In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In „Raum und Narration“ wurden unter Betreuung von Susanne Stahl kuriose Tiergeschichten im Raum erzählt.
Es war für uns zu Beginn eine große Herausforderung, nur eine Tiergeschichte aus dieser Riesenmenge an unglaublichen Anekdoten als Thema unserer Ausstellung auszuerküren. Nachdem wir viel recherchiert hatten, stießen wir auf die Erzählung von Koko, einer Gorilladame, welche durch Gebärdensprache mit Menschen kommunizieren konnte.
Nicht nur Kokos unglaubliches Talent faszinierte uns, sondern auch das viele Video- und Fotomaterial zu ihr, welches im Netz archiviert wurde. Wir wollten diese Geschichte letztendlich zu unserm Fokus machen und wussten auch, dass wir audiovisuell arbeiten wollten, um dem Potential des Materials gerecht zu werden.
Koko war ein weiblicher Gorilla, bekannt für ihre Fähigkeit, die amerikanische Gebärdensprache (ASL) erlernt und verwendet zu haben. Sie wurde 1971 geboren und von Dr. Francine „Penny“ Patterson im Rahmen eines Sprachforschungsprojekts am Stanford Research Institute betreut. Koko konnte mehrere hundert Zeichen der Gebärdensprache verstehen und verwenden und zeigte emotionale und kognitive Fähigkeiten, die über das hinausgingen, was man von einem Tier erwarten würde. Sie starb 2018, hinterließ jedoch ein bedeutendes Erbe in der Diskussion über Tierintelligenz und interspezielle Kommunikation.
Einige Aspekte überzeugten uns dabei besonders: Sie beherrschte nicht nur Gebärdensprache, sondern verstand auch gesprochene Wörter und erzeugte eigene logische Kombinationen aus bekannten Wörtern, wenn sie mal etwas nicht verstand. Das wohl Beeindruckendste war, dass Koko auch abstrakte Konzepte wie Zeit, Emotionen sowie Humor verstand und Selbstwahrnehmung beherrschte, indem sie ihr Spiegelbild erkannte und Wörter wie „ich“ und „Koko“ anwandte.
Narrativ fokussierten wir uns auf die Ambivalenz von Kokos tierischem und verspieltem Wesen auf der einen und dem Versuch der Vermenschlichung zu Forschungszwecken auf der anderen Seite.
Die Monospace Font G2 TGR MONO von Gruppo Due informierte auf einem zentralen Banner über Kokos Leben, ihre Fähigkeiten und deren wissenschaftliche Bedeutung. Sie wirkt technisch und klar und steht im Kontrast zu Garamon von Paul Hubert, mit der wir Zitate von Koko selbst sowie den Titel integrierten. Die dynamische und verspieltere Schrift sollte den individuellen Charakter des Tieres hervorheben, der trotz täglicher Bemühungen, dem Gorilla menschliche Verhaltensweisen anzutrainieren, immer präsent war. Unterstützend waren die kurzen Sätze des Affen freier und teilweise überlappend angeordnet.
Der Versuch, Koko die amerikanische Zeichensprache beizubringen, scheiterte teilweise daran, dass Gorillas weniger flexibel und eindeutig mit deren Händen und Fingern arbeiten können, sodass letztlich ein verändertes Sprachsystem entstand, das bislang nicht zusammengefasst dokumentiert wurde. Wir entschieden uns also, die Ausstellung zu erweitern, indem wir ca. 50 Gesten des Gorillas in abstrakte Grafiken übersetzten. Auch hier lag der Fokus auf der wissenschaftlichen Forschung und deren Dokumentation. Kokos Individualität trat in den Hintergrund, die Verallgemeinerung der Erkenntnisse und mögliche Anwendung auf andere Affen wurde möglich. Dieser Teil der Ausstellung wurde durch eine andere Papierwahl zusätzlich hervorgehoben.
Als unterstützendes Element diente ein Bildschirm, der Kokos Handeln in Bewegung zeigte, was eine immersive Erfahrung schaffte, die die Ausstellungselemente lebendig werden ließ und dem Betrachter einen umfassenden Einblick in das Thema bot. Betrachter konnten die grafischen Vokabeln der Ausstellung hier in Videoform wiederfinden.
Das Podest für den Bildschirm war mit den kurzen Sätzen des Affen beklebt, sodass die Ausstellungselemente zusammengehörig wirkten.
Nachdem wir uns auf dieses Konzept festgelegt hatten, begannen wir, grundlegende Elemente zu gestalten. Mit Probedrucken und Mockups lernten wir über die Schriftwirkung im Raum und konnten Schriftgrößen und Layout daran orientieren.
Parallel entwarfen wir die Grafiken für die Vokabeln der Zeichensprache, wobei wir versuchten, so reduziert wie möglich zu arbeiten, während dennoch der Gorilla als Tier erkennbar und die Zeichen voneinander unterscheidbar bleiben sollten. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns, eine Auswahl von 48 Symbolen auf 24 DIN A3 Drucken abzubilden.
Die Banner ließen wir bei Kerscher drucken, die Schrift auf dem Podest mit dem Folienplotter im Grafiklabor. Bei Jan Schütze fanden wir einen Bildschirm, auf dem wir das vorher zusammengeschnittene Video von Koko abspielen konnten. Der Bildschirm wurde bereits mit Gewebeband beklebt und passte durch diesen unebenen Look nicht ganz zum Rest der Ausstellung, was wir so gut wie möglich mit mattem Klebeband zu beheben versuchten.
Eine größere Herausforderung stellte die Arbeit mit dem A2-Riso dar, den wir sowohl für die Drucke der Grafiken, als auch für das zusätzlich entstehende Begleitheft benutzen. Wir verbrachten viel Zeit im Grafiklabor und lernen dabei nicht nur viel über den Drucker selbst, sondern übten uns auch in Geduld und Stressbewältigung. Spontan konnten wir noch am Aufbautag fehlende Masterfolien besorgen und so den Druckprozess rechtzeitig fertigstellen.
Weil der Ausstellungsplatz kleiner als erwartet ausfiel, mussten wir die Auswahl der Grafiken etwas reduzieren und enger hängen, die Systematik der Sprache blieb aber dennoch gut erkennbar.
Das Begleitungsheft zur Ausstellung vereint visuelle Ausstellungselemente und übersetzt diese in ein zweidimensionales Format. Es handelt sich um ein A5-Heft mit einem integrierten A2-Plakat, das die Vielschichtigkeit der Ausstellung widerspiegelt.
Das Plakat im Heft stellt auf zwei Seiten einen maximalen Kontrast dar: Einerseits wird die Komplexität und Individualität von Koko hervorgehoben, wobei das Podestdesign aufgegriffen wird, unterstützt durch das Cover und weiteres Bildmaterial. Andererseits zeigt es eine verallgemeinerte grafische Übersetzung, die Elemente des Vokabel-Grafik-Designs abbildet. Diese Gegenüberstellung lädt zur tiefgründigeren Betrachtung ein.
Zusätzlich greift das Begleitheft in Form von Fotomaterial und Filmstills den audio-visuellen Aspekt der Ausstellung auf.
Wir beide konnten aus diesem Kurs einiges mitnehmen. Besonders haben wir in den Bereichen Projektorganisation, Zeitmanagement und Materialorganisation wertvolle Erfahrungen gesammelt. Diese Learnings waren entscheidend, um die gestalterische Umsetzung auch im großen Format zu bewältigen, wobei wir viel ausprobiert, getestet und angepasst haben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war der Druckprozess, bei dem wir vor allem mit dem A2 Riso-Druck gearbeitet haben und vor einige Herausforderungen gestellt wurden. Auch war es das erste Mal, dass wir bei Kerscher von der Rolle gedruckt haben und wissen jetzt auch für zukünftige Projekte wie dieser Druckprozess abläuft. Der Umgang mit Stress und unvorhersehbaren Hürden hat uns dabei geholfen, unsere Belastbarkeit zu stärken und effektive Lösungen zu finden.
Unsere Arbeitsverteilung lief sehr natürlich und wir konnten uns gut ergänzen. Durch die Zusammenarbeit haben wir voneinander gelernt und stets versucht unsere individuellen Stärken gut einzusetzen.