In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation der Arbeitsergebnisse im Kurs „Grundkurs Schriftgestaltung“ bei Luc[as] de Groot.
.
Der Grundkurs Schriftgestaltung bei Luc[as] de Groot beschäftigt sich mit den typografischen Grundlagen zur Gestaltung von Schriften. Neben den Vorlesungen wird anhand analoger Skizzen mit Breit- und Spitzfeder ein Gefühl für Typografie vermittelt. Anschließend durchläuft man individuell den Entwurfsprozess einer eigenen Schrift, bestehend aus Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen.
Zu Beginn des Kurses machten wir selbstständige Übungen mit Spitz- und Breitfeder. Dafür stellte uns Luc ein kostenloses Schreibset zur Verfügung! Durch die analoge Praxis mit Werkzeug und Tinte bekam man ein gutes Gefühl für die Kurven und Bewegungen einer Schrift. Wir lernten unterschiedliche Schriftarten und Formen kennen und experimentierten zunächst frei. Ich hielt den Kurs über alle meine Ergebnisse in einem Skizzenbuch fest. Dies half mir, den Prozess bei der Entwicklung meiner eigenen Schrift festzuhalten und weiterzuentwickeln.
Breitfeder
Skizzenbuch
Spitzfeder
Nach den ersten experimentellen Versuchen mit der Schreibfeder übten wir anschließend mithilfe der TypeCooker Website. Über diese konnten wir verschiedene Schriftstile ausprobieren, indem man über das neu Aktualisieren der Seite die unterschiedlichen Attribute einer Schrift neu zusammenstellte. Es entstanden immer wieder neue Kombinationen. Dies half, die verschiedenen Elemente im Aufbau einer Schrift besser zu verstehen und durch die analogen Übungen weiter zu vertiefen.
Mit der Zeit entwickelte ich aus den verschiedenen Übungen eine Richtung heraus, die ich weiter vertiefen wollte. Ich begann zunächst erste Bewegungen meiner Schrift festzuhalten und empfand vor allem das Zusammenspiel von Linien und Punkten interessant. Ich entwickelte immer mehr einen kursiven Schnitt und versuchte mich an ersten Wörtern. Nun galt es, die Skizzen auf Papier ins Digitale zu übertragen und weiter auszuarbeiten.
Skizzen & Bewegungen
Pen Tool
Um die Schrift zu digitalisieren, benötigte es zunächst einiges an Übung mit dem Pen-Werkzeug. Mit viel Ausprobieren und etwas Zeit gelang es immer besser, die Bewegungen und Ankerpunkte besser zu kontrollieren und gezielter zu treffen.
Digitalisierung in Illustrator
Im ersten Schritt der Digitalisierung übertrug ich meine analogen Skizzen zunächst in Illustrator und zeichnete digital die Grundformen der Schrift von einem Foto ab. Somit konnte ich die Bewegungen der Schrift ins Digitale übersetzen. Dabei war es gar nicht so leicht, den Charakter der Schrift im Digitalen genau so wiederzugeben wie auf Papier. Wichtig war es die einzelnen Pfade in Illustrator auf eine Fläche mit 1000 Pixel Fläche zu skalieren damit man diese später unkompliziert in Glyphs kopieren konnte. Durch das Duplizieren der einzelnen Elemente baute sich die Schrift nach und nach immer mehr zusammen. Bei manchen Buchstaben ging dies leichter als bei anderen. Das ›n‹ beispielsweise ließ sich durch Rotieren einfach zu einem ›u‹ entwickeln. Das ›g‹ und ›s‹ brauchten mehr Aufmerksamkeit und ich brauchte teils sehr lange, diese auszuarbeiten. Mit der Zeit fanden sich für alle Buchstaben entsprechende Lösungen.
Korrekturen & Tipps
Im Kurs bekamen wir regelmäßig hilfreiches Feedback zu unseren Schriften. Ich war immer wieder total erstaunt, wie viel Wissenswertes es zum Thema Typografie gibt. Vor allem lernte ich, dass es trotz aller nützlichen Regeln immer das eigene Auge ist, welches letztendlich die Formen richtig einschätzen kann. Ich besserte kleinste Krümmungen in Kurven und die Abstände der Weißräume aus, damit die Schrift ein harmonisches Gesamtbild ergab.
Digitalisierung in Glyphs
Im Schriftprogramm Glyphs ging es dann an die Feinarbeit. Die Pfade der einzelnen Buchstaben werden aus Illustrator kopiert und in Glyphs eingefügt. Im Programm werden nun die genauen Positionen der Ober- und Unterlängen und der X-Höhe der Schrift festgelegt. Kleinere Fehler in den Pfaden werden ausgebessert und die Abstände zwischen den Buchstaben werden definiert. Ich fügte der Schrift zusätzlich noch Zahlen und Sonderzeichen hinzu. Zum Schluss exportiert man die Schriftdatei und importiert sie in die entsprechenden Grafik-Programme.
Rückblickend machte mir der Kurs von den ersten analogen Experimenten bis zur Ausarbeitung meiner Schrift sehr viel Freude. Ich bekam durch die Übungen ein besseres Gefühl für die einzelnen Bestandteile unterschiedlichster Schriftarten und lernte die Grundlagen zum Entwickeln einer Schrift. Besonders toll waren die gemeinsamen Arbeitsstunden am Ende des Semesters vor Ort in Lucs Studio. Überall sah man Buchstaben, bekam intensives Feedback und naschte russisch Brot und holländischen Käse! Nach dem Kurs betrachte ich Typografie und die Arbeit dahinter mit einem neuen Auge. Jeder Buchstabe für sich ist ein komplexes Zusammenspiel an individuellen Formen und Bewegungen.
Ich benutze Schrift nun nicht mehr nur – ich sehe sie.