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READY – Art. 8 GG

Wann ist etwas wirklich fertig – gibt es einen solchen Zustand überhaupt?

Einleitung

In dem Some Lab #19 — Ready Kurs drehte sich alles rund um das Thema des Fertigstellens.

Das heisst, dass wir uns viele Fragen rund um die Idee gestellt haben, was es benötigt damit etwas ready bzw. fertig ist. Zu diesen Fragen zählten zum Beispiel: Wann ist etwas fertig? Was wird benötigt um etwas fertig zu machen? Und muss oder kann etwas überhaupt fertig sein?

Bei der Bearbeitung und Interpretation dieser Aufgabenstellung wurden keine Grenzen gesetzt und wir hatten jede Freiheit bei der Umsetzung.

Themenfindung

Dadurch, dass die Aufgabenstellung so frei ist, waren die Auswahlmöglichkeiten für ein zu bearbeitendes Thema riesig und es viel mir schwer, mich auf eine Idee festzulegen.

Nach längerer Überlegung habe ich mich dann dazu entschlossen, mich dem semesterübergreifenden Thema “Demokratie” anzunehmen und in meiner Bearbeitung die Frage aufzuwerfen, ob eine Demokratie etwas fertiges ist bzw. jemand “fertig” sein kann.

Demokratie als Ready?

Um in einem sicheren Staat leben zu können, braucht es Gesetze und Regeln, die eindeutig und klar ausformuliert sind und an die sich alle Bürger:innen halten müssen. Funktioniert unsere Demokratie aber nach diesem Prinzip und kann man diese als ein fertiges System betrachten, in dem wir leben?

Das demokratische Staatssystem wird in Deutschland bereits seit 75 Jahren von dem Grundgesetz geschützt. In diesem sind die Grundrechte festgelegt, welche dafür sorgen, dass die Freiheit und Gleichheit aller Bürger:innen gewährleistet ist. Jedoch sind die Gesetze und die Abschnitte nicht etwa einmal gesetzte, eng gefasste Regeln, die ein bestimmtes Verhalten verlangen, sondern es handelt sich viel mehr um eine Verfassung, welche zwar die grundlegenden Regelungen unserer Demokratie in Grundrechten festlegt, die sich jedoch durch Anpassungen, Interpretationen und Weiterentwicklungen kontinuierlich den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen angleicht. Das bedeutet, dass es sich eben nicht um ein festes Endprodukt handelt, sondern mehr um einen Ausgangspunkt, der die Grundwerte der Gesellschaft und des Staates sichert und einen Rahmen für ein demokratisches und gesellschaftliches Zusammenleben bietet.

Die Demokratie und das Leben innerhalb des von der Verfassung gesetzten Rahmens, lebt von der ständigen Gestaltung von ihr selbst und der Teilhalbe der Bürger:innen. Die Macht hat das Volk, das sich auf die Grundrechte geeinigt hat — es hat die höchste Macht, indem es wählt und so Regeln selbst schaffen kann, um eine Gesellschaft nach seinen Vorstellung zu formen. Sie also als etwas fertiges oder abgeschlossenes zu betrachten, würde bedeuten, dass jegliche Weiterentwicklung der Demokratie selbst gehemmt ist. Die Demokratie ist vielmehr Beispiel von einem System, das nie gänzlich ready sein kann.

Artikel 8 des Grundgesetzes (GG)

Für die Bearbeitung meines Projekts wollte ich mich auf das 8. Grundrecht, die Versammlungsfreiheit, konzentrieren und dieses genauer herausarbeiten.

Art. 8 GG schützt das Recht, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Dadurch haben die Bürger:innen die Möglichkeit, sich zu organisieren, ihre politischen Ansichten zu äußern und Missstände öffentlich anzusprechen. Die Versammlungsfreiheit sichert die öffentliche Meinungsbildung und ermöglicht Demonstrationen oder Proteste, die große Aufmerksamkeit auf Meinungen, Anliegen und Diskurse lenken.

Wenn Menschen auf die Straße gehen, um zu demonstrieren, ist dies Ausdruck des Bedürfnisses und Willens, öffentlich für die eigene Meinung einzustehen – besonders, um akute Unzufriedenheit zu äußern. Dabei wird deutlich, dass in einer Demokratie Freiheit, Frieden und Wohlstand nicht garantiert sind, sondern kontinuierliche Anstrengungen erfordern, um diese Zustände zu schaffen bzw. zu bewahren. Bei Demonstrationen wird sichtbar, dass die Demokratie eben kein fertiges Produkt ist, sondern eine Staatsform, die immer wieder angepasst bzw. gestaltet werden muss, um den gesellschaftlichen Veränderungen gerecht zu werden.

Art. 8 GG soll in meinem Projekt als Ausgangspunkt dienen, um das „Unfertige“ der Demokratie darzustellen.

Umsetzung

Für mein Projekt wollte ich mit selbst angefertigten Zeichnungen arbeiten. Die Idee entstammt meinen Skizzenbüchern, in denen ich oft Objekte, Menschen oder Zitate zeichne, die ich sehe, wobei sich diese Zeichnungen überlappen und eine Art Collage bilden. Ich finde, dass diese Darstellungsweise den unfertigen Charakter gut widerspiegelt, bei dem immer noch etwas hinzugefügt oder verändert werden kann, und somit gut zur Thematik passt. Ich begann damit, verschiedene Dokumentationen und Berichte über Demonstrationen anzuschauen und Ausschnitte abzuzeichnen, die mich besonders ansprachen.

Zunächst wollte ich mehrere Themen aufgreifen und zu jedem ein großes Poster gestalten. Doch diese Idee erschien mir zu langweilig, und ich verspürte das Bedürfnis, etwas zu entwerfen, das mehr Interaktion ermöglicht, um den Betrachter das Konzept des ständigen Wandels näherzubringen. Daher begann ich, die gezeichneten Objekte, Menschen und Zitate zu sammeln, scannte alle Zeichnungen, druckte sie aus und schnitt sie aus. Ziel war es, den Betrachter:innen die Möglichkeit zu geben, die Zeichnungen nach eigenen Vorstellungen zu arrangieren und so eine persönliche Collage zu erstellen. Um das Ganze strukturiert zu halten, kaufte ich Sammelhüllen mit zwei und vier Unterteilungen. Die Zeichnungen können nun in den Hüllen arrangiert werden, und durch ihre Überlagerung entsteht der Effekt einer Collage.

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Demokratie_Art. 8 GG-3.jpgDemokratie_Art. 8 GG-3.jpg

Demokratie_Art. 8 GG-20.jpgDemokratie_Art. 8 GG-20.jpg

Symbolik

Zeichnung:

Da alle Objekte von mir gezeichnet sind, bleibt eine einheitliche Ästhetik erhalten. Gleichzeitig haben die Zeichnungen den Charakter einer Skizze mit Unperfektheiten, um das Unfertige zu unterstreichen – wie ein Plan, der noch nicht fertig ausgearbeitet ist und Veränderungen noch offen sind. Dadurch wird die Idee des Unfertigen verstärkt.

Demokratie_Art. 8 GG-60.jpgDemokratie_Art. 8 GG-60.jpg

Spieglung:

Alle Zeichnungen und Zitate sind auf der Rückseite gespiegelt. Dies soll einerseits verhindern, dass es eine „Rückseite“ gibt, und ermöglicht eine Collage auf beiden Seiten. Andererseits verdeutlicht es, dass es immer mehr als nur eine Perspektive gibt. Da der ursprüngliche Kontext der Bilder und Zitate fehlt, wird dieser nur durch die individuelle Interpretation und Auslegung der Betrachter bestimmt

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Demokratie_Art. 8 GG-25.jpgDemokratie_Art. 8 GG-25.jpg

Sammelhüllen:

Die Sammelhüllen dienen in diesem Projekt als Gerüst. Sie bieten eine gewisse Flexibilität in der Anordnung und im Inhalt, geben aber dennoch eine Struktur vor, innerhalb derer sich das Geschehen abspielt. Dies könnte als Symbolik für das Grundgesetz verstanden werden, das zwar bestimmte Vorgaben macht, aber dennoch flexibel in der Anwendung ist.

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Zukunft

Grundsätzlich ist dieses Projekt nicht abgeschlossen und könnte jederzeit weitergeführt werden. Neue Zeichnungen und Sammelhüllen könnten hinzugefügt werden, um immer mehr Vielfalt einzubringen.

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Demokratie_Art. 8 GG-7.jpgDemokratie_Art. 8 GG-7.jpg

Projekt PDF

Demokratie - Ready.pdf PDF Demokratie - Ready.pdf

Fazit des Projekts

Die Demokratie ist kein fertiges Konzept, sondern erfordert stets die Arbeit aller, um sie aufrechtzuerhalten. Das Projekt soll verdeutlichen, dass die Vorstellung eines Endpunkts, an dem nichts mehr zu tun ist, nicht existiert – und dass dies gut so ist. Denn gerade das Unfertige eröffnet den Freiraum, den wir benötigen, um nicht nur als freie Individuen leben zu können, sondern auch, um eine Weiterentwicklung unserer Gesellschaft zu ermöglichen.

Persönliches Fazit

Ich wusste relativ früh im Semester, dass ich die Demokratie als Thema wählen wollte. Allerdings dauerte es sehr lange, bis ich wusste, wie ich die Umsetzung gestalten sollte. Es fiel mir schwer, eine Form zu finden, die der Komplexität des Themas gerecht wird. Letztlich kann ich jedoch sagen, dass ich mit der Umsetzung meines Projekts zufrieden bin und die Arbeit daran mir Freude bereitet hat.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Keine Angabe

Zugehöriger Workspace

Some Lab #19 - Ready

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2024 / 2025