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Ein lustig Tierbuch – Überbleibsel etlicher Exekutionen einer sich selbst wiederkäuenden Masse

Ein lustig Tierbuch – Überbleibsel etlicher Exekutionen einer sich selbst wiederkäuenden Masse

sie* haben 12 Tiere misshandelt.
Ich habe ein Buch voll schlechter Witze daraus gebaut.
Im Gegenzug erhoffe ich mir eine hübsche Zahl.
Haben Sie wohl eine hübsche Zahl für mich über?
Sie dürfen auch würfeln.
Ich werde höflich nicken und mich bedanken.


*„sie“ hier bewusst klein, um das „sie“ (Plural) der Tier-Misshandler nicht mit dem „Sie“ (Singular) der Würfelnden gleichzusetzen.

Ein Ansatz

Ansatz: Zunächst werden erste Ideen schriftlich festgehalten. Noch keine echten Skizzen, mehr ein Abstecken und Eingrenzen der zu gehenden Route.

Grundthese: Alles ist böse und ich kann es beweisen.

Rohe Gestaltungsansätze:

-  Rote Akzente, denn rot ist die Farbe der Liebe (Liebe der Menschen zur Gewalt über Wehrloses)

-   Recycling-Papier und Material-arme Bindung, um den moralischen Zeigefinger noch etwas unerträglicher aufzublasen (habe ich schon erwähnt, dass ich Veganer bin?)

-   Transparentpapier (bedeutungsschwer, nicht?).  

- Möglichst viel Grafik und Zeichnung, möglichst wenig Blocksatz-Korrektur*

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*ich wollt, ich wär mutig genug, so an die ganze Sache heranzugehen. Tatsächlich habe ich Stunden in den Versuch investiert, den Blocksatz irgendwie zu reparieren. Da ich aber in Affinity-Publisher gearbeitet habe, und Publisher Indesign in der Hinsicht doch noch um einiges hinterherhängt, habe ich letztlich aufgegeben und mir bleibt nur, mein Scheitern im Nachgang als Konzept zu verkaufen. Man hat es aber fast geglaubt! Übrigens will ich mein Versagen nicht gänzlich auf Publisher schieben. Es gibt durchaus Methoden, den Blocksatz in Publisher zu bereinigen, es dauert nur Dekaden – und ich bin arm an Zeit und Geld

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Die Leichenschau

Meine Gestaltungsansätze als Kompass verwendend, werden erste Praxisversuche kreiert.

Gewiss alle sehr zielsicher gestaltet?

Nein; nur auf Masse gerichtet, möglichst erbarmungslos. Alles direkt als gescheitert entlarven und umgehend füsilieren – aber das liegt in der Natur dieses Prozesses. Aus den Leichen dieser Versuche lässt sich erst das tatsächlich Brauchbare bergen.

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Autopsien in Masse

Die Autopsien liefern dann das einheitliche Konzept?

Zusammengekratzte Ideenfetzen, bestenfalls - sie Konzept zu nennen wäre böse und falsch. Um meiner Grundthese „alles ist böse“ treu zu bleiben, tue ich es trotzdem.

Wie du meinst. Was ist nun aber das „Konzept“ aus deinen Leichen?

Das verrate ich noch nicht. Nur soviel: Es ist bislang nicht sonderlich gut und zudem recht unzusammenhängend, aber(!) man hat wenigstens einen Leitfaden ergattert. Mit seinem Fund rechtfertigen wir die vorangegangenen Exekutionen. An jenem Leitfaden wird sich in der jetzt folgenden Produktion orientiert, vorerst; um zu schauen, wie das „Konzept“ sich als Masse verhält. Ob es sich wohl hübsch formen lässt und ob (man darf träumen) sich die Anführungszeichen nicht bald erübrigen. Diese Masse ansehnlich zusammenzuhalten, ist das Ziel.

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Vom endlosen Schlachtprozess zum Endprodukt

So? Und weiter? Nehmen wir an, dass in deiner Masse das Konzept sich verbirgt. Wird jetzt die Masse breitgeschlagen, bis man sie als fertiges Buch verkennt? Werden ihre blauen Flecken nach dieser Prozedur nicht ihr Eigentliches überschatten, sodass vor lauter Prügel-Narben nichts von deinem Konzept mehr bleibt, als ein stark misshandelter Laib geschlagenen Brotteigs? Vergib mir, aber in deinen Leichen hat sich schlicht nicht genug gefunden, gesteh es ein. Je weiter du sie auszuschlachten versuchst, desto stärker sticht es einem ins Auge. Das Zusammenhanglose bist du nicht losgeworden. Die Schreibmaschinen-Schrift nimmt dir niemand ab. Deine Zeichnungen sind unfertig und liegen traurig auf den Seiten herum, als hätte sie jemand unbedacht nachträglich hinein geschmiert. Und was hat dieser alberne Font da zu suchen, der mir die Tiernamen wieder und wieder diktiert? Hat ein Kleinkind dort etwa mit seiner Buchstabensuppe gespielt? Ich dachte, alles ist böse? Jetzt sagst du, alles ist infantil?

Es hat sich tatsächlich nicht genug gefunden. Aber deswegen haben wir die Masse geschaffen. Du missverstehst sie bloß als Endprodukt, wohingegen sie doch wieder Schlachtvieh stellt. Und zwar ein wohl gemästetes – anders als die ersten Praxisversuche. Alles ist böse, auch der Prozess selbst. Man richtet erneut. Man weidet erneut aus. Man nimmt, was man am wenigsten hasst, verwirft, was man am meisten hasst und passt alles dazwischen an das zuerst genannte an. Das wiederholt man, bis etwas mehr oder minder zusammenhängendes entsteht. Bis weniger und noch weniger Narben und blaue Flecken auf der Oberfläche der Masse sich finden. Das Unfertige der Masse zu erkennen und es wieder und wieder auszumerzen, bis sich in alledem ein Konzept erkennen lässt; das ist mein Konzept. Das Konzept schafft sich selbst aus dem Prozess, solange man nur erbarmungslos genug vorgeht. Vielleicht verliert man auch vorher das Interesse und lässt die geschundene Masse bestehen, als eine von so vielen, deren Gesamtheit man dann „das eigene Werk“ schimpft. Vielleicht redet man sich ein, die Masse sei zur Vollendung gedacht und fertig geformt, ungeachtet ihrer offensichtlichen Missgestalt. Oder vielleicht läuft einem die gegebene Zeit ab und man verschont die aktuelle Masse, obschon sie noch voller blauer Flecken ist, und gibt sie im Austausch für eine Zahl hin. 

Wie steht es um deine Masse?

Das muss der Würfel entscheiden.

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Der Druck und die Bindung

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Das Werk

Anbei das vollständige Buch als PDF.

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Die Masse an die Massen tragen

Die halbfertig geprügelte Masse soll nun an die Massen herangetragen werden – dass mir auch ja jeder sieht, was ich hier verbrochen habe.

Leicht nachbearbeitete Scans der Einzelseiten dürften dafür genügen.

Im Folgenden zu sehen sind: Die Umschlagseite 1, das ganze erste Kapitel und das abschließende Zitat des Buches; als möglichst variationsreiche Beispiele, wie das Ganze, wenn ich mich denn zu einer Veröffentlichung entscheide, aussehen würde.

Wenngleich sie hier mit aufgenommen wurden, würde ich stark textlastige Seiten, insbesondere bei einer Veröffentlichung auf Instagram, weglassen. Zum einen liest sich das sowieso niemand durch, zum anderen wird der Text unleserlich, wenn man die Scans zu viel herum-skaliert, wie sich auch an den hier gegebenen Beispielen erkennen lässt.

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Abschließende Selbstbetrachtung

Ich habe lange nicht mehr so viel Zeit damit verbracht, eine Masse bald zu zerlegen, bald sie sich selbst wiederkäuen zu lassen und dergleichen immer wieder aufs Neue zu tun - und ich habe meine Freude daran gehabt. Es ist etwas Abgeschlossenes entstanden, wenn es auch gleichzeitig unfertig sein mag. Man ist einmal den gesamten Prozess durchgegangen und hat nun etwas in der Hand.

Natürlich verabscheue ich dieses Etwas in vielerlei Hinsicht mittlerweile wieder, aber ich rede mir ein, dass das zwangsläufig so sein muss; dass darin sich der Beweis für ein „man ist vorangekommen” findet; dass man alles also, bei erneutem Herangehen, besser handhaben würde. Und das stimmt vermutlich auch, wennschon sich eine langlebige Zufriedenheit mit den eigenen Werken mit dieser Einstellung naturgemäß nie erreichen lassen wird.

Solange aber der dem Werk vorangegangene Prozess mich erfüllt, ist’s drum nicht weiter schade. Und an vielem hat man ja heimlich doch mehr Stolz gefunden, als sich eingestanden werden möchte (vermutlich aus Angst, es könnte einem widersprochen werden?). Über solche Kinderkrankheiten kommt man aber mit der Zeit auch hinweg. 

Es ist ohnehin alles nicht ernst zu nehmen.

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alles ist böse und ich habe es bewiesen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Projekt-Tagebuch

Betreuer_in

foto: Prof. Susanne Stahl

Zugehöriger Workspace

Buch und Narration

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2024 / 2025