In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dies ist mein Bericht über das Praktikum bei dem Sportartikelhersteller adidas.
Dabei war ich im performance Footwear Design Team von Adidas TERREX (Outdoor).
Disclamer: Falls ihr euch Bewerben wollt und nicht direkt angenommen werdet: nicht verzagen, bei mir hat es auch 3 Anläufe gebraucht :)
What will the future of outdoor sports and adventures look like, and which activity will be relevant?
(vollständiger task durch klicken)
**Verbindungen und inspirierende Menschen**
Rückblickend war das Praktikum eine unglaublich prägende Erfahrung, bei der vieles über die eigentliche Arbeit hinaus im Vordergrund stand. Durch die enorme internationale Präsenz bietet sich die Chance, inspirierende Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Eine besondere Rolle spielt dabei die „Coffee-Chat“-Kultur: Fast jeder auf dem Campus ist offen dafür, sich mit dir auszutauschen, Tipps für deine berufliche Zukunft zu geben oder einfach ein Gespräch zu führen. Dabei spielt weder das Team noch die Position eine große Rolle.
Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, bekannte Partner:innen von Adidas zu treffen, die den Campus besuchen, und Vorträge oder Interviews mit ihnen zu erleben. Dies reicht von Sportler:innen wie Lionel Messi und James Harden bis hin zu Künstler:innen wie Pharrell Williams.
**Persönliches Wachstum**
In eine fremde Stadt zu ziehen, um dort einen neuen Job zu beginnen, war ebenfalls eine prägende Erfahrung. Dank der starken Praktikantenkultur, die von Adidas gefördert wird, knüpft man schnell Kontakte zu Menschen aus aller Welt. Wenn man möchte, kann man schon bald seinen Alltag gemeinsam mit ihnen gestalten.
**Aus einer Design-Perspektive**
Designtechnisch war das Praktikum sowohl äußerst herausfordernd als auch unglaublich lehrreich.
Von Anfang an hatte ich die Möglichkeit, so viel Verantwortung zu übernehmen, wie ich mir vorstellen konnte, und an bedeutenden Projekten mitzuwirken. Der Schwerpunkt lag dabei stets auf dem Entwurf.
Ein zentraler Fokus war es, die Performance der Athleten, die die Schuhe tragen, zu verbessern. Gleichzeitig mussten jedoch zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden – von minimalen Materialunterschieden im Centimeterbereich bis hin zur Abstimmung mit anderen Produktlinien, um die Designsprache konsistent zu halten. Die Arbeit war interdisziplinär und beinhaltete enge Zusammenarbeit mit Teams aus Bereichen wie Marketing, Management und Development. Zudem stimmte man sich regelmäßig mit Abteilungen wie Material Development, Product Testing und Costing ab.
Zu den eingesetzten Techniken zählten vor allem schnelles, analoges Sketchen, die Interpretation von Ideen mithilfe von KI und Photoshop sowie die finale Überführung der Entwürfe in Illustrator, um Details zu definieren.
Die Exploration durch physische Prototypen war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil und wurde durch das vor Ort verfügbare Makerlab erheblich erleichtert.
Mein Absoluter Lieblingsort auf dem Campus war das sogenannte Makerlab.
Hier hatte man die Möglichkeit auf jegliche Art und Weise zu explorieren. Dabei wurden einem alle Arbeitsmaterialien von Stoffen, Sohlen, Reißverschlüssen und Maschinen in endlosem Rahmen gestellt. Maschinen wie zahlreiche 3d Drucker, Laser Cutter, Tiefziehmaschinen, Risodrucker, Nähmaschinen, Photostudios, Pressen und Stickmaschinen waren zur freien Verfügung. Gleichzeitig wurden dort Workshops zu allen möglichen Themen, von der Konstruktion von Performance Wear, über Management skills als auch Workshops von Zulieferern und Partnern.
Direkt daneben befand sich das Samplestudio, welches das hauseigene Team ist um professionelle Prototypen für die einzelnen Bereiche innerhalb weniger Tage herzustellen.
Disclaimer:
Die beschriebenen Nachteile sind subjektiv und hängen stark vom Team und der persönlichen Einstellung ab.
Wenn man all die beeindruckenden Videos, den Campus und die arbeitsbedingten Vorteile betrachtet, wirkt alles zunächst sehr perfekt. Auch vor Ort gibt sich Adidas große Mühe, den Mitarbeitenden eine positive Erfahrung zu bieten. Dennoch sollte man nicht vergessen, warum man dort ist: um zu arbeiten. Ein Großteil der Zeit wird am Schreibtisch oder in Meetings verbracht, die oft sehr intensiv sein können – manche Meetings dauern bis zu 8 Stunden. In solchen Sitzungen, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, kann die Belastung besonders hoch und kräftezehrend sein. Hinzu kommt die immense Arbeitsgeschwindigkeit: Designs müssen teilweise innerhalb weniger Wochen fertiggestellt werden, was besonders stressig sein kann. Gleichzeitig gibt es Phasen, in denen man für zwei Wochen kaum etwas zu tun hat.
Ein bedrückendes Gefühl überkam mich oft, wenn ich mir die Situation bewusst machte. Während man auf diesem makellosen Campus arbeitet, trifft man Entscheidungen, die einen enormen Einfluss auf den Klimawandel und die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern haben. Diese Auswirkungen waren – zumindest in meiner Rolle – kaum oder gar nicht präsent. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit aktuell kein strategischer Schwerpunkt von Adidas und wird entsprechend selten thematisiert.
Mit der Zeit wird einem bewusst, wie stark das Unternehmen im Kapitalismus verankert ist und dass Entscheidungen primär auf Basis von Gewinn und Wachstum getroffen werden. Dies liegt nicht an einzelnen Personen, sondern an der Struktur des Unternehmens: Als Aktiengesellschaft stehen die Interessen der Shareholder im Vordergrund, die von einem steigenden Kurs profitieren wollen. Das bedeutet, dass Strategien, die voraussichtlich höhere Gewinne generieren als beispielsweise nachhaltige Ansätze, bevorzugt umgesetzt werden. Mit der Zeit versteht man, dass hierfür kaum Einzelpersonen innerhalb von Adidas verantwortlich gemacht werden können – es ist die Systematik unseres Wirtschaftssystems und das System selbst.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die sechs Monate des Praktikums eine unglaublich prägende Erfahrung waren. Die Zeit war geprägt von intensiven Höhen und Tiefen und wirkte insgesamt oft surreal. Die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Zeit waren:
- Wie man Objekte so gestaltet, dass sie tatsächlich umsetzbar sind.
- Wie internationale Unternehmen funktionieren, welche internen Bereiche es gibt und auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden.