauchten mehrere Anläufe. Dadurch kam ich erst spät zu dem, was mir wirklich Spaß macht: dem Gestalten meines Inhalts. Der Spagat zwischen wissenschaftlicher Recherche und Gestaltung war eine Herausforderung.
Rückblickend bin ich stolz, dass ich trotz Frust und Schwierigkeiten dran geblieben bin und mich auf die Stärken meines Projekts konzentriert habe. Neben der investierten Zeit in Struktur und Konzept nehme ich vor allem mehr Vertrauen in meine eigene Arbeit mit. Auch das Vertrauen, mich nicht direkt vom „trockenen“ wissenschaftlichen Arbeiten abschrecken zu lassen.
Die Arbeit in den Werkstätten hat mir zum Ende hin besonders viel Freude bereitet. Je näher die Ausstellung kam, wurde alles endlich greifbarer und ich konnte mit einer Zufriedenheit die Ausstellung genießen. Ich bin dankbar, die Erfahrung gemacht und Teil davon gewesen zu sein.