In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Das Rechenzentrum kämpft seit Jahren mit der Bedrohung abgerissen zu werden. Dies ist unser Beitrag, die Mittel die wir haben dafür zu nutzen, eine informierte Debatte durch Informationen zum RZ zu ermöglichen.
Wie den meisten in unserem Kurs geht es uns darum, die Arbeit von Designer·innen in unserem derzeitigen System kritisch kritisch zu hinterfragen. In dem Kurs wollen wir Alternativen kennenlernen und verstehen, wie mensch Design im öffentlichen Interesse machen kann. Wie können wir nachhaltig arbeiten und was brauchen wir von gemeinnützigen Organisationen, und diese von uns, damit unsere Arbeit nachhaltig Wirkung zeigen kann?
Besonderes Interesse hatte wir auch daran, raus aus dem Hochschulkontext zu kommen, und in Kontakt mit Kund·innen zu kommen. Dadurch wollen wir erste Praxiserfahrungen erhalten und lernen, wie wir am besten mit Kund·innen kommunizieren.
Außerdem wollen wir diese Gelegenheit nutzen um Einblicke in gemeinnützige Strukturen und Prozesse einer Organisation mit einem positiven social Impact zu erhalten.
In diesem Kus möchten wir lernen unsere eigene Rolle als Designer·innen mehr zu hinterfragen. Sind wir eigentlich immer die am besten geeignetste Person für diesen Job? Wie arbeiten wir am besten mit unserer Zielgruppe zusammen? Wie baut mensch Kommunikationsstrukturen auf, die gut funktionieren. Wichtig ist uns auch, dass wir Vorort arbeiten können und so besser auf einer persönlichen Ebene Vorort mit den Personen zusammenarbeiten können.
Zuallererst mussten wir eine geeignete Organisation finden. Nele hatte bereits Kontakt zu einer ehemaligen Studentin der Fachhochschule Potsdam, die einen Raum im Rechenzentrum nutzt. Auf diese Weise erhielten wir gleich den nächsten Kontakt zu unserer ersten und wichtigsten Ansprechperson im Rechenzentrum: Anja Engel. Wir entschieden uns dafür zusammen mit dem Rechenzentrum ein Projekt umzusetzen, weil Potsdam ein soziokreatives Zentrum braucht! Ein Ort für Künstler·innen und Kreative, für soziale Projekte, für Veranstaltungen und für Begegnung mit bereits existierenden und funktionierenden Strukturen muss Potsdam unbedingt erhalten bleiben. Als bedrohter Kreativraum war für uns außerdem klar, dass hier zeitnahes Handeln erforderlich ist.
Darüber hinaus konnten wir uns alle mit den Werten des Rechenzentrum identifizieren und hatten den Eindruck, dass das Projekt zu unseren Gruppenfähigkeiten als Kommunikationsdesigner*innen passt.
URL: https://www.nbl.berlin/circles/rz-potsdam/ (Stand 26.08.2023)
Wir haben am Anfang des Projektes eine E-Mail formuliert, in welcher wir fragen, ob eine Hilfe von uns gewünscht ist.
Sehr geehrte Anja Engel,
wir sind Studierende der Fachhochschule Potsdam – wir setzen uns dieses Semester in einem selbst organisierten Kurs mit öffentlicher sozialer Gestaltung auseinander. Durch das Studio Dots & Ducks, welches sich momentan bei Ihnen im Rechenzentrum befindet und eine FH Absolventin im Team hat, sind wir auf Ihren Verein aufmerksam geworden. Insbesondere der geplante Abriss und die Diskussionen mit und rund um die Garnisonskirche haben damals das Rechenzentrum in unseren Fokus gerückt. Mittlerweile sehen wir es auch als einziges wirklich gut zugängliches Kreativquatier (auch im Sinne von sich leisten können, normalerweise sind Ateliers für einkommensschwächere Menschen unbezahlbar) in Potsdam, neben den Hochschulen & Unis und damit als sehr wichtigen und schützenswerten Ort!
Wir sind daher sehr an einem Austausch mit dem Rechenzentrum interessiert und würden gerne Einblicke in Ihre Arbeit bekommen. Darüber hinaus möchten wir unsere Unterstützung anbieten und schauen, wie wir uns bei Ihnen einbringen können.
Gerne würden wir Ihnen näheres zu unserem Kurs in einem persönlichen Gespräch oder Anruf erklären. Hätten Sie daher in der nächsten Woche Zeit, um sich zu besprechen und uns einen kleinen Einblick in Ihre Arbeit zu geben? Wir hätten Montag's Zeit und könnten so gegen 14/15 Uhr vorbei kommen, aber natürlich können Sie uns auch gerne Terminvorschläge geben.
Da unser Kurs nur noch knappe zwei Monate geht, würden wir uns über eine baldige Antwort und einen möglichen Austausch sehr freuen!
Vielen Dank im Voraus
und herzliche Grüße,
Nele, Julia, Ronja & Eric.
Anja freute sich über unsere Email und schlug ein Treffen im RZ vor, was nach 2 Fehlversuchen dann auch zu Stande kam.
Wir haben natürlich auch vor dem ersten Treffen eigene Recherchen zum Rechenzentrum durchgeführt. Aber von einer beteiligten Person dann die ganzen Stories zu hören, die mensch vorher nur nebenbei mitbekam, war sehr viel aufschlussreicher als wir uns hätten ausmalen können.
Ein interessanter take-away war, dass das RZ generell nur „Pro-RZ“ ist, und nicht z.B. „Anti-Garnisionskiche“, obwohl die beiden Parteien ja seit Jahren einen intensiven Streit um Grundstücksrechte haben.
Wir dachten, wie wahrscheinlich auch viele andere, das RZ sei ein linkes Kunsthaus. In Wahrheit ist das RZ aber viel mehr als das. Der Begriff, den Anja reinwarf, war: „Soziokreativhaus“. Es ist ein super diverser Ort, hier sind nicht nur Kunstschaffende, alle gehren zum RZ. Der Nutzungsmix erlaubt nicht einfach nur Ateliers, du kannst auch deinen Geburtstag dort feiern, Tagungen durchführen, zu Konzerten gehen uvm.
Der Crew vom RZ fehlte es nicht an Ideen. Es fehlte eher an Menschen die diese Umsetzen. Auch war Geld nicht ein so großes Problem, wie bei anderen Gruppen.
Das RZ verfolgt das politische Ziel stehen bleiben zu dürfen. Dafür fanden „Soli-Raves“ und andere Veranstaltungen statt, dessen Erträge in die „Kampf-Kasse“ flossen, womit der Kampf gegen den Abriss finanziert werden soll. Und unsere Projekt ist im Grunde ja nur eine Medienfindung für diesen Kampf.
Anja stellte uns verschiedene bereits vorhandene Ideen zur Verbesserung der Kommunikation vor, um dafür zu sorgen dass die Öffentlichkeit besser Versteht welche Bedeutung das Rechenzentrum für die Stadt hat und welche Möglichkeiten es bietet. So könnten „Beispiel-Wochen“ eine realistische Darstellung der wöchentlichen Aktivitäten im RZ bieten, während Erklärvideos komplexe Konzepte, einschließlich der Rolle des RZ, verständlich machen könnten. Ein „Bookprint“ über das RZ könnte das umfassende Wissen und die Geschichte dieses Ortes dokumentieren und als wertvolle Informationsquelle dienen. Die Verwendung von Flyern ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Weitergabe grundlegender Informationen über das RZ, während ein Bauschild betonen könnte, dass das RZ nicht nur eine historische Bedeutung hat, sondern auch eine wichtige Zukunft vor sich hat. Insgesamt tragen diese Ideen dazu bei, das Bewusstsein für die Arbeit des RZ zu stärken und die Wertschätzung für seine Rolle in der Gemeinschaft zu fördern.
Nele hat bei ihrer Arbeit im Frauenfitnessstudio in der Innenstadt Potsdams eine Umfrage zur öffentlichen Meinung des Rechenzentrums gemacht.
Die Fragen, die sie stellte waren
Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ für ganz Potsdam ist, hatten wir einige Learnings aus der Umfrage:
Erstens zeigt die Umfrage, dass das RZ digital bereits gut präsent ist. Regelmäßige Posts und eine Fülle von Informationen sind positiv hervorzuheben und tragen zur Transparenz bei.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Einige Menschen trauen sich nicht in das RZ oder finden den Eingang nicht. Dies könnte auf eine potenzielle Barriere hinweisen, die es zu überwinden gilt, um die Zugänglichkeit des RZ zu verbessern.
Ein weiterer interessanter Punkt aus der Umfrage ist, dass die Wahrnehmung des RZ stark von der Generation abhängt. Ältere Menschen fühlen sich stärker mit dem RZ verbunden, möglicherweise aufgrund ihrer Erfahrungen aus der DDR. Jüngere Menschen hingegen stehen dem RZ neutraler gegenüber. Diese Unterschiede in der Wahrnehmung könnten bei der Kommunikation berücksichtigt werden.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass es Möglichkeiten gibt, die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit des RZ zu verbessern und gleichzeitig die unterschiedlichen Perspektiven der Generationen zu berücksichtigen. Dies könnte dazu beitragen, die Verbindung zwischen dem RZ und der Gemeinschaft zu stärken.
Was ist das RZ heute?
Was kann das RZ werden?
Daraus haben wir 3 Projekte extrahiert.
Da uns mehrfach aufgefallen ist, dass Menschen entweder gar nicht wissen, wo der Eingang des RZ ist, oder wenn sie es wissen, dass sie sich nicht reintrauen, oder sich out-of-place fühlten.
Die Idee eines Bauschilds, das den kontinuierlichen Erneuerungsprozess und die Zukunftsvisionen des Rechenzentrums verdeutlicht und dabei ironisch auf das Bauschild der Garnisonskirche anspielt, sollte eine kreative Möglichkeit darstellen, die Entwicklungen des Rechenzentrums zu kommunizieren und historische Bezüge zu nutzen.
TODO: Projektbeschreibung vom TU RZ-Entwicklungs Projekt
Es soll ein Flyer mit grundlegenden Informationen entstehen, der mit Inhalten von der Internetseite gefüllt ist, so dass keine zusätzlich Arbeit auf der textebene entsteht. Diese Flyer könnten als handliches Informationsmedium dienen, das Menschen „einfach so“ mitnehmen können.
Nach einem weiteren Gespräch mit Anja hatten wir einige Punkte an denen wir weiterarbeiten konnten.
Das Leitsystem war eine coole Idee, jedoch ein sehr großes Projekt. Außerdem gab es diverse rechtliche Probleme, welche eine Ausführung nicht ermöglichen. Daher haben wir unsere Energie darauf fokussiert, das Problem zu lösen, dass Menschen nicht wissen was im RZ passiert.
Deshalb haben wir uns entschieden, einen modularen, wiederverwendbaren Aufsteller mit Kreidetafel zu entwerfen, auf welchem Termine des RZ ohne großen Aufwand aufgeschrieben werden können.
Aufgrund des Feedbacks entschieden wir uns die Idee des Bauschilds nicht weiter zu verfolgen und stattdessen an einem Banner weiter zu arbeiten. Die ursprüngliche Idee eines Bauschildes direkt neben der Garnisonskirche, um eine Debatte über Ästhetik anzuregen, war zu kontrovers oder könnte missverständlich wahrgenommen werden. In solchen Fällen ist es wichtig, das Feedback zu respektieren und alternative Wege zur Kommunikation der Zukunftsvision des Rechenzentrums zu suchen, die weniger provokativ sind.
Das Feedback zum Flyer fiel erst einmal positiv aus, jedoch sollten einige Dinge zusätzlich berücksichtigt werden. So muss der Flyer langfristig aktuell bleiben, damit nicht regelmäßig neue Druckkosten und so zusätzlicher Arbeitsaufwand entsteht. Es sollten mehr allgemeine Informationen zum Rechenzentrum vorhanden sein, die mit Fakten und Zahlen belegt werden. Bei den Kontakten sollten nur zwei Ansprechstellen genannt werden, der Kontakt für den für e.V. und das Hausmanagement. Wichtig war auch, dass nochmal mit einem Text auf das Mosaik an der Fassade des Rechenzentrum eingegangen wird.
Da wir bereits das Problem erkannten hatten, dass viele Menschen nicht genau wissen, wo der Eingangsbereich des Rechenzentrums liegt, sollte die Anfahrt möglichst genau auf dem Flyer zu erkennen sein.
Außerdem sollte im Flyer auch benannt werden, was das Rechenzentrum für die Bewohner:innen von Potsdam attraktiv macht. Es sollte benannt werden, was hier genau hinter den Fenstern passiert und dass es die Möglichkeit gibt auch für einmalige Veranstaltungen Räume anzumieten.
Wenn wir auf den Kurs CAPS LOCK – Changing Perspective on Design und unser Projekt mit dem Rechzentrum zurück blicken, werden verschiedene Erkenntnisse deutlich.
Zunächst stellte sich heraus, dass Kommunikation und Organisation innerhalb des Teams herausfordernd waren. Besonders schwierig war es, gemeinsame Termine zu finden und kontinuierliches Feedback zu erhalten. Wir haben letzten Endes erkannt, dass eine effiziente und strukturierte Teamorganisation eine essentielle Rolle spielen bei so einem Projekt.
Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass Design mit einem positiven social Impact bedeutet, die eigenen gestalterischen Vorlieben zurückzustellen und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zu hören. Diese Erkenntnis erfordert Empathie und Kund·innen Orientierung, wobei wir Designer·innen die Notwendigkeit erkennen müssen, dass diejenigen, mit denen wir zusammenarbeiten, oft über mehr Erfahrung und Fachkenntnisse in ihrem Bereich verfügen. Wir müssen andere Perspektiven ernst nehmen und zuhören, anstatt Probleme zu schaffen, die in diesem Fall für die Organisation gar nicht wirklich relevant sind. Genau das haben wir gelernt als die Idee im Raum stand einen Flyer zu gestalten. Zuerst haben wir dies gar nicht richtig ernst genommen und fanden es zu „einfach„, aber im Laufe des Projektes dann erkannt, dass ein Flyer eine wichtige und ernstzunehmende Kommunikationsstrategie für das Rechenzentrum darstellt.
Als schwieriger und aufwendiger als erwartet, stellte sich die Koordination von Treffen und Feedbackgesprächen heraus, diese sind aber auf jeden Fall elementar wichtig und sehr aufschlussreich.
Die Idee, dass eine frühzeitige Kontaktaufnahme und Planung die Projektumsetzung verbessern können, verdeutlicht die Bedeutung eines gut durchdachten Zeitplans. Dies ist besonders relevant, da Zeit oft ein begrenzender Faktor für die Umsetzung von Projekten ist. Dennoch ist die Koordination von Treffen elementar wichtig und die Feedbackgespräche sehr aufschlussreich.
Ebenfalls wichtig war der theoretische Input und die kritische Reflexion im Zusammenhang mit Design und Kapitalismus. Diese Aspekte halfen uns, das weitreichende Ausmaß zu verstehen, in dem Design den Kapitalismus unterstützt und wie es historisch dazu beigetragen hat. Dieses Bewusstsein für die Verbindung zwischen Design und Kapitalismus führte zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Auswirkungen des Designs.
Wir haben alternative antikapitalistische Arbeitsmodelle wie Mutual Aid kennen gelernt, die uns darin geholfen haben über traditionelle Designpraktiken hinauszudenken und nachhaltige, sozial gerechte Lösungen zu suchen.
Schließlich erkannten wir, dass ein historisches Verständnis von Design und seiner Verbindung zum Kapitalismus von entscheidender Bedeutung ist. Design hat den Kapitalismus über Jahrhunderte hinweg beeinflusst, was zur Kapitalakkumulation und sozialen Ungerechtigkeit beigetragen hat. Dieses Wissen sensibilisierte uns Designer·innen dafür, die eigene Rolle kritisch zu hinterfragen und nach Wegen zu suchen, wie Design dazu beitragen kann, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.
Zusammengefasst verdeutlichen diese Erkenntnisse die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, Empathie, kritischem Denken und einer breiteren Wissensbasis für Designer·innen. Gleichzeitig werfen sie auch die Frage auf, wie Design in einer Welt, die stark von kapitalistischen Strukturen geprägt ist, dazu beitragen kann, soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.