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Take some Soma! The Happy Browser

In dem Kurs „Wicked Problems and Speculative Software“ bei Prof. Boris Müller ging es um die Frage, wie man sich einem Wicked Problem gestalterisch nähern kann. Im Folgenden gehe ich auf eine kurze Definition ein, was genau ein Wicked Problem ist und im Anschluss dazu auf mein Abschlussprojekt für diesen Kurs.

Definition: Wicked Problem

Auszug aus der Kursbeschreibung

Der von Horst Rittel geprägte Begriff der »Wicked Problems« bezeichnet komplexe, herausfordernde und unscharfe Probleme, die sich klaren Analysen und einfachen Lösungsstrategien entziehen. Aufgrund von hohen systemischen Abhängigkeiten führt der Versuch, »Wicked Problems« zu bewältigen, notwendigerweise zu widersprüchlichen und unvollständigen Ergebnissen. »Wicked Problems« kann man sich gestalterisch nur annähern - aber nicht lösen.

Aufgabe im Kurs

Mithilfe einiger Input Vorlesungen von Prof. Müller und eingeladenen Gästen wurde als Endabgabe für den Kurs definiert einen Prototyp zu gestalten und in Videoform am Ende zu präsentieren. Der Prototyp sollte sich gestalterisch an bestehenden Betriebssystemen orientieren (iOS, Windows, …) und ein selbstgewähltes Problem behandeln. Dafür habe ich mich vor allem mit der Problematik beschäftigt, wie Wissen und Information verloren geht, wobei der Mensch gleichzeitig dieses bewahren möchte.

Das Wicked Problem

Angefangen mit dem generellen Problem, dass der Mensch stets Wissen sammelt, aufbereitet, archiviert und wiedergibt, aber gleichzeitig dieses Wissen auch verloren geht, hab ich versucht ein größeres Wicked Problem zu definieren. Schnell findet man Kreisläufe wieder, die das wiederholende Problem belegen, inwiefern Wissen verloren geht. Sei es durch im Krieg zerstörte Bibliotheken, technische Ausfälle oder Schäden an Servern oder genereller Wissensverlust aufgrund gesellschaftlicher und kultureller Veränderung, Wissen und Information geht immer verloren. Nachdem ich dieses Gebilde in Form einer Infografik festgehalten habe, habe ich versucht interessante Knotenpunkte zu finden, denen man sich gestalterisch auf Softwareebene nähern könnte.

Inspiriert durch die beiden Klassiker Brave New World und 1984 wurde vor allem die Idee der Wissensunterdrückung/des Wissensentzugs interessant. Schließlich habe ich mich dafür entschieden, die Perspektive aus Brave New World anzunehmen und keine zentristisch-staatliche Sicht zu analysieren wie die in 1984.

Genau wie Brave New World an vielen Stellen eine Übertreibung/Satire ist, wollte ich dasselbe mit meinen Prototypen erreichen. Es sollte weniger darum gehen, ein Problem zu lösen, sondern viel mehr darum, ein Problem zu überspitzen. Aus diesem Grund hab ich mir das soziale Phänomen des sog. Doomscrollings, also der Überrepräsentation an negativen Informationen im Gegensatz zu positiven und deren Konsum, genauer angeschaut. Das Gegenstück dafür wird als Gleefreshing bezeichnet, ein ähnliches Phänomen wie bei Brave New World. Statt sich mit negativen Nachrichten oder Inhalten zu konfrontieren soll sich der Mensch nur mit optimistischen bis hin zu sogar belanglosen Inhalten beschäftigen. In extremen Ausmaßen führt dieses Verhalten unweigerlich wieder zu einer Art des Wissens- und Informationsverlusts, da jegliche Bildung z.B. über aktuelle Konflikte im Weltgeschehen ausgeblendet werden.

Was ist Soma?

Was folgt ist die Definition der Droge Soma welche im Buch Brave New World der Bevölkerung frei zur Verfügung steht. Dies ist auch die Inspiration für den Namen des Browsers

Um größere Gefühlsschwankungen zu vermeiden, die zu negativen Verstimmungen führen können, nehmen die Menschen regelmäßig Soma ein, eine Droge, die stimmungsaufhellend und anregend wirkt und auch als Aphrodisiakum verwendet wird. Anders als Alkohol hat es bei üblicher Dosierung keine Nebenwirkungen und wird synthetisch hergestellt. Motto: Ein Gramm versuchen ist besser als fluchen. bzw. Lieber ein Gramm als zu Missmut verdammt.

Link

Der Prototyp

Für die Umsetzung habe ich mich dazu entschieden einen Browser zu gestalten, der nur positive Inhalte wiedergibt. Dabei werden auch bei negativen Suchanfragen keine Ausnahmen gemacht, weshalb es mir wichtig war dafür ein Beispiel mit einzubauen. Hierfür wird nach möglichen Folgen der Klimakrise gesucht, die in den Ergebnissen allerdings in rein positive Aspekte wiedergegeben werden. Neben der allgemeinen Suche gibt es auch einen Bereich, der an ein soziales Netzwerk erinnert, in dem Fall der Soma Club, welcher an Twitter angelehnt ist. Hier können sich Nutzer*innen vernetzen und austauschen, allerdings sich nicht komplett so äußern wie sie es möchten. Den auch hier greift Soma. Sollten Formulierungen von eigenen Inhalten zu negativ oder kritisch klingen, wird der Inhalt automatisch umformuliert. Der Sinn bleibt derselbe, aber die Wortart wird freundlicher und weniger negativ wiedergegeben.

Im Falle, dass Nutzer*innen doch mal versuchen sollten aus dem streng reglementierten Rahmen auszubrechen, indem sie z.B. direkt Links suchen, wird trotzdem eine sehr grobe Zensur durchgeführt. Dabei wird bewusst mit visuellen Extremen gearbeitet, wie z.B. mit schwarzen Zensur-Balken. Soma ermöglicht es, mit viel Aufwand diese Balken auch zu entfernen, versucht aber auch dann noch den Weg wieder zurück zu den eigenen Ergebnissen zu ebnen.

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Video: Welcome to Soma!

Ein wichtiger Aspekt der Abgabe in diesem Kurs war es, den Prototypen in einem Video zu inszenieren. Dafür habe ich mithilfe der Seite MurfAI eine weibliche KI Stimme genutzt, um ein Gefühl zu erschaffen, als ob man sich gerade ein Werbevideo anschauen würde.

Kurzbeschreibungen DE & ENG

Deutsch

Ziel dieses Projekts war es ein sogenanntes Wicked Problem, also ein unlösbares und verzwicktes Problem, im Kontext einer Software zu visualisieren. Dafür hab ich, inspiriert durch das Buch Brave New World, ein extremes Gegenstück zum Doomscrolling gestaltet. Das Ergebnis ist ein Browser, der nur positive bis hin zu belanglose Inhalte wiedergibt, alles Schlechte und unbequeme wird ausgeblendet.

Englisch

The goal of this project was to visualize a so-called Wicked Problem, i.e. an unsolvable and tricky problem, in the context of a software. Inspired by the book Brave New World, I created an extreme counterpart to doomscrolling. The result is a browser that displays only positive to trivial content, everything bad and uncomfortable is hidden.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im Masterstudium

Betreuung

foto: Prof. Boris Müller

Zugehöriger Workspace

Wicked Problems and Speculative Software

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023