In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Masterarbeit (2024)
Als Gestaltungselement ist Farbe im Design von hohem Interesse, da Farbigkeit etwas ist, worüber sich entscheiden lässt und was das Ergebnis, seine Wirkung und Ästhetik, seine Lesbarkeit und Zugehörigkeit und nicht zuletzt seine Brauchbarkeit in erheblichem Maße beeinflusst. Farbe kann den Blick lenken. Farbe kann ordnen. Farbe kann Atmosphären schaffen und Wohlbefinden beeinflussen. Farbe kann subtil wirken. Und auch die Entscheidung gegen Farbe ist eine Farbentscheidung.
Kulturell herrscht im westlichen Denken ein Vorbehalt gegen Farbe (vgl. Batchelor 2002). Allzu Farbiges erscheint uns unseriös, schrill, billig, kindisch, folkloristisch oder queer. Farbe wird, ähnlich wie das Ornament, verbunden mit Dekor, mit Maskerade, mit Illusion. Sie gibt vor zu sein, was sie nicht ist. Sie verdeckt das Eigentliche und Wahre. Farbe birgt zudem die Gefahr, alles zu verderben. Sie kann den Appetit nehmen. Sie kann ins Lächerliche ziehen. Bei gestalterischen Entscheidungen, insbesondere wenn es um Hochpreisiges und Langlebiges geht, hat sich eine Farbscheu festgesetzt: Lieber greift man auf das achromatische Spektrum zurück als ungeschickte Farbigkeit zu riskieren. Übrig bleiben graue Neubauwüsten, graue Autos, weiße Krankenhausflure, schwarze Sakkos. Farbe ist nur erlaubt, wo sie offenkundig funktional ist: Stop! Gift! Notausgang!
Für die Ausbildung im Rahmen eines Designstudiums haben in den letzten Jahren verschiedene Lehrende und Forschende einen teils erheblichen Mangel an zeitgemäßem Farbunterricht innerhalb von Curricula in verschiedenen Ländern festgestellt (Calvo Ivanovic 2024, ibd. 2022, Csillag et al. 2018, Hirschler 2018, Willard 1998). Für Deutschland liegen bislang keine Daten vor. Meine Arbeit untersucht die Situation spezifisch an staatlichen Hochschulen in Deutschland und füllt an dieser Stelle eine Forschungslücke.
Der erste Teil (Überblick) analysiert, wie das Fach Farbe aktuell in gestalterischen Studiengängen an staatlichen Hochschulen in Deutschland unterrichtet wird. Modulhandbücher, Studienverlaufspläne, Studien- und Prüfungsordnungen, Webseiten der Hochschulen und der betreffenden Studiengänge sowie Vorlesungsverzeichnisse werden auf Stichworte zu Farbe durchkämmt und die Ergebnisse ausgewertet. Die untersuchten Studiengänge umfassen neben Designstudiengängen auch Studiengänge der Architektur, der Innenarchitektur, der freien Kunst, der Kunsterziehung und der Restaurierung.
Der zweite Teil (Rückblick) wirft ein Licht auf die historischen Ursachen unseres Vorbehalts gegen Farbe. Verschiedene Stränge von Platons Bildkritik über die Fehlannahme einer weißen (unbemalten) Antike bis zur Debatte um den Vorrang der Zeichnung gegenüber der Farbe werden beleuchtet und in Beziehung zur aktuellen Lehrsituation der Farbe in gestalterischen Studiengängen gesetzt.
Im dritten Teil (Farbgespräche) werden Lehrende und Absolventinnen unterschiedlicher Studiengänge (Mediendesign, Kommunikationsdesign, Produktdesign, Farbdesign, Architektur, Innenarchitektur, Restaurierung) interviewt und zu ihrem Farbunterricht bzw. dem Farbunterricht, den sie im Studium erfahren haben, befragt. Die Ergebnisse werden ausgewertet und führen im letzten Teil (Ausblick) zu einer Zusammenfassung hinsichtlich einer Aktualisierung und Optimierung des Farbunterrichts im Designstudium.
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Colour is a key element and of great interest in design. Colour decisions have a significant impact on the result, its effect and aesthetics, its legibility, its affiliation, its usability. Colour directs the eye. Colour helps structuring content. Colour is able to create atmospheres and even influence well-being. A decision against chromatic colour is also a colour decision.
Culturally there is a deeply rooted reservation about colour in Western thinking (Batchelor 2002). Anything too colourful deems us dubious, shrill, cheap, childish, folkloristic, or queer. Colour, like ornament, is associated with decoration, masquerade, or illusion. It pretends to be what it is not. It conceals what is real and true. Colour also carries the risk of spoiling everything. It can take away the appetite. It can make you look ridiculous. When it comes to design decisions, especially in pricy and long-lasting items, a neglect of colour has become the norm: deciders prefer to resort to the achromatic spectrum rather than facing the dangers of clumsy colouring. The results are grey façades, grey cars, white hospital hallways, black suits. Chroma is only accepted when strictly functional: Stop! Poison! Emergency exit!
In recent years, various teachers and researchers have identified a considerable lack of contemporary colour education within academic design curricula in various countries excluding Germany (Calvo Ivanovic 2024, ibid. 2022, Csillag et al. 2018, Hirschler 2018, Willard 1998). My thesis examines the situation specifically at public universities and art schools in Germany and aims to fill a research gap.
The first part collects data on how the subject of colour is currently taught in design courses at public universities and art schools throughout Germany. Module handbooks, course plans, study and examination regulations, websites of the universities and the courses as well as lecture lists are scanned for keywords on colour and evaluated. In addition to design courses, the courses examined also include architecture, interior design, fine arts, art education, and restoration.
The second part looks at historical traces leading to our reservations about colour. Various strands from Plato's criticism of images to the false assumption of white (unpainted) Ancient Greece and Rome, or the debate about the priority of drawing over colour (disegno vs. colore) are examined and put into perspective regarding the current teaching situation of colour in design courses.
The third part contains interviews with colour teachers and design graduates from different courses (media design, communication design, product design, colour design, architecture, interior design, restoration). They are asked about details of their colour classes, or the colour classes they experienced during their studies. The results are again evaluated.
The last part sums up results from the research, literature, the interviews, and my own teaching experience aiming at an update and optimisation of colour education in academic design programmes.
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Die umfangreichen Anhänge enthalten persönliche Daten von Farblehrenden. Ich stelle sie daher nur auf Anfrage zur Verfügung.
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