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Bosch Digital – Praktikumsbericht

Bewerbungsprozess

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Bei meiner Praktikumssuche habe ich mich bewusst nicht stark eingeschränkt. So war es mir wichtig, räumlich flexibel zu bleiben um eine optimale Stelle zu finden. Mein Hauptfokus lag darauf, Teil eines Teams zu werden, in dem auch andere Designer*innen tätig sind. In meinen bisherigen Postionen als Werkstudent war ich oft die einzige Person im Team mit Design-Hintergrund. Diesmal wollte ich gezielt die Gelegenheit nutzen, von erfahrenen Designer*innen aus der Praxis zu lernen und mich weiterzuentwickeln.

Auch bei der Art der Unternehmen war ich offen: Entscheidend war für mich, dass die Projekte spannend klangen und das Team einen sympathischen Eindruck machte. Daher bewarb ich mich sowohl bei Agenturen als auch bei kleineren Unternehmen und einem Großkonzern – der Robert Bosch GmbH.

Während sich viele Bewerbungsprozesse schleppend entwickelten oder gar nicht erst ins Rollen kamen, verlief die Bewerbung bei Bosch erfreulich zügig. Innerhalb von zwei Wochen wurde ich zu einem ersten Kennenlerngespräch eingeladen. Kurz darauf folgte ein weiterer Termin, bei dem ich eines meiner Uni-Projekte in einer 15-minütigen Präsentation detailliert vorstellen sollte.

Nur wenige Tage nach der zweiten Runde erhielt ich ein Angebot. Obwohl ich ursprünglich mit dem Gedanken gespielt hatte, durch ein Praktikum auch eine neue Stadt kennenzulernen, überzeugte mich die Stelle bei Bosch am Standort Tempelhof. Die Gespräche mit meinen potenziellen Kolleg*innen verliefen sehr angenehm, und die in Aussicht gestellten Aufgaben klangen abwechslungsreich und spannend. Zusätzlich bot Bosch attraktive Benefits, wie flexible Homeoffice-Regelungen und Arbeitszeiten, eine 35 Stunden Woche und eine gute Bezahlung.

Schließlich entschied ich mich, die Stelle anzunehmen, und schickte meine Zusage an Bosch.

Bosch Digital und die Robert Bosch GmbH

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Bosch beschreibt sich selbst auf ihrer Website als weltweit agierendes Unternehmen in den unterschiedlichsten Bereichen. Während die interne Aufteilung nach Geschäftsbereichen tiefer geht, strukturiert sich Bosch nach außen in die vier Businessbereiche „Mobility“, „Industrial Technology“, „Consumer Goods“ und „Energy and Building Technology“. Mit und für alle diese Bereiche arbeitet die interne Abteilung „Bosch Digital“, bei der ich mein Praktikum als UI/UX-Designer absovlierte.

Bosch Digital unterstützt und berät die gesamte Bosch-Gruppe mit all ihren Geschäftsbereichen bei der Umsetzung von digitalem Business sowie skalierbaren IT-Lösungen und der erfolgreichen Implementierung bei ihren Kunden und Partnern.

Innerhalb von Bosch Digital war ich wiederum in der Abteilung Chapter-UX & Marketing-UX Germany tätig. Mein Team bestand aus etwa 20 Personen, die zum Großteil am Hauptsitz in Stuttgart (Feuerbach) tätig waren. Ich selbst arbeitete gemeinsam mit fünf anderen Kollegen im Berliner Office am Standort Tempelhof.

Das Office in Berlin Tempelhof

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Das Büro am Tempelhofer Hafen ist einer von zwei Bosch-Standorten in Berlin und trägt den offiziellen Titel „Innovation Campus“. Mehr als 300 Mitarbeiter*innen arbeiten hier, vor allem an Projekten rund um das Internet of Things und die digitale Transformation.

Im Vergleich zu den zahlreichen weiteren Standorten der Robert Bosch GmbH hebt sich der Innovation Campus deutlich ab. Das gesamte Konzept ist auf kreative Arbeit ausgelegt und bietet den Mitarbeitenden mehr als nur klassische Schreibtische: Es gibt mehrere Werkstätten, Prototyping-Räume, Arbeitszonen mit Waldambiente, eine obligatorische Tischtennisplatte und, und, und...

Neben dem schön gestalteten und gut ausgestatteten Büro schätzte ich jedoch vor allem das Arbeiten am Campus. Die Atmosphäre dort ist besonders angenehm und hebt sich von anderen Bosch-Standorten ab – in gewisser Weise ist der Campus in Tempelhof ein „Außenseiter“ innerhalb des Unternehmens.

Bei meinen Besuchen an anderen Bosch-Standorten, unteranderem am Hauptsitz in Stuttgart, fiel mir auf, dass die Stimmung dort eine etwas andere ist. Dort war das große Unternehmen mit seinen zahlreichen Hierarchien und stellenweise traditionellen Denkweisen deutlich spürbarer.

In Tempelhof hingegen ist die Arbeitsweise wesentlich freier und offener. Die Stimmung erinnert etwas an ein Start-up (mit dem Vorteil geregelter Arbeitszeiten und der finanziellen Sicherheit eines Großkonzerns, haha)

Meine Aufgaben

In meiner Rolle als Praktikant hatte ich viele Freiheiten. Direkt zu Beginn meines Praktikums setzte ich mich mit meiner Praktikumsbetreuerin zusammen, um über meine Interessen und Ambitionen zu sprechen. Daraufhin wurde mir ein grober Ausblick auf anstehende Projekte gegeben. Ich konnte für jedes Projekt individuell entscheiden, wo ich den meisten Mehrwert liefern kann und möchte und welche Bereiche neu und interssant für mich sind um neues lernen wollte. 

Letztendlich war ich in den 6 Monaten meines Praktikums in vor allem 3 Projekten involviert.

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PROJEKT 01

Mein zweites Projekt befasste sich mit der Entwicklung einer digitalen Plattform, die verschiedene interne Services für eine große Organisation zugänglich machen sollte. Ziel war es, die angebotenen Services einheitlich und benutzerfreundlich darzustellen, um die internen Lösungen als attraktive und kompetitive Alternative zu externen Angeboten zu positionieren.

Ich war gemeinsam mit einem weiteren Designer für das UI des Webauftritts verantwortlich. Unser Fokus lag darauf, die Website so zu strukturieren, dass sie den Nutzern die verschiedenen Services klar und verständlich präsentiert. Wir beschäftigten uns intensiv mit der Frage, wie eine solche Website informativ aufgebaut werden kann und welche Fragen die Nutzer zu den Services haben würden.

Während der Arbeit an der Informationsstruktur wurde jedoch deutlich, dass innerhalb der Abteilung viele Teams ähnliche oder sogar identische Services anboten. Es wurde zunehmend schwieriger, klare Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten zu definieren. Diese Verstrickungen im Unternehmen verdeutlichten uns, dass die eigentlichen Probleme nicht durch die Entwicklung einer neuen Website gelöst werden konnten, sondern tiefere strukturelle Fragen und Aufgabenteilungen angegangen werden müssten. Trotz dieser Erkenntnisse blieb das definierte Ziel des Projekts eine Website, die die verschiedenen Services übersichtlich darstellt.


PROJEKT 02

Mein erstes Projekt drehte sich um die Entwicklung eines digitalen Tools, das Arbeitsprozesse in einem industriellen Umfeld optimieren sollte. Das Ziel war es, den Nutzer*innen einen schnellen und effizienten Zugang zu wichtigen Informationen ihrer Arbeit zu ermöglichen, die bislang schwer zugänglich oder umständlich dokumentiert waren.

Als ich im März ins Projekt einstieg, befand es sich noch in einer frühen Phase. Zunächst war es das Ziel ein Minimum Viable Product (MVP) zu entwickeln, welches die grundlegende Idee zunächst validieren sollte. Meine erste Aufgabe dabei umfasste die Analyse, wie das digitale Produkt aufgebaut sein müsste, um den Arbeitsalltag der Zielgruppe sinnvoll zu unterstützen. Dazu führte unser Team umfangreiche Nutzerforschung durch, die vor allem auf Interviews und Beobachtungen basierte. Gemeinsam mit einer Kollegin reiste ich zu einem Produktionsstandort ins Allgäu, um die Zielgruppe direkt bei ihrer Arbeit zu begleiten. Vor Ort führten wir ein sogenanntes Shadowing durch, bei dem wir die Arbeitsabläufe beobachteten, offene Fragen klärten und direktes Feedback einholten. Ein zentraler Bestandteil meiner Rolle war es, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Nutzer zu verstehen und mögliche Interaktionen für das digitale Tool zu identifizieren. Da das geplante Produkt mit künstlicher Intelligenz arbeiten sollte, sammelten wir auch spezifische Fragestellungen, die die Zielgruppe im Arbeitsprozess hatte, um potenzielle Prompts und Anwendungsfälle zu definieren.

Die Rolle des Researcher behielt ich während des gesamten Praktikums bei. Wir bereiteten unsere Ergebnisse aus unserem Besuch auf und präsentierten diese, im Rahmen eines Workshops im Berliner Office, dem gesamten Team. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Entwicklung des MVP. Einige Wochen später reiste ich erneut zu einem Produktionsstandort, diesmal nach Lohr am Main, um einen entwickelten Prototypen mit der Zielgruppe zu testen. Gemeinsam mit meiner Kollegin führte ich strukturierte Interviews, basierend auf einem vorher entwickelten Leitfaden. In den Gesprächen sammelten wir Feedback, Gedanken und Verbesserungsvorschläge der Zielgruppe. Dieser Schritt war entscheidend, um das Produkt weiter zu optimieren und die Produktidee weiter zu validieren.

Gegen Ende meines Praktikums wurde beschlossen, das Produkt in die Entwicklungsphase zu bringen. Zu meiner Freude erhielt ich dadurch das Angebot, das Projekt als Werkstudentin weiterhin zu begleiten und bin bis heute weiter darin tätig.


PROJEKT 03

Mein drittes Projekt war etwas kleiner und trat nur sporadisch in den Vordergrund. Ein anderes Team hatte ein Baukastensystem für einen Webshop entwickelt, das sie bewerben wollten. In diesem Zusammenhang war es meine Aufgabe, in Figma das Design für einen „Default“ Webshop zu erstellen. Ziel war es, ein ansprechendes und funktionales Design zu entwerfen, das potenziellen Kund*innen die Flexibilität des Baukastensystems zeigte.

Nachdem ich das Design abgeschlossen hatte, übernahm eine Auszubildende die Entwicklung des Webshops mithilfe des Baukastensystems. Während des gesamten Prozesses gab es immer wieder kleinere Anpassungen und Herausforderungen, die auftraten. Für diese Situationen entwickelte ich neue Lösungen, um sicherzustellen, dass das Endprodukt stets benutzerfreundlich und intuitiv blieb.


Reflexion

Rückblickend bin ich wirklich zufrieden mit den Projekten, die ich begleiten durfte. In beiden hatte ich eine feste Rolle als UX Researcher und UI Designer, was mir geholfen hat, diese Rollen besser kennenzulernen und in den jeweiligen Projekten klar zu differenzieren. Dabei wurde mir bewusst, dass meine Stärken in der konzeptionellen Arbeit und der visuellen Gestaltung von Interfaces liegen. Gleichzeitig wuchs mein Interesse an entwicklungsspezifischen Themen. Obwohl ich in diesem Bereich noch einiges lernen muss, ist mir klar geworden, wie wichtig ein gewisses Verständnis für technische Schnittstellen ist, um besser mit Entwicklern zusammenarbeiten zu können. Daher möchte ich mich in diesem Bereich weiterentwickeln.

Eine der größten Lektionen, die ich mitnehme, betrifft die Zusammenarbeit im Corporate-Kontext. Im Studium habe ich oft die Möglichkeit, nahezu jede Entscheidung in Projekten aktiv zu beeinflussen. In einem großen Unternehmen ist die Zusammenarbeit jedoch wesentlich komplexer. Es gibt viele Meinungen und Interessen, die berücksichtigt werden müssen, und nicht jede Idee oder jeder Optimierungswunsch kann umgesetzt werden. Die interne Struktur, die festgelegten Verantwortlichkeiten und die oft komplexe Infrastruktur erfordern pragmatische Entscheidungen und Kompromisse.

Weiterhin bin ich auch sehr froh über die internationale Zusammenarbeit im Team. Neben der Tatsache, dass die gesamte Projektdokumentation auf Englisch erfolgt, werden auch die meisten Meetings in Englisch abgehalten. In jedem meiner Projekte kamen Kolleginnen aus der ganzen Welt zusammen, und ich hatte das Glück, intensiv mit Kolleginnen aus Vietnam, China, Polen und Ungarn zusammenzuarbeiten. Damit wurde Englisch für mich ganz selbstverständlich zum Alltag. Das führte dazu, dass ich definitiv meine Hemmungen verloren haben. Ich fühle mich beim Sprechen sicherer und mein Englisch insgesamt ist auch flüssiger und selbstbewusster geworden.

Die aus der internationalen Zusammenarbeit resultierende kulturelle Vielfalt im Team war ebenfalls eine bereichernde Erfahrung. Besonders im Austausch mit Kolleg*innen aus China und Vietnam habe ich gelernt, wie unterschiedlich die Umgangsformen in Bezug auf Respekt, Kommunikation und Humor sein können. Diese Unterschiede empfand ich als spannend und lehrreich. Sie förderten eine bewusstere und intensivere Kommunikation und zeigten mir, wie wichtig es ist, sich situativ anzupassen.

Ich habe viel darüber gelernt, wie wertvoll es ist, unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen und den eigenen Kommunikationsstil flexibel zu gestalten. Diese Vielfalt im Team trug aus meiner Sicht zu einem wertvollen Austausch bei, der das gegenseitige Verständnis vertiefte und das Teamgefühl stärkte.

Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass ich mit meinem Praktikum sehr zufrieden bin. Natürlich gab es Momente, in denen die Arbeit weniger Spaß gemacht hat, insbesondere wenn ich mit Themen wie Konzernpolitik und Verantwortlichkeiten konfrontiert wurde, die manchmal den Enthusiasmus dämpfen. Dennoch habe ich insgesamt eine sehr angenehme Arbeitsumgebung mit viel Freiheit und Verantwortung erlebt. Ich konnte meine Meinungen argumentieren und in diesem Prozess auch meine Fähigkeiten weiterentwickeln. 

Besonders dankbar bin ich für das großartige Team, das mich umgibt. Ich freue mich, weiterhin als Werkstudent bei Bosch tätig zu sein und die Erkenntnisse aus meinem Praktikum in der weiteren Zusammenarbeit einzubringen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Praktikumsbericht

Betreuung

foto: Prof. Reto Wettach

Zugehöriger Workspace

2.23-PS Praxissemester - Praktikum & Praxisbericht

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2024

Keywords

1 Kommentare

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