In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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(K)eine Erinnerung - ein kollektives Familiengedächtnis als Videoprojektion auf getriebenen Aluminium
Gedächtnisfragmente und weitere Relikte bilden das Personenkonstrukt Eberhard Seifert.
Als einzige Enkelin, die ihn nicht kennenlernen konnte, archiviere ich die individuellen Erinnerungen zu einer Zeitkapsel des kollektiven Gedächtnis meiner Familie.
Inwieweit mündliche Überlieferungen von Zeitzeugen die Wahrheit der Vergangenheit widerspiegeln, ist immer wieder Diskussionspunkt in der Kulturwissenschaft. Dabei stellt sich die Frage, ob kollektive Gedächtnisse nur ein Konstrukt aus Ikonen und Mythen darstellen und die Wahrheit, wenn überhaupt nur in einzelnen Fragmenten vorhanden ist.
Meine Arbeit (K)eine Erinnerung ist eine künstlerische Anlehnung an die Theorie von Aleida Assman, welche diese visuell aufzeigen und durch Interaktion erfahrbar machen soll.
Individuelle Erinnerungen festigen sich durch Emotionen und Wiederholungen, sie bilden sich als Vorgang der Reproduktion dennoch bei jeder Wiedergabe neu und können durch den Einfluss der Situation verzerrt oder gar ganz verdrängt werden.
Diesen neurologischen Vorgang habe ich ins Bildliche übersetzt. Durch organische Auflösungen und diffuse Übereinanderlagerungen der Bilder, wird das nebelige und zerstreute Gefühl von Erinnerungen wiedergegeben.
Für die Animation habe ich mit dem After-Effects Plug-in „Displacer“ gearbeitet.
Ich habe die teilweise 5 x 5 cm großen Fotos mit 1400 dpi eingescannt, um die optimale Auflösung von 1296 x 2160 px zu erzielen.
Beim genauen Betrachten der Projektion wird deutlich, welche Verzerrungen aus der Videoquelle stammen und welche Kratzer sowie Wölbungen bereits auf der Projektionsfläche, der Metallplatte, vorhanden sind. Eine präzise, detaillierte und authentische Fotografie kann nicht betrachtet werden. Dies ermöglicht den Betrachtern, das Wechselspiel zwischen Empfänger und Sender zu erforschen und gegebenenfalls ihre eigenen Erinnerungen zu hinterfragen.
Für die händische Bearbeitung einer Metallplatte hat sich schlussendlich Aluminium in der Stärke von 8 mm bewiesen. Die 60cm x 100 cm große Platte habe ich dann mit einem Gummihammer und Schleifpapier bearbeitet.
Ich wollte mich erneut mit experimentellen Video auseinandersetzen und speziell die Immersion des Mediums Film steigern. In diesem Kurs hatte ich mir deshalb vorgenommen, die Videoarbeit aus dem digitalen Raum herauszuholen. Mein Ziel war es analog und digital, sowie Bewegtbild und Sprache zu verbinden. Ich habe zum ersten Mal mit Metall gearbeitet und mich dem Animieren nach langer Zeit wieder gewidmet.
Die Arbeit am Projekt war dementsprechend umfangreich und herausfordernd. Von der Ideenfindung zur Recherchearbeit, dem Archivieren und Aufarbeiten der Kunstwerke und Fotografien, das Aufnehmen der Interviews mit meiner Familie, dem Umsetzen der Inszenierung bis zum Bearbeiten des richtigen Metalls, vom Scannen und Animieren der Fotos bis zum Projizieren und Mappen des Videos habe ich vieles zum ersten Mal gemacht. Ich bin dankbar für die Erfahrung und habe viel gelernt.