Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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Flexible bewegte Zukünfte

Das Seminar gibt einen Einblick in die komplexe, zukunftsorientierte Thematik der bewegten, flexiblen Systeme. Während der Kurszeit wurde theoretisches Hintergrundwissen vermittelt, Entwicklungsmethoden erprobt und Anwendungsmöglichkeiten von flexiblen bewegten Systemen gezeigt. Die Semesteraufgabe hatte das Ziel, ein flexibles, bewegtes System zu einem selbst gewählten Thema zu erstellen.

Flexible bewegte Systeme – Was ist das überhaupt?

Eine visuelle Identität ist das äußere Erscheinungsbild eines Unternehmens, einer Marke oder einer Organisation. Sie umfasst alle visuellen Elemente, die verwendet werden, um die Identität und den Charakter des Unternehmens zu kommunizieren. Dazu gehören unter anderem das Logo, die Farbpalette, Schriftarten, Bildsprache und Designelemente. Diese Elemente können einzeln oder im ganzen als Module betrachtet werden.

Aus dem Vortrag von Ricardo Meyer ging hervor, dass 84 % unserer heutigen Kommunikation digital sind, damit ist klar – wer Aufmerksamkeit generieren möchte, muss egal bei welchem Medium mit Bewegtbild arbeiten. Ein einfaches statisches Corporate Design reicht nicht mehr aus, um alle Anwendungsbereiche abzudecken und die Aufmerksamkeit der Konsument*innen auf sich zu ziehen.

Als logische Schlussfolgerung entstehen daraus flexible bewegte Identitäten, bei denen alle Module gezielt um eine bewegte Komponente erweitert sind, denn Bewegung erzeugt genau wie eine Farbe, Emotionen beim Betrachter. Damit wird mit Bewegung die Aufmerksamkeit für das Gezeigte, die Wiedererkennung und die Adaptionsmöglichkeiten auf verschiedenen Medien um ein Vielfaches gesteigert. Die Bewegung ist dabei genau auf das Unternehmen oder die Marke abgestimmt und hebt so die Identität noch weiter hervor. Für Liza Enebeis von Studio Dumbar transportiert „Motion Behavior die Persönlichkeit einer Marke in einer konstanten Bewegung.“

Um selber ein flexibles bewegtes System zu erzeugen, haben wir in wöchentlichen Vorträgen zunächst gemeinsam die Grundlagen erforscht. Wir haben uns mit Modularität, Mustern, Rastern und morphologischen Kästen beschäftigt. Dabei haben wir erkannt, dass durch systematische Variation grafische Serien mit hoher Wiedererkennung entstehen. Die theoretische Grundlage für den Kurs bildeten u. a. Texte von Ellen Lupton, Karl Gestern und Martin Lorenz. Ich habe dabei gelernt, dass in der Begrenzung auf wenige Module ein unglaublicher gestalterischer Freiraum steckt. Außerdem erhöht die Reduzierung der Module die Plakativität und die Wiedererkennung. Als Inspiration für die Projekte dienten u. a. Arbeiten von Ash Thorp, GMUNK, Studio Feixen und Studio Dumbar.

Workshops – das Handwerkzeug

Die technischen Fähigkeiten zur Umsetzung unserer Projekte wurde in wöchentlichen After Effects Workshops vermittelt. Ein Schwerpunkt bildete dabei der Einsatz von Expressions. Zusätzlichen konnten wir uns durch die Experimente ein Bewegungsrepertoire aneignen und erste Inspiration für unsere Projekte sammeln. Dabei lag der Fokus darauf, Varianten von einer Bewegung zu bilden. Dieses Vorgehen habe ich für mein finales Projekt übernommen.

Hier Beispiele aus den Übungen.

Woche 1: Verstärker und Loop

Woche 2: Polyrhythmische Kreise

Erste Anwendung in einem Plakat

Woche 3: dynamische Typografie, DrawBot

Woche 7: eigene Übung – Radiowellen

Das Radiowellen Effekt aus After Effects bildet eine der Grundlagen für mein Semesterprojekt.

Semesterprojekt – ein flexibles bewegtes System

Konzept

Wie sieht unsere Zukunft aus? Diese faszinierende Frage hat sich jeder im persönlichen, gesellschaftlichen, politischen, ökologischen oder ökonomischen Kontext schon einmal gestellt. Sie lässt sich nicht exakt beantworten. Es ist nur klar: Die Zukunft bringt Veränderung. Diese Tatsache alleine ist mit vielen Unsicherheiten, Protesten, hitzigen Debatten und Gegendebatten verbunden. Und dadurch nehmen wir Einfluss auf unsere Zukunft, denn „die Zukunft wird uns nicht einfach passieren.“ 

Mit Methoden der Zukunftsforschung ist es möglich, Zukunftstrends zu erkennen und Spannungsfelder auszumachen. Ich bin auf dieses spannende Thema im Kurs „Angst vor Veränderung – Transformation prototypen“ aufmerksam geworden. Im Rahmen des Kurses besuchten wir das Futurium Berlin. Eine Institution, die sich dem Thema partizipativ über verschiedene Ansätze sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch nährt. Durch den Ausstellungsbesuch ist mit bewusst geworden, wie wenig ich über mögliche dystopische oder utopische Zukunftsvisionen und die dahinter liegenden Chancen und Ängste weiß. 

Aus diesem Grund habe ich folgenden Elevator Pitch formuliert.

Elevator Pitch

Ich möchte eine spannende Animation gestalten, die Menschen auf das Futurium und seine Themen aufmerksam macht. Ziel ist es, in Zeiten der sich häufenden Krisen und der Polarisierung, Spannungsfelder zu erkennen und über wünschenswerte Zukünfte nachzudenken.

Systematik

Bei meiner Recherche bin ich auf die Darstellung von magnetischen Feldern gestoßen. Sie besitzen immer zwei Pole, die extreme Gegensätze darstellen und ein Spannungsfeld bilden. Diese Metapher bildet die Grundlage für meine grafische Ausarbeitung und findet sich sowohl auf der Bild- als auch auf der Textebene.

Das Spannungsfeld wird auf der Textebene durch eine Headline, die als Frage formuliert ist und den Betrachter direkt anspricht, aufgemacht. Die Fragen beziehen sich auf aktuelle gesellschaftliche Themen mit Transformationsbedarf. Außerdem ist sie emotional. Auf der Bildebene kommt eine abstrakte Darstellung von magnetischen Polen zum Einsatz, die das Thema widerspiegelt. Die pulsierenden Kreise sind einprägsam und können sowohl in digitalen als auch in Printmedien eingesetzt werden. Sie erinnern außerdem an eine frontale Abbildung der Futures Cone Grafik nach Joseph Voros und machen deutlich, das es mehr als eine mögliche Zukunft gibt und viele Facetten zu einem Thema zu betrachten werden können. Die zweite Textebene, die mit der Grafik interagiert, besteht aus zwei möglichst konträren Antworten auf die Headline, um auch auf der Textebene die beiden Pole abzubilden. Das Abgebildete Spektrum ist durchaus provokant um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Emotionen zu triggern.

Durch die so entstandene Systematik können vielfältige Themen wie Ausstellungsinhalte oder geplante Veranstaltungen plakativ dargestellt werden. Um die Flexibilität weiter zu erhöhen ist das gesamte System Loop fähig.

Die Abschlusspräsentation zeigt die einzelnen Module für mein flexibles bewegtes System separiert.

Abschlusspräsentation_1.jpgAbschlusspräsentation_1.jpg
Abschlusspräsentation_2.pngAbschlusspräsentation_2.png

Zielgruppe, Zweck, Einsatzszenario

Das Ziel meines flexiblen bewegten Systems ist es, Aufmerksamkeit auf das Futurium Berlin und die dort gezeigten Themen zu lenken. Meine Zielgruppe ist so breit gefächert wie die Zielgruppe des Futuriums. Sie umfasst alle Jugendliche und Erwachsene, die sich für Innovationen und Zukunftsthemen interessieren. Da die Ausstellung im Futurium international ist, sollte es möglich sein, die Inhalte in verschiedenen Sprachen darzustellen. Durch die breit gefächerte Zielgruppe ist es notwendig, dass auch das Layout breit gefächert gespielt werden kann. Es sollte sowohl auf Social Media als auch in der Außenwerbung funktionieren.

Prozess

Mein Oberthema „Zukunft“ ist inspiriert durch den Kurs „Angst vor Veränderung“. Ich habe in meiner Recherchephase sehr lange darüber nachgedacht, wie ich das große und abstrakte Thema Zukunft einfangen und verbildlichen kann. In dieser Phase bin ich auf die Darstellung von magnetischen Feldern gestoßen. Das war ausschlaggebend für die finale grafische Ausarbeitung.

Eine weitere Herausforderung war die Übersetzung der Bildidee in Bewegung. Durch den Tipp von Herr Dufke bin ich auf den Radiowellen Effekt in After Effects aufmerksam geworden. Mit diesem konnte ich nach verschiedenen Experimenten die Spannungsfelder abbilden. Die verschiedenen vorangegangen Variationen von Radiowellen sind im Abschnitt „Workshops“ zu sehen.

Moods.jpgMoods.jpg

Future Cone.jpgFuture Cone.jpg

erste Layouts.pngerste Layouts.png

240314_Wellen_Plakat-17.jpg240314_Wellen_Plakat-17.jpg

Ergebnis – Spannungsfelder

Im folgenden Abschnitt sind 3 Beispiele für mögliche Anwendungen von meinem bewegten System zu sehen um die Flexibilität und die Modularität zu beweisen. Ich habe Beispiele für die Themen „Klima“, „Sprache“ und „Robotik“ erstellt – 3 Themen die zurzeit eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben und in der Ausstellung des Futuriums zu finden sind.

Poster im DIN A Format

Motiv Klima.jpgMotiv Klima.jpg
Motiv Sprache.jpgMotiv Sprache.jpg
Motiv Innovation.jpgMotiv Innovation.jpg

Animationen im DIN A Format

Anwedungsbeispiele

Querformat

Social Media

LED Panel

Merch

240113_Stoffbeutel_1.jpg240113_Stoffbeutel_1.jpg

16:9 Hochformat

Fazit

Der Kurs flexible bewegte Systeme war ein sehr wichtiger Kurs, der meine Arbeit langfristig beeinflussen wird.

Die von Klaus Dufke erstellten Miro-Boards enthalten sehr viele wertvolle Inhalte. Sie werden mir als Wissens- und Inspirationsquelle für andere Projekte dienen. Durch die Präsentation der Inhalte auf Miro-Boards stehen sie übersichtlich über das Semester hinaus zum Selbststudium zur Verfügung. Das ist besonders schön, weil ich während des stressigen Semesters nicht das Gefühl hatte, mir alle Inhalte wirklich anzuschauen zu können. Das finde ich sehr schade. Der theoretische Input über Modularität, Raster, Muster und Regeln wird mir in Zukunft helfen, mein Design stringenter aufzubauen. Besonders interessant fand ich den Vortrag von Ricardo Meyer. Er hat die zuvor vermittelte Theorie sehr gut zusammengefasst und die Reichweite von flexiblen bewegten Systemen verdeutlicht.

Auch aus den After Effekts Workshops kann ich sehr viel, besonders über Expressions, mitnehmen. Durch die Vorlagen und gezielten Übungen habe ich Arbeitsweisen und Programmskills kennengelernt, die ich alleine wahrscheinlich so nicht gefunden hätte.

Die Arbeit an meinem Projekt war eine echte Herausforderung für mich. Ich war mir sehr lange unsicher, wie ich das Thema Zukunft abbilden kann. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich bei dem Thema geblieben und nicht ausgewichen bin. Ich hätte im Semester gern mehr Zeit gehabt, um die Modularität und Systematik weiter zu verfeinern.

Bei der Umsetzung hat mir das Feedback von Klaus Dufke sehr geholfen. Aus diesem Grund fand ich auch die Konsultation zum Ende des Semesters mit Zeitslots und in kleinen Gruppen besonders effektiv.

Insgesamt hat mir der Kurs sehr viel Spaß gemacht und ich bin nach jedem Termin inspiriert und mit rauchendem Kopf nach Hause gegangen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Klaus Dufke

Zugehöriger Workspace

ms16 | Flexible bewegte Systeme

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024