Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam mehr erfahren

Protestplakate

Kursdokumentation für den Kurs „Empört euch! Das bewegte politische Plakat“ aus dem Wintersemester 2023/24. Einstieg in das Thema der Animation, After Effects & Procreate Dreams.

Der Kurs hat mich sofort begeistert. Ich wollte unbedingt versuchen, einen Platz zu bekommen, obwohl ich schon ein abgeschlossenes Grundstudium hatte. Als jemand, der gerne zeichnet und illustriert, hat mich Animation schon immer gereizt. Bilder zum Leben zu erwecken und ihnen Bewegung einzuhauchen. Ich habe mich aber nie so richtig an das Thema herangetraut, da ich in meinen Zeichnungen grundsätzlich analog arbeite und handgemachte Animationen im digitalen Zeitalter wirklich viel Aufwand bedeuten. Im Grundstudium noch zu unsicher über meine eigenen Fähigkeiten und Stärken und nur mit einem mäßig guten Laptop ausgestattet, habe ich nie Einführungskurse zum Thema Animation gewählt. Dann im Hauptstudium blieben mir nur noch die „Kurse für Fortgeschrittene“, in die ich mich - so ganz ohne Vorkenntnisse - noch weniger hinein getraut habe. Um dem entgegenzuwirken, habe ich vor einem Jahr meine erste Animation in After Effects am Computer eines Freundes erstellt. Sie basierte auf einem Bild, das ich gezeichnet hatte. Das war mein erster richtiger Kontakt mit After Effects, abgesehen von ein paar Tutorials und Anleitungen, über die es aber nie hinausging. Als ich die Kursbeschreibung für „Empört Euch! Das bewegte politische Plakat“ las, wusste ich, dass dies der perfekte Einstieg für mich war. Der Kurs verlangte kein Vorwissen und keine Vorkenntnisse. Thematisch Nicht nur, dass sehr wenig Vorwissen und Vorkenntnisse von uns verlangt wurden, auch das gewählte Thema rund um gesellschaftliche und politische Themen sprach mich sehr an. Die Herausforderung bestand darin, ein Plakat (oder mehrere Plakate) zu entwerfen, das sowohl als gedrucktes Einzelplakat als auch als Animation funktioniert und unsere Empörung zum Ausdruck bringt.

Mir gefiel, wie offen und frei wir in Stil, Ausdruck und Themenwahl sein konnten. Da ich bereits im Hauptstudium bin, war die Anforderung nicht nur ein einzelnes animiertes Plakat zu entwerfen, sondern eine Plakatserie mit mehr als zwei Plakaten.

Die erste Zeit des Kurses verbrachten wir damit, uns inspirieren zu lassen und mit dem Thema vertraut zu machen. Aljoscha gab uns tollen Input über Gestalter*innen, die politische Plakate, Animationen oder auch beides kombiniert in unglaublich tollen Projekten nutzen. Wir haben uns sehr vielfältig, offen und frei mit animierten Plakaten auseinandergesetzt und konnten parallel erste Ideen in Form von Mindmaps und Moodboards sammeln. Zunächst ging es nur um politische Themen und Umstände, die uns sehr wichtig waren und über die wir sprechen wollten.

Inspiration & Moodboards zur Themenwahl

Kontny_Nele_Mood_und_Inspo.pdf PDF Kontny_Nele_Mood_und_Inspo.pdf

analoge Ideen & Skizzen

photo_2024-03-09_17-49-05.jpgphoto_2024-03-09_17-49-05.jpg

Aljoscha hat uns von Anfang an einen guten Zeitplan gegeben. Alles war sehr logisch aufeinander aufgebaut. Angefangen haben wir mit der Suche nach Themen und der Auswahl, um uns besser einzugrenzen. Ausgewählt wurde das Thema, das die meisten Ideen und Möglichkeiten bot.

photo_2024-03-09_17-39-25.jpgphoto_2024-03-09_17-39-25.jpg

Neben der Frage nach dem Stil des Plakats sollten wir uns auch ein „Wording“ oder prägnante Sätze überlegen, die unser Thema gut auf den Punkt bringen. Das Reduzieren ist mir besonders schwer gefallen. Es gab so viele Themen, die mir wichtig waren und zu denen ich Stellung nehmen wollte. Am liebsten hätte ich ganze Buchpassagen auf die Plakate gedruckt. Aber es musste kurz, prägnant und aussagekräftig sein.
Was will ich sagen und wie will ich es sagen?

photo_2023-11-27_00-23-42.jpgphoto_2023-11-27_00-23-42.jpg

Mit ersten kleinen und einfachen Skizzen sammelte ich Ideen und konnte deren Machbarkeit testen. In dieser ersten Phase habe ich noch analog gearbeitet und die ersten Versuche und Überlegungen auf Papier skizziert und gesammelt.

Nur die „Favoriten“ habe ich digital umgesetzt. Sie sollten bereits eine genauere Vorstellung über den Ablauf der Animation, die Farbgebung und den groben Inhalt vermitteln. Durch das Vorstellen im Kurs konnten wir sie gemeinsam besprechen und in ihrer „Stärke“ miteinander vergleichen.

Ein Teil von mir war dankbar, dass ich mich mit einer Plakatserie beschäftigen konnte, so musste ich mich nicht nur für eine Idee entscheiden. Ich merkte aber auch, dass es verschiedene Themen waren, die ich zu einer Serie machen wollte. Ich musste unbedingt über visuelle Gemeinsamkeiten der Plakate nachdenken, damit sie als Serie erkannt wird.

digitale Skizzen

GenderConstuct.jpgGenderConstuct.jpg
Einzelfall.jpgEinzelfall.jpg
Demokratie.jpgDemokratie.jpg
Fuckthecistem.jpgFuckthecistem.jpg
DasBootistvoll.jpgDasBootistvoll.jpg
Resistance.jpgResistance.jpg
Idea.jpgIdea.jpg

Bei der Auswahl meiner Favoriten habe ich wieder einmal gemerkt, „the simpler the better“. Normalerweise tue ich mich mit einem sehr reduzierten, teilweise nur schwarz-weißem Design eher schwer. Ich bin eher verspielt, illustrativ, analog. Aber für die Ernsthaftigkeit der Themen und auch für die Klarheit und Verständlichkeit hat es mich zu einer Bildsprache geführt, die genau dem entspricht, was mir sonst so schwer fällt.

Ein gutes Beispiel für meinen sonstigen Stil ist die Fingerübung. Diese haben wir in der Mitte des Kurses als erste kleine After Effects Übung angefertigt. Es ging darum, eine erste und einfache Aufwärmübung mit After Effects zu haben, die uns die Angst und Überforderung vor dem Programm nehmen sollte. Mit Hilfe einiger Tutorials und der Möglichkeit uns immer an Aljoscha wenden zu können, haben wir unsere erste kleine einfache Animation für den Kurs erstellt. Viele benutzten bereits vorhandene Poster und hauchten ihnen neues Leben ein. Ich erinnerte mich, dass ich damals ein animiertes Plakat für Adobe Aero (das AR-Programm von Adobe) illustriert hatte. Ich hatte alle Elemente bereits einzeln erstellt (Hintergrund, Augen, Schrift) und zum zusammensetzen bereit. Die Animationbewegungen habe ich im Vergleich zum AR-Poster nicht groß verändert, allerdings musste ganz anders mit dem Programm umgehen um diese Effekte zu erzielen. Auch fügte ich andere Filter und Effekte hinzu, um mich mit After Effects vertrauter zu machen.

Übungsanimation (Fingerübung)

Elemente_Fingerübung.jpgElemente_Fingerübung.jpg

Kontny_Nele_Plakat-min.jpgKontny_Nele_Plakat-min.jpg

Erste Plakatumsetzungen

Nachdem Themen, Ideen, und Stil festgelegt waren, ging es an die Umsetzung der Plakate in Illustrator oder Photoshop. Dabei mussten wir beachten, dass die Abgabe darin bestand, die Plakate in gedruckter Form zur Abschlusspräsentation mitzubringen. Sie dienten also nicht nur als Vorlage für die Animation, sondern mussten auch in der richtigen Größe und Farbe für den Druck erstellt werden. Da ich vorhatte, fünf verschiedene Animationen umzusetzen, war ich froh, dass viele Elemente sehr klar und einfach gehalten waren und mir die Arbeit in After Effects erleichterten. Auch wenn das wiederum bedeutete, dass Fehler schneller auffielen.  Am Ende konnte ich aufgrund von schlechtem Zeitmanagment nur vier Motive umsetzen, wobei ich ein Motiv in zwei verschiedenen Versionen animiert habe. Also sind es irgendwo vielleicht doch fünf Plakate geworden.

Die folgenden Bilder zeigen einige Versionen und Schritte, die mich zu meinen endgültigen Plakaten geführt haben. Ein Schritt war z.B. die Suche nach der richtigen Schrift, die für alle Plakate geeignet sein sollte, da sie eine Gemeinsamkeit der Plakatserie darstellen sollte. Sie musste nicht nur optisch zu allen Plakaten passen, sondern auch den Anforderungen der Animation gerecht werden. Außerdem wollte ich eine Schrift, die eine politische Aussage macht. Ich wollte bewusst weibliche und queere Schriftgestalter*innen unterstützen und eine Schrift von einer nicht-männlichen Person wählen. Ich hole hier nicht weiter aus, aber wenn mensch sich die bekannsten Schriftgestalter*innen anschaut, lächelt das Patriachat zurück - ich wollte auch diesen Aspekt in meinem Design berücksichten.

11_12._Plakate_Entwürfe_sans.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans.jpg
11_12._Plakate_Entwürfe_sans-05.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans-05.jpg
11_12._Plakate_Entwürfe_sans-04.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans-04.jpg
11_12._Plakate_Entwürfe_sans-02.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans-02.jpg
11_12._Plakate_Entwürfe_sans-06.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans-06.jpg
11_12._Plakate_Entwürfe_sans-08.jpg11_12._Plakate_Entwürfe_sans-08.jpg

Diese beiden Plakate sollten mit ihrer Einfachheit ernste und schwierige Themen rund um Polizeigewalt und Geschlechterunterdrückung zum Ausdruck bringen. Ich wusste noch nicht genau, wie ich die Animation im Detail animieren würde, aber After Effects bot mir viele verschiedene Wege und Möglichkeiten.

Das „Demokratieplakat“ mit dem roten Auge hingegen wollte ich unbedingt in Procreate Dreams umsetzen. Ich wollte den Kurs nutzen, um mich mit After Effects vertraut zu machen, aber bei 4-5 Plakaten wollte ich auch ein wenig experimentieren und schauen, wie sich welches Programm einsetzen lässt. Da ich gerne analog zeichne, dachte ich mir, dass Procreate Dreams vielleicht genau die richtige Schnittstelle für mich sein könnte, um meinen analogen Stil in eine digitale Animation zu übertragen. Das funktioniert natürlich besonders gut mit grafischen und illustrativen Elementen, die ich in Form des gemalten Auges hatte.

Ich hatte auch kurz überlegt, Blender für die Umsetzung des Geschlechtersymbols zu verwenden, bin aber sehr dankbar, dass mir schnell davon abgeraten wurde. Da ich mich nicht sofort für einen Spruch zu dem Symbol entscheiden konnte, arbeitete ich an zwei Varianten parallel, um am Ende meinen Favoriten zu wählen. Am Ende gefielen mir aber beide als sich ergänzende und ermächtigende Plakate und ich ließ beide Varianten für sich stehen. Wäre da nicht das Problem der Ähnlichkeit der Bilder bei Artivive hätte ich auch gerne beide präsentiert...

Queersigns.jpgQueersigns.jpg
TOOQUEER_Text.jpgTOOQUEER_Text.jpg
TOOQUEER_Text2.jpgTOOQUEER_Text2.jpg

Protestplakate Endabgabe

Einzelfall.jpgEinzelfall.jpg

Youtube Videos ->  Rechtsklick, Wiederholen
Vor dem Anschauen einschalten, um ein besseres Gefühl für den Loop der Animation zu kriegen. Ich habe sie leider nicht innerhalb ihrer selbst mehrfach gelooped und für einen sichtbaren nahtlosen Übergang funktioniert es mit der Wiederholung am besten.

Demokratie.jpgDemokratie.jpg

Genderfucks_lila.jpgGenderfucks_lila.jpg

Gender is a social construct.jpgGender is a social construct.jpg

Genderfucks_bunt.jpgGenderfucks_bunt.jpg

Reflexion

Ich habe unglaublich viel aus dem Kurs mitgenommen. Allein wie viel tiefer ich in die Plakatgestaltung eingedrungen bin, obwohl das gar nicht der Schwerpunkt des Kurses war! Eins meiner größten „Learnings“ war das Reduzieren. Sowohl auf visueller als auch auf textlicher Ebene wurde ich immer wieder herausgefordert, alles so einfach und prägnant wie möglich zu halten. Keine Textromane, keine komplexen Illustrationen - ich habe viel mit Flächen, Linien und klaren Strukturen gearbeitet. Dinge, die ich sonst gerne vermeide. Das hat mir geholfen, mich in den Animationen gut zurechtzufinden, und besonders beim „Einzelplakat“ spüre ich die Kraft und Stärke, die das Einfache und Repititive aufbaut. Eine saubere Vorarbeit und feste Entwürfe helfen auch sehr, die Animation nicht zu frickelig und kompliziert werden zu lassen. Ich habe auch viel über das „Loopen“ von Animationen gelernt, denn ich musste darauf achten, dass meine Animation dort anfängt, wo das gedruckte Plakat anfängt. Meistens war das nicht der Anfang, sondern das erste Drittel meiner Animation. Das Timing war unglaublich wichtig und ein paar Millisekunden machten einen großen Unterschied. Ich hätte nie gedacht, dass Musik auch ein so unglaublich wichtiger Bestandteil sein kann und die Animation noch einmal ganz anders zum Leben erweckt. Für mich sind Animationen mit Ton auch automatisch ausdrucksstärker - im Nachhinein hätte ich am liebsten alle Animationen mit Ton erstellt. Überraschenderweise hat es mir auch viel mehr Spaß gemacht, die Sounds zu suchen und auszuprobieren, als ich dachte. Für die Animation „Einzelfall“ habe ich sogar den „Strichsound“ selbst gemacht und aufgenommen. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten und das Experimentieren und Ausprobieren macht unglaublich viel Spaß! Leider wurde die Zeit am Ende des Kurses für mich sehr knapp, was aber auch an mir lag. Im Nachhinein hätte ich gerne meine allererste Animation (Gender is a construct) noch einmal erstellt und animiert. Für den ersten Versuch und vor allem mit der Soundebene bin ich soweit ganz zufrieden. Meine größten Befürchtungen, dass ich mit After Effects völlig überfordert bin und nicht weiß, wie ich etwas hinbekomme, haben sich nicht bewahrheitet. Sicherlich war ich ab und zu etwas überfordert mit dem Programm. Aber es war eher die Fülle an Möglichkeiten, Optionen und die verschiedenen Tutorials, die tausend Wege zum Ziel aufzeigten, die es komplex machten. Ich konnte mich mit Schriftanimation, Linienanimation, Formen und Drehungen und auch „bewegten Farbflüssigkeiten“ durch meine Plakate auseinandersetzen und habe viel Verschiedenes mitgenommen.

Endpräsentation

photo_2024-03-06_12-26-23.jpgphoto_2024-03-06_12-26-23.jpg
IMG_5849.jpgIMG_5849.jpg
IMG_5846.jpgIMG_5846.jpg

IMG_5886.jpgIMG_5886.jpg
IMG_5876.jpgIMG_5876.jpg

Der letzte Kurstag war wirklich ein sehr tolles Erlebnis. Natürlich hat es im ersten Moment gestresst, aber die Plakate nach Wochen vor dem Bildschirm ins analoge zu holen und groß auszudrucken hat einen sehr tollen Abschluss möglich gemacht. Es waren soviele unglaublich tolle, wichtige und starke Plakate und Themen dabei, unglaublich divers und einzigartig durch den Kurs vertreten. Die Möglichkeit mit Artivive auch die Animationen vor Ort und Stelle anzuschauen hat alles nur besser gemacht. Vielen lieben Dank für die tollen Inputs & gute Kursstruktur — ich hab mich immer gut beraten gefühlt. Danke das du mir die Angst vor After Effects genommen hast!

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Zugehöriger Workspace

Empört euch! Das bewegte politische Plakat

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024