In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Anlässlich des Nachwuchswettbewerbs des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie, entstanden in diesem Kurs Schuhe zum Thema „Denim Dreams“ (Schuhe mit Demin Details).
Ob Hausschuhe, Slipper, Sportschuhe, Sandalen, High Heels, Stiefel, Clogs, Arbeitsschuhe oder Kinderschuhe - der experimentelle und innovative Umgang mit Materialien, Formen und Technologien stand im Fokus dieses Kurses.
Zudem haben wir uns mit der Kulturgeschichte des Schuhwerks näher auseinandergesetzt und uns mit Expert*innen ausgetauscht.
Ich habe schon relativ früh angefangen erste Konzepte auszuarbeiten. Insgesamt war nur echt wenig Zeit bis zu einem fertigen Produkt, daher musste ich schnell arbeiten.
Besonders Sneaker haben mich schon in jungen Jahren fasziniert. So fing ich zunächst erstmal an, einen Sneaker zu gestalten. Sein Design sollte an die Schnitte von bekannten Arbeitsschuhen aus der USA erinnern. Mir war von Anfang an wichtig einen Schuh zu entwickeln, der eine Art Hommage an die Zeit der ersten Jeans ist. Eine Zeit, in der die Jeanshose noch eine Arbeiterhose war, auf die man gut achtgab.
Da war es für mich logisch bei dem Thema „Denim Dreams“ in die Richtung Arbeiterschuhe bzw. Ledersicherheitsschuhe zu gehen. Besonders hatte ich mich auf die Jefferson Davis Boots (Bild1) und die Red Wing Schuhe (Bild2) konzentriert.
Auch die negativen Seiten der Jeansproduktion wollte ich mit meinem Schuh zeigen. Daher habe ich auch dazu einiges recherchiert. Vor allem der enorme Wasserverbrauch, ist mir im Kopf hängen geblieben. Auch wenn das nur ein kleiner Teil der vielen negativen Punkte ist, die bei der Produktion von Massen-Jeans-Ware auftreten.
Für das Projekt wollte ich also erst recht keine neue Jeans kaufen, um mit dieser zu arbeiten. Ich habe deswegen eine alte, kaputte Jeanshose genommen, die bei mir noch rumlag und die ich nicht wegschmeißen wollte. Es handelt sich um eine kurze khakifarbende Zara Hose, die schon nach einem Jahr im Schritt gerissen ist. Außerdem hatte sich bereits der Bund gelöst, weil dort ebenfalls die Naht gerissen ist. So viel zu Massenware und fehlender Qualität heutzutage.
Ich habe mich dann doch allmählich von dem Gedanken einen Sneaker zu machen verabschiedet. Ich wollte eher traditioneller an die Sache herangehen und habe eine Kooperation mit einem Schuhmacher gesucht, der mir aufgrund meiner fehlenden Erfahrung mit der Schuherstellung alle Schritte nennen und erklären kann. Allerdings wollte ich jeden Schritt selber erledigen, so weit es möglich war. Das war dann auch möglich.
Die Schuhmacherei „Grimm's Schuhe“ in Zehlendorf hat mich bei diesem Projekt netterweise unterstützt.
Um das Design des Schnittmusters zu festigen und neue Ideen zu sammeln habe ich mit KI Bilder generiert, auch mit Hilfe eigener Zeichnungen. Am Ende ist es dann aber doch ein simpleres Design geworden, da ich mir aufgrund der wenigen Zeit Arbeitsschritte sparen wollte.
Ich habe mich ebenfalls dazu entschieden bei meinem Schuh keine Schnürsenkel zu verwenden und den Schuh auf einem anderen und trotzdem simplen Weg zu schließen. So kam ich auch zu inklusiven Alternativen, die auch Menschen mit Behinderung gut nutzen können.
Ein paar dieser Varianten sind hier zu sehen:
Experimente: Leder; Schnittmuster; Schließung
Leder zuschneiden; ich habe mich letztendlich beim gesamten Schuh für das dunklere Leder entschieden, damit der für den Wettbewerb wichtige Part des Schuhs, die Jeans Schließung, mehr ins Augenmerk rückt
Unterschrift auf Leder-Einlegesohle mittels Stempel (3D Druck) und hydraulischer Presse; funktioniert bei feuchtem Leder deutlich besser siehe Bild 2
Leder an Klebefalz schärfen für einen weichen Übergang; Teile zusammennähen und Naht klopfen; Innenfutter zuschneiden und mit Oberleder oberhalb vernähen
Zunge und Hackenstück mit Lasche herstellen; Ränder der Lederteile mit einer Bürstenmaschine mit Wachs versehen
Alles Vernähen/Steppen
Brandsohle anfertigen (Karton ähnliches Material, nicht Leder) und an Leisten tackern; Vorderkappe (thermoplastisch) und Hinterkappe (steifes Hals-Leder) einkleben (dafür erst Innenfutter zwicken); Überstemme habe ich nicht eingeklebt damit der Schuh mehr knickt und so schnell einen „Used Look“ bekommt; Oberleder auf Leisten zwicken & dann ankleben; anschließend Nägel entfernen und klopfen
Metall Gelenkfeder einsetzen und den restlichen Zwischenraum mit einer Korkmatte ausfüllen und Plan schleifen; Leisten entfernen; Zwischensohle anfertigen und mit Brandsohle vernähen; Anschließend Laufsohle ankleben und das Überstehende abschleifen/abfräsen; Schuh wachsen
Schließung, Knopf und Jeans „Gürtel“
Die gebrauchte und kaputte Jeans habe ich in ihre Einzelteile zerlegt. Insgesamt wollte ich drei der zuvor gezeigten Konzepte umsetzen. Aufgrund von Zeitmangel habe ich mich auf ein Modell begrenzt.
Die Gürtel-Variante bot mir ausreichend Platz, mit seiner Hilfe die Botschaft meines Schuhs zu übermitteln. Genutzt habe ich lediglich den Bund der Hose. Ich habe einen Teil der Jeansreste blau bemalt und in der Form von Wassertropfen ausgeschnitten und an den Gürtel angenäht. Hier wollte ich auf den hohen Wasserverbrauch bei der Produktion der Massenwaren-Jeans hinzuweisen.
Das originale Label auf dem Gürtel bzw. Ex-Bund habe ich nicht entfernt. Es ist das große Zara Label, dass oben rechts allein zusehen ist. Es ist upsidedown, um meine Abneigung zu der Massenware zu zeigen. Damit ich diese Message verstärke, habe ich sämtliche Label aus der Kleidung von Freunden abgeschnitten (nach Absprache) und diese plakativ aufgenäht.
Der Kurs hat meinen Traum vom eigenen Schuh erfüllt. Doch wird es nicht der letzte Schuh sein, da ich gemerkt habe, welche Leidenschaft ich bei der Produktion bzw. Prozess entwickelt habe.
Der Besuch bei “trippen” und das Arbeiten mit dem Schuhmacher, ließ mich tief in die Welt der Schuh-Branche blicken und hat mich viel gelehrt.
Auch meine besonders fleißige und langwierige Arbeit Tag für Tag in der Werkstatt hat mir gezeigt, dass sich Routine und Fleiß auszählt.
Für mich als Perfektionist war der Prozess auch sehr aufschlussreich, da ich gesehen habe, dass Fehler in der Produktion nicht schlimm sind und (zwar mit mehr Arbeit..) gut mit irgendeinem Trick behoben werden können. Das macht das Handwerk aus. Dran bleiben und das Beste aus Fehlern machen und nicht das Produkt bei der kleinsten Unsauberkeit vernichten. Fehler sind menschlich.
Auch, dass ich früh angefangen habe mir professionelle Hilfe zu suchen, war die richtige Entscheidung. Man muss nicht immer alles können und sollte auf jeden Fall nachfragen und Kontakte knüpfen. Fragen kostet nichts.
Mein Referat habe ich mit Andrey gehalten. Es behandelte den Themenbereich „Sneaker“. Von einst Dieben getragen, um in der Masse nicht aufzufallen und leise/unbemerkt Diebesgut zu klauen, bis zu einem Sportschuh und heutzutage auch Alltagsschuh. Wir haben uns mit der Geschichte des Sneakers auseinandergesetzt, haben informative Statistiken ausgewertet, verschiedenste Technologien besprochen und einen Ausblick in die Zukunft gegeben.
Ich finde es besonders spannend, wie zeitlos viele Sneaker Designs doch sind und wie sie sich zu Ikonen des Schuhdesigns entwickelt haben. Modelle die heutzutage immer noch getragen werden - viele Jahrzehnte nach dem ersten Entwurf.
Auch dass die Beliebtheit eines Modells zum Teil von der Werbeindustrie geschickt eingeleitet wurde. Kurze Film-Sequenzen, die Sneaker vermehrt in Blockbustern gezeigt haben und so für Kauf-Wellen gesorgt haben.