In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Inhalt des Kurses „RITUALE.FORMEN.GEFÄßE“ war zunächst die theoretische Auseinandersetzung mit Ritualen und einer daran anknüpfenden Formfindungsphase, die aus der Aufarbeitung eines uns persönlichen Rituals hervorging. Anhand der von uns entworfenen Gefäße, war dann das Ziel, durch dessen praktische Umsetzung die Grundlagen des keramischen Gestaltungsprozesses kennenzulernen und zu verstehen.
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Ritualen haben wir mit einem Brainstorming begonnen in dem wir jegliche Assoziationen zu diesem Thema zu Papier brachten. Im Anschluss an diesen Arbeitsschritt war das Ziel ein tiefergehenden Zugang zu dieser Thematik zu finden, indem wir Rituale in unserem persönlichen Alltag beobachteten und Dokumentierten.
Aus diesen Beobachtungen habe ich folgende Erkenntnisse gewinnen können:
- Rituale haben nicht zwangsläufig einen Religiösen oder Spirituellen Hintergrund
- Routinen und Angewohnheiten können unter Umständen einen rituellen Charakter aufweisen
- Rituale religiöser und kultureller Natur beinhalten oft eine soziale Komponente
- Die von mir selbst gewählten Rituale übe ich oft alleine aus
- Rituale geben mir Halt
-
Das von mir gewählte Ritual is das an den Arbeitsprozess anknüpfende Aufräumen meines Arbeitsplatzes. Vor allem das Arbeiten von zu Hause aus gestaltet sich für mich oft enervierend. Die Arbeit wird angefangen, dann kurz pausiert, es wird kurz weiter gearbeitet, dann werden andere aufgaben zuhause erledigt, man hat eine neue Erkenntnis und arbeitet weiter. Wenn ich mich zuhause einer Aufgabe widme habe ich oft das Problem einen zeitlichen Rahmen zu ziehen in dem ich mich mit voller Aufmerksamkeit einer Aufgabe annehme und sobald ich diese für den Tag gewissenhaft erfüllt habe die Arbeit gedanklich und physisch beiseite zu legen und mich mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Deshalb habe ich angefangen im Anschluss an meinen Schaffensprozess, die von mir genutzt Arbeitsfläche aufzuräumen, zu sortieren und für den nächsten Tag herzurichten. Dieses von mir eingeführte persönliche Ritual soll das Äquivalent zur Anfahrt und dem Heimweg, wie man es oft im Arbeitsalltag erlebt, darstellen und somit eine gedankliche Distanz zwischen Arbeit und Freizeit schaffen.
Aus diesen Gedanken ist die Idee entstanden ein Gefäß zu schaffen welches meine Arbeitswerkzeuge und somit auch meine Gedanken sortiert.
Nach dem ich mich dazu entschiede habe einen „Schreibtischaufräumer“anzufertigen, habe ich meine ersten Entwürfe zu Papier gebracht. Meine ersten Konzepte hatten einen sehr technischen und geometrischen Charakter.
Der Schreibtischordener sollte weniger einen Gefäßartigen Charakter haben, sondern eher mittels aus einer Fläche entspringender Form seinen Zweck erfüllen.
Während dieses Arbeitsschrittes habe mich hauptsächlich mit den Dimensionen des Objekts auseinandergesetzt. Bei den Skizzen handelt es sich lediglich um gedankliche Experimente zu Form und Funktion.
Aus diesen entwürfen haben es einige Details in den Endentwurf geschafft und einige nicht.
Während des gesamten Arbeitsprozesses habe ich kontinuierlich das Design weiterentwickelt und geändert. Hierbei war stets wichtig zu beachten das die Form keine Hinterschnitte hat und letztendlich in Keramik umzusetzen ist
Nach der Fertigstellung unserer Konzepte besuchten wir, am 17.November 2023, die kölnische Porzellan Manufaktur in Berlin. Im Rahmen einer Führung wurden uns die einzelnen Schritte der industriellen keramischen Produktion nahegebracht. Besonders bezeichnend war die präzise Handarbeit trotz der Massenproduktion. Die Mannigfaltigkeit von minuziösen Arbeitsschritten empfand ich als besonders inspirierend.
Die von mir angefertigten Skizzen habe ich zunächst versucht 1 zu1 in dem CAD-Programm „Rhino3D“ nachzubauen. Bei genauer Betrachtung meiner Entwürfe habe ich mich dazu entschieden meine zuerst konzipierten Ideen weiterzuentwickeln. Hierfür habe ich mich hauptsächlich mit dem „SubD-Surface-Tool“ beschäftigt.
Das Arbeiten an dem 3D-Modell hat dazu beigetragen meine Fähigkeiten im Bereich CAD weiter auszubauen und zu festigen.
Meine 2 finalen Entwürfe unterscheiden sich von meinem ersten Konzept durch eine wesentlich arrondiertere Formensprache.
Es war mir wichtig eine undefinierte Form zu entwerfen. Man soll nicht auf den ersten Blick die Aufgabe des Objektes erkennen können. Obwohl man vermutlich aus der Perspektive eines Industriedesigners argumentieren könnte dass eine solche Herangehensweise dem Design abträglich seien könnte ist meiner Meinung nach somit ein spielerischer Umgang des Betrachters mit dem Objekt gewährleistet.
Das Design entsprang zwar der Idee einen Schreibtischordner zu entwickeln, jedoch sollte die Funktion nicht meinen Formfindugnsprozess dirigieren.
Ich habe im Rahmen dieses Kurses versuchte ich mit den Verhältnissen von Form und Funktion zu spielen und diese auszureizen.
Nach Fertigstellung des finalen Entwurfes ging es daran das 3D-Modell in ein physisches Objekt zu übersetzen. Um ein letztes mal abzuklären ob ich mit dem Entwurf zufrieden bin habe ich Modelle aus Papier und Schaumstoff angefertigt.
Im Rahmen der Projektarbeit habe ich erstmalig eine 3D-Druckdatei angefertigt und selbständig gedruckt. Dies Brachte einige Komplikationen mit sich, markiert jedoch ebenfalls einen weiteren Meilenstein in meinem Studium. Meine ersten beiden Drucke waren aufgrund falscher Voreinstellungen unbrauchbar und mussten erneut angefertigt werden.
Die folgenden Drucke hatten jedoch eine gute Qualität.
Der keramische Prozess hat mit der Anfertigung einer Negativform aus Gips begonnen.
Dazu wurde der 3D-Druck auf einer Grundplatte befestigt und mit einer Außenwand versehen. Der daraus entstandene Zwischenraum wurde, nach einseifen der Mutterform, mit Gips ausgefüllt.
Da ich diesen Arbeitsschritt während dem Entwerfen meiner Mutterform im Hinterkopf behalten habe verlief dieser Arbeitsschritt ohne weiter Komplikationen. Die Mutterform hatte keine Hinterschnitte und benötigte keinen Gießring.
Der kreative Schaffensprozess kann oft enervierend und scheinbar endlos sein. Genau wie der Prozess der Erosion, braucht dieser oft Zeit und Beständigkeit.
Der gleichnamige Schreibtisch-Aufräumer soll mich in Geduld üben und Ordnung in mein Arbeitsumfeld bringen. Das, an meinen Arbeitsprozess anknüpfende, Ritual des Aufräumens soll mich ermahnen, nun meine Gedanken ruhen zu lassen.