In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Rahmen des Kurses MATERIALIZE haben wir uns mit grundlegenden Qualitäten von Materialität, Oberfläche, Struktur, Verbindung, Körper und Raum auseinander gesetzt. Außerdem haben wir experimentelle und ergebnisorientierte Methodiken kennengelernt. Diverse Ausstellungsbesuche , theoretische Vorträge und Workshops haben für Inputs gesorgt. Folglich findet sich eine Übersicht der von mir gelösten Aufgabenstellungen.
1. Connect
Bei dieser Aufgabe hat eine Auseinandersetzung mit Verbindungen im Alltag stattgefunden, wir haben uns auf eine fotografische Suche begeben. Ich fand es interessant, mir Verbindungen verschiedener Art anzuschauen und über das materielle hinaus zu suchen und habe molekulare, gelaserte, geknüpfte, anatomische, geflochtene, geschweißte, chemische, gesteckte und Bluetooth-Verbindungen dokumentiert. Mir ist aufgefallen, dass wir sie finden, egal wo wir uns gerade befinden, Verbindungen sind überall und sie sind auch außerhalb der Gestaltung essenziell.
Anschließend haben wir Verbindungsformen gesammelt und dokumentiert sowie unsere Fotografien nach lösbaren und festen Verbindungen sortiert.
2. Re_connect
Aufgabenstellung war das Schaffen einer neuartigen Verbindung, die die Funktion des ausgewählten Gegenstands entweder verbessert oder aufhebt. Hierbei sollten wir uns für einen Alltagsgegenstand entscheiden.
Zuerst habe ich mit einer Wäscheklammer aus Holz gearbeitet und die Metallfeder entfernt, Idee war hierbei, das Metallteil durch ein Gummi zu ersetzten, mit dem die Wäscheklammer genauso gut funktionieren könnte. Nachdem ich verschiedene Bindetechniken mit dem Gummi ausprobiert habe, musste ich feststellen, dass das Gummi an und für sich keinen ausreichenden Ersatz darstellt. Die Klammer hat zwar weiterhin funktioniert, aber lange nicht so gut, wie zuvor.
Daraufhin habe ich noch ein zweites Projekt gestartet: Idee war es, die Silikonteile meiner alten Kopfhörer mit Kaugummi nachzuformen. Das interessante daran war, dass das Kaugummi nach Wasserzufuhr Ähnlichkeiten zu Silikon aufweist und dennoch vollkommen ungeeignet ist, da zu verformbar und zu klebrig.
Aber auch diese Eigenschaften wären für das Schaffen passgenauer Domes spannend: Ein verformbarer, knetgummiartiger Stoff, der nach wenigen Stunden aushärtet, würde es uns ermöglichen, Kopfhörer zu formen, die sich unser individuellen Ohrmuschel anpassen.
3. Measure Me
Aufgabe war das Vermessen unserer Körper und das entsprechendes Gestalten einer Maßkette. Desweiteren sollten wir uns ein Körperteil ausmessen, um immer eine Größenreferenz zur Hand zu haben, wie in meinem Fall der Daumen mit 6cm.
Ich habe mich dafür entschieden, eine Infografik zu erstellen, die die aufgezeigten Dinge (Schal, Fußlänge, Portmonaie) ins Verhältnis zu meinem Körper setzt: So bin ich circa 15x so groß, wie mein Portmonaie, mein Schal allerdings, ist länger als ich. Bei der Abbildung habe ich mich für den Maßstab 1:10 entschieden.
4. Body Extension
Angelehnt an ausgewählte Zahlen unserer Maßkette haben wir eine Körperextension entworfen. Mir war recht schnell klar, dass ich ein Produkt gestalten möchte, was mich in öffentlichen Räumen vor Menschen schützt, die mir zu Nahe kommen könnten. Zu Beginn habe ich zu dem Distanzzonenmodell nach Hall recherchiert und mich gefragt, welche Kleidungsstücke ich in eine physische Distanzzone umgewandeln könnte: Ein weiter Hut oder Rock, ein Kragen oder vielleicht ein Gürtel? In Anlehnung an meine Körpermaße habe ich mich für einen speziellen Gürtel auf Hüfthöhe entschieden, da diese Stelle zum einen besonderen Halt bietet und zum anderen als eine der breiteren Stellen meines Körpers ein gutes Ausgangsmaß mitbringt. Enstanden ist „My Zone“: My Zone ermöglicht es uns, eine visuelle und physische Distanzzone zu Fremden herzustellen. Mitsamt seines Tragegriffs und dem Schnürverschluss, lässt sich das Produkt jederzeit zusammen klappen und nach Hause tragen. Die Aussparung der Armpartie sorgt für Bewegungsfreiheit.
Bei neuer Umsetzung würde ich die Schichten mithilfe der Bindefunktion einzeln befestigen, sodass man diese flexibel abnehmen kann. Damit wäre das Zusammenstellen einer individuellen Komfortzone möglich.
5. Exkursionsmemo
Wie oben beschrieben haben wir uns auf zwei Exkursionen einige Ausstellungen angesehen, ich habe leider nur an der ersten teilnehmen können. Hier war die Aufgabe, Eindrücke, Künstler*innen und deren Werke oder das Format Exkursion selbst anhand einer gestalteten Postkarte zu reflektieren. Mich haben die großformatigen, bunten Stoffcollagen von Małgorzata Mirga-Tas besonders berührt. Die polnische Künstlerin zeigt in Ihren Bildern Szenen der Romani-Kultur und setzt hiermit ein starkes Zeichen gegen die stigmatisierenden Stereotype, denen Rom*nja täglich ausgesetzt sind. Den Stoff, den sie für die Collagen benutzt, hat zum Teil ihre Familie getragen.
Aber noch etwas daran war interessant: Die Stoffcollagen hingen vor einem Vorhang, der als Raumtrenner fungiert hat, sodass man diese auch von hinten sehen konnte. Durch Licht und Schatten hat sich ein interessantes Bild ergeben, die Motive der Collagen schimmerten minimal durch den Vorhang, Stoff ist lichtdurchlässig. So kam mir die Idee für meine Postkarte: Eine Geheimpostkarte. Eine feste Plastikfolie mit einer Nachricht ummantelt von hellem Stoff, sobald man diese vor einen Lichtstrahl hält, wird die Nachricht erkennbar. Die Postkarte besteht aus auschließlich recycelten Materialien.
6. Look Closer
Bei dieser Aufgabenstellung haben wir uns einen Alltagsgegenstand ausgesucht, der anhand eines Fragebogens analysiert werden sollte. Ich habe mich mit der Produktion, dem Material, der Funktion und den kulturellen Kontexten der Stabkerze auseinadergesetzt und verschiedene Experimente mit Wachs und Wasser durchgeführt.
Die Produktion der Kerze mit der Kerzenzugmaschine:
1. Dochte aufziehen
2. Wachszug
3. Kühlstrecke
4. Wiederholung
5. Konfektionierung
6. Docht frei fräsen
7. Finishing, Paraffinbad
Zunächst werden die Rohstoffe vorbereitet, dazu gehören Paraffinwachs oder andere Wachsarten, Farbstoffe für die gewünschte Farbe und Dochte. Wachs und Farbe werden auf die optimale Temperatur erhitzt, um eine homogene und flüssige Wachsmasse zu erhalten. Sobald das Wachs die richtige Konsistenz erreicht hat, wird es in die Kerzenzugmaschine gegossen. Diese Maschine besteht aus mehreren Zylindern und Walzen, die den
Wachsstrang formen und verfestigen. Der Docht wird dabei kontinuierlich durch das flüssige Wachs gezogen, sodass sich schichtweise das Kerzenmaterial um den Docht herum aufbaut. Während des Ziehprozesses wird die Kerze immer wieder durch Kühlstrecken geführt, damit die Wachsschichten aushärten können. Nach dem Ziehvorgang müssen die frisch geformten Stabkerzen abkühlen und aushärten. Dies geschieht in speziellen Kühlkammern, wo die Kerzen ihre endgültige Festigkeit erreichen. Anschließend werden sie auf die gewünschte Länge konfektioniert und der Docht mit der Fräse freigestellt. Zum Schluss finden je nach Bedarf weitere Veredelungsprozesse statt, zum Beispiel das Aufbringen von Mustern oder das Tauchen in spezielle Paraffinmischungen für einen glänzenden oder farbigen Finish.
Die Experimente
Ich habe mich beim experimentieren vom Jahresübergang inspirieren lassen und mit Wachs und Wasser gearbeitet. Das Wachsgießen war das Experiment, welches ich am spannendsten fand: Welche Formen entstehen zufällig? Was lässt sich darin erkennen? Wie könnte man mit entstandenen Figuren weiter arbeiten? Wie verändert sich die Konsistenz des Wachses wenn ich Winkel und Höhe der Kerze beim Tropfen verändere?
Ich habe im Tun vor allem eine visuelle Qualität entdeckt, beispielsweise lassen sich kleine fotografische Kulissen oder Backgrounds mit Wachs gestalten. Das Wachs hat etwas plastikartiges bekommen, ich habe es aber auch mit Eis assoziiert. Eine andere Idee wäre eine Charaktersuche in den Wachsfiguren für Illustration oder ähnliches .
Desweiteren habe ich die Kerze am Boden einer Schale befestigt und in einem Wasserbad brennen lassen, um zu schauen wie lange es dauert, bis die Flamme erlischt. Die Kerze hat mit einer Dauer von 1,35 Stunden im Wasser gebrannt, das äußere Wachs der Kerze wurde im Kontakt zum Wasser gekühlt, sodass eine Art Schale entstanden ist. Nebenbei habe ich angefangen, die Kerze zu fotografieren und die Kamera dabei zu bewegen. Dadurch sind interessante Muster und Formen entstanden, die durch die Flamme, die reflektierende Metallschale und das Wasser beeinflusst wurden.
Beim letzten Experiment habe ich die Kerze für einige Minuten in Wasser bei einer Temperatur von 40 Grad gelegt, um zu schauen, inwieweit diese sich danach verformen lässt. Zwar ließ sich die Stabkerze nun verbiegen, aber die äußere Lasur hat dafür gesorgt, dass die Kerze relativ schnell zerbrochen ist, somit ist jenes Experiment gescheitert.
7. Something New
Nachdem sich die Ideenfindung mit Bezug zur Kerze recht schwierig gestaltet hat, habe ich mich dazu entschieden, etwas anderes umzusetzen. Idee ist es, mithilfe eines Pflanzenblatts; in diesem Fall eines der Monstera, eine Seifenschale zu formen. Die Struktur, Form und Farbe wird an den Eigenschaften des Pflanzenblatts orientiert. Ton eignet sich hier besonders gut, da er einen Abdruck ermöglicht, der im Nachhinein auch sichtbar bleibt. Die Wölbung des Randes sorgt dafür, dass das Wasser mittig zuläuft und über die Löcher abfließen kann. Auch die Vertiefungen durch die Blattadern lenken das Wasser in Richtung der Löcher. Durch die Lasur im Anschluss wird der Ton versiegelt und die Schale besitzt, ähnlich wie das Blatt der Monstera, einen abperlenden Effekt und einen schönen Farbton.
Aus reflektiver Perspektive lässt sich sagen, dass die Nutzung eines größeren Pflanzenblatts mit stärkerem Profil sinnvoll gewesen wäre, um der Schale einen stärkeren Abdruck zu geben. In diesem Fall habe ich die Pflanzenadern von Hand nachgezeichnet, um den Abdruck zu verstärken. Auch die Größe des Pflanzenblatts war etwas zu klein, sodass der Rand für die Wölbung nicht mehr mit dem Pflanzenprint bedeckt war. Die Löcher zum Wasserabfluss würde ich beim nächsten mal stärker in den Adernläufen des Blatts platzieren, damit das Wasser diesem Lauf folgen kann. Die Lasur ist farblich gut gelungen, allerdings ist der Überzug recht dick, sodass die Blattadern der Schale mit Farbe gefüllt waren. Außerdem ist die Lasur in zwei der Abflusslöcher zusammengebrannt. Für die Zukunft wäre es interessant, mit verschiedenen Blattarten für den Abdruck zu experimentieren und auch hier nochmal genauer zu schauen, welche Formen und Profile sich für eine Seifenschale besonders gut eignen würden.